TANKARD: Interview mit Olaf Zissel
01.01.1970 | 01:00Mit "Beast Of Bourbon" haben die deutschen Thrash-Urgesteine von TANKARD mal wieder einen echten Hammer am Start. Härter, melodischer und noch einmal einen Zacken besser als der Vorgänger "B-Day" - so lautet das Fazit zu "Beast Of Bourbon". Schlagzeuger Olaf Zissel sprach mit uns über die derzeitige Lage im TANKARD-Camp und hatte einige wirklich interessante Anekdoten parat...
Björn:
Hi, wie geht es denn so?
Olaf:
Ja, ganz gut soweit!
Björn:
Okay, dann lass uns direkt mal loslegen; kommen wir einmal zu eurem neuen Album "Beast Of Bourbon". Beschreibe die Platte mal aus deiner Sicht!
Olaf:
Ja, wo soll ich da anfangen? In erster Linie haben wir da draufgepackt, was uns in den Sinn gekommen ist. Wir haben nicht so viel Zeit damit verbracht, irgendwelche komplizierten Songs zu machen. Unser Gitarrist hat sich ein wenig verbessert und es gibt auch einige melodische Sachen, aber ansonsten: TANKARD wie immer!
Björn:
Im Gegensatz zu "B-Day" habt ihr meiner Meinung nach härtetechnisch noch mal eine Schippe draufgepackt. War das ein beabsichtigter Schritt?
Olaf:
Ja, das hat sich so ergeben. Dafür haben wir aber, wie gesagt, auch einige sehr melodische Parts da drauf.
Björn:
Eigentlich erwartet man von einer Band wie TANKARD ja keine großen stilistischen Veränderungen mehr. Trotzdem habt ihr nun mit `Endless Pleasure´ einen recht ungewöhnlichen Track dabei, der erst einmal so gar nicht nach TANKARD klingt. Wie ist es zu diesem Song gekommen? Was steckt dahinter?
Olaf:
Ähem, was soll ich sagen? Den haben wir halt zusammengebastelt und uns entschieden ihn mit draufzunehmen. Da ist eigentlich keine weitere Geschichte; ob das nun kommerziell oder halt für TANKARD unglaubwürdig ist, ist uns egal. Das haben wir halt einfach gemacht.
Björn:
Ein anderer auffälliger Track nennt sich `Die With A Beer In Your Hand´. Klingt alles wie ein ziemlicher Seitenhieb auf die True-Metal-Szene. Wie stehst du denn zu den True-Metallern und ihren Anführern von MANOWAR?
Olaf:
Das ist nicht wirklich böse, sondern mehr ironisch. Ich habe aber mit True Metal nix am Hut, ganz ehrlich! Ich komme halt mehr aus der Punk-Ecke, bin ein großer RAMONES-Fan und steh auf die alten Sachen, wie z.B. D.R.I. und so etwas. Ja, dieses Schwert- und Muskel-Gehabe, das kann einem schon mal schwer auf die Nerven gehen.
Björn:
Du sagst, du kommst aus der Punk-Ecke, da passt dieses Cover `We`re Coming Back´ ja prima hinein, eine astreine Fußballhymne. Hattet ihr schon länger mal so einen Song geplant oder hat sich das spontan ergeben?
Olaf:
Das war eigentlich Gerre`s Idee, der fand den halt super stark und wollte ihn unbedingt draufhaben und hat schon böse geblickt, als wir Nein gesagt hatten, weswegen wir schlussendlich dann doch noch sagten: "Na gut, bevor sich einer aufhängt".
Björn:
Ihr seid ja als Fußballfanatiker bekannt. Daher mal die Frage: Wie weit werden es die Deutschen bei der kommenden EM schaffen?
Olaf:
Also, da kann ich nicht so für die Band sprechen. Für mich alleine kann ich nur sagen, dass mir das so dermaßen Wurscht ist.
Björn:
Oh, also kein Fußballanhänger?
Olaf:
Ne, ganz und gar nicht. Ich sehe mir auch mal so ein Spiel an, aber da passiert einfach zu wenig Sehenswertes. Da sind zehn Minuten, die man sich anschauen kann – ja furchtbar, was für ein Scheißsport.
Björn:
Dann hätte ich die folgende Frage wohl auch besser an den Gerre gestellt: Wie wäre es denn eigentlich mal mit einer Stadionhymne für die Frankfurter Eintracht? Hat es nicht da schon einmal so eine Idee gegeben?
Olaf:
Das haben wir ja schon mal versucht, aber das ging leider in die Hose. Vor drei Jahren hatte die Eintracht ja 100-jähriges Jubiläum und da gab es so einen Sampler, da konnten Bands aus Frankfurt und Umgebung einen Beitrag zusteuern. Wir haben dafür auch einen Song gemacht auf Gerre`s Drängen und da wurde schließlich ein Song ausgewählt, der jeden Samstag im Stadion laufen sollte. Wir sind dann auf dem zweiten Platz gelandet und haben halt ziemlich abgelost! Ich hoffe, das war es dann mit den Fußballbemühungen!
Björn:
Ihr habt ja in den letzten Jahren auf fast allen prominenten Festivals gespielt, meines Wissens aber keine ganze Tour gefahren. Wie sieht es denn da in Zukunft aus, werden TANKARD wieder on the road gehen?
Olaf:
Länger als vier oder fünf Tage nicht mehr. Wir haben da einfach alle keinen Bock mehr drauf, das ist zu stressig. Zu alt würde ich zwar nicht sagen, aber der Gerre packt das mit seiner Stimme nicht mehr und jeder hat seinen Job und Familie. Da kann sich keiner erlauben so lange wegzubleiben, zumal auf Tour auch nicht so viel zu verdienen ist. Wir beschränken uns im Großen und Ganzen da schon mehr auf die Wochenenden, das ist insgesamt auch viel praktischer.
Björn:
Hätte euch denn so eine Tour mit SODOM, KREATOR und DESTRUCTION nicht gereizt?
Olaf:
Tja, wenn man uns gefragt hätte, dann hätten wir uns das sicherlich mal überlegt.
Björn:
Aber da kam nichts?
Olaf:
Doch, da kam schon einmal ein Angebot, aber da spielst du dann den Opener vor vier anderen Bands und das wollten wir uns dann auch nicht antun.
Björn:
Hast du denn eine dieser Shows gesehen?
Olaf:
Nein, hätte ich zwar gerne gemacht, aber ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht dorthin.
Björn:
Ihr habt vor zwei Jahren euer 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie lange werden TANKARD denn noch aktiv sein?
Olaf:
Kann ich dir nicht sagen. So lange jeder noch irgendwie Lust hat. Also wir haben nicht geplant, in nächster Zeit aufzuhören, sonst würden wir ja auch nicht hier eine neue Platte promoten.
Björn:
Was müsste passieren, damit du selber sagen würdest, es hat keinen Zweck mehr?
Olaf:
Da müssten wir schon untereinander irgendwie Krach kriegen. Aber ich glaube nicht, dass das passieren wird; wir haben so viel Spaß miteinander und sind nicht darauf angewiesen, da irgendwie Geld mit zu verdienen. Das ist eigentlich die beste Ausgangsposition; wir freuen uns sicher, wenn mal ein paar Mark reinkommen, aber wir rechnen halt nicht damit. Das ist alles super locker, freundschaftlich und, wie gesagt, die beste Ausgangsposition für eine große Party!
Björn:
Viele Bands entwickeln die tolle Eigenart, zu jedwedem Jubiläum eine DVD oder eine Live-CD zu veröffentlichen. Das habt ihr nicht getan. Wäre es nicht langsam mal Zeit für einen derartigen Release?
Olaf:
Ja, würden wir gerne machen aber da fehlen uns schlicht und ergreifend die Mittel zu. Da kannst du dann die Plattenfirma mal fragen und die sagt dir dann, angesichts der Plattenverkäufe wird das ein Minusgeschäft. Da müssten wir halt jemanden finden, der uns das sponsert.
Björn:
Dann kann ich mir ja eigentlich die nächste Frage auch sparen Ich habe mir erst letztlich mit ein paar Kumpels wieder den Clip zu `Space Beer´ angesehen und der ist ja wirklich cool. Ich meine, gerade jetzt, wo Metalclips auch wieder bei den Musiksendern laufen, wäre es doch sicherlich auch reizvoll einen neuen Clip zu machen, oder nicht?
Olaf:
Ach ja, da ist in der Tat etwas in der Mache, aber da will ich jetzt noch nichts zu sagen, weil es halt noch nicht spruchreif ist, aber wir überlegen uns das momentan.
Björn:
Was steht jetzt als nächstes an im Terminkalender von TANKARD? Habt ihr vielleicht schon irgendwelche Gigs für dieses Jahr geplant?
Olaf:
Puh, ich hab es jetzt gerade nicht im Kopf, da müsstest du mal auf unserer Homepage schauen, aber da stehen auch noch nicht alle drin, wie zum Beispiel einige Gigs im Spätsommer.
Björn:
Welche persönlichen Wünsche hast du für die Zukunft der Band?
Olaf:
Ich hoffe erst einmal, dass wir mit der neuen Platte an den Erfolg von "B-Day" anknüpfen können und auch möglichst viele Shows im Ausland, wo wir noch nicht waren.
Björn:
Gibt es da irgendwelche konkreten Ziele, wo du dringend mal hinmöchtest?
Olaf:
Südamerika, Australien und Afrika, dann haben wir alle Kontinente durch.
Björn:
Ist dir eigentlich unser Magazin Powermetal.de ein Begriff?
Olaf:
Ja klar, ich kenne den Georg! Der war ja auf unserer Releaseparty und da bin ich später mit dem im selben Bett aufgewacht. Das war sehr witzig, da ich nicht genau wusste, wie ich da hingekommen bin.
Björn:
Ach, erzähl mal weiter, das hört sich ja interessant an...
Olaf:
...ja, das war so: Wir hatten ja geplant, mit dem Appelwoi-Express in Frankfurt den Journalisten mal die Stadt zu zeigen. Ich weiß ja nicht, ob der schon was erzählt hat, aber das ging ja ziemlich in die Hosen, weil der Appelwoi-Express nicht gekommen ist. Dann mussten wir halt schon sehr früh mit dem Trinken anfangen in der Kneipe und deshalb war ich auch schon sehr schnell betrunken. Ich bin dann irgendwann morgens aufgewacht, wusste nicht, wo ich bin, und hab mich erschrocken, als ich den Georg neben mir hab liegen sehen.
Björn:
Oh, das ist ja wohl mal eine coole Story für unser Magazin. Hast du denn jetzt am Ende noch irgendwelche letzten Worte für unsere Leser?
Olaf:
Ja, wie viele Leute besuchen euch denn so?
Björn:
Tja, wir haben über 300.000 Visits jeden Monat.
Olaf:
Da habe ich dann auch nur eine wichtige Botschaft: Ihr könnt euch alles aus dem Internet herunterladen, aber bitte keine TANKARD-Sachen, die solltet ihr euch schon im Laden kaufen!
Björn:
Alles klar, ich werde es weitergeben! Dann bedanke ich mich für dieses Interview und wünsche euch mit der neuen Platte viel Erfolg!
Olaf:
Vielen Dank und tschüss!
- Redakteur:
- Björn Backes