TAMPLIN, KEN: Interview mit Ken Tamplin

01.01.1970 | 01:00

Kathy:
Wie sieht es zur Zeit mit der Filmmusik aus? Schreibst du da noch viel? Und für welche Filme?

Ken:
Ich arbeite immer an irgendwelchen Soundtracks. Es gibt einen neuen Ace-Ventura-Film hier bei einem Major-US-Sender, Nickleodeon, für den ich den Titeltrack geschrieben habe. Ich habe auch bei einer neuen Serie von Francis Ford Coppola mitgearbeitet, die „First Wave“ heisst und bei anderen Sendungen wie „Dawson’s Creek“, „Resurrection Blvd“ usw.

Kathy:
Bist du immer noch ein Vollzeit-Musiker, oder machst du nebenher noch was anderes?

Ken:
Meint du mit „Musiker“ nur das Spielen oder auch das Singen? Ich müsste mit nein antworten. Aber wenn du diese Frage im Bezug auf Musik allgemein meinst, wäre meine Antwort, dass Musik meine Vollzeitbeschäftigung ist, seitdem ich 20 bin. Ich mache viele Sachen, wie beispielsweise Platten produzieren oder Werbespots für Firmen wie Honda, Ford und Nissan. Aber meistens kann man mich da nicht spielen oder singen hören, ich bin da halt nur der Produzent.

Kathy:
Auf welche Musik/Bands stehst du zur Zeit?

Ken:
Ich denke, dass CREED momentan echt klasse sind. Außerdem bin ich immer noch ein großer Fan von Flamenco-Gitarrenmusik mit Gitarristen wie Strunz & Farah. Und ich mag sogar die Gruppe THE MARVELLOUS 3, die so klingen, als ob CHEAP TRICK wahnsinnig geworden wären.

Kathy:
Hast du noch Kontakt zu alten Bandkollegen und ist da mal wieder was zusammen geplant, z.B. mit Lanny Cordola? Und meines Wissens nach hast du ja mal bei JOSHUA zusammen mit Rob Rock gespielt, der mittlerweile auch einige Erfolge vorzuweisen hat und gerade seine Soloscheibe veröffentlicht hat.

Ken:
Ja, Fakt ist, dass ich letzte Woche mit Lanny gesprochen habe. John Christ von DANZIG hatte mich nämlich gefragt, ob ich seine neueste Platte produzieren würde, ich konnte aber nicht, und so verwies ich ihn an Mike Tacci (er war der Produzent des „Black“-Albums von METALLICA) und brachte außerdem Lanny mit John zusammen, damit der vielleicht ein bisschen bei den Gitarren helfen könnte.

Kathy:
Wie kam es damals dazu, dass Marty Friedman auf der SHOUT-CD mitwirkte ("In
Your Face")?

Ken:
Marty war großartig! Er war der einzige Typ unter diesen ganzen „Hotshot“-Gitarristen, der ein paar sehr coole Produktionsideen miteinbringen konnte. Er ist ein sehr talentierter Spieler.

Kathy:
Spielst du zur Zeit noch oft live und noch mit der gleichen Energie, die wir
von dir gewohnt sind? Ich erinnere mich da an das letzte Konzert auf der Christmas Rock Night, wo du mit "YMCA" super Stimmung verbreitet hast. Oder den Gig auf der Owener Rocknacht mit diesem Wahnsinnsgitarristen.

Ken:
Definitiv. Ich weiss nicht, ob du die Chance hattest, das Review von einem unserer Konzerte in Süddeutschland, welches wir vor ein paar Jahren gespielt haben, zu lesen. Andreas Schowe vom Magazin Metal Hammer hat es verfasst, und es sagt eigentlich alles.

Kathy:
Man hat ja schon länger nichts mehr von dir in Deutschland zu hören/sehen bekommen, woran liegt das?

Ken:
Um ehrlich zu sein hatte ich einen ziemlichen Streit mit meinem ehemaligen Manager Christian Bauske, der wirklich der letzte war, sich um die Buchung für Auftritte der Band in Deutschland zu kümmern. Ich glaube, er hat sehr hart dafür gearbeitet, dass die Band erfolgreich wird. Aber am Ende, als ich zum letzten Mal tourte und in einem Monat fünf bis sechs mal die Woche auftreten musste, verdiente ich dabei nicht mal einen einzigen Penny. Die Tour kostete mich echt einiges. Ich kann es mir einfach nicht mehr leisten, sowas nochmal zu machen.

Kathy:
Arbeitest du derzeit an einem neuen Album?

Ken:
Ja, Fakt ist, dass ich momentan mit Doug Aldridge (von HOUSE OF LORDS und BAD MOON RISING) sowie Edward Harris Roth (von IMPELLITERI und anderen Gruppen) und Rudi Sarzo an einer neuen Formation namens CRUSADE arbeite. Wir werden im Februar 2001 mit den Aufnahmen beginnen.

Kathy:
Ich habe gehört, dass es eine SHOUT-Reunion gibt, wie kam es dazu?

Ken:
Es war sehr schwer, Chuck und Loren zum Touren zu bewegen, da beide sehr erfolgreiche Jobs haben. Meine Ansicht diesbezüglich ist: Wenn du nicht wirklich rauskommen und wirklich touren kannst (nicht diese Wochenend-Show-Scheisse), dann ist es nicht wirklich eine Band.

Kathy:
Arbeitet ihr gerade an neuem Material, oder werdet ihr mit den alten Songs auf Tour gehen?

Ken:
Wie ich schon bezüglich CRUSADE erwähnt habe, wird alles neues Material sein, und Z Records plant einige Shows für uns in Europa ein.

Kathy:
Ist auch ein Deutschland-Auftritt geplant?

Ken:
Ich hoffe es mal. Ich muss ein paar interessante Shows finden und jemanden, der uns zu euch rüber einlädt.

Kathy:
Du rennst bei Konzerten regelmäßig durchs Publikum (mit Headset und Funkgitarre), warum? Magst du die Nähe zum Publikum oder stehst du nicht so gerne im Rampenlicht?

Ken:
Es macht mir viel Spass, näher an mein Publikum heranzukommen. Ich mag es, wenn ich die Leute auf meiner Gitarre rumklampfen lassen kann, während ich da draußen bin, oder den Damen ein paar Küsse zu geben, oder die Leute allgemein zu überraschen. Deswegen mache ich das.

Kathy:
Mit MAGDALLAN - "Big Bang" haben du und Lenny Cordolla ein Super HardRock Scheibchen auf den Markt geworfen, wieso bist du nach nur einem Album wieder ausgestiegen?

Ken:
Der Stress, der zu der Zeit aufgrund der langen Dauer bis zur Veröffentlichung der Platte auf unserer Beziehung lastete, war mehr als wir ertragen konnten. Wir konnten einfach nicht mehr.

Kathy:
Was war für dich persönlich der größte Erfolg in deiner Musikerkarriere?

Ken:
Nun, das mag jetzt komisch klingen, aber ich habe grade erst eine CD fertigproduziert mit dem Titel „Make Me Your Voice“, die am 23. Januar unter Spring Hill/Chordant EMI veröffentlicht werden wird. Sie ist eine Art cooler Gospel-Platte mit Künstlern wie Andrae Crouch und Charlie Peacock, deren gesamte Einnahmen helfen sollen, die fürchterliche Verfolgung im Sudan zu bekämpfen. Die Muslime ermorden Millionen von Sudanesen allein wegen ihrem Glauben, und die Regierung schaut tatenlos zu. Wir müssen uns erheben gegen diese Art von Verfolgung.

Kathy:
Welche Zeit war für dich als Musiker die schönste?

Ken:
Die Zeit, die ich momentan erlebe. Ich habe so viel Freiheit, um verschiedene musikalische Stile auszuprobieren, genauso kann ich Menschen helfen, wie ich es grade mit der Sudan-CD erwähnt habe. Dies ist eine sehr schöne Zeit für mich.

Gott segne euch, Ken Tamplin

Redakteur:
Kathy Schütte

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