SEVENTH ANGEL: Interview mit Ian Arkley
27.11.2009 | 15:07Die wiedervereinigten Briten haben vor kurzem mit "The Dust Of Years" ein Hammeralbum im Death/Thrash/Doom-Bereich veröffentlicht. Grund genug, einmal bei Ian Arkley (der mit MY SILENT WAKE ein weiteres heißes Eisen im Feuer hat) den aktuellen Stand der Dinge zu erfragen.
Stefan: Hallo Ian! Danke für die Möglichkeit ein Interview mit dir zu führen! Ich bin seit langer Zeit Fan von SEVENTH ANGEL und verfolge euere Karriere. Könntest du bitte unseren Lesern erzählen, wie es zu der Reunion kam und worin letztlich die Gründe dafür lagen?
Ian: Nach einer langen Pause haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht und entschieden, dass es das Beste wäre, wieder anzufangen miteinander Musik zu machen. Wir hatten eine feste Zusage für einen Auftritt in Norwegen im letzten Jahr, welcher sehr gut gelaufen ist und das war der Auslöser dafür, dass die Dinge sich schneller entwickelten und wir unser Album im März schon aufgenommen hatten.
Stefan: Ich möchte euch zum neuen Album gratulieren! Es ist das grandiose Album, auf welches wir Fans gehofft hatten - es ist eine herausragende Veröffentlichung, worauf ihr eueren einzigartigen Thrash-/Doomstil darbietet. Besonders gefallen mir 'Chaos Of Dreams', 'The Turning Tide' und 'Abelard And Heloise', wobei die anderen Lieder ebenfalls sehr gelungen sind. Das Album ist inzwischen seit einiger Zeit auf dem Markt. Mit etwas Abstand betrachtet, wie zufrieden bist du mit der CD und welche Lieder gefallen dir am besten?
Ian: Vielen Dank! Wir sind immer noch sehr glücklich mit dem Album. Ich habe es nicht so oft gehört wie andere Aufnahmen von mir, daher genieße ich es umso mehr. Meine Favoriten sind wahrscheinlich 'Abelard And Heloise' und 'The Raven Sky'. Im Grunde haben wir das Album so aufgenommen, wie wir es wollten, anstatt Aufnahmen zu machen, bei denen wir versuchen die Erwartungen der Fans zu erfüllen. Somit hat es Spaß gemacht und es ist außerdem ehrlich geworden.
Stefan: Da SEVENTH ANGEL immer noch nicht sehr bekannt sind, wie würdest du eueren Sound beschreiben?
Ian: Die alten Sachen ("The Torment", 1990 - der Verf.) waren einfach rauer Thrash mit einigen Doom- und Death-Elementen. Das zweite Album ("Lament For The Weary" – der Verf.) war viel ausgereifter und hat den Doom-Anteil noch verstärkt. Die neue Veröffentlichung ist die erste Aufnahme seit 17 oder 18 Jahren, nun ist der Sound noch doomiger, aber enthält immer noch Thrash- und Death-Einflüsse. Außerdem einige Prog- und Gothic-Elemente.
Stefan: Wenn ich mich recht entsinne, so habt ihr nicht lange an der Produktion gearbeitet. Andere Bands benötigen viel mehr Zeit im Studio, die Ergebnisse sind im Endeffekt jedoch nicht dermaßen stark wie "The Dust Of Years". Dabei hattet ihr manche Lieder noch gar nicht fertig, als ihr ins Studio gegangen seid und geprobt habt ihr auch nicht besonders viel. Was denkst du sind die Gründe dafür, dass die CD solch ein großer Erfolg wurde?
Ian: Ich denke, wir alle haben die Fähigkeit sehr schnell aufzunehmen. Zum einen ist dies notwendig, aber ich denke auch, dass so die gute Möglichkeit für mehr Energie auf den Aufnahmen gegeben ist. Es ist klar, dass die Kosten auch enorm sind. Das Album war sehr schnell geschrieben, durch die Entscheidung so schnell wie möglich eines zu veröffentlichen und aufgrund der Tatsache, dass wir alle unsere anderen Aufgaben haben. Wir hatten nur eine Handvoll Proben wegen der großen Entfernung - ich lebe weit weg von den anderen. Die Aufnahmen und das Abmischen war innerhalb von zwei Wochen erledigt. Ein weiterer Faktor war, dass Greg Chandler ein Experte ist, der schnell und effizient arbeitet und außerdem einen tollen Sound einfängt.
Stefan: Natürlich habe ich nun große Hoffnungen für ein weiteres Album (und dabei stehe ich ganz sicher nicht alleine). Was würdest du beim nächsten Aufnahmeprozess verändern und denkst du, dass ihr noch einen draufsetzen und sogar das dermaßen starke "The Dust Of Years" überbieten könnt? Gibt es überhaupt Überlegungen für ein weiteres Album?
Ian: Derzeit hoffen wir, wieder Aufnahmen machen zu können. Ich denke jedoch, dass es dann längere Zeit benötigen wird die Lieder zu schreiben. Ich denke, es wird erneut anders werden als das aktuelle Album, so wie es bisher bei jeder Veröffentlichung war.
Stefan: Bist du zufrieden mit dem Vertrieb, den Verkäufen und Rückmeldungen bisher?
Ian: Ja, Bombworks und Infinite Metal arbeiten wirklich gut. Das kostenlose-Downloads-Phänomen hat den kleinen Labels und Bands sicherlich großen Schaden zugefügt. Ich denke, die Reaktionen waren bisher sehr gut.
Stefan: Demnach denkst du, dass die Reunion es wert war? Und was bedeutet Erfolg für dich?
Ian: Ja, definitiv. Ich denke, es hat bisher einen großen Spaß bereitet und ich meine, wir haben da etwas richtig Gutes mit SEVENTH ANGEL am Laufen, was für lange Zeit verloren war. Diese Typen sind schon Freunde seit vielen Jahren und wir verstehen uns einfach gut miteinander. Für mich bedeutet Erfolg, eine großartige Zeit bei den Aufnahmen und Auftritten zu haben und Leute, denen es gefällt, was du tust - auch wenn es nur ein paar sind.
Stefan: Wie steht's mit den anderen Bandmitgliedern von SEVENTH ANGEL? Sind sie auch so froh über die Reunion und ist jeder noch dabei? Wie sieht es mit dem Kontakt untereinander aus?
Ian: Ja, wir stehen in regelmäßigem Kontakt und hoffen darauf, im nächsten Jahr touren zu können. Wir sind alle sehr glücklich mit der Reunion.
Stefan: Hat jeder zum Songwritingprozess beigetragen und seine Ideen eingebracht?
Ian: Simon und ich haben die meisten Songs geschrieben mit einigen Beiträgen von Mark. Im Inlay von der CD steht, wer bei welchem Lied was geschrieben hat. Jeder hatte Ideen, die zum Gesamtsound beigetragen haben.
Stefan: Ein großes Plus ist der Gesang von Simon Bibby. Dieser bringt besondere Momente und sorgt für reichlich Abwechslung. War das im Vorfeld so geplant, dass Mark sich gesanglich so einbringt oder ist diese Idee erst im Studio entstanden?
Ian: Die Idee hatten wir, bevor wir ins Studio gingen. Ich denke, wir alle wollten das. Simon ist ein großartiger Sänger und hat das bei FIREFLY exzellent gezeigt. Ich wollte nicht, dass es zu sehr wie MY SILENT WAKE (Ian's andere Band - der Verf.) klingt, da ich dort viel normalen Gesang beisteuere und auf "The Dust Of Years" habe ich das gar nicht getan. Mark hat ebenfalls eine tolle Stimme und war der Sänger von DETRITUS (eine weitere britische Thrash-Metal-Band mit zwei Veröffentlichungen, R.I.P. - der Verf.), also wird er möglicherweise auf der nächsten CD mehr zur Geltung kommen. Er hat Background-Gesang zu 'Weep Not For Us' beigesteuert und ein paar Erzählungen bei 'Abelard And Heloise'.
Stefan: Ich mag deinen Gesang wirklich sehr, aber ich vermisse etwas deinen Gesangstil von den alten SEVENTH ANGEL-Veröffentlichungen. Wenn man so sagen kann: den "gequälten Schreigesang". Gab es keine Überlegungen, davon ein wenig einfließen zu lassen, oder hat dein Stil sich über die Jahre einfach verändert?
Ian: Er hat sich über die Jahre verändert und ich denke, es ist vor allem das - glaubhaft zu bleiben und nicht gezwungen oder gekünstelt. Ich habe nun seit geraumer Zeit nicht mehr thrashig gesungen und wollte den besten Gesang auf dem Album beisteuern, den ich kann. Greg hat außerdem ein paar wundervolle Growls beigesteuert.
Stefan: Falls es ein weiteres SEVENTH ANGEL-Album in Zukunft geben wird - ich denke eure Kreativität ist noch lange nicht erschöpft - wie wird sich der SEVENTH ANGEL-Sound der Zukunft darstellen? Gibt es bereits irgendwelche Ideen?
Ian: Wir werden es so angehen wie jedes Mal und schauen, was passiert. Wir bleiben offen für Ideen.
Stefan: In diesem Jahr sind einige starke CDs erschienen. Welche Veröffentlichungen haben zuletzt deine Aufmerksamkeit erregt und was hörst du generell so?
Ian: Ich höre inzwischen vor allem 70er-Jahre-Rock und DEAD CAN DANCE, wie immer. Momentan ist das Debüt von METUS eines meiner Lieblingsscheiben. Außerdem habe ich vor kurzem ATTRITION entdeckt, die Darkwave spielen und sehr musisch sind und Freunde von MY SILENT WAKE geworden sind. Ein paar Jahre alt inzwischen, aber derzeit mein Lieblings-Metal-Album ist die letzte Scheibe von MORGION. Außerdem mag ich ein paar britische Underground-Doom-Bands mit denen ich befreundet bin, wie THE PROPHECY und THE DROWNING.
Stefan: Ok, vielen Dank an dieser Stelle für deine Antworten! Natürlich möchte ich noch eine Frage zu MY SILENT WAKE stellen: Wie ist da der aktuelle Stand, auf was können wir uns gefasst machen und liegt dort deine Priorität?
Ian: MY SILENT WAKE nehmen derzeit eine Split-CD mit THE DROWNING auf. Sie erscheint im nächsten Mai und wir möchten in geraumer Zeit regelmäßig Konzerte spielen. Beide Bands sind mir wichtig und ich hoffe, sie so lange wie möglich weiterzuführen zu können!
Stefan: Nochmals danke und das letzte Wort sei dir überlassen...
Ian: Danke vielmals! Checkt unsere Homepage und Myspace-Seite sowie unsere Youtube Videos. Bitte denkt daran, dass Underground Bands und Labels Unterstützung benötigen - keine illegalen Downloads.
- Redakteur:
- Stefan Lang