SERENITY: Interview mit Chris Hermsdörfer
22.12.2022 | 14:37Nach über 20 Jahren im symphonisch-progressiven Kraftstahl hauen uns die Jungs von SERENITY mit "Memoria" ihr allererstes Live-Album um die Ohren. Ein durch und durch festlicher Anlass also, weshalb wir mit Chris Hermsdörfer, seines Zeichens Gitarrist der Österreicher, ein paar Worte über das Album, die Besonderheiten der Aufnahmen und die kommenden Taten wechselten.
Hallo Chris. Bevor wir auf "Memoria" zu sprechen kommen: Wie geht es euch? Wie ist die Stimmung im SERENITY-Bandlager?
Bei uns ist alles super! Wir sind extrem glücklich, dass nun endlich der Release von "Memoria" ansteht und nebenbei arbeiten wir fleißig am nächsten Album und an Shows für das kommende Jahr!
Euer letzter Longplayer "The Last Knight" hat fast drei Jahre auf dem Buckel. Was ist in der Zwischenzeit bei SERENITY passiert und wie wurde euer siebtes Album von den Fans angenommen?
Ja, wir haben uns den Release von "The Last Knight" eigentlich auch etwas anders vorgestellt, auch wenn wir natürlich zumindest noch knapp vor der Pandemie veröffentlichen konnten. Dennoch war es keine gute Zeit für neue Musik - die Leute hatten gefühlt anderes zu tun als sich auf Musik zu freuen, weil sie diese ja nicht live mit ihren Bands feiern konnten. Da tat es gut, dass zumindest die Headline-Tour zum Album dann dieses Jahr noch gespielt werden konnte und wir dann mit allen auf sehr vielen wundervollen Shows das Ganze nachfeiern konnten! Und da haben wir doch deutlich gemerkt, dass das Album nach wie vor auf eine sehr gute Resonanz trifft!
Ich habe es schon angedeutet: Sieben Studioalben und euch gibt es schon seit 20 Jahren. Trotzdem erscheint erst jetzt euer erster Live-Mitschnitt. Warum so verhältnismäßig spät, wenn es Bands gibt, die mit Live-Alben nur so um sich werfen?
Puh, gute Frage! Ich denke, wenn man sich "Memoria" anschaut, war es das Warten doch mehr als wert, bevor man das mit einer eher herkömmlichen Live-Platte bereits bedient hätte. Aber klar war der Wunsch bei uns schon lange da, nur hat es irgendwie nie gepasst oder sich umsetzen lassen. Natürlich stand jetzt, gerade nach 20 Jahre Bandgeschichte, eine Metal-Live-Platte als nächstes auf der SERENITY-Wunschliste - wir geloben, dass es nicht wieder 20 Jahre dauern wird!
Die Show fand im KulturQuartier in Kufstein statt. Welche Erinnerungen habt ihr an diesen durch und durch besonderen Auftritt? Ist man vor der Aufzeichnung einer Live-DVD nervöser als vor einem normalen Auftritt?
Ja und nein - eigentlich sollte man in Anwesenheit von Musikern nie den Satz "wir nehmen das fei heute auf" fallen lassen - gefühlt ein schlechtes Omen, weil man warum auch immer eher dazu neigt Fehler zu machen. Hier war es natürlich schwer zu verheimlichen, hehe. Aber da wir super vorbereitet waren und uns so sehr darauf gefreut hatten, endlich "Memoria" auf die Bühne zu bringen, waren alle eher happy anstatt nur nervös zu sein. Aber natürlich nimmt dich sowas mehr ein als einfach wie gewohnt auf die Bühne zu gehen!
Wie gestaltete sich die Songauswahl? Ich kann mir vorstellen, dass es einfachere Dinge gibt, als die passenden Songs bei sieben Studioalben auszuwählen, oder?
Ja, da hast du recht - es ist insbesondere bei so vielen Alben ja nie einfach, eine Setlist zu bauen. Hier mussten wir nun auch noch weit vorher entscheiden, welche Songs lassen sich überhaupt ins Gewand von "Memoria" übertragen. Kleiner Vorteil war natürlich, dass wir bei SERENITY schon einige Songs im Vorfeld als Unplugged-Nummer gemacht hatten. Allerdings gerade die neuen Songs von "The Last Knight" und auch andere Nummern, die wir noch nie so gespielt hatten, musste ich erstmal vorproduzieren um zu sehen, was ist im Band-Kontext wirklich umsetzbar. Letztendlich eine spannende Reise, die wir dann aber doch sehr gut gemeistert haben.
Worin lagen grundsätzlich die Unterschiede zwischen diesem besonderen Gig und anderen SERENITY-Gigs?
Es ist immer schwierig einen Song in zwei komplett unterschiedlichen Versionen zu spielen und zu behalten. Das Gute war, dass wir "Memoria" nach der Tour und lange vor der Festivalsaison im Kalender hatten - somit konnte man das Hirn da gut "trainieren". Die weitere Challenge war aber natürlich mit neuen Musikern an Geige & Flöte so zu arrangieren, dass jeder auch dann das spielt, was dem Song die Wertigkeit gibt, die er braucht. Da habe ich dann auch echt gerne auf ein Akustikgitarren-Solo verzichtet, wenn wir beim Spielen gemerkt haben, das klingt hier mit ner Geige oder Flöte um Welten beeindruckender! Man muss eben vieles neu definieren und noch viel mehr ausprobieren - das ist bei der gewohnten Metal-Performance natürlich anders, da weiß man seit dem Studio, dass der Song so knallt wie er es tut.
Die bezaubernde Clémentine Delauney, die auch auf "War Of Ages" zu hören war, ist mit von der Partie. Warum war sie eigentlich nur auf diesem einen SERENITY-Album zu hören?
Einfach erklärt: Wir hatten im Vorfeld zu "War Of Ages" bereits mit Clemi als Live-Sängerin gearbeitet. Für das Album hatte man den Versuch gestartet, weg von der freien Gast-Sängerin hin zum festen Band-Bestandteil zu gehen. Da SERENITY aber von Gründung an dann doch die andere Struktur eher zu Gesicht stand und wir uns zudem nicht zu einer Female-Fronted-Band entwickeln wollten, haben wir dann doch wieder das gewohnte Bild angenommen.
Wie fühlte es sich für euch an, mit eurer ehemaligen Weggefährtin nochmals die Bühne bei 'Legacy Of Tudors' zu teilen?
Es war wunderbar - man hatte damals eine wunderbare Zeit und wenn man jetzt die Gelegenheit hat einen Song gemeinsam zu performen, dann tut man das auch gerne. Sonst hätten wir Clemi gar nicht eingeladen oder sie zugesagt, hehe.
Auch Sascha Paeth und Marco Pastorino waren mit von der Partie. Wie kam da der Kontakt zustande, euch bei diesem Gig zu unterstützen?
Sascha ist ohnehin seit "The Last Knight" als Produzent bei uns on Board. Ich selbst hab mit ihm durch BEYOND THE BLACK schon länger zusammenarbeiten dürfen und mich daher doppelt gefreut, dass er nun auch bei diesem besonderen Konzert mit uns zusammen auf der Bühne stand. Marco hat mit TEMPERANCE uns schon oft begleitet, auch auf dem letzten Album mitgesungen und mit Georg an ein, zwei Songs im Vorfeld gearbeitet und ist natürlich durch Georgs Nebenprojekt FALLEN SANCTUARY da auch mit ihm mehr verbunden. Somit war es auch hier eine logische und wunderbare Sache ihn mit am Start zu haben!
Speziell die balladesken Momente gehen inmitten dieser Wohlfühlatmosphäre unter die Haut und erzeugen ein sehr gemütliches, wohliges Flair. Die perfekte Einstimmung auf die kommenden Weihnachtstage? Würdet ihr euren Live-Output Heiligabend bei euren Fans auf der Flimmerkiste sehen wollen?
Ja, tatsächlich waren wir schon sehr glücklich, dass wir zur Vorweihnachtszeit mit "Memoria" raus durften. Wir denken, dass das schon ganz gut in die jetzige Jahreszeit passt und direkt an Weihnachten oder auch die Tage davor und danach bei leichter Beleuchtung durch den Weihnachtsbaum schon für ein schönes Flair im Wohnzimmer sorgen kann.
Im April dieses Jahres erschien mit 'In The Name Of Scotland' ein neuer Song, der auf dem Live-Werk direkt einen absoluten Sahneplatz als vorletztes Stück ergreifen konnte. Erzähl doch ein wenig über den Song und seine Entstehungsgeschichte.
Bei der Entstehung selbst war ich leider nicht dabei - der Song entstand auf Tour in Schottland. Da war ich damals aber selbst mit BEYOND THE BLACK unterwegs, hehe. Gezockt hatten wir ihn dann aber schon öfter und da er bei den Fans super ankam, waren wir natürlich bemüht darum, ihn nicht nur als Single, sondern auch auf "Memoria" herausbringen zu dürfen.
Wir dürften uns also im kommenden Jahr auch über einen regulären neuen SERENITY-Output freuen, oder? Was hält 2023 für euch bereit? Worauf dürfen sich die Fans freuen?
Wie vorhin schon gesagt, sind wir mitten in den Arbeiten zum neuen Album. Das Songwriting ist so gut wie abgeschlossen und dann geht es auch schon ins Studio. Somit darf man sich auf jeden Fall auf ein neues Album im kommenden Jahr freuen. Und natürlich hoffentlich jede Menge SERENITY-Live-Shows - wir sind schon fleißig mit unserem Booking-Team am Planen!
Chris, was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Bleibt gesund und geht weiter fleißig auf Konzerte, unterstützt die Bands, die euch ans Herz gewachsen sind. Wer nur zuhause sitzt und wartet, dass irgendwas "online" kommt und nur Musik streamt, schafft dies nicht - da stimmt es an vielen Ecken leider noch nicht. Merch, Tonträger und Tickets sind noch immer das, was uns die Möglichkeit gibt, das zu tun, was wir so gerne für euch tun!
- Redakteur:
- Marcel Rapp