MEGADETH: Interview mit Glen Drover

12.07.2007 | 22:26

Vor etwa zwei Monaten haben MEGADETH ihr neues Studioalbum "United Abominations" veröffentlicht, mit dem sich die Mannen um Mastermind Dave Mustaine im Vergleich zur gutklassigen Comeback-Scheibe "The System Has Failed" nochmals steigern konnten.

Im Zuge der "Call Of Duty"-Tour, die die Band allerdings nur für zwei Konzerte nach Deutschland führte, packten wir die Gelegenheit beim Schopfe, und wollten Dave Mustaine vor dem Konzert in Karlsruhe-Durlach am 20.06.2007 interviewen. Aber: Fehlanzeige! Der Meister schien, aus welchen Gründen auch immer, offenbar keine Zeit oder Lust zu haben. Stattdessen gab uns Gitarrist Glen Drover Auskunft über die Tour, das Bandklima und die Aussichten auf weitere Studioalben von MEGADETH.


Martin:
Zunächst mal gratuliere ich zur neuen MEGADETH-Scheibe "United Abominations".

Glen Drover:
Ja, vielen Dank.

Martin:
Was Interviewmöglichkeiten mit Dave anbelangt, war ich ja schon ein wenig überrascht. Warum gibt er denn auf einmal keine Interviews mehr, nachdem die Scheibe nun veröffentlicht ist und ihr auf Tour seid? Weißt du, weshalb?

Glen Drover:
Nein. Keine Ahnung! Tut mir leid. (lacht lauthals)

Martin:
Wie empfindest du denn die jetzige Tour? Wie läuft es denn? Bist du mit den Fanreaktionen bei Livekonzerten zufrieden?

Glen Drover:
Ja, bis jetzt läuft alles großartig. Die Fans sind klasse, überall wo wir gespielt haben. Ja, die Resonanzen waren großartig.

Martin:
Du und dein Bruder Shawn Drover (Schlagzeug) seid nun seit 2004 Mitglieder von MEGADETH. Wie kam es zu eurem Einstieg?

Glen Drover:
Oh, das ist eigentlich eine ziemlich lange Geschichte. Ich versuche, sie kurz zu halten. Da gab es einen Fan in der Band, in der ich mit Shawn schon lange spiele: EIDOLON. Er brachte mich in Kontakt mit Dave McRobb. Er ist der Webmaster der offiziellen MEGADETH-Website www.megadeth.com. Dave McRobb wusste, dass Dave Mustaine EIDOLON kannte und er wusste, dass ich und mein Bruder dort spielen. Dave McRobb meinte: Ja, vom Stil her würdet ihr vielleicht gut zu MEGADETH passen. Man kontaktierte mich über die Möglichkeit eines Einstiegs bei MEGADETH und man fragte mich, ob ich interessiert sei. Natürlich war ich interessiert! Ich sprach mit Dave McRobb und er brachte mich direkt in Kontakt mit Dave Mustaine. Wir haben uns ausgiebig unterhalten, ich schickte ihm Demomaterial mit einigen MEGADETH-Titeln, die ich einspielte sowie einem Video. Das Demo gefiel ihm sehr. Dave war dann ziemlich sicher, dass es mit mir als Bandmitglied funktionieren könnte. Also flog er mich von Kanada nach Arizona ein und wir begannen mit den Proben für unsere erste gemeinsame Tour. Das war im Oktober 2004. Das MEGADETH-Line-up bestand damals aus mir, Dave und James MacDonough von ICED EARTH. Und Nick Menza (Schlagzeug) war zu dieser Zeit zur Band zurückgekehrt. Aber nach einer Woche des Probens zeigte es sich, dass es mit Nick Menza aus verschiedenen Gründen nicht funktionierte. Dave fragte daher meinen Bruder Shawn, ob er bei MEGADETH einsteigen würde. Er wusste ja, dass ich mit meinem Bruder Shawn schon lange zusammen spiele. Shawn stieg also ein. Das war schon verrückt. Er stieg sechs oder sieben Tage vor unserem ersten Konzert ein und er musste sich alle Songs draufschaffen und sie lernen. Das war abgefahren, aber auch sehr aufregend. So sind wir also zu MEGADETH gestoßen.

Martin:
Wie sieht es mit den Song-Credits von "United Abominations" aus? Hat Dave die Grundstruktur der Lieder entwickelt und sie dann mit dir im Detail ausgearbeitet? Erzähle mir doch bitte etwas über den Songwriting-Prozess.

Glen Drover:
Wenn du ins Booklet hineinblickst, dann siehst du, dass Dave alle Texte und die gesamte Musik geschrieben hat. Bis auf einen einzigen Abschnitt von 'Never Walk Alone...A Call To Arms', den ich geschrieben habe. Das ist der kleine Instrumentalpart im Mittelteil. Den Rest hat Dave geschrieben. Das einzige, was ich noch anmerken kann ist, dass wir einen gewissen Einfluss bei den Arrangements hatten. Denn ich und Shawn kommen ja eher aus einer old-schooligen, härteren Richtung. Diesen Einfluss haben wir eingebracht. Und unsere erste gemeinsame Tour hatte vielleicht auch einen Einfluss, denn wir spielten Songs wie 'Set The World Afire', die schon seit Jahren nicht mehr von MEGADETH live gezockt wurden.

Martin:
Denkst du, dass ihr verstärkt in den Songwriting-Prozess im Falle eines weiteren MEGADETH-Studioalbums mit einbezogen werdet? Denkst du, dass sich da etwas ändern wird?

Glen Drover:
Ja, das ist schon möglich. Dave ermutigt uns zwar nicht dazu, Sachen einzubringen. Aber, wer weiß, was geschehen wird. Es ist schon möglich.

Martin:
Wie würdest du denn das Klima und die Chemie zwischen den Bandmitgliedern von MEGADETH beschreiben?

Glen Drover:
Die Chemie innerhalb dieses jetzigen Line-Ups ist sehr gut. Ich und mein Bruder Shawn wir spielen ja schon seit frühesten Jugendtagen zusammen. Ich war damals zehn Jahre alt. Schon als ich, noch bevor Shawn zur Band kam, Mitglied von MEGADETH wurde, kam ich sehr gut mit dem Gitarrenstil von Dave zurecht. Gerade im Rhythmusbereich. Von daher arbeiten wir wirklich von Anfang an sehr gut zusammen. Das ist schon ein wichtiger Punkt. Und James (Lomenzo) passt auch hervorragend zu uns. Wir haben wirklich eine sehr starke Besetzung bei MEGADETH. Ich denke, dass es bei Konzerten jeder hören und sehen kann, dass die Band-Chemie sehr gut ist.

Martin:
Wie würdest du denn den Charakter von Dave beschreiben? Und wie seine Arbeitsweise als Musiker? Fällt es dir leicht, mit ihm zusammenarbeiten und mit ihm zu komponieren?

Glen Drover:
Es ist wirklich sehr leicht, mit ihm zurecht zu kommen. Musikalisch harmonieren wir sehr gut. Wir kommen auch alle sehr gut miteinander aus und wir haben auch ein gesundes Maß an Respekt im Hinblick auf die musikalischen Fähigkeiten vor einander. Das ist natürlich hilfreich. Ich komme mit Dave sehr gut aus. Und es macht auch viel Spaß, bei MEGADETH zu spielen. Und darauf kommt es uns allen an.

Martin:
Dave leidet ja seit einige Jahren an einer Nervenkrankheit in seinem Rücken, die "Stenosis" heißt. Diese Erkrankung führt auch zu einem Taubheitsgefühl in seinem Arm. Hat er denn Schmerzen nach Liveauftritten? Spricht er überhaupt darüber?

Glen Drover:
Also er spricht nicht wirklich darüber. Dave ist schon ziemlich tough und hart im Nehmen. Er hat schon Rückenprobleme, mit denen er umgehen muss. Und das ist sehr unglücklich. Aber er kommt damit klar und es geht im nichtsdestotrotz gut. Er gönnt sich ausreichend Erholungspausen. Uns allen geht es gut. Wir versuchen auf Tour, auch hier in Deutschland, auf uns Acht zu geben, um die bestmögliche Show live zu zeigen. Darum geht es. Wir relaxen ausreichend zwischendrin, denn die Liveshows haben schon eine hohe Intensität.

Martin:
Dave hat vor einige Zeit in einem Interview mit dem "Guitar & Bass Magazine" folgendes Zitat von sich gegeben: "Dieses Album ("United Abominations") ist wirklich mein letzter Anlauf, um etwas Bedeutsames zu erreichen. Wenn es mir dieses Mal nicht gelingt, dann wird es wahrscheinlich kein nächstes Mal geben". Wie schätzt du denn die Chancen ein, dass es in Zukunft ein weiteres MEGADETH-Studioalbum geben wird? Auch im Hinblick auf die Erkrankung von Dave?

Glen Drover:
Na ja, wir genießen gerade die Zeit jetzt. Ich wiederhole mich: Wir haben ein sehr starkes Line-up und harmonieren musikalisch sehr gut. Wer weiß schon, was in Zukunft passieren wird? Ob wir noch ein Album machen oder vielleicht sogar fünf? Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Martin:
Also ich hoffe wirklich, dass ihr in Zukunft noch etliche Alben mit MEGADETH veröffentlicht!

Glen Drover:
Ja. Da hast du's! So muss man es sehen.

Martin:
Welche MEGADETH-Songs spielst du eigentlich live am liebsten und weshalb?

Glen Drover:
Also ich mag 'Tornado Of Souls' sehr wegen des coolen Intros. Diesen Titel spiele ich sehr gern. 'Hangar 18' ist ebenfalls genial. 'She-Wolf' mag ich auch sehr. Denn es groovt sehr und auch das Rhythmusmuster ist klasse. Da gibt es so viele, die ich gerne spiele. Aber die genannten heben sich für mich von den anderen ab.

Martin:
Nicht allzu viele Fans haben derzeit die Möglichkeit, MEGADETH auf eurer derzeitigen "Call Of Duty"-Tour live zu sehen. Wird es dieses Jahr noch weitere Konzerte in Deutschland geben oder vielleicht 2008?

Glen Drover:
Ich denke schon, aber ich bin nicht sicher. Derzeit gibt es keine Pläne diesbezüglich. Nach dieser Europatour ist bisher nichts terminiert. Wir müssen einfach warten und sehen, was sich ergibt.

Martin:
Ende 2006 hast du ja mit EIDOLON ein neues Studioalbum namens "The Parallel Otherworld" veröffentlicht. Wird es ein weiteres EIDOLON-Album in der Zukunft geben?

Glen Drover:
Gegenwärtig sind wir so sehr mit MEGADETH eingespannt. Wir hatten beim Label "Escapi Records" für ein Album unterschrieben. Wir unterschrieben diesen Vertrag, noch bevor ich bei MEGADETH einstieg. Der Einstieg von Shawn hat dann alles verändert. Wir haben das Album zwischen den Tourneen mit MEGADETH 2004 und 2005 fertig gestellt und es herausgebracht. Wir sind mit dem Album sehr zufrieden. Derzeit ist unser Fokus aber auf MEGADETH gerichtet. Wer weiß, was in Zukunft passieren wird? Derzeit gibt es keine Pläne für ein weiteres EIDOLON-Album.

Martin:
OK, dann nenn mir doch bitte noch deine fünf absoluten Lieblingsalben.

Glen Drover:
AL DIMEOLA - "Casino", RETURN TO FOREVER - "Romantic Warrior". Oh, Mann, da gibt es so viele. PAT TRAVERS - "Heat In The Street", PINK FLOYD - "Wish You Were Here"... Wie viele haben wir denn jetzt: vier? Tja, und natürlich "United Abominations".

Martin:
Danke für dieses Interview und weiterhin alles Gute auf Tour!

Glen Drover:
Kein Problem. Danke auch!

Redakteur:
Martin Loga

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