SKYLINE: Interview mit Andreas "Gösy" Schlüter

04.09.2024 | 00:15

Selbst das größte Festival hat einmal klein angefangen. Und tatsächlich hatten die Jungs von SKYLINE auf dem allerersten Wacken Open Air den Headliner-Status inne. Im Zuge des 20-jährigen Festival-Jubiläums wurde SKYLINE wiederbelebt und so kam es nach weiteren Konzerten und Festivalauftritten, dass die Band 2019 ihr Debütalbum "Uncovered" veröffentlichen konnte. Scheinbar hat SKYLINE Blut geleckt, denn mit "Human Monster" steht nun Album Nummer zwei in den Startlöchern. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir einige brennende Fragen hatten, denen sich Gründungsmitglied und Schlagzeuger Andreas "Gösy" Schlüter mit Bravour stellte.

Gösy, wie ist die Lage?
Ja, Moin erst einmal! Uns geht es uns allen sehr gut, wir haben ein neues Album am Start, schon einige Gigs und Festivals gespielt, darunter natürlich auch unser absolutes Jahreshighlight, das Wacken Open Air, also alles prima.

Ihr habt eine durch und durch bemerkenswerte Reise hinter euch: Obwohl ihr 2019 euer allererstes Album herausgebracht habt, kannten euch schon Jahre zuvor nahezu alle Wacken-Gänger. Wie fühlt es sich für euch an, immer mit diesem Großereignis am ersten August-Wochenende verbunden zu werden?
Für uns ein absolutes Privileg, und ein echtes Highlight, jedes Jahr auf dem Festival spielen zu dürfen. Es fühlt sich einfach großartig an, am Donnerstagnachmittag mit so vielen gleichgesinnten unsere Leidenschaft zu teilen, einfach unbeschreiblich.

Ihr wart der erste Headliner des Wacken Open Airs – ein Titel, den euch keiner mehr nehmen kann. Denkt ihr manchmal an den damaligen Auftritt zurück? Und schwelgt ihr manchmal in "Was wäre, wenn..."-Gedanken... Wenn ihr beispielsweise in den 1990er Jahren SKYLINE noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt hättet? Vielleicht daher auch der Titel 'Under The Radar’?
Das kann uns tatsächlich keiner mehr nehmen, aber wenn man sein eigenes Festival auf die Beine stellen möchte, und dann noch eine eigene Band hat, die halbwegs geradeaus spielen kann, wäre man ja auch total bescheuert, wenn man sich nicht selbst als Headliner aufs Plakat schreibt, günstiger kommt man da nicht ran, haha.

Natürlich, denkt man daran, was wäre wenn man der Band mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte, und schon früher angefangen hätte, eigenes Zeug zu spielen, aber dazu braucht man auch die richtigen Leute. Nach meinem Ausstieg aus dem Festival-Geschäft, der mich nicht nur Nerven gekostet hat, habe ich einen ziemlich guten Job in einer sehr gut gebuchten Band angeboten bekommen. Da ich schon immer Trommler in einer Band sein wollte, konnte ich dieses Angebot nicht ausschlagen. Ich konnte jedes Wochenende mit der Band live spielen, und ganz nebenbei auch noch Geld damit verdienen, was ich dringend brauchte.

Ich muss zugeben, dass ich ein paar Parallelen zu VOODOO KISS bemerke. Auch eine Band, die in diesem Fall mit dem Summer Breeze eng verbunden ist, nach so vielen Jahren erst vor kurzem ihr Debüt und nun ihr Zweitwerk herausbringt. Sind die Vergleiche zu abwegig oder durchaus angebracht?
Darüber habe ich mir nie Gedanken drüber gemacht, aber es gibt bestimmt nicht nur die SKYLINE-Band, die sich mit dem Festival verbunden fühlt, aber ich persönlich, habe wirklich eine sehr enge und emotionale Verbindung zum W:O:A.

Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten herangetreten? Gab es nach eurem Debüt schon konkrete Pläne, ein zweites Album hinterherzulegen?
Da wir während der Entstehung des ersten Albums gemerkt, haben wie gut das funktioniert, war eigentlich klar, dass es danach definitiv weitergehen würde.

Klingt gut. Als ich den Titel eures neuen Albums gelesen habe, musste ich an ein Zitat von Stromberg denken: Begegnet ein Wolf einem anderen Wolf im Wald, denkt der "Ach, nur ein Wolf". Aber wenn ein Mensch einem anderen Menschen im Wald begegnet, denkt dieser: "Ach, sicher ein Mörder!"...
Das Stromberg-Zitat ist gar nicht so verkehrt. Der Titel "Human Monster" lässt sich auf zwei Arten interpretieren: Einerseits charakterisiert er das Wesen der Autokraten und Despoten auf diesem Planeten - sie versuchen nach außen ihr "menschliches" Bild zu präsentieren, während sie in ihrem Handeln aber das Monster zeigen. Die zweite Möglichkeit "Human Monster" zu deuten, ist die Stromberg-Interpretation - haben wir neben unser unbestreitbaren Menschlichkeit nicht auch einen monströsen Teil in uns wohnen?

Ihr habt damit jedenfalls ein richtig tolles, entschlossenes Album am Start, das viel Freude bereitet. Worin liegen deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zum 2019er Album "Uncovered"?
Der Unterschied zum ersten Album erklärt sich ein wenig mit dem Titel des ersten Albums "Uncovered“. Wir haben die Coversong-Decke von SKYLINE mal heruntergenommen und darunter sind die verschiedenen musikalischen Vorlieben der einzelnen Mitglieder zum Vorschein gekommen. Da wir beim ersten Album versucht haben, diesen verschiedenen Richtungen gerecht zu werden, ist das Album musikalisch noch nicht so eindeutig geworden. Beim zweiten Album hat sich die Band auf der Suche nach dem eigenen Weg vom Songwriting und vom Sound her musikalisch total gefunden, daher ist das zweite Album atmosphärisch deutlich dichter als das Erste.

Man merkt bereits an der ersten Single 'Fireball', das das Album förmlich brennt und wie intensiv die gesamte Scheibe geworden ist. Genau aus dem Grund die perfekte erste Single und der perfekte Opener?
Ja, 'Fireball' als erste Single ist tatsächlich ein Synonym für die Energie, die auf dem ganzen Album ist.

Vor allem hat es mir zum einen 'A Whisper And A Scream' angetan. Ist manchmal ein Flüstern nicht lauter als ein Schrei? Welche Botschaft steckt hinter dem Titel?
'A Whisper And A Scream' passt perfekt zum Albumtitel "Human Monster". Der Song thematisiert das innere "Jekyll And Hyde"-Syndrom, das in jedem von uns steckt. Die Spannung zwischen ruhiger Besonnenheit und unkontrolliertem Ausbruch. In einer Beziehung, egal welcher Art, behandeln wir oft gerade die Menschen am schlechtesten, die uns am nächsten stehen. Der Protagonist fragt sich, warum das so ist, und ob es nicht mehr gibt, als die Extreme, zwischen "A Whisper And A Scream".

Zum anderen finde ich auch 'When I Get Home' fantastisch. Was macht für euch "Zu Hause" aus? Was gibt euch dieses Homecoming-Gefühl?
Bei 'When I Get Home' wünscht sich der Protagonist im Grunde, nach Hause zu kommen, in die Geborgenheit und Sicherheit in einer funktionierenden Beziehung. Unglücklicherweise schafft er es selbst nicht, seinen Teil dazu beizutragen, auch wenn er es immer wieder verspricht.

Wie wird es mit SKYLINE in den kommenden Monaten weitergehen? Was hält 2024 für euch Jungs noch bereit und habt ihr weitere, etwas weitreichendere Pläne?
Am 06.09. ist Album Release, und am 08.09. gehen wir mit der Band auf die Full Metal Cruise. Wir sind gut drauf, und haben richtig Bock, den Leuten unser neues Album live zu präsentieren.

Ihr habt die Entwicklung des Wacken Open Airs von Beginn an verfolgt und wart auch immer mal wieder auf den großen Bühnen zu sehen. Könnt ihr das Gefühl dieser massiven, immensen Entwicklung beschreiben und wie sich das Feeling des Festivals in all den Jahren geändert hat?
Natürlich kann man das Festival heute, nicht mehr mit dem vergleichen, was es damals einmal war. Aber wenn Holger und Thomas nicht ihre komplette Energie und ihren Fokus in und auf unseren gemeinsamen Traum gesetzt hätten, nämlich, einmal das größte Heavy-Metal-Festival der Welt zu veranstalten, dann würde es das W:O:A heute gar nicht mehr geben. Da kann ich nur meinen Hut vor ziehen, und freue mich sehr darüber, dass wir auch nach all den Jahren immer noch sehr gute Freunde sind und mit der Band immer noch etwas dazu beitragen können, den Fans ein geiles Wochenende zu bescheren.

Gösy, Ich wünsche dir und euch mit "Human Monster" alles erdenklich Gute und freue mich auf die nächsten Alben, hehe. Was möchtet ihr euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Vielen lieben Dank, dass wir dabei sein durften. Uns macht die eigene Musik richtig Spaß, und wir werden definitiv weiter daran arbeiten, also seid gespannt, was da noch so passiert. Bleibt so wie ihr seid, und denkt immer daran: Don't Forget To Rock'n'Roll!


Fotocredits: Bo Janting Christensen


Fireball



https://www.youtube.com/watch?v=cxIOheuBUY4

Redakteur:
Marcel Rapp

Login

Neu registrieren