PERSEPHONE: Interview mit Sonja Kraushofer

30.10.2008 | 17:40

Also es muss nicht hauptsächlich eine Burg oder ein Schloss sein. Wichtig für uns ist, dass die Orte ein gewisses Maß an Flair und Charme ausstrahlen.

Am 10.10.2008 eröffnete die Band PERSEPHONE ihre kleine Herbsttour "Coming Home" auf der Burg Kriebtein. Die Gelegenheit bot sich super an, im Anschluss zum Konzert Sängerin Sonja Kraushofer noch mit ein paar Fragen rund um die Tour zu löchern.

Swen:
Hallo Sonja, schön dass es noch mit dem Interview geklappt hat. Das Konzert heute war klasse und hat mir gut gefallen.

Sonja:
Oh, vielen Dank. Das hören wir natürlich gern!

Swen:
Aus welchem Grund wird das Debütalbum "Home" von 2002 noch einmal neu herausgebracht?

Sonja:
Am 31.10.2008 wird das Album erneut veröffentlicht. Der Grund dafür ist recht einfach - es ist seit ca. vier Jahren vergriffen beziehungsweise ausverkauft. Wir haben immer den passenden Zeitpunkt abgewartet, der bis jetzt noch nicht kam. Doch nun ist er doch gekommen und es war uns wichtig, dass wir heute in Kriebstein gespielt haben.

Swen:
Weil die Live-Geschichte der Band 2002 hier begann?

Sonja:
Genau, unser erstes Konzert mit dem Album "Home" hat hier stattgefunden.

Swen:
Wie kam es damals dazu? Habt ihr eine besondere Beziehung zu dieser Burg?

Sonja:
Nein, eine spezielle Verbindung haben wir nicht mit dem Ort. Das war eher Zufall, dass wir in Kriebstein das erste Mal gespielt haben. Wir waren mit JANUS auf der "Winterreise-Tour", weil ich das Projekt PERSEPHONE gemeinsam mit den JANUS-Jüngern, also mit Tobias Hahn und Dirk Riegert, begonnen hatte. Da bot sich diese Gelegenheit super an. Wir waren damals mit einer anderen Besetzung als heute unterwegs, so hat Tobias beispielsweise Klavier gespielt und unser Album kam gerade heraus. Beim ersten Besuch hat mir der Ort sehr gut gefallen und ich dachte, dass ist jetzt eine schöne Gelegenheit wieder hierher zu kommen.

Swen:
Ihr spielt hauptsächlich in historischen Gemäuern. Sind diese Orte wichtig beziehungsweise inspirieren sie euch mehr als "normale" Räume?

Sonja:
Also es muss nicht hauptsächlich eine Burg oder ein Schloss sein. Wichtig für uns ist, dass die Orte ein gewisses Maß an Flair und Charme ausstrahlen. Wir haben zum Beispiel schon in Österreich im Narrenturm oder im Bestattungsmuseum gespielt, das war sehr schön. Der Phantasie sind da ja keine Grenzen gesetzt, da sind wir nicht so festgelegt, nur in bestimmten Räumen zu spielen. Wichtig ist nur, dass sie uns einen gewissen Spielraum geben. Wer das heute gesehen hat, wie wir das machen, wird auch nachvollziehen können, dass es schon etwas anderes ist in einem geschlossenen Raum zu sein, der vorweg schon ein beklemmendes und stilles Gefühl mit sich bringt, als wenn das Konzert beispielsweise in einem Club ist. Das haben wir auch schon gemacht und die Konzerte waren toll, doch es ist immer noch etwas anderes, als solch ein kleiner Raum.

Swen:
Diese Stille hat sich ja auch beim Publikum bemerkbar gemacht, das nach den ersten Stücken zwischendurch nicht mehr geklatscht hat. Ist das gewollt oder hat es euch eher verunsichert?

Sonja:
Verunsichert hat es uns auf keinen Fall, das sind wir gewohnt und es ist auch schön, wenn wir das Publikum etwas verunsichern können. Es gibt Konzerte, da wird während der Stücke gar nicht geklatscht, oder wie heute, als die Gäste nach ein, zwei Liedern damit aufgehört und sich so mit in unsere Welt versetzt haben. Anders ist es wiederum in Österreich, da wird nach jedem Lied applaudiert.

Swen:
Das Arrangement der Songs ist ja sehr komplex und leise Töne stehen oft im Vordergrund. Wie lange habt ihr geprobt und ausprobiert, bis alles perfekt war?

Sonja:
Es ging schneller als für die Konzerte im Februar, als wir die Songs zum letzten Album "Letters To A Stranger" präsentiert haben. Martin machte die Arrangements für die Stücke auf der CD, die mit Orchester und vielen Instrumenten gestaltet sind. Und für die Live-Auftritte mit unserer dezenten Besetzung musste noch einmal alles umarrangiert werden. Das war mit viel Aufwand verbunden, also zahlreiche Proben, wo man erst schauen musste, ob das alles funktioniert und zusammen passt. Für das Debütalbum jetzt war es eben einfacher und nicht so zeitintensiv, da wir die Lieder schon einmal gespielt haben, wenn auch schon längere Zeit nicht mehr.

Swen:
Wie bereitet ihr euch auf die Auftritte vor - gibt's ein spezielles Bandritual?

Sonja:
Komischweise eigentlich gar nicht. Ich liebe ja Rituale, du hast es während des Konzertes vielleicht bemerkt. Wahrscheinlich liegt es daran.

Swen:
Sonja, ich hoffe die Frage nervt dich jetzt nicht - du bist bestimmt schon häufig gefragt wurden, warum du immer barfuß auftrittst?

Sonja:
(muss lachen) Nein, das hat mich noch keiner gefragt, finde ich aber gut! Es war für mich von Anfang an klar, dass es barfuß sein muss. Es gibt dafür mehrere Gründe. Der ernstere Hintergrund ist der, dass wir schon versuchen in eine andere Welt abzutauchen mit dem Ganzen, da finde ich Schuhe unpassend. Ich meine Feen oder sonstige Leute, die durch die Welt schweben, haben ja auch keine Schuhe an. Dann muss ich sagen, dass es für mich ein sehr angenehmes Gefühl ist, ohne Schuhe zu singen. Der dritte Punkt ist, dass ich eine Frau bin, die auf Schuhe überhaupt keinen Wert legt.

Swen:
Wenn die Herbsttour beendet ist, gibt es schon musikalische Pläne? Was können wir in Zukunft von PERSEPHONE erwarten?

Sonja:
Ein neues Album würde natürlich anstehen. Wir hoffen, dass es nächstes Jahr erscheinen kann, doch es ist noch zu sehr in der Entstehungsphase, um Genaueres sagen zu können. Es gibt schon Ideen dafür, momentan haben wir noch keine Zeit, um uns intensiv damit zu beschäftigen. Das wird wohl im Winter nach der Tour geschehen.

Swen:
Das ist ein gutes Stichwort, du bist demnächst mit L'ÂME IMMORTELLE zum aktuellen Album "Durch fremde Haut" unterwegs. Bleibt da noch viel Zeit für private Dinge?

Sonja:
Momentan ist es ganz schön stressig und es gibt viel zu tun. Vor allem, weil wir mit L'ÂME IMMORTELLE gerade an einer Live-DVD arbeiten, was recht aufwendig ist, da ich diese Sachen natürlich selbst so vorbereite, dass sie mir auch gefallen. Das kostet viel Zeit. Nächste Woche fahre ich nach Wien zum Proben und am Donnerstag geht es schon los mit den Konzerten und dann wieder mit Schuhen...

Swen:
Also pendelst du gerade zwischen den beiden Bands hin und her?

Sonja:
Genau, und wenn die Konzerte mit L'ÂME IMMORTELLE beendet sind, spielen wir wieder mit PERSEPHONE in Hanau.

Swen:
Wenn du zwischen den beiden Bands derzeit so intensiv hin- und herwechselst, gibt es da etwas, was dir bei einer Band besser gefällt, als bei der anderen?

Sonja:
(lacht) Wie soll ich darauf jetzt antworten... Man muss dazu erst mal sagen, dass beide Bands ja vom Grund her total verschieden sind, von daher kann man keine direkten Vergleiche ziehen. Beides hat seine Vor- und Nachteile oder Höhen und Tiefen.

Swen:
Okay, vielleicht war die Frage etwas unglücklich formuliert. Dann frage ich mal anders: Sind dir diese kleinen, recht persönlichen Konzerte genauso lieb, wie die auf einer großen Bühne mit L'ÂME IMMORTELLE?

Sonja:
Da muss ich wiederum sagen, sind mir die kleineren Auftritte lieber, weil ich diese persönlich spannender finde. Ich mag es, mit meiner Musik die Leute zu fesseln und genieße es, wenn sie zuhören und zuschauen. Das ist bei PERSEPHONE im kleinen Rahmen natürlich viel einfacher, was auch daran liegt, dass die Konzerte bestuhlt sind. Bei L'ÂME IMMORTELLE versucht Thomas ja schon, dass Publikum zum Tanzen zu animieren. Von mir aus müsste das grundsätzlich nicht sein. Natürlich ist das ein Ausdruck dafür, dass es den Leuten gefällt. Nur ist das für mich immer etwas zwiespältig. Ich hatte da nur vor vielen Jahren einmal so einen krassen Moment, als wir auf einem Festival gespielt haben. Ich singe: "Überall ist Bitterkeit, Verzweiflung und der Tod." Ich schaue von der Bühne herunter - es ist Nachmittag, Sonne - und die Leute tanzen, als wenn es das fröhlichste Lied wäre. Ich dachte, ich habe versagt!

Swen:
Wahrscheinlich haben sich die Leute mehr über euren Auftritt gefreut und nicht über den Inhalt des Liedes nachgedacht, denn tanzbar ist es auf jeden Fall.

Sonja:
Ja, das könnte eine Erklärung dafür sein.

Swen:
Ich sehe gerade, die Schlossherrin will langsam Feierabend machen und zuschließen. Von daher bedanke ich mich, dass du dir Zeit für uns genommen hast und vielleicht können wir bei Gelegenheit das Gespräch fortsetzen.

Sonja:
Natürlich, das können wir gern tun.

Redakteur:
Swen Reuter

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