REZET: Interview mit Lorenz Kandolf

25.08.2024 | 13:20

Die jungen Wilden sind wieder am Start! Zugegeben, ein paar Jährchen haben die REZET-Jungs schon auf dem Buckel, doch trotzdem entfesseln sie auf ihrem gleichbetitelten, neuesten Rundumschlag die gesamte Kraft des vor Vitalität nur so strotzenden Thrash Metals. Obwohl sich Ricky und Co. ihrer Linie komplett treu geblieben sind, ist "Rezet" ein weiterer Schritt nach vorne, eine durch und durch positive Weiterentwicklung und ein willkommener Anlass, um mit Lorenz, der seit 2021 den Bass bei den Jungs betätigt, zu quatschen. Immer wieder ein Vergnügen.

Lorenz, es ist mir einmal mehr ein großes Vergnügen. Wie geht es dir und der REZET-Gruppe? Alles im Lot?
Hey Marcel, schön mal wieder hier zu sein! Im REZET-Camp ist alles im Lot, das neue Album ist dieses Jahr erschienen, wir haben schon einiges an Touring hinter uns und sind schon voll in der Planung für 2025 - könnte also schlimmer sein!

Ihr wart im März mit GAMA BOMB unterwegs. Wie wars? Wie lief die kleine Clubtour für euch?
Das war die "Metal Rites over Europe"-Tour! Ein sehr großer Spaß, aber auch mit einigen Ups and Downs! Wir hatten die Tour ja in zwei Teile aufgeteilt. Vom 23.03 bis zum 30.03. waren wir mit GAMA BOMB unterwegs und das war wirklich cool. Wir haben uns super verstanden und hatten eine Menge Spaß miteinander! Joe hat mir nur immer das Bier geklaut, der Hund!
Die zweite Rutsche ging dann vom 11.04 bis zum 20.04 durch ganz Osteuropa. Hier waren ANGELCRYPT aus Malta und TYPHUS aus Griechenland dabei. Auf der Tour ist uns auch der Bus verreckt, war leider dann nicht so lustig. Aber wir haben das auch alles geregelt bekommen und sind ja mittlerweile auch wieder im Lande. Außerdem ist sowas im Nachhinein dann auch immer eine gute Geschichte.

Es ruckelte an eurem Besetzungskarussell: Weshalb hat Jan-Erik Fischer die Band verlassen?
Fischer war ja auf der "New World Murder"-EP (2022) dabei und hatte davor bereits schon öfters bei REZET ausgeholfen. Eigentlich wollten wir ihn ja auch als festes Mitglied haben, was er schlussendlich auch war. Aber leider war er einfach nicht zuverlässig und als Band, die auch viel unterwegs ist, da geht so etwas nicht und man hat sich einfach getrennt. Aber er war ja quasi nur für die EP dabei und wir haben dann ja auch schnell und einen super adäquaten Ersatz gefunden!

Im letzten Jahr habt ihr allerdings mit Nikolay einen tollen Ersatz gefunden – seine Vita spricht absolut für ihn. Wie kam die Kollaboration zustande und wie konnte sich Nikolay schon in das Songwriting des neuen Albums integrieren?
Ja, Nikolay! Super geiler Typ, auch mega lustig und war ja davor auch mit ANGEL STEEL unterwegs. Er hat allgemein mit sehr vielen aus der Metalszene kollaboriert, in den Metal Archives findet man da einiges zu! Soweit ich weiß, hatte sich Nikolay bereits vor Jahren mal beworben, aber da hatte die Stelle Heiko bekommen. Jetzt hatten wir ihn einfach angefragt, uns mit ihm getroffen, alles besprochen und jetzt ist er ein festes Mitglied bei REZET. Des Weiteren konnten wir ihn auch voll mit ins Songwriting einbeziehen. Er hat für jeden Song Soli geschrieben, wir sind durch bestehende Songs nochmal gemeinsam durchgegangen, haben alles überarbeitet. Also ja, er konnte sich super in den Schreibprozess integrieren!

Nach fünf Alben ist es endlich soweit – genauso wie SODOM oder METALLICA habt ihr ein neues Album nach eurem Bandnamen benannt. Was waren für euch die ausschlaggebenden Punkte für diesen Schritt?
Wir haben einfach keinen passenden Titel dazu gefunden. Außerdem konnte man jetzt auch nicht ein Lied rauspicken, welches auch noch den zutreffenden Namen für die Platte gehabt hätte. Nach einigen Diskussionen darüber haben wir uns dann dafür entschieden die Platte "Rezet" zu nennen. Was irgendwie natürlich auch passt, da wir auch ein neues Line-Up haben und somit ja auch irgendwie ein Neustart entstanden ist. Daher passt der Name eigentlich ganz gut so, wie wir finden!

Das Album hat es in sich, wirkt aber noch etwas fokussierter und facettenreicher als der Vorgänger. Worin liegen deiner Meinung nach die Unterschiede zu "Truth In Between“?
Diese Platte ist auf jeden Fall mehr Speed/Thrash Metal als die "Truth in Between". Das mag daran liegen, dass wir mit Nikolay auch einen sehr facettenreichen Metal-Enthusiasten in der Band haben, der zu vielen Ideen maßgeblich etwas beisteuern kann und zum anderen auch daran, dass wir alle zusammen die Songs geschrieben haben und wir uns wirklich intensiv nochmal über die einzelnen Ideen ausgetauscht haben. Diese Richtung hat sich ja bereits auf der EP "New World Murder" ausmachen lassen, dass die Songs wieder thrashiger werden und einen härteren Anstrich bekommen - liegt womöglich auch am jetzigen Line-Up!

Das Artwork bietet eine dystopische Visualisierung einer mechanischen Landschaft, die von neuem Leben zurückerobert wird. Steht der große Reset kurz bevor? Wie viel Uhr haben wir deiner Meinung nach auf der "Doomsday Clock"?
Vermutlich ist es bereits fünf Minuten nach zwölf, wenn man sich das komplette Weltgeschehen so anguckt. Daher auch ein sehr passendes Artwork für die Platte. Aber man muss das Bild als Gesamtwerk angucken, die Vorder- und Rückseite ergeben ein Bild. Quasi wie die Natur sich wieder zurückholt, was ihr genommen worden ist.

Ihr habt euch die Aufnahmen mit Eike Freese geteilt. Wie kam es zur Entscheidung, sowohl in Hamburg als auch in den bandeigenen Rad Toad Studios aufzunehmen?
Eike ist ja mittlerweile wie ein "geheimes" Bandmitglied von uns. Es war also klar, dass der gute Eike wieder Mix & Master, sowie die Gesangs- und Soliaufnahmen übernehmen wird. Im Rad Toad hat sich das einfach super angeboten. Wir hatten keinen Zeitdruck, konnten wunderbar die ganze Rhytmusfraktion aufnehmen und konnten so natürlich auch Kosten sparen. Vor allem macht es nur Sinn, wenn man bereits ein eigenes Studio hat, dort auch andere Bands aufnimmt und eh das meiste Equipment selber vor Ort hat. Ricky hat das ja alles überwacht und einen sehr guten Job gemacht. Er und "Attt" (Bastian "attt" Santen, Drums) haben das Studio gegründet, arbeiten dort auch und produzieren andere Künstler und Bands.

'Unholy Grail' ist nicht nur ein geiler Song, sondern auch ein passender Appetizer für das Album – worum geht es in der Single? Hat der Titel in Verbindung zum heiligen Gral eine tiefere Bedeutung?
'Unholy Grail' ist eher so eine Metapher zur gesamten Story des Lieds. Du kennst möglicherweise die Comics oder die Novelle von Fritz Leiber? Da war der Gral immer die Wurzel des Bösen, beziehungsweise immer mit sehr viel Leid verbunden. Und das umfasst quasi die ganze Geschichte des Songs. Nur hats bei uns nichts mit irgendeiner mythologischen Geschichte am Hut und ist eher eine private und erlebte Geschichte. Man kann das natürlich so interpretieren wie man möchte, oder uns einfach mal auf einem Konzert drauf ansprechen - möglicherweise gibts dann die ganzen Hintergrundinfos dazu!

Beim Titel 'Duck And Cover' wurde ich etwas stutzig – worum geht es? Trotzdem ein sehr cooler Song mit coolem Groove!
'Duck & Cover' ist ein Anti-Kriegssong und kann universell auf jegliche Epoche zutreffen - schaut euch den Videoclip dazu an!

Duck & Cover



https://www.youtube.com/watch?v=KAb0qx0uWRQ

Habt ihr für 'True As Lies' wirklich ANVIL-Lips an der Klampfe gewinnen können? Zumindest seine Stimme konnte ich nicht hören…
Ja! Das ist er wirklich und ja er hat "nur" zusätzlich Gitarre gespielt. Aber das hat uns schon alle sehr gefreut, hehe.

'Opus 1984.2' ist ein unheilvolles, düsteres Klavier-Intro – ein toller, passender Einstieg. Warum 1984? Und was macht für dich ein tolles Intro aus?
Das Intro ist quasi das Verbindungsstück zu 'Time To Die', der zweite Song auf der Platte. Ricky hat hier das Intro auf dem Klavier eingespielt und mir war es wichtig, dass das Intro auch im Zusammenhang mit dem nächsten Song steht. Ich finde es schrecklich, wenn man so Intros auf eine Platte haut und die dann so alleine im Raum stehen und nichts mit einem Song oder der gesamten Platte zu tun haben. Das wiederum macht für mich auch ein gutes Intro aus. Es muss im Kontext passen: Stimmung, Tonalität oder auch einfach nur thematisch. Also wenn es thematisch beispielsweise um Aliens gehen würde, dann kann man gerne auch so ein Mash-up aus bekannten Alien-Filmen oder Computerspielen nehmen oder Ähnliches, aber es sollte halt irgendwie das nächste Lied oder die Gesamtthematik der Platte miteinbeziehen. Ansonsten würde ich einfach auf so etwas verzichten. Aber mit 'Opus 1984.2' hat der Ricky das echt gut gemacht.

Lorenz, die Scheibe ist superb geworden und brennt darauf, auf den Bühnen dieser Republik präsentiert zu werden. Sind Auftritte im Anschluss bereits in Planung? Wie geht es für REZET nach der "Rezet"-Veröffentlichung weiter?
Danke, freut uns sehr! Wir sind schon voll in der Planung für das Jahr 2025. Für 2024 haben wir noch einige Shows auf dem Zettel. Guckt doch einfach mal auf www.rezet.de vorbei, da seid ihr auf jeden Fall immer auf dem Laufenden und verpasst nichts an Neuigkeiten!

Die Frage mag sich etwas verkehrt anhören, aber es kriselt und rumort momentan an nahezu allen Ecken und Enden der Menschheit. Und Thrash rüttelte schon immer auf. Ist es heutzutage fast schon unmöglich, nicht über gesellschaftliche, politische und natürliche Missstände zu singen?
Hmmm, also wir könnten natürlich auch über schöne Blumenwiesen, rosa Elefanten und Omas Erdbeerkuchen singen, aber das sind nicht so emotionale Themen, die uns so rumtreiben. Und sind wir mal ehrlich, wann hast du in den letzten drei bis vier Jahren mal einen Fernseher, ein Radio, ein Mail-Programm angeschaltet bzw. aufgerufen und da waren die Neuigkeiten dann irgendwie positiv und zum Durchatmen? Ist meines Erachtens auch schon eine ganze Weile her und von daher spiegelt sich so etwas einfach quasi von alleine wider. Aber natürlich sollte man auch hier ein positives Grundkonzept beibehalten, ansonsten würde man ja sofort durchdrehen. Möglicherweise wird die nächste Platte ja positiver, aber irgendwie bezweifle ich das!

Lorenz, ich danke dir für Rede und Antwort. Ihr habt mit "Rezet" ein richtig starkes Scheibchen eingeprügelt. Was möchtest du euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Danke für das Interview und Euer Interesse! Schaut einfach mal auf unserer Website vorbei. Gerne auch auf all unseren Socials! Aber was noch wichtiger ist: Kommt auf Shows, geht zu Live-Veranstaltungen und unterstützt handgemachte Musik. Lasst euch nicht ärgern und wenn alles nichts hilft, die neue REZET-Platte könnte Linderung verschaffen, hehe! Stay Metal!

Fotocredits: Dr. Gaslight

Unholy Grail



https://www.youtube.com/watch?v=6w8V-f1Va20

Redakteur:
Marcel Rapp

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