REVEL IN FLESH: Interview mit Haubersson

15.05.2012 | 21:28

Old-School Death Metal wird in den letzten Jahren wieder stärker beachtet und viele neue und vor allem gute Bands erscheinen auf der Bildfläche. Eine davon ist REVEL IN FLESH, die bei FDA Rekotz gerade ihr Debüt "Deathevokation" herausgebracht hat. Grund genug um bei Bandmitbegründer Haubersson anzuklopfen und sich nach der Lage der Dinge zu erkundigen.


Hi Haubersson, schön, dass zu die Zeit für ein Interview gefunden hast. Wie geht es dir? Ist momentan viel zu tun wegen des Release des Albums oder hast nun wieder mehr Zeit, da die Arbeiten am Album endlich abgeschlossen sind?

Servus Adrian und natürlich auch Grüße an die POWERMETAL.de-Leserschaft! Ja, in der Tat fließt gerade extrem viel Zeit in REVEL IN FLESH, vor allem wenn ich bedenke, dass bis vor Mitte Januar 2012 nur ein paar eingeschworene Leute von diesem, ursprünglich nur als "eigene" Aufnahme gedachten, Material gewusst haben. Aber positiver Stress hat auch was Gutes! Jedenfalls ist die bisherige Resonanz auf unser Debütalbum "Deathevokation" sehr motivierend. Momentan spielen wir in einem vollständigen Live-Line-Up ein Set von ca. 45 Minuten ein. Das erste offizielle REVEL IN FLESH-Konzert wird am 18.05.2012 in Memmingen im Vorprogramm von PAGANIZER, GOREGAST und BITTERNESS stattfinden. Des Weiteren arbeiten wir auch schon fleißig an neuem Material für ein kommendes, zweites Album! Wir sind guter Dinge und in diesem Sinne: Let the madness begin!

Wie kam es zu der Gründung von REVEL IN FLESH beziehungsweise zur der Zusammenarbeit mit Maggesson?

Es war gegen Ende 2010 und im Laufe von 2011 einfach absehbar, dass bei meiner alten Band IMMORTAL RITES die Luft raus war. Ich war bei IMMORTAL RITES seit 1996 dabei, das heißt am Ende war das kein spontanes Ding, sondern auch ein Hobby, in welches viel Energie floss. Entwicklungen in Job, Familie etc. haben jedoch eine effektive, kreative und vor allem produktive Zusammenarbeit da nicht mehr möglich gemacht. Im Zeitraum seit 2007 habe ich viel Input hier rein gesteckt, viele Riff Ideen, Lyrics etc. – eben extrem viel Herzblut, welches ich eben unter oben erwähnten Umständen so nicht kanalisieren konnte. Nach dieser Erkenntnis und langer Überlegung hab’ ich im Sommer 2011 den Entschluss gefasst mal einen Track bei Maggesson in dessen Homestudio (Vault M.) aufzunehmen – das war 'Culpa Et Inferna'. Das war quasi das erste Mal, dass ich auf einer Aufnahme gesungen und Gitarre gespielt habe. Die Zusammenarbeit mit Maggesson hat irre Spaß gemacht und es kamen schnell weitere Songs dazu. Hier fand für mich auch nochmals ein großer Lernprozess in Bezug auf Songwriting etc. statt und vor allem auch Dinge, welche ich kann und welche nicht bzw. wo Übung von Nöten ist! Die Grundidee von REVEL IN FLESH hierbei war das Material auch in Sachen Sound in einer Art 90er-Style zu halten. Die Gitarren sind über das klassische Boss HM2 Pedal eingespielt, welches in der richtigen Kombination die absolute Schwedensäge ist. Kurzum es ging darum, was Puristisches zu machen, so auch die Namenswahl. Der Name für diese Band sollte unverfehlbar nach Death Metal klingen, eben "Death Metal the way it was meant to be". Erwähnenswert hierbei ist, dass auch Maggesson hier in der Ecke auch schon mit APOPHIS und DAWN OF DREAMS (nicht zu verwechseln mit den Österreichern!) im Prinzip seit Anfang der 90er Death Metal macht; das heißt beide Bands sind auch noch aktiv. Maggesson hat sich anfänglich um die technische Seite der Aufnahme gekümmert und mir in Bezug auf das Einspielen in den Arsch getreten, aber so nach und nach ist das in einem guten geSpirit wachsen, so dass er mich auch mit Ideen und deren Umsetzung total unterstützt hat, so kam z.B. das ein oder andere Lead in Tracks wie 'Iron Coffin' oder 'Slavish Obendience' aus seiner Feder. Man kann von einer guten Ergänzung sprechen aus welcher am Ende das REVEL IN FLESH-Debüt "Deathevokation" entstand.

Euer Album "Deathevokation" scheint nach einem Song von CARNAGE/ DISMEMBER benannt zu sein und euer Name erinnert an einen Song von ENTOMBEDs "Left Hand Path". Warum habt ihr gerade diese beiden Tracks ausgesucht? Wolltet ihr einfach nur zwei wichtige Bands des schwedischen Death Metal ehren oder habt ihr eine besondere Beziehung zu den beiden Songs?

Ich denke dass der klassiche 90er Jahre Stockholm Sound für REVEL IN FLESH einegroße Inspiration ist und wie eingangs schon erwähnt geht es uns hierbei nicht um das Erfinden von neuen Wegen oder ähnlichen. REVEL IN FLESH steht für puristischen Death Metal im alten Sinne und ich denke die Wurzeln, wo wir unsere Namen her haben, sprechen da auch für sich. Ich sehe das auch nicht als Rip-Off, sondern als ganz klares Statement, dass es hier eben um eine klare Linie geht. Wichtig war für uns, dass bei unserem Debüt "Deathevokation" die Allianzen aus Sound, Style, Lyrics und Artwork stimmig sind. Das ist kein Death Metal für die Masse, sondern Stoff für Freunde, die diesen guten alten Sound mögen. Musikalisch gesehen finde ich, dass REVEL IN FLESH trotz der Referenzen der Namen einen gewissen eigenen Charme haben und das neue Material, an welchem wir gerade arbeiten, wir dies noch mehr unterstreichen!

"Deathevokation" ist euer Debütalbum und gleichzeitig euer erster Release überhaupt. Es gibt keine Demos von euch, soweit ich weiß. Wie kam da eigentlich der Kontakt mit eurem Label FDA Rekotz Zustande?

Nein, es gab keine offiziellen Demos von dem Material. Ich schickte FDA ein paar MP3s von dem Rohmaterial der Songs auf "Deathevokation" und ohne das komplette Album gehört zu haben, zeigte Rico von FDA bereits großes Interesse. Der Kontakt zum Label selbst bestand aufgrund meines Fanzines und auch als Kunde schon eine ganze Weile, so dass wir uns an sich auch sehr schnell einig wurden. FDA hat für "Deathevokation" bisher einen sehr guten Job gemacht und wenn ich Anfang Juni die Vinyl-Version des Albums in den Händen halte, dann geht ein großer Traum von mir in Erfüllung!

Wie lange hat es eigentlich gedauert das Album zu schreiben und aufzunehmen?

Teile des Materials gehen zurück bis 2007 (z.B. 'Shadowbreeder') und entstanden auch in meiner Zeit bei IMMORTAL RITES, zum Teil auch mit Input von den damaligen Mitgliedern. Ein finaler Abgleich und das zurechtrücken der Songstrukturen fand jedoch erst mit den Aufnahmen zu "Deathevokation" statt. Teilweise wurden alte Fragmente übernommen und mit neuen Parts erweitert. Die eigentlichen Aufnahmen starteten im September 2011 und wir haben uns in wöchentlich einmaligen Sitzungen bis etwa Mitte Dezember um das ganze Einspielen des Material gekümmert. Das war zwar ohne Zeitdruck, aber mit kontinuierlicher Arbeit verbunden. Im Anschluss daran hat Maggesson noch unzählige Stunden in den Mix des Materials gesteckt, für welchen wir noch ein paar gute Tipps von Dan Swanö (unter anderem EDGE OF SANITY, BLOODBATH) bekommen haben. Das finale Mastering von "Deathevokation" haben wir dann von Swanö in dessen Unisound-Studios machen lassen, so dass quasi bis Mitte Januar 2012 das komplette Album stand!

Was ist das eigentlich für ein Intro am Anfang von 'Slavish Obedience'? Aus welchem Film, Serie, etc. stammt es? Und in welcher Beziehung steht es zu dem Song inhaltlich?

Das Intro ist aus einer Szene von einem Film aus den frühren 90ern über die wohl bekannteste Kesselschlacht im Zweiten Weltkrieg. In der Szene überschneidet sich Wahnsinn des Krieges, Chaos und Untergang bis zum Verfall der eigenen Persönlichkeit. Im Film richtet sich der Soldat aus der Szene am Ende selbst. Ich denke der Titel, der übersetzt "Kadavergehorsam" gedeutet wird, trifft ganz gut auf zum Beispiel das Schicksal der sechsten Armee – hierbei geht es in den Lyrics nicht um Glanz und Gloria, sondern um das pure Verrecken, geopfert werden für eine falsche Sache und um den Verfall von menschlichen Werten in extremen Situationen. Es gibt auf "Deathevokation" mehrere Lyrics, die sich mit der Kriegsthematik beschäftigen, wobei es hierbei nicht um politische Dinge oder ähnliches geht, sondern wenn man durch die Geschichte streift ist gewisser real passierter Horror brutaler als jeder Zombie-Schocker!

Mit 'Subconscious Error' habt ihr auch ein (namentlich leicht abgewandeltes) BENEDICTION-Cover auf der Platte. Irgendwie überraschend, dass bei allen schwedischen Bezügen ein Cover einer englischen Band genutzt wird. Warum habt ihr diesen Track gewählt anstatt ein skandinavisches Stück zu wählen?

Ich denke die Original-90er-Sachen aus Schweden kann man heute in Sachen Charme und auch Sound nicht besser machen als sie im Original schon sind, vor allem die Produktionen aus der Sunlight-Studio-Frühphase sind absolut zeitlos. Unsere Idee war folgende: Einem Death-Metal-Klassiker aus den 90ern, der keine skandinavische Wurzeln hat, eben den typischen Schweden Bratzsound zu verpassen. Der von Dir besagter Klassiker ist mittlerweile 22 Jahre alt und die damalige Produktion ist leider recht dünn geraten, so dass wir mit unserem Sound dem Ganzen doch eine Prise eigenen Style und Intensität verpassen konnten, so sehe ich das zumindest. Lustig ist, dass viele Reviewschreiber teilweise das Cover gar nicht erkannt haben. Vielleicht weil sie das Album gar nicht bis zum Ende gehört haben (sad but true…) oder weil die jüngere Generation diese alten Kamellen zum Teil gar nicht mehr kennt, Ha! Ha! (Anmerkung des Interviewers: Ich habe das Cover im Review zu "Deathevokation" übrigens auch nicht erkannt, da ich zur "jüngeren Generation" gehöre) Nur am Rande: Die Vinyl-Version wird noch eine weitere Tribute Überraschung in Gepäck haben.

Wenn man sich die neue Welle an Old-School Death-Metal-Bands anschaut, ist die Anzahl schon erstaunlich. Wie würdest du erklären, das ausgerechnet jetzt nach über 20 Jahren, sich diese Spielart des Death Metal in der extremen Szene wieder großer Beliebtheit erfreut?

Hm, im Metal kommt und geht alles wieder, aber ich glaube, dass nach dieser ganzen brutal, guttural, grind/blast und Technikwelle nun die Leute doch wieder mehr auf rohe und direkte Songs abfahren. Metal to bang your head, Ha! Ha! Es geht bei diesem Old-School-Style viel um Feeling, eben genau das, was bei Math Metal und Technikkram auf der Strecke bleibt. Ganz klar gibt es in jeder Strömung gute Bands und ein typisches Phänomen für unsere Zeit ist es eben, dass es von allem gleich extrem viel gibt, was die Sache schwer überschaubar macht. Für uns sieht es mit REVEL IN FLESH so aus, dass wir diesen Sound machen, weil wir eben ganz einfach Bock darauf haben, da geht es jetzt auch nicht um einen Hype oder ähnliches. Ich weiß noch wie ich mir in den 90ern Scheiben wie "Clandestine" oder "Like An Everflowing Stream" gekauft habe und wenn ich die Dinger heute höre, gibt es immer noch dieses zufriedene Grinsen im Gesicht. Um diesen Style von Death Metal rüber zu bringen, musst Du ein passionierter Fan davon sein, denn Old School Death Metal ist kein Futter für die Massen, oder hast Du erlebt, dass bei Bands wie DEMONICAL und Co heute die Türen eingerannt werden? Ich sehe Old School Death Metal nach wie vor als Underground-Bewegung, die momentan stärker wird und generell ist es so, dass eben Death Metal an sich wieder populärer wird beziehungsweise schon ist!

Ihr werdet bald auch live zu sehen sein (unter anderem auf dem Nocturnus Festival in Berlin im Dezember), da ihr die Band aber offiziell nur zu zweit führt, gehe ich mal davon aus, dass euch Live-Musiker aushelfen werden. Steht schon fest wer den Job übernehmen wird?

Wie eingangs erwähnt proben wir schon seit Februar in einem vollständigen Line – Up. Live unterstützen uns Mitglieder von CHAOSREIGN, DEATHVASTATION und DEMONISED. Alles "to the bone" Death Metal Fans! Momentan herrscht eine verdammt gute Chemie in der Sache und wir proben fleißig für die ersten beiden Gigs, welche wie gesagt am 18.5.2012 in Memmingen mit PAGANIZER und 16.6.2012 in Aalen mit MASSIVE ASSAULT stattfinden werden. Für mehr Details checkt unsere Seiten im Netz. Es wird in kürze wohl auch noch ein Sommer Festival bekannt gegeben, wir sind jedenfalls gerade kräftig am aktionieren, Ha ha!

Wie so mancher vielleicht weiß, bist du ja auch der Mann hinter dem Mystical Music Fanzine, in dem du mit viel Engagement dem Death Metal huldigst. Bei den dortigen Interviews lässt du deine Gesprächspartner immer wieder einzelne Begriffe und kurze Statement kommentieren. Um genau genau das selbe würde ich dich nun auch bitten. Was kommt dir bei folgenden Begriffen als erstes in den Sinn:

- Die drei besten Alben der letzten zehn Jahre

Schwere Frage, da seit 2002 Unmengen an auch gutem Zeugs raus kam. Drei wichtige Alben für das Death-Metal-Underground-Movement waren KAAMOS mit "Lucifer Rising", REPUGNANT mit "Epitome of Darkness" und auch den letzten Longplayer von FUNEBRARUM fand ich sehr wichtig, da alle diese Bands einen gewissen "Spirit" in sich tragen, der sich von der Masse abhebt und eben Kraftfutter für Death-Metal- Puristen darstellt. Alle drei Bands sind in gewisser Hinsicht auch Vorreiter dieser "neuen" Old-School-Welle.

- Beste Stimme im Death Metal:

Wow, schwierig sich jetzt auf eine "Frontsau" als das Non-Plus-Ultra festzulegen. Ich mag halt Growls, die trotz allem eine Art eigenen Charme und Wiedererkennungswert haben. Faves von mir sind hierbei Jörgen Sandström (erste drei GRAVE-Alben), Martin Van Drunen (absolut einzigartig!), David Vincent (rein gesanglich hat er auch einige geniale Referenz-Todesblei-Werke gemacht), Jan Chris von GOREFEST (die Vocals auf "Mindloss" sind zeitlos genial), Chris Reifert (vor allem die ersten beiden AUTOPSY-Longplayer), LG (ENTOMBED). Auffällig ist, dass meine Faves hauptsächlich aus den 90ern kommen, was vielleicht auch daran liegt, dass es heute auch immer schwerer wird "neu" und eigenständig zu klingen, was aber jedoch auch nicht zwangsläufig eine Voraussetzung ist.

- Tape, Vinyl oder CD

Ich huldige allen drei Formaten in meiner Sammlung, wobei eine 7“-EP schon das ultimative Kultstück in Sachen Underground-Style darstellt!

- Dan Swanö

Absolut netter Kontakt und er hat in unserer Zusammenarbeit einen verdammt guten Job gemacht. Für die Entwicklung von schwedischem Death Metal jedenfalls eine absolut relevante Person!

- DISMEMBER-Auflösung ohne Abschiedstour

Als großer (!!!) Fan der Band war ich von der Nachricht schon aus den Socken gehauen und ich fand, dass DISMEMBER Ihren Fans schon ein besseres Statement als das damals veröffentlichte schulden, aber sagen wir es mal so, ich denke, dass wird bei den Herren keine "Über-Nacht-Entscheidung" gewesen sein. Hier gibt es bestimmt triftige Gründe. Anyway, besser so als halbgare Sachen machen und am Ende wird es wohl irgendwann eh wieder eine Reunion geben, Ha ha.

- MASSACRE-Reunion ohne Kam Lee

Ich habe MASSACRE auf der ersten Reunion Tour mit Kam Lee gesehen (ich denke das war etwa 2007 oder 2008); damals war Rick Rozz nicht dabei. Die beiden Kandidaten werden sich eben nicht mehr grün. Schade! Aber egal was kommt: "From Beyond" wird bis in alle Ewigkeit ein Klassiker bleiben.

Die letzten Worte gehören dir, was willst du unseren Lesern mit den auf den Weg geben?

Danke, für die interessanten Fragen und den Support von REVEL IN FLESH! Freaks, die auf guten alten Death Metal stehen, sollten mal ein Ohr (oder zwei) bei unserem Debut "Deathevokation" riskieren. Für mehr Infos, Gigs, Merchandise etc. checkt bitte die Seiten im Netz (Homepage und Facebook)!

Redakteur:
Adrian Wagner

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