MANOWAR: Interview mit Scott Columbus
01.01.1970 | 01:00Es gibt doch immer wieder Augenblicke im Leben eines kleinen Online-Magazin Redakteurs, bei dem er weiche Knie bekommt, vor Aufregung die Handflächen schwitzen und sich ein gewisses Maß an Lampenfieber breit macht. Besonders dann, wenn er am anderen Ende der Telefonleitung Musiker sitzen hat, die einen gewissen Kultstatus besitzen – in diesem Fall war es Mr. Scott Columbus, seines Zeichens Drummer der Kings Of Metal.
Grund für dieses aufschlussreiche Interview ist natürlich der bevorstehende Release von MANOWARs neuster Scheibe „Warriors Of The World“.
Alex:
Hi Scott, wie geht es dir?
Scott:
Hi Alex!
Danke, sehr gut und das obwohl ich schon die ganze Woche hier sitze und ein Interview nach dem anderen gebe. Aber ich will mich nicht beklagen, es macht meistens doch sehr viel Spaß.
Alex:
Wird das nicht sehr langweilig, immer und immer wieder die selben Fragen zu beantworten?
Scott:
Manchmal ja, manchmal nein. Das kommt darauf, wie und welche Fragen gestellt werden. Vor einer Stunde hatte ich einen, den hätte ich über den ganzen Planeten treten können. Der Typ war so blöd, dass es durchs Telefon gepfiffen hat. Es ist schon manchmal faszinierend, was die alles wissen wollen.
Alex:
Na dann. Ich werde mal versuchen, mich besser zu verkaufen! Ich fang dann mal mit meinen Fragen an.
Scott:
(lacht) Aber pass auf, was du fragst.
Alex:
Ich fange mal ganz harmlos an. Wie beurteilst Du das neue Album „Warriors Of The World“?
Scott:
Es ist definitiv ein fantastisches Album geworden. Die zahlreichen Elemente die „Warriors Of The World“ vereinigt, hat es so noch nie im Metal gegeben. Wir spielen die gesamte Palette durch: klassische MANOWAR Songs, mit Doublebass und heavy Gitarren, aber auch von Klassik beeinflusste Tracks; schnelle, harte Songs, fantastische Soli; Eric (Adams) ist in Höchstform. Ich denke uns ist eine recht gute Mischung der Songs gelungen. Nimm dir „Valhalla“ als Beispiel. Ich finde das Stück ist unglaublich emotionsgeladen und trotzdem absolut heavy. Es ist eben 100% MANOWAR und wir sind sehr stolz auf unser Album.
Alex:
Es sind sehr viele Klassikelemente vertreten. Ist das der „neue“ Weg, den MANOWAR gehen? Metal meets Classic?
Scott:
So würde ich das nicht bezeichnen. Wir waren schon immer eine Band, die sich zu der klassischen Musik bekennt. Joey (DeMaio) dürfte der größte Richard Wagner Fan aller Zeiten sein! Aber nicht nur Wagner, auch Bach, Beethoven, Verdi, Vivaldi und so weiter. Klassik und Metal gehören unumstritten zusammen.
Um auf deine Frage zu kommen, MANOWAR werden keinen bestimmten Weg gehen. Die Band hat vor 20 Jahren schon gemacht was sie wollte und wird es auch weiterhin tun. Wir haben uns noch nie von irgendwelchen Labels oder Manager vorschreiben lassen, welche Songs wir zu schreiben haben oder aufnehmen sollen. Wenn du schon nach einem Weg fragst, dann gehen wir den Weg des Heavy Metal und im Metal gibt es keine Vorschriften oder Regeln.
Alex:
Das hat sich jetzt angehört, als würde Joey neben dir sitzen? (lacht)
Scott:
Hey, hast du einen Röntgenblick? Warte mal kurz...
Joey:
Hi brother! Wir sind MANOWAR, wir sind die Kings Of Metal, brother. Und niemand schreibt uns vor, was wir zu tun oder zu lassen haben – außer unsere Fans! Thats the bottom line, brother! See you on tour!
Scott:
(lacht) Du siehst, wir hören dich alle hier, also pass auf welche Fragen du stellst.
Alex:
Wow, dann führe ich gerade mit der gesamten Band ein Interview?
Scott:
Nicht ganz. Eric und Karl (Logan) sind auch gerade dabei, ein Interview zu machen. Joey hat seines gerade beendet, aber ich habe dich gerade auf den Lautsprecher geschaltet. Ich finde deinen Slang großartig. (lacht)
Alex:
Dann mach ich wohl gerade den Clown bei euch?
Scott:
Nein, nein, wir haben einfach nur viel Spaß momentan. Aus welcher Ecke Deutschlands kommst du denn?
Alex:
München, Bavaria!
Scott:
Hey, cool. München ist eine fantastische Stadt. Ihr Bayern habt ja so einen gewissen Stil wie die Schotten!
Alex:
Du meinst die Highländer?
Scott:
Ja. (lacht) Es kann nur einen geben!
Joey:
Hey Alex, bring me some fuckin „Ouguschteiner“ Bier! (Er meint das Augustiner Bier. Münchens bestes Brauereinprodukt! – der Verf.)
Alex:
Wenn ihr in München spielt, dann bringe ich euch ein paar Flaschen vorbei.
(Es folgen ein paar Sachen wie: Scott, wir fliegen sofort nach München – Sagt am Eingang bescheid, sie sollen den Alex nur mit Bier in die Münchner Halle lassen; usw.)
Scott:
Wie du hörst, haben wir wirklich eine Menge Spaß hier. Joey muss nun wieder selber zu einem Interview, also könnten wir nun ungestört weitermachen.
Alex:
Ja gut.
Wieder einmal handeln die meisten Texte auf „Warriors Of The World“ von Drachen, Schwertern und dem Kampf Gut gegen Böse. Setzt ihr bewusst auf diese Metal-Klischees?
Scott:
Oh, da müsstest du jetzt Joey fragen, denn er schreibt die Texte. Wobei, wenn du „Nessum Dorma“ nimmst, der Text ist in italienisch, also definitiv nicht von Joey (lacht).
Ich mach mir nicht viel aus den Texten von uns, ich bin ja auch Drummer. Du brauchst mich auch gar nicht genauer nach Tabulatoren oder Riffs zu fragen. Ich bin 100 % Drummer und mache 100 % meinen Job, das ist es was zählt. Aber weil du Klischees angesprochen hast, der Heavy Metal besteht doch zum größten Teil nur aus Klischees. Wir waren eine der ersten Bands, die das Fantasy-Thema so im Metal aufgenommen und geprägt haben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Bands davon. Warum auch nicht, das Thema passt optimal zum Heavy Metal. Und was gibt es schöneres als ausdrucksstarke Musik in Verbindung mit ausdrucksstarken Texten?
Alex:
So gesehen, stimme ich dir zu. Werdet ihr diese klassischen Songs live spielen?
Scott:
Wenn du „Nessum Dorma“ meinst, ja. Vermutlich werden wir, wie schon in der Vergangenheit, ein Keyboard auf der Bühne haben, das dementsprechend programmiert ist. Einen Chor oder gar ein ganzes Orchester können wir mit Sicherheit nicht auf die Bühne stellen. In den meisten Hallen würde sowieso der Platz fehlen.
Ganz anders als im Studio. Du kannst auch hierauf 100 Prozent verlassen, dass wir alles original eingespielt haben. Wir haben ein Orchester und einen großen Chor im Studio plaziert und die Songs eingesungen. „Nessum Dorma“ wurde von Eric live, zusammen mit dem Chor, gesungen.
Alex:
Meinst du, dass Eric den Song auch wirklich live singen kann?
Scott:
Wenn er das im Studio schafft, dann schafft er das auch „on stage“! Aber eigentlich war das schon wieder keine Frage für mich, sondern für ihn! (lacht)
Alex:
Okay, okay. Zurück zur neuen Scheibe. Auf dem Cover fehlt mir die Deutsche Flagge. Warum?
Scott:
(Pause) Meinst du die Single oder das Album?
Alex:
Das Album. Nuclear Blast hat mir ein Cover per Email geschickt, auf dem keine deutsche Flagge abgebildet ist.
Scott:
Also das ist sehr seltsam. Ich bin mir sicher, sie ist drauf. Sie muss ganz einfach drauf sein!!
Vielleicht auf der Rückseite?
Alex:
Also nicht auf dem Bild hier, ich habe nur die Front. Ist das vielleicht nur ein Entwurf vom richtigen Cover?
Scott:
Ist durchaus möglich, ich weiß es nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Deutsche Flagge fehlen könnte? Immerhin ist Deutschland so etwas wie unsere zweite Heimat!
Alex:
Es ist ja bekannt, dass MANOWAR Deutschland und die deutschen Fans sehr mögen.
Scott:
Yeah! Deutschland ist großartig. Das Land, die Leute, das Essen (aus dem Hintergrund – Und das Bier!) (lacht) und vor allem die Fans. Ich glaube auf der ganzen Welt gibt es keine treueren Fans als die Deutschen. Wir haben jedes mal sehr viel Spaß, wenn wir nach good old Germany kommen.
Alex:
So wie damals, 1987 in Landshut auf dem Christmas Festival.
Scott:
Was meinst du genau?
Alex:
Das mit SAXON und LIZZY BORDEN! Ich weiß noch genau, als du die Zugabe nackt hinterm Schlagzeug gespielt hast (lacht).
Scott:
Hell yeah! Stimmt! Das war ein Spaß. Jetzt erinnere ich mich daran. Das war in so einer Sporthalle. Die komplette Rückwand der Halle war mit unseren Boxen verdeckt. Mann, war das ein Spaß (lacht)!
Alex:
Wie kam es denn dazu, dass du so ganz „ohne“ gespielt hast?
Scott:
Nun, es war unser letzter Gig in Europa. Meistens lassen sich die Jungs was ganz besonderes einfallen. In dem Fall hat mir irgendwer meine Drumsticks geklaut und durch zwei Dildos ersetzt. Als ich zurück auf die Bühne kam, lagen auf meinem Snare die beiden Dinger, aber weit und breit keine Sticks. Ich wusste momentan gar nicht so richtig was das soll und wollte wieder von der Bühne. Da kamen auch schon Joey, Eric und Ross. Noch während sie auf die Bühne gingen, begann das Intro zu „Battle Hymns“. Mir bleib nichts anderes übrig, als mit den Dildos zu spielen. Mann, das war furchtbar, aber die Show musste ja weitergehen. Eric konnte vor Lachen kaum singen und wir spielten das Intro zweimal. Jedes mal wackelten die Dildos wenn ich auf die Becken schlug. Der Drumsound war einfach nur schlecht, das kannst du dir ja denken, aber trotzdem, spielte ich den Set, als hätte ich meine Drumsticks in der Hand.
Alex:
Ich glaub es war im Mittelteil von „Battle Hymns“ als du die Hosen fallen gelassen hast?
Scott:
Richtig. Der ruhige Part, in dem nur Eric und Joey zu hören sind. Ich bin aufgestanden und hab mir die Shorts runtergezogen. Eigentlich wollte ich nur der Band spaßeshalber meine nackten Hintern hinstrecken. Ich weiß bis heute nicht, warum ich komplett aus der Hose gestiegen bin. Jedenfalls hat sie sich mein Roadie geschnappt und hinter die Bühne geschafft. Dann musste ich mich wieder setzen, denn der Song ging ja weiter. Als der zu Ende war, holte mich Joey vor, auf die Bühne. Natürlich konnte ich nicht einfach so vors Publikum treten, also hab ich ein Becken abgeschraubt und es mir von meinen... du weißt schon gehalten. Das war ein Riesenspaß. Super, dass du mich daran erinnert hast. Ich hatte das schon fast wieder vergessen.
Alex:
Nicht nur für dich, auch für die Frauen im Publikum. Die konnten ihre Köpfe gar nicht hoch genug strecken!
Scott:
(lacht) Das hab ich schon mitbekommen. Urplötzlich standen viele Frauen in der ersten Reihe. Wie gesagt, das Becken vor meinem „Stick“ war die letzte Rettung für mich (lacht).
Alex:
Kommen wir zurück zum neuen Album. „Warriors Of The World“ hab ich lediglich als Tape erhalten, also keine Promo CD wie üblich. Weshalb?
Scott:
Oh, davon weiß ich absolut gar nichts. Um so etwas kümmert sich das Management.
Alex:
Könnte es sein, dass somit Raubkopien und MP3 verhindern will? Ich meine, bevor das Album überhaupt auf den Markt kommt?
Scott:
Könnte schon sein.
Alex:
Okay. Fast 6 Jahre sind vergangen, bevor MANOWAR ein neues Studioalbum herausgebracht haben. Warum haben MANOWAR die Fans so lange warten lassen?
Scott:
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen haben wir das Label gewechselt, wie du weißt. Das bringt immer einige Probleme mit sich, vor allem dann, wenn du gerade mitten drin bist, Scheiben neu digitalisiert auf den Markt zu bringen. Es gab zähe und zahlreiche Verhandlungen, die natürlich den Songwritingprozess beeinträchtigen. Dann war die Band mit den Live-Alben beschäftigt. Die haben eine Menge Zeit verschlungen, weil MANOWAR eben alles 100 % perfekt gestalten. Dann haben wir eine ganze Menge getourt. Wir waren zweimal mit der „Louder Than Hell“ auf World-Tour, da ist dann auch das Video und die DVD entstanden. Und MANOWAR sind eine Band, die keine Songs „on the road“ schreiben. MANOWAR sind 100 Prozent – entweder auf Tour oder im Studio. Was anderes gibt es nicht. Wenn du Stücke wie auf der „Warriors Of The World“ schreiben willst, da kannst du nicht on tour sein, das wird nichts. Joey ist Perfektionist und würde nie eine halbe Sache machen. Dann waren da auch noch ein paar persönliche Problem innerhalb der Band. Also nicht untereinander, aber wir haben ja auch noch ein Privatleben.
Das alles gab den Ausschlag dafür, dass „Warriors Of The World“ so lange gebraucht hat.
Alex:
Zwei Live-Alben ("Hell On Wheels" und "Heel On Stage") hintereinander und das Video dazu. Man hat euch deswegen der Abzocke an den Fans bezichtigt. Wie siehst du das?
Scott:
Ich weiß, ich kenn den Vorwurf, aber ich kann dir versichern, dass es nicht unsere Absicht ist, die Fans in irgendeiner Weise abzuzocken. MANOWAR hatten bis zu dem Zeitpunkt kein Live-Album auf dem Markt, dafür aber jede Menge schlechter Bootlegs. Wir dachten, es wäre an der Zeit, ein vernünftiges Live-Album zu veröffentlichen, dass auch den Fans Spaß machen würde. Dass es zwei Alben werden würden, hat uns selbst überrascht, aber es waren einfach so viele fantastische Songs vorhanden. Außerdem hat noch keine Metalband auf der Welt zwei Live-Scheiben hintereinander veröffentlicht, somit sind wir mal wieder einzigartig (lacht); wobei ja auch hier zwei Jahre zwischen den Veröffentlichungen liegen.
Das Video ist ja eigentlich eher eine Dokumentation über uns; zwar sind einige Songs darauf, aber im Großen und Ganzen geht es doch darum, wie wir auf Tour sind.
Alex:
Ich kenne das Video. Aber warum so viel MANOWAR auf einmal?
Scott:
Warum? Ganz einfach. Das ist der beste Beweis, dass wir uns von keinem Label etwas vorschreiben lassen. MANOWAR machen was die Fans wollen und die wollten MANOWAR live hören und sehen!
Außerdem, keiner zwingt dich die Alben oder das Video zu kaufen, oder?
Alex:
Das ist richtig. Andere Frage: wann wird die Tour zum neuen Album starten?
Scott:
Vermutlich im Herbst. Momentan drehen wir ein Video zur Single „Warriors Of The World Unite“. Dann wird es in den USA einige Warmup-Gigs geben, anschließend viel, viel Pressearbeit. Im April starten wir eine kleine Promotion-Tour. Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen.
Alex:
Werden wir wieder MANOWAR pur erleben, also ohne Vorband?
Scott:
Was du alles wissen willst? (lacht) Leider ist mir nichts darüber bekannt, wie die Tour aussehen wird. Ich kann dir nicht mal sagen, ob unser Management mit Bands in Verhandlung steht. Ich denke, du solltest dich einfach überraschen lassen.
Alex:
Apropos Überraschungen – habt ihr irgendetwas an Überraschungen für die Fans geplant? Sei es auf der Tour, auf den Festivals oder sonst was?
Scott:
Nun, MANOWAR haben immer etwas für ihre Fans in der Kiste, aber ich werde dir nichts verraten, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr, oder? Zu den Festivals kann ich dir nur sagen, dass wir uns enorm freuen, in Europa auf den Open Airs zu spielen. Das „Gods Of Metal“ in Italien wird bestimmt verdammt gut werden.
Alex:
Kommt ihr mit den Harleys? Das war doch eine coole Sache, als ihr mit euren Maschinen durchs Publikum gefahren seid.
Scott:
Könnte durchaus möglich sein, wobei ich es wirklich nicht weiß, was alles geplant ist. Da müsstest du dich mit Joey unterhalten, der kann dir bestimmt mehr darüber erzählen.
Alex:
Wie wird die Setlist aussehen? MANOWAR haben so viele Songs in petto, da könntet ihr jeden Abend eine andere Setlist spielen.
Scott:
(lacht) Das ist wohl richtig. Ich denke, wir werden es wie immer halten und unsere Setlist nach den Fans richten. Wir spielen in jedem Land immer ein paar andere Songs. Die Deutschen lieben zum Beispiel „Spirit Horse Of The Cherokee“. Da singt immer die komplette Halle mit. Ebenso wie „Herz aus Stahl“, das speziell für euch in Deutschland umgeschrieben wurde. Wie die Setlist im Einzelnen aussieht, weiß ich aber auch nicht, das entscheidet sich erst kurz vor der Tour.
Alex:
Gerüchte besagen, dass ihr auf den deutschen Festivals nicht spielt, weil eure Gagenvorstellung zu hoch ist. Was ist an den Gerüchten dran?
Scott:
Tut mir leid, aber auch dazu kann ich dir nichts sagen. Ich kümmere mich nicht um Geld oder was ein Auftritt von uns kostet. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir teurer sein sollten als andere namhafte Bands. Wir spielen gerade in Amerika viel Club-Gigs, die uns meistens mehr kosten, als wir einnehmen. Wir machen das unseren Fans zu Liebe.
Schau, Alex, ich kann dir ja nicht mal sagen, ob wir überhaupt anfragen von deutschen Festivals erhalten haben. Wie gesagt, ich kümmere mich um meine Drums und alles andere, machen Leute, die davon mehr Ahnung haben als ich.
Alex:
Okay, schon in Ordnung.
Wie bereitest du dich, speziell als Drummer auf eine Tour vor.
Scott:
Also, ich übe sehr viel. Eigentlich jeden Tag ein paar Stunden. Ich fange sehr langsam an, so ca. 2 Monate vor Tourbeginn. Ich steigere meine Pensum dann täglich. Zum Schluss komme ich dann auf gut 4 Stunden, die ich am Stück durchspiele. Dann achte ich sehr auf meine körperlich Fitness. Ich laufe und schwimme viel, achte auf meine Ernährung. Ich mache ein spezielles Krafttraining für meine Beine und Arme.
Du musst dir vorstellen, wenn du on stage bist und fast permanent Doublebass spielen musst, dass dich das sehr viel Kraft kostet. Ich triggere zum Beispiel nicht, weil ich mit dieser Technik nichts anfangen kann. Das bedeutet bei Songs wie „Black Wind, Fire & Steel“ oder „The Power“ eine Menge Anstrengung; das kostet Kraft und Kondition.
Wenn ich im Studio bin, dann geht das auch nur, wenn ich 100% fit bin. Wie du weißt, spiele ich die Drums live ein. Das heißt, es ist bereits alles fertig, Gitarren, Bass, Gesang und das Drumherum. Erst dann kommen die Drums zur Aufnahme dran. Das heißt für mich, ich muss absolut fit sein und die Songs aus dem FF kennen; vorher lässt mich Joey nicht ins Studio (lacht).
Alex:
Und wie sieht es mit der Band aus? Wie viel probt ihr vor einer Tour?
Scott:
Oh, jede Menge. Wir proben eigentlich auch jeden Tag. Vor allem kurz vor Beginn einer Tour. Da spielen wir täglich den kompletten Set herunter, einfach um keine Fehler zu machen.
Das gilt speziell für Eric und mich, weil wir einfach auch noch physischen Anstrengungen unterworfen sind. Eric muss seine Stimme auch erst ganz langsam aufbauen, um einfach den Stress einer World-Tour zu überstehen.
MANOWAR haben die Einstellung, dass man nur durch viel, viel Übung zum Profi wird. Wenn man dann Profi ist, dann muss man noch mehr üben, um diesen Standard aufrecht zu halten. MANOWAR sind Profis, in jeder Beziehung und wir wollen den Fans die bestmögliche Show liefern, die es gibt.
Alex:
Warum schreibt eigentlich Eric Adams keine Texte?
Scott:
Das solltest du Eric fragen? Ich weiß es nicht und wenn ich ehrlich bin, kümmert mich auch das nicht sonderlich. Ich bin für meine Drums verantwortlich. Wenn Joey mit einem Song zu mir kommt, dann kommt er wegen den Drums zu mir und nicht wegen den Lyrics, verstehst du?
Alex:
Das ist mir schon klar. Ich dachte halt nur, du würdest wissen, warum Joey alles alleine macht.
Scott:
Das macht er ja nicht. Wie gesagt, er kommt mit Songs zu mir und bespricht mit mir, welche Drums ich dazu spielen kann. Stell dir das so vor: Joey gibt mir ein Tape mit einem Rough-Mix aus Bass und Gitarren, die er meist schon mit Karl im Vorfled aufgenommen hat. Dann sagt er zu mir, ich solle die Drums dazu machen. Also setze ich mich hin, und schreibe die Drumparts auf. Ich spiele diese dann und nehme sie ebenfalls auf Band auf. Das Ganze gebe ich dann Joey. Wenn es passt, nimmt Joey die Drumparts zusammen mit den Riffs auf und wir hören uns das gemeinsam an.
Mit Eric läuft das ganz genauso ab. Er gibt ihm zusammen mit einem Tape den Text und wartet dann darauf, wie Eric das singt.
Im Endeffekt trägt jeder von uns etwas zu den Songs bei, nur Joey hat das sagen, was gut ist und was nicht. Letztendlich ist Joey der Boss der Band und bestimmt was geschehen wird. Er fügt jedes kleine Detail zusammen und macht daraus einen Song. Allerdings, wenn wir ins Studio gehen, dann sind die Songs schon perfekt. Das spart uns Zeit im Studio. Natürlich muss jeder von uns optimal vorbereitet sein, aber ich sagte ja schon, wir sind alle Profis und verhalten uns auch so.
Alex:
Würde es dich nicht reizen, selbst komplette Songs zu schreiben?
Scott:
(lacht laut) Hey, du triffst gerade einen wunden Punkt bei mir!
Alex:
Wieso denn das?
Scott:
Ich bin nämlich gerade dabei, ein Soloprojekt zu machen.
Alex:
Aha! Lass mal was darüber hören?
Scott:
Nein, nein, mein Freund. Soweit sind wir noch nicht (lacht). Ich kann dir nur sagen, dass es sehr, sehr heavy wird und wenn alles klappt, kommt es Ende diesen Jahres heraus. Mehr kann und will ich dir als Info noch nicht geben!
Alex:
Schade, aber ich akzeptiere das.
Was anderes: warum haben MANOWAR in Europa mehr Erfolg als in ihrer Heimat?
Scott:
Schwierige Frage. Ich denke das liegt einfach daran, dass die Europäer offener sind, als die Amerikaner. Bei uns sind die Leute sehr beeinflussbar von den Radiostationen und den Fernsehanstalten. In Amerika ist das so: die spielen im Radio einen Song und der DJ sagt, der ist klasse. Und schon kaufen die Kids die Scheiben wie verrückt. In Europa ist das noch ganz anders. Hier hören sich die Leute erst mal die Musik haargenau an, bevor sie sich die Scheibe kaufen. Dann kommt noch hinzu, dass der Heavy Metal in Amerika sehr wenig Einfluss ausübt und eigentlich immer noch Undergroundcharakter hat. Außer du hast ein LIMP BISKIT Shirt an, dann bist du der King (lacht). Nur hat die ganze New Metal Sch**sse, nichts mit dem zu tun, was wir machen.
Tatsache ist, dass die Europäer viel offener dem Metal gegenüberstehen als die Amis. Das wird der Grund sein, warum wir in Europa erfolgreicher sind. Mir persönlich ist das ganz recht, weil ich mich mit der europäischen Geschichte mehr auseinandersetzen kann, als mit der amerikanischen.
Alex:
Dann bist du kein Patriot?
Scott:
Doch, eigentlich schon. Mir geht es nicht um Patriotismus, sondern einfach darum dass die amerikanische Geschichte noch viel zu neu ist. In Europa gab es die Ägypter, Griechen, Römer, Germanen und so weiter. Das sind alles uralte, traditionsreiche Völker, deren Geschichte mich unheimlich interessiert. Allein schon die nordische Saga mit ihren ganzen Göttern, die ja oft von MANOWAR besungen wurde, ist fantastisch. So etwas gibt es in Amerika nicht. Bei uns könntest du höchstens über irgendwelche Westernhelden einen Song machen, das war’s dann auch schon (lacht).
Alex:
Gehen wir von der Geschichte weg, zur Neuzeit: was halten MANOWAR vom Internet und speziell vom MP3 download?
Scott:
Das Internet an sich, ist eine fantastische Geschichte. Nirgends bekommst du schneller Information und Nachrichten als von dort. Auch was die Kommunikation angeht, ist es hervorragend. MANOWAR halten sehr viele Email-Kontakte zu Fans aufrecht.
Was allerdings die MP3 Sache betrifft? Kurz gesagt: gestohlen ist gestohlen! Ich finde es zum Kotzen, was da im Internet abgeht. Ich spreche nicht von MANOWAR, aber von den vielen kleinen Bands, die wegen so was vor die Hunde gehen. Die heutigen Produktionen kosten ein Schweinegeld und vieles wird durch Labels vorfinanziert. Wenn dann allerdings keine Kohle reinkommt, dann sind sowohl die Bands, auch als die Labels pleite. Das macht die Musik kaputt!
Mehr will ich darüber nicht sagen!
Alex:
Schon in Ordnung, Scott. Was hältst du von Online Metal-Magazinen?
Scott:
Oh, ich finde die großartig und eine echte Konkurrenz zu den Print-Mags. Ich sehe mir gerade im Moment deine Seite an – ich habe ja hier alle Infos liegen – leider verstehe ich kein Wort von dem Ganzen, ich kann kein Deutsch! Aber was ich so auf den ersten Blick sehe, habt ihr ja eine ganze Menge an Reviews online, darunter auch viel große Bands. Hier auf dem Zettel steht, dass ihr die komplette MANOWAR Discographie online habt. Ich würde die gerne mal lesen, in Englisch natürlich. Auch eure Interviews scheinen mir recht gut zu sein, soweit ich das jetzt sagen kann.
Alex:
Wenn ich Zeit habe, dann könnte ich dir die Discographie mal übersetzen und zuschicken, falls du willst?
Scott:
Das wäre echt super von dir. Lass dir ruhig Zeit damit, im Moment habe ich recht viel um die Ohren.
Alex:
Oder ich drucke die aus und gebe sie dir, wenn ihr nach München kommt!
Scott:
Das wäre natürlich auch eine Supersache. Ich notier mir das ganz kurz. Warte mal.
Wie war dein Nachname?
Alex:
Kragl!
Scott:
Was? Buchstabiere mir das mal.
Alex:
K R A G L
Scott:
What the hell is that (lacht)? Aber ich hab’s mir notiert. Wenn wir in München sind, dann melde dich bei unserem Tourmanager, okay?
Alex:
Werde ich machen. Nun weiter mit den Fragen.
Demnächst werden IRON MAIDEN einen Gig live im Internet übertragen. Wäre das auch bei MANOWAR denkbar?
Scott:
Hmmm... ich weiß nicht, ob das so gut ist. Ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, wie so etwas funktionieren soll. Keine Ahnung!
Alex:
Nun gut. Hier noch ein paar persönliche Fragen an dich.
Scott:
Okay. Schieß los!
Alex:
Wie geht es deiner Familie, speziell deinem Sohn?
Scott:
Danke, für die Frage, es geht ihnen sehr gut. Mein Sohn hat sich hervorragend erholt und ist mittlerweile der größte Metal-Fan den ich kenne. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht zu ihm ins Zimmer komme und ihn bitte, die Musik leiser zu machen (lacht). Es hat sich wirklich alles zum Besten entwickelt und darüber bin ich sehr, sehr froh.
Alex:
Welche Musik hörst du privat?
Scott:
Alles. Angefangen von normaler Rockmusik über Hard Rock, Metal bis hin zur klassischen Musik und schwerer Klassik. Auch einige Pop-Songs sind ganz in Ordnung. Was ich weniger mag sind so HipHop und Rap-Sachen. Ich finde das hat nichts mit Musik zu tun, das ist Sprechgesang. Ich liebe den Bombast in der klassischen Musik. So ein Orchester löst unbeschreibliche Gefühle aus. Auch Opern höre ich mir sehr gerne an.
Alex:
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Scott:
Das wenn ich heute schon wüsste (lacht). Ich hoffe, dass ich weiterhin hinter dem Schlagzeug bei MANOWAR sitze und Spaß an der Musik habe. Außerdem hoffe ich, dass ich in 10 Jahren meine dritte Soloscheibe herausgebracht habe und endlich Millionär bin (lacht).
Nein, im Ernst. Ich mache mir über die Zukunft keine großen Gedanken; es kommt, wie es kommen muss.
Alex:
Was gefällt dir in Deutschland am Besten?
Scott:
Wie Eingangs schon ewrwähnt, vor allem die Leute hier. Ich habe selten Menschen getroffen, die meine Art von Humor so teilen, wie die Deutschen. Ich liebe Land und Leute. Einzig und allein die Größe des Landes ist nicht ganz so mein Fall. Amerika bietet hiervon genügend. Ich genieße es kilometerweit über das Land zu fahren, aber dabei keine Menschenseele zu treffen. In Deutschland ist so etwas unmöglich.
Was mag ich denn noch alles an Deutschland?
(Aus dem Hintergrund: Bring me the fuckin „Ouguschteiner“-beer – right now!! – allgemeines Gelächter!)
Genau, das Essen und Trinken bei euch, das ist auch noch Klasse (lacht). Und wie gesagt, die Leute hier. Ganz egal ob Jung oder Alt, ich komme mit der deutschen Mentalität sehr gut zurecht. Ich bin wirklich gern in Deutschland!
Alex:
So, ich wäre mit meinen Fragen am Ende.
Abschließend noch ein paar Worte an unsere Leser?
Scott:
Klar!
Ich danke den deutschen Fans für die Geduld, die sie aufgebracht haben. Viele Jahre habt ihr auf eine neues MANOWAR-Album warten müssen, dafür werdet ihr mit „Warriors Of The World“ wirklich entschädigt. Wir freuen uns darauf, euch alle an tour zu sehen.
Alex:
Scott, ich danke dir für dieses Interview. Alles Gute für die Zukunft!
Scott:
Nein, ich muss dir danken, Alex. Das war ein sehr lustiges Interview. Ich hoffe wir treffen uns auf der Tour – deinen Namen habe ich ja. Und vergiss das Bier nicht, brother!
Bye Alex, and good luck for you're Powermetal-Mag!
- Redakteur:
- Alex Kragl