PAGANIZER: Interview mit Rogga

01.01.1970 | 01:00

Melodie? Schmeichelhafte Harmonien? Todesmetallischer Schöngeist? Mitnichten! Die Schweden PAGANIZER sind anders als die meisten ihrer Landsmänner. Sie propagieren den Tod auf die brutalste Art und Weise. Schnell, kurz und schmerzlos. Zu diesem Zweck trümmern sich die Drei durch ihr neues Studiochaos "No Divine Rapture" und setzen den Todeszeitpunkt tatsächlich extrem früh an. Puristen werden sich aufgrund des von NASUM-Member Mieszko fett produzierten und Dan Swanö gemasterten Kanonenschlags die Eier aus der Hose freuen, wenn sich der voluminöse Killersound vor ihrer ärmlichen Existenz aufbaut. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich die eine oder andere Frage beantwortet haben wollte. Gitarrist und Sänger Rogga stand Rede und Antwort.

Alex:
Hi, zunächst mal möchte ich alles über den Ursprung und die Wurzeln PAGANIZERs wissen. Kannst du mir etwas über die Bandmitglieder und die Geschichte der Band erzählen?

Rogga:
Wir starteten 1998 und haben seitdem einen Haufen Alben aufgenommen. Nach einigen Line-up-Problemen haben wir uns jetzt stabilisiert, um eine lange Erfolgsgeschichte zu schreiben *lacht*. Als Einflüsse würde ich hauptsächlich GRAVE, ENTOMBED und all die anderen Schweden-Death-Sachen aus den frühen Neunzigern gelten lassen. Allerdings bringen wir in unseren Sound auch Elemente aus der Crust-Szene ein, die vor allem DISFEAR und DRILLER KILLER großgemacht haben. Nichtmusikalische Wurzeln haben wir nur eine einzige. Den Alkohol, würde ich sagen. Die stärkste Macht neben der Musik und dem Schmerz.

Alex:
"No Divine Rapture" ist meiner Meinung nach spielerisches Hightech-Entertainment und vor allem sauschnell. Würdest du es als euer wichtigstes Stilmerkmal beschreiben, so wieselflink durch die Botanik zu preschen?

Rogga:
Zu nächst mal danke für die Blumen. Ich denke aber nicht, dass wir wirklich hochtechnisch spielen. Wir versuchen eigentlich, auch in den mittleren Geschwindigkeitsregionen präsent zu sein. Ich denke aber, dass unser neues Album das bisher schnellste unserer Geschichte geworden ist. Vor Produktionsbeginn entschieden wir uns, es noch ein wenig schneller angehen zu lassen und es fiel uns leichter als erwartet. Das einzige Problem, das ich sehe, ist, dass unser Drummer durch das Training immer schneller und schneller wird und es mir langsam Angst und Bange vor der nächsten Scheibe wird *lacht*. Darüber sprechen wir aber in der Zukunft.

Alex:
Erzähl uns ein wenig über die neue Scheibe und die Gefühle, die dich zu den Songs inspirierten.

Rogga:
Wir hatten dieses mal mehr Zeit, die Songs zu strukturieren. Dieses Album ist eines dieser Alben geworden, das herauskommt, wenn alles einmal ausprobiert wurde und man endlich die Schiene gefunden hat, auf der man weiterfahren will. Sonst haben wir den Stoff immer sehr schnell aufgenommen. Dieses Mal haben wir uns jedoch bis zu einem Monat pro Song Zeit genommen. Ich denke, das kann man hören, denn es sind wahre Killer dabei herausgekommen. Die Songs selber entstehen bei uns aus der puren Lust, brutal zu spielen und danach ein paar lockere Bierchen zu schlecken.

Alex:
Wie lang haben sich die Aufnahmen hingezogen?

Rogga:
Wir hatten sechs Tage für die Aufnahmen und den Mix, was wirklich eine verdammt kurze Zeitspanne ist, wenn man sich mal die Komplexität der Tracks zu Gemüte führt. Im Endeffekt haben wir dann etwas weniger als fünf Tage gebraucht. PAGANIZER können also eine wahre Killerscheibe in drei Tagen aufnehmen und an einem den Mix fertig stellen. Das ist wahrhaft höllisch *lacht*

Alex:
Kannst du mir etwas über die Lyrics auf "No Divine Rapture" erzählen?

Rogga:
Es handelt sich um die selben Themen, um die es sich immer handelt. Scheiß Religionen und die Angst vorm Tod, die uns seit der Geburt umklammert. Du weißt schon, der gute alte Death-Metal-Stoff. Er passt zu uns, deswegen werde ich ihn niemals ändern.

Alex:
Habt ihr versucht, den älteren Alben in Sachen Brutalität und Heaviness eins draufzusetzen?

Rogga:
Wir machten unserem Produzenten klar, dass wir schnellen und brutalen Death Metal aufnehmen wollen, der vernichtende Gefühle zum Ausdruck bringen soll. Sein Job war ein ebenso vernichtender Endmix. Mr. Dan Swanö hat die Scheibe abschließend noch gemastert und ihr noch immens Volumen beschert. Das Soundlab ist neben den Sunlight Studios das vielleicht beste Studio in Schweden, wenn es um Metalaufnahmen geht. Wir werden auch in Zukunft dort einfallen. Welch einen Sound könnten wir wohl in zehn Tagen Aufnahmezeit hinbekommen? Ich denke, er wäre unglaublich fett! Ich denke aber auch, dass wir in dieser Zeit eher zwei Alben einhämmern würden *lacht*.

Alex:
Das Coverartwork von "No Divine Rapture" ist mächtig oldschoolig und schön eklig. Wer hat es gezeichnet?

Rogga:
Der Finne Turkka Rantanen. Er ist ein richtiger Killer und der absolut beste Zeichner, wenn es um Death-Metal-Artwork geht.

Alex:
Schweden ist ja bekannt für seine Flut an Death-Metal-Bands. Was unterscheidet euch von den anderen Acts, macht euch unverkennbar und einzigartig?

Rogga:
Die meisten spielen heutzutage modern und weichen die Brutalität mit allerlei genreübergreifenden Einflüssen auf. Wir hingegen fahren die völlig unlustige Brachialschiene. Ich sehe uns auf einer Stufe mit VOMITORY und KAAMOS.

Alex:
Ich persönlich finde, dass PAGANIZER vor allem in den etwas gemäßigteren Geschwindigkeiten düsterer rüberkommen. Könntest du mir da zustimmen?

Rogga:
Ja, da stimme ich dir zu. Wir wollten nie die schnellste Band dieses Planeten sein und wollen uns den Heavyregionen mehr öffnen. 'Brutally Torn Sanity' zeigt unseren Weg ganz gut auf. Der Song ist nicht ganz so schnell und spielt gekonnt mit langsamen und Midtempopassagen. Mal sehen was die Zukunft bringt.

Alex:
Was hast du für eine Einstellung zum Leben und was willst du mit PAGANIZER noch alles erreichen?

Rogga:
Life sucks! Ich bin aber nicht der einzige, der in diesem Bott sitzt. Und warum sich runterziehen lassen, wenn das Leben mit Alkohol erlebbar wird? PAGANIZER hingegen ist mein Auffangbecken für meine Kreativität. Die Band ist meine Inspiration und mein Antrieb. Auch in Zukunft!

Alex:
Wer schreibt die ganzen Songs und wie entstehen sie?

Rogga:
Ich schreibe meine Songs zu Hause, nehme sie auf und stelle sie anschließend im Proberaum vor. Unser neuer Basser hat gut die Hälfte der Songs komponiert, die er bereits gut ausgearbeitet im Proberaum anschleift. Normalerweise ist die Songschreiberei aber mein Bier. Ohne mich würde es die Band wahrscheinlich nicht geben. Es ist mein Name, es sind meine Songs und meine Texte und das seit der ersten PAGANIZER-Scheibe.

Alex:
Wie sieht es 2004 mit Deutschland-Gigs aus?

Rogga:
Wer weiß? Solange die Band existiert, hatten wir schon immer Probleme mit Line-up-Wechseln und anderer Scheiße. Momentan sind wir ja nur zu dritt und ich habe eigentlich keinen Bock drauf, das neue Material in einer Drei-Mann-Formation live vorzustellen. Wir brauchen für die Umsetzung unseres Sounds zwingend zwei Gitarren. Wenn alle Vorraussetzungen stimmen, wird keiner innerhalb der Band etwas dagegen haben, über Deutschland herzufallen.

Alex:
Rogga, ich danke dir für das Interview und wünsche euch ein erfolgreiches Jahr. Irgendwelche letzten Worte?

Rogga:
Zunächst mal Danke zurück. Und letzte Worte? Kauft das Album oder sterbt! Oder kauft das Album und sterbt! Ich denke, das ist ein schöner Slogan *lacht*.

Redakteur:
Alex Straka

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