THE PROPHECY 23: Chilliges Moshen mit Frontmann Hannes

06.09.2025 | 22:16

Stay fresh! Die Jungs von THE PROPHECY 23 haben den Fresh Metal salonfähig gemacht und ihm vor fünf Jahren sogar ein eigenes Album gewidmet. Doch nun kehren Hannes Klopprogge und seine Wüteriche zurück, haben in Form von "Mosh O’Clock" ein neues Arsenal an kunterbunten Groove-, Thrash-, Punk- und Death-Metal-Brechern mit ordentlich Wumms und der gewissen Prise Humor am Start und machen auch 2025 keinerlei Gefangene. Kurzum, es ist kurz vor zwölf und THE PROPHECY 23 – hier in Form von eben jenem Shouter und Gründungsmitglied – zeigt uns, was die Stunde geschlagen hat!

Die letzten Wochen waren bei THE PROPHECY 23 sicherlich aufregend, oder? Wie ist die Lage?

Ja, total krass! Am Anfang war’s erstmal ziemlicher Business-Stress: Wir mussten den Release vorbereiten, aber durch Umstrukturierungen bei unserem Label sind die CDs, Box-Sets und Vinyls erst sehr kurzfristig in den Handel gekommen. Normalerweise hat man mindestens drei Monate Zeit für Promo – wir hatten am Ende nur eine Woche. Das war heftig, vor allem weil wir tonnenweise Content für Social Media vorbereitet hatten, den wir dann in wenigen Tagen raushauen mussten.

Umso überraschender war es, dass es trotzdem funktioniert hat: Schon in der ersten Woche sind wir direkt in die offiziellen Albumcharts auf Platz 44 eingestiegen, und in den Rock- und Metal-Charts sogar auf Platz 12. Das hat uns komplett umgehauen, wir können es immer noch kaum glauben. Unterm Strich waren die letzten Wochen also super aufregend – mit etwas Frust am Anfang, der sich dann aber in absolute Freude verwandelt hat.

Ich muss dir noch zum Erfolg von "Fresh Metal" gratulieren - #67 in den deutschen Albumcharts, stark! Geht man dann mit anderen Zielen an die Arbeiten an einem neuen Album?

Vielen Dank! Man könnte ja meinen, dass nach dem ersten Charterfolg vor fünf Jahren der Druck gestiegen ist – aber tatsächlich war eher das Gegenteil der Fall. Wir haben uns gedacht: "Okay, das Thema Charts haben wir jetzt abgehakt, wir können jetzt eh machen, was wir wollen." Das hat uns richtig viel künstlerische Freiheit gegeben. Gleichzeitig hat uns der Erfolg aber auch beflügelt und gestärkt, noch mehr unser eigenes Ding durchzuziehen – und uns weniger um Genres oder irgendwelche Schubladen zu kümmern.

Dennoch hat es ein paar Jährchen gedauert, bis nun der Nachfolger präsentiert werden kann. Gut Ding will Weile haben oder hatte das bei "Mosh O' Clock" andere Gründe?

Wir haben uns da nie gestresst. Das ist der Vorteil, wenn man nicht von der Musik leben muss: Man hat nicht den finanziellen Druck, alle zwei Jahre eine Platte rauszubringen und direkt wieder auf Tour zu gehen. Außerdem sind in der Zwischenzeit ein paar von uns Vater geworden – da verschieben sich Prioritäten automatisch ein bisschen. Für uns gilt: Alles hat seine Zeit. Und jetzt ist eben die Zeit zum Moshen – it’s "Mosh O’Clock"!

Das neue Album ist auf Zack! Euer bislang schnellstes, aggressivstes, aber auch abwechslungsreichstes Album! Worin siehst du die musikalischen Unterschiede zu "Fresh Metal"?

Danke! Rein musikalisch haben wir diesmal tatsächlich noch eine Schippe draufgelegt: Es gibt mehr Blast Beats, insgesamt ein etwas höheres Tempo und auch einen größeren Anteil an Death-Vocals. Dadurch wirkt das Album aggressiver, bleibt aber gleichzeitig abwechslungsreich und typisch THE PROPHECY 23.

Ihr hattet für das Album über 20 Songs parat, von denen letztendlich 13 ausgewählt wurden. Aber nicht von euch, oder? Erzähl doch mal, wie die Auswahl bei einem speziellen Demo-Event zustande kam...

Die Idee war, unsere Fans direkt einzubeziehen – so eine Art Basisdemokratie. Uns ist ihre Meinung total wichtig, und irgendwann ist man selbst einfach betriebsblind und braucht frischen Input von außen. Also haben wir an einem speziellen Demo-Event die Aufnahmen der neuen Songs gezeigt, und die Fans konnten abstimmen, welche Songs es auf das Album schaffen.

Wir sind sogar noch einen Schritt weitergegangen und haben sie gefragt, was sie gerne im Box-Set als Extra hätten. Auf die Idee, Socken reinzulegen, wären wir selbst nie gekommen – jetzt lieben wir sie!

Speziell der Sound ist eine Wucht - klar, aber dennoch rau und mit Kante, perfekt für euch! Wie war es denn für dich, gemeinsam mit Kai Stahlenberg zu arbeiten?

Vielen Dank! Uns gefällt der Sound auch richtig gut – genau so, wie wir ihn haben wollten. Die Arbeit mit Kai war super, eine echte Gemeinschaftsarbeit. Wir haben ja schon ein paar Alben zusammen produziert, deshalb lief der Workflow schon eingespielt. Kai ist ein unglaublich talentierter Toningenieur, hat ein super Ohr und versteht sofort, was ich meine, wenn ich Änderungswünsche habe. Das macht die Zusammenarbeit wirklich sehr geschmeidig.

Wir haben es bei "Mosh O'Clock" zwar mit keinem Konzeptalbum zu tun, aber gewisse Themen kreisen dennoch über den Songs, nicht wahr? Kannst du diese benennen?

Viele Tracks handeln von Freiheit, Ausbruch und Spaß – wie etwa 'Chill ’Em All', 'Good Enough For Me' oder 'Mosh O’Clock', wo es ums Zusammensein, Durchdrehen und einfach Moshen geht. Andere Songs greifen persönliche und gesellschaftliche Themen auf, wie 'I Feel Black', das die Gefühle von Druck und Frust thematisiert, oder 'Fresh Metal Fights Fascism', das klar Haltung gegen Faschismus zeigt.

Außerdem gibt es Lieder, die Alltags- und Feiermomente aufgreifen – etwa 'Ready To Get Wasted Again' oder 'Work Eat Sleep Repeat' – und Tracks, die eher in phantastische oder kosmische Gefilde gehen, wie 'Supermassive Green Hole'. Und nicht zu vergessen: Mit Songs wie '23/7' und 'Forever 23' feiern wir unsere Bandfamilie, den Zusammenhalt und die Loyalität untereinander. Insgesamt ist das Album also eine Mischung aus Party, Haltung, persönlichen Geschichten.

Verliefen denn die Arbeiten am Album wirklich so stressfrei wie ein Song wie 'Chill ‘Em All' vermuten lässt?

Früher saßen wir drei Wochen am Stück im Studio und haben acht Stunden am Tag aufgenommen – das ist nicht gerade förderlich für Performance und Kreativität. Dieses Mal konnten wir dank meines eigenen Tonstudios die Aufnahmen zeitlich viel flexibler gestalten und dafür sorgen, dass es nicht zu stressig wird. Aber ein gewisses Maß an Stress macht man sich ja auch selbst. Manchmal braucht man dann einfach einen Song wie 'Chill ’Em All', um sich daran zu erinnern, nicht alles so ernst zu nehmen.

'Work Eat Sleep Repeat' hat trotzdem einen durchaus ernsten Hintergrund - Burnout. Dazu passt auch 'I Feel Black', eine sehr emotionale und düstere Nummer. Vielleicht der düsterste Song eurer Geschichte? Du hast es vorhin kurz angedeutet...

Obwohl beide Songs thematisch ähnliche Ansätze haben, sind sie komplett unterschiedlich entstanden. 'I Feel Black' habe ich während der Corona-Pandemie geschrieben und dafür ziemlich lange gebraucht, weil das Thema für mich neu war und viel intensives Reflektieren erforderte. 'Work Eat Sleep Repeat' dagegen entstand in nur zehn Minuten im Proberaum: Ich habe die Band gefragt, wie ihre letzten Wochen waren, und unser Bassist Jackson, der viel international unterwegs ist, meinte, dass er in letzter Zeit eigentlich nur gearbeitet, gegessen und geschlafen habe. Daraus entstand dann spontan der Songtitel, das Riff war das erste, das unserem Gitarristen Phil eingefallen ist, und die Drums kamen intuitiv dazu.

Früher hatten unsere Songs fast ausschließlich positive Erlebnisse als Ausgangspunkt. Aber in den letzten Jahren haben wir selbst gemerkt, dass das Leben auch ernste Themen bereithält – das hat uns inspiriert, diesmal eine ernstere Seite zu zeigen. 'Work Eat Sleep Repeat' haben wir schon live gespielt, und viele Leute kamen danach zu uns und sagten, dass sie sich total darin wiedererkennen konnten.

Ein traumhaft schönes Leben am Strand - so viel zum Thema 'Welcome To The Blast Beach'. Wie sieht denn dein perfekter Strandtag aus, welche Soundtracks laufen, welche Strandspiele spielt ihr und wie hoch sind die Sandburgen bei THE PROPHECY 23?

Beim perfekten Strandtag spielt SLAYER auf einer kleinen Bühne neben der Bar, wir genießen kalte Drinks und hängen einfach nur ab. Unser Gitarrist Phil hat außerdem ein eigenes Festival-Spiel namens Schacht entwickelt – eine Abwandlung von Schach –, das gehört auf jeden Fall dazu.

Selbst ist die Band! Das bringt ihr mit 'Good Enough For Me' perfekt auf den Punkt. Welche Vorteile haben Unabhängigkeit und Selbstakzeptanz speziell im Hinblick auf die Arbeiten an einem Album, in einer Band? Ist man da wirklich so unabhängig?

Wir genießen es total, dass uns niemand vom Label in die Musik reinredet – wir haben seit jeher absolut freie Hand, was wir machen, und das ist ein riesiger Vorteil. 'Good Enough For Me' handelt aber auch davon, sich mit den kleinen Dingen zufrieden zu geben. Diese innere Einstellung hat uns als Band immer begleitet und geholfen, auf dem Teppich zu bleiben. Es ist uns egal, ob wir vor fünf oder vor 5.000 Leuten spielen – solange auch nur eine Person richtig abgeht und unsere Musik feiert, haben wir unseren Spaß. Über die Jahre haben wir Bands kennengelernt, die daran gescheitert sind, weil sie immer noch mehr wollten, es nicht geschafft haben und dann total frustriert waren – da sind wir froh, dass wir unsere Unabhängigkeit und Selbstakzeptanz beibehalten konnten.

Zu guter Letzt haben wir 'Supermassive Green Hole' - dazu passend auch das starke Artwork! Definitiv euer experimentellster Song. Wie lautet die Geschichte dahinter?

Wir haben auf jedem Album immer einen experimentellen Song, der so ein bisschen aus dem Rahmen fällt – dieses Mal war es 'Supermassive Green Hole'. Die Idee kam, als ich ein Buch von Stephen Hawking über Schwarze Löcher gelesen habe, das mich total geflasht hat. Musikalisch ist der Song ebenfalls experimentell: Wir kombinieren cleane Gitarren mit Black-Metal-Gesang. Die ersten Zeilen singe ich, obwohl ich normalerweise eher Thrash-Vocals mache. Ursprünglich waren die Spuren nur als Guide für Luca gedacht, aber dann fanden wir die Idee so cool, dass wir ein richtiges Black-Metal-Duett daraus gemacht und die Vocals aufgeteilt haben.

Im Herbst seid ihr auf einigen Shows und ich freue mich wie Bolle auf den 28. November in Essen. Worauf kann ich mich einstellen, wie weit hat sich die Live-Darbietung eures Fresh Metals in den letzten Jahren weiterentwickelt?

Fans, die uns schon länger begleiten, sagen, dass wir auf der Bühne deutlich tighter, also präziser im Spiel geworden sind. Das können wir natürlich selbst schwer beurteilen, aber es könnte stimmen – wir hören uns seit dem Einsatz von In-Ear-Monitoring viel besser selbst, und unser Drummer Theo spielt inzwischen mit Metronom, was für eine verlässlichere Performance sorgt.

Wir freuen uns schon riesig auf die Indoor-Shows nach einem fetten Festivalsommer! Am 28. November in Essen könnt ihr euch definitiv auf eine energiegeladene Live-Darbietung einstellen. Neben Essen spielen wir unter anderem auch in Amsterdam, Hamm, Hamburg, Berlin, Mannheim, Speyer und vielen weiteren großartigen Locations – kommt vorbei und überzeugt euch selbst!

Jetzt kommen wir zu der definitiv wichtigsten Frage des Interviews, vielleicht der wichtigsten meiner kompletten Karriere bei POWERMETAL.de. Habt ihr euch mittlerweile den Wunsch erfüllen können, endlich skaten zu können?

Jackson und Phil können sich ziemlich gut im Skatepark bewegen und ein paar coole Tricks. Alle anderen in der Band? Nach zwei Metern landen wir auf der Fresse. Ich habe mal mit einem Profi-Skater gesprochen, und der meinte, dass eigentlich niemand wirklich "skaten" kann – man versucht es immer nur. Selbst bei den Profis gibt es wahrscheinlich niemanden, der behauptet, es perfekt zu beherrschen. Ein bisschen Understatement gehört wohl auch zum Skate-Spirit.

Und im echten Leben ist es ähnlich wie beim Skaten: Man lernt nur, indem man tausendmal auf die Fresse fliegt und jedes Mal wieder aufsteht.

Hannes, hat Spaß gemacht - geile Scheibe! Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Vielen Dank, es hat uns auch Spaß gemacht! An alle Leser und Fans: Bleibt euch treu, habt Spaß, passt aufeinander auf – und ganz wichtig: Stay Fresh in the name of Fresh Metal!

 

Fotocredits: Matthias Bitsch

Redakteur:
Marcel Rapp

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