POVERTY'S NO CRIME: Interview mit Volker, Jörg, Heiko, Marco
01.01.1970 | 01:00POVERTY'S NO CRIME zählen schon seit Jahren zur Speerspitze der deutschen Prog-Metal-Szene und haben mit "The Chemical Chaos" einmal mehr ein technisch brillantes und gleichzeitig atmosphärisch dichtes Werk abgeliefert. Grund genug ein paar Fragen in Richtung Osnabrück zu schicken. Die Antworten kamen dann auch gleich von Volker Walsemann (Voc & Guit), Marco Ahrens (Guit), Jörg Springub (Keys) und Heiko Spaarmann (Bass) zurück.
Peter:
Als erstes Gratulation zum neuen Album "The Chemical Chaos", das meiner bescheidenen Meinung nach Euer bestes Werk seit "The Autumn Years" ist. Wie siehst Du die Scheibe mit ein bisschen Abstand zu den Aufnahmen?
Alle:
Nach wie vor denken wir, dass wir ein sehr reifes Album abgeliefert haben. Seit der "he Autumn Years" haben wir uns natürlich weiterentwickelt. Unser Songwriting ist mittlerweile noch stärker auf den Punkt gebracht worden. Übrigens geben wir dir recht - dies ist auch unserer Meinung bis jetzt unser bestes Album.
Jetzt werden wir sehen, wie die neuen Songs live ankommen werden.
Peter:
Auf "The Chemical Chaos" seid Ihr wieder etwas geradliniger und griffiger ohne an technischen Finessen zu sparen. Die letzten Alben kamen mir hingegen irgendwie komplex um der Komplexität willen vor. Seid Ihr erst jetzt so selbstbewusst, dass Ihr die Fachjournaille nicht mehr von eurem Können überzeugen müsst, ist das die sogenannte 'natürliche Weiterentwicklung' oder bin ich schlicht taub?
Alle:
Es war nie unser Anspruch, die "Fachjournallie" zu beeindrucken. Natürlich freuen wir uns über die guten Kritiken, aber wir wollten nie um jeden Preis komplex klingen. An den Songs wird immer so lange gearbeitet, bis sie uns gefallen - manchmal werden sie dadurch eben komplexer. Wie du bereits erwähntest, sind die neuen Songs einfach eine natürliche Weiterentwicklung.
Peter:
Von Euch gewohnt ist man hingegen die einmal mehr intelligenten Lyrics, die wie schon bei "One In A Million" eine komplexe Konzeptstory bilden. Erläutere unseren Lesern doch das Chaos um die kosmische Gleichung etwas näher.
Volker:
Die Idee dazu hatte ich nachdem ich den Film "Matrix“ gesehen habe, der mich sehr fasziniert hat. Die Frage die ich mir gestellt habe ist: in wie weit ist mein Denken und Handeln selbstbestimmt oder bin ich nur ein Teil einer fortlaufenden chemischen Formel.
Wenn nämlich das Leben wie eine mathematische Gleichung funktioniert, würde die Zukunft schon heute feststehen. Und wenn alles vorherbestimmt ist, wäre eigenes Handeln sinnlos. Es wäre z.B. egal, wie man sich entscheidet, da nur eine einzige Entscheidung in die „kosmische Gleichung“ passen würde. Welchen Effekt hätte es auf den Lauf der Dinge, wenn es mich nie gegeben hätte? Das sind die Fragen, mit denen ich mich auf "The Chemical Chaos“ beschäftige.
Peter:
Wer von Euch hat eigentlich die Ideen zu einem solchen lyrischen Konzept? Ist das ein Hobby oder beschäftigt sich einer von Euch im Rahmen eines Studiums mit solchen Theorien?
Volker:
Keiner von uns hat Philosophie studiert. Ich selbst habe Architektur studiert und kann sagen, man lernt dort, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Aber eigentlich war ich schon immer an philosophischen Themen interessiert. Genaugenommen seitdem ich Musiker bin. Die Musik inspiriert mich zu den Texten und umgekehrt.
Peter:
Ihr seid eine der wenigen progressiven Bands bei denen die Emotionen nicht zu kurz kommen und so gar nicht dem Klischee der Sterilität vieler progressiver Bands entsprechen. Wie versucht Ihr diese Emotionen zu schaffen?
Alle:
Wir komponieren nicht mit dem Kopf, sondern inspirativ. Bei uns sind die Stücke niemals am Reißbrett entstanden. Den Stücken liegt kein festes Schema zugrunde. Die einzelnen Teile sollen immer songdienlich eingesetzt werden Wir sehen keinen Sinn darin, endlose Frickelparts einzubauen, nur um zu zeigen, wie gut wir unsere Instrumente beherrschen. Musik ist für uns per se eine emotionale Sache und keine Bauanleitung.
Peter:
Diese Atmosphäre ist es auch, wegen der man diesmal eher an Bauch- als an Kopfmucke denkt. Ist das Ziel von "The Chemical Chaos" die Seele des Hörers zu berühren und ihn zum Nachdenken anzuregen?
Alle:
Ja, das hast du schön formuliert, aber das war bei uns schon immer so.
Peter:
Ihr seid jetzt auch schon über 10 Jahre im Geschäft und habt fünf Alben veröffentlicht. Fühlt Ihr Euch eigentlich mittlerweile in der Szene etabliert? Was sind Eure Ziele für die nächsten 10 Jahre?
Alle:
So weite Ziele setzen wir uns gar nicht. Wer weiß, was in zehn Jahren sein wird. Aber mindestens fünf Alben sollten schon noch drin sein ;-).
Wir haben uns lange als Außenstehende der so genannten „Prog-Szene“ betrachtet obwohl man die meisten PNC Anhänger gerade in diesen Reihen findet. Mittlerweile haben wir uns damit abgefunden, daß man uns immer wieder dort einordnet. Trotzdem glaube ich, das unsere Musik auch für Fans anderer Stilrichtungen sehr viel zu bieten hat.
Peter:
"The Chemical Chaos" wird als erstes Album auch in Nordamerika veröffentlicht. Habt Ihr daran eine gewisse Erwartungshaltung oder ist das eher ein Goodie nebenher?
Alle:
Wir sind sehr gespannt auf die Entwicklung in den USA. Die Reaktionen sind bisher auch ohne eine offizielle Veröffentlichung schon sehr gut. So sind wir zum Beispiel bereits seit ein paar Wochen in der Top 10 Request Liste von proggedradio.com. Eine Menge guter Reviews standen schon in den Magazinen und Webzines. Auch in dem Gästebuch unserer Webseite (www.povertys-no-crime.de) haben sich schon diverse Fans aus den USA verewigt. Die scheinen alle ganz heiß auf die neue Scheibe zu sein...
Peter:
Wie ist überhaupt Eure Situation im Ausland? Acts wie VANDEN PLAS sind ja z.B. in Frankreich extrem populär. Gibt es auch bei Euch ein Land, wo Ihr im Verhältnis eine große Fanschar habt?
Alle:
Unsere Fanschar ist relativ gleichmäßig verteilt. Es gibt bei uns kein Land, in dem wir überdurchschnittlich populär sind - jedenfalls nicht im Vergleich zu den anderen Ländern.
Peter:
Obwohl Ihr immer gute bis herausragende Kritiken bekommen habt, hat man Euch nur extrem selten live zu Gesicht bekommen. Besteht da mal Aussicht auf Besserung? Gibt es schon konkrete Pläne für eine echte Tour?
Alle:
Die Situation im Livesektor ist in den letzten Jahren leider immer schwieriger geworden. Gerade anspruchsvolle Rockmusik findet immer weniger Publikum und nur wenige Veranstalter lassen sich auf das Risiko ein. Dennoch, wer uns live sehen will, kann das tun. Wir spielen gerade jetzt einige Konzerte zur Veröffentlichung von "The Chemical Chaos". Weitere Gigs im Frühjahr 2004 sind in Vorbereitung. Aktuelle Infos dazu gibt es auch immer auf unserer Webseite.
Peter:
Noch ein paar Fragen, die weniger mit dem Business zu
tun haben.....
Wenn Du ein Festival wie das ProgPowerEurope besetzen dürftet, wie wäre das Billing und welche drei Alben würden es mit auf die berühmte einsame, aber mit Strom und CD-Player versehene, Insel schaffen?
Alle:
Zum ProgPower kämen…
Heiko:
Poverty's No Crime, Watchtower, Fates Warning, Royal Hunt, Spiral Architect, Sylvan
Jörg:
Magma, Symphony X, Poverty's No Crime, Anglagard, Spock's Beard.
Volker:
Fates Warning, Vanden Plas und wir.
Marco:
KingsX, The Tea Party, Poverty's No Crime.
Auf die Insel kämen...
Jörg:
Magma - Mekanik
Volker:
Pink Floyd - The Wall
Rush – A Show Of Hands
Iron Maiden - Somewhere In Time
Heiko:
Bathory - Hammerheart
Dream Theater - When Dream and Day Unite
Hörbuch - 1.000 Tipps und Tricks zum Überleben auf einer einsamen Insel
Marco:
Kings X - Dogman
The Teaparty - Transmission
Iron Maiden - The Number of the Beast
Peter:
Mit welchem Prominenten (dead or alive) würdest Du auf der Stelle tauschen? Warum?
Alle::
Ich möchte mit niemanden tauschen.
Peter:
Okay, das ist es nun auch, wenn Ihr noch irgendwelche Worte an unsere Leser richten wollt, habt Ihr jetzt die Gelegenheit dazu...
Alle:
Kauft unser Album!!!!
- Redakteur:
- Peter Kubaschk