THIS ENDING: Interview mit Leo Pignon
13.12.2006 | 17:38Ein vermeintlicher Newcomer-Act mit Namen THIS ENDING hat uns mit einem fulminanten Debütalbum namens "Inside The Machine" knapp vor Ende des Jahres nochmals eindrucksvoll darauf hingewiesen, dass es noch zu früh ist, vorschnell die besten Alben des Jahres zu küren. In der Kategorie Death Metal werden THIS ENDING mit Sicherheit ein Wörtchen diesbezüglich mitzureden haben.
Überrascht? Wohl nicht mehr, wenn man sich die Besetzung der Band genauer ansieht. Unter dem Namen THIS ENDING haben sich Marten Hansen (v.), Linus Nirbrant (g.), Leo Pignon (g.), Jesper Löfgren (b.) und Fredrik Andersson (dr.) zusammengetan um hochtechnischen, aber dennoch brutalen und melodiösen Death Metal zum Besten zu geben.
Richtig erkannt, die genannten Musiker sind mitnichten Newcomer, sondern spielten bereits vor mehr als zehn Jahren zusammen, damals jedoch noch als A CANEROUS QUINTET. Im Jahre 1998 wurde besagte Formation auf Eis gelegt, weil man sich nicht mehr auf eine exakte Linie einigen konnte. Aus dieser Auszeit resultierten, wie nicht anders zu erwarten, schließlich haben wir es mit Schweden zu tun, unterschiedliche Betätigungsfelder bei denen die Musiker in Erscheinung traten. Linus, Jesper und Fredrik waren bei GUIDANCE OF SIN am Werken, während Leo mit NIDEN DIV. 187 ein heißes Feuer am Brennen hatte und Marten nach einem kurzen Gastspiel bei OCTOBER TIDE bei SINS OF OMISSION mit von der Partie war. Ohne den Einsatz und die Qualität der Partizipationen aller anderen Musiker in Frage zu stellen, muss aber eindeutig das Wirken von Fredrik hervorgehoben werden, dessen "andere" Band AMON AMARTH in aller Munde und seit einigen Jahren mit zu den absoluten Größen der Metal-Szene hier in Mitteleuropa zu zählen ist.
Zudem war er es auch, der den Stein wieder ins Rollen brachte und mit einem, unter dem Banner CURRICULUM MORTIS im Jahre 2004 aufgenommenen Demo so etwas wie den erneuten Startschuss für einen weitere Zusammenarbeit gab. Im Winter dieses Jahres begannen sich die involvierten Musiker ernsthaft mit dem Gedanken zu beschäftigen erneut zusammen zu spielen und im Frühling 2005 war es beschlossene Sache, abermals gemeinsam in einer Band zu spielen. Schon im Sommer hatte man 13 Songs komponiert, von denen drei Stück als Demo veröffentlicht wurden. Besagtes Demo "Let The World Burn" ist noch immer auf der Website der Band als Gratis-Download zugänglich und hatte darüber hinaus auch einen Deal bei Metal Blade zur Folge.
Keine Frage, dass diese Band zu den Könnern zählen muss und ihre Songs Knaller geworden sind, schließlich erzählt die Mär, dass man sich damit ausschließlich bei Metal Blade um einen Deal beworben hatte und diesen auch problemlos einfahren konnte.
Fast schon zu schön, um wahr zu sein, aber die Story stimmt, wie uns Leo in einem Interview glaubhaft versicherte.
Walter:
THIS ENDING stiegen recht unverhofft aus dem Underground empor, womit man nicht unbedingt rechnen durfte. Was zunächst als THE PLAGUE begonnen hatte und ein wenig den Duft eines Projektes versprüht hatte, scheint zu einem als Band auftretenden Kollektiv geworden zu sein zu sein.
Deshalb musste ich gleich zu Beginn Klarheit über etwaige Nebenbaustellen der Schweden erhalten.
Leo:
Im Prinzip haben nur Fredrik, der nach wie vor bei AMON AMARTH sein Kit vermöbelt und Marten, der noch immer bei VOTUR singt, zusätzliche Betätigungsfelder. Der Rest hat im Moment keine anderen Projekte oder Bands am Laufen und ist ausschließlich bei THIS ENDING am Musizieren.
Walter:
Weshalb ihr euch wieder zusammengetan habt, ist bekannt, was gibt es zur Entstehungsgeschichte der neuen Songs zu erzählen?
Leo:
Keine einfache Frage. Aber da wir uns einig waren, was wir wollten und allesamt ein und dieselbe musikalische Idee verfolgen, ist wohl unser Stil so zu erklären. In den Anfangstagen von A CANEROUS QUINTET waren es zumeist Fredrik und Linus, die den Stil der Band mit ihren Songideen kreiert haben und dem Rest von uns war das nur recht. Dabei sind früher offenbar wahrlich großartige Songs entstanden. Jenes Erbe galt es anzutreten und noch dazu in aktualisierter Form.
Walter:
Wie werden Songs bei THIS ENDING geschrieben? Eher auf die altmodische Art im Proberaum, oder werden Songideen als mp3-Dateien via Internet quer durch Schweden verschickt?
Leo:
Gerade diesbezüglich hat sich bei uns sehr viel verändert. Früher hatte jeder zu Hause auf seinem Instrument ein wenig an Riffideen herumprobiert und dann versucht zusammen mit den anderen Jungs im Proberaum einen Song daraus zu stricken. Heutzutage entsteht bei uns sehr viel auf dem Computer, dadurch ergeben sich wesentlich bessere Möglichkeiten einen Song zu gestalten. Wenn nämlich im Vorfeld schon fünf Personen daran werkeln, wird die Sache im Zuge der anstehenden Aufnahmen natürlich wesentlich einfacher. Zudem ist diese Art auch jene, die das Teamwork am Meisten fördert und auch das kommt uns zu Gute.
Walter:
Eure Musik war schon in früheren Zeiten sehr einflussreich auf andere Bands. Daran wird sich auch mit "Inside The Machine" bestimmt nichts ändern. Haben sich denn eure musikalischen Vorlieben über all die Jahre verändert?
Leo:
Nein. Wir verehren noch immer die gleichen Bands wie früher, auch wenn es heutzutage auch noch eine Menge an jüngeren Truppen gibt, die wir uns ebenfalls anhören und die dadurch an und für sich nicht zu vernachlässigen sein sollten, wenn es um Einflussquellen geht. Doch in erster Linie haben wir immer noch dieselben Lieblingsbands wie früher. An JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, KISS, METALLICA und einigen anderen Bands dieser Größenordnung kommt man auch nach Jahren nicht vorbei. Ich persönlich habe mich als Gitarrist in einer Death-Metal-Band aber auch immer an Größen dieses Genres erfreuen können und mich von jenen Bands auch nicht zu knapp beeinflussen lassen. MORBID ANGEL, BOLT THROWER, CARCASS und natürlich auch AT THE GATES halte ich ebenso für sehr wichtige Bands.
Walter:
Kann man nachvollziehen. Ebenso wie zahlreiche Jungspunde A CANEROUS QUINTET mit zu ihren Einflüssen zählen. Aber A CANEROUS QUINTET ist nun einmal definitiv Historie.
Wie seid ihr auf euren neuen Bandnamen THIS ENDING gekommen? Mir kam zu allererst eher an eine Art Wortspiel mit DESCENDING in den Sinn.
leo:
Ertappt! Als wir uns anlässlich der Namensfindung bei Marten trafen, artete die Sache, wie immer eigentlich, eher in Schwachsinn aus und deshalb entstanden hauptsächlich völlig abstruse und unbrauchbare Bandnamen. Es war ein sehr unterhaltsamer Abend und als irgendeiner von uns dann ein sattes "Ending" in den Raum schmiss, war endlich der richtig Name gefunden, haha.
Das Wortspiel ist uns zwar erst später so richtig bewusst geworden, aber mit dieser Vorsilbe klingt der Name nicht nur besser, es sieht auch noch schmucker aus.
Walter:
Das hat was. Da wir in der Zwischenzeit eurem Debüt "Inside The Machine" lauschen dürfen und ein amtliches Death-Metal-Brett vor den Latz geknallt erhielten, wollte ich mich nach deiner Meinung zur Entwicklung von THIS ENDING erkundigen.
Leo:
Seit wir uns wieder zusammengetan haben, klappt vieles einfacher und auch besser. Im Moment sind wir allesamt hoch motiviert und arbeiten fast rund um die Uhr für die Band. Wir haben eine nie zuvor da gewesene Bandchemie entdeckt und noch nie waren wir derart als Team unterwegs als es bei THIS ENDING zurzeit der Fall ist. Zudem sind wir im Laufe der Zeit auch alle wesentlich professioneller geworden und wissen sehr genau, was wir wollen, aber auch wie man diese Ziele erreichen kann. Genau das fehlte wohl bei A CANEROUS QUINTET in manchen Phasen. Diese Einstellung scheint auch bereits zu fruchten. Wenn ich daran denke, dass uns Metal Blade einen Deal angeboten haben, nur weil sie unser Demo gehört haben und das noch dazu am gleichen Tag, weiß ich, dass THIS ENDING definitiv auf dem richtigen Weg sind.
Walter:
Das klingt aber mächtig beeindruckend. Ebenso stelle ich mir Gigs der Band vor. Gibt es dazu schon etwas zu vermelden?
Leo:
Nein, leider nicht. Bisher gab es noch kein einziges THIS ENDING–Konzert! Aber auch daran arbeiten wir so intensiv es uns nur möglich ist. Wenn ich zurück denke, welch brillante Shows wir als A CANEROUS QUINTET abgeliefert haben, brennen wir geradezu darauf und bin ich sehr zuversichtlich, dass es demnächst so weit sein wird.
Walter:
Welche Gigs genau waren denn die allerbesten in der Vergangenheit?
Leo:
Schwierig zu beantworten, denn ich weiß nicht mehr genau, wann und mit wem wir da gespielt haben. Mit zum Allerfeinsten zählten aber mit Sicherheit unsere Auftritte gemeinsam mit AT THE GATES. Ich hoffe, es wird schon bald die Möglichkeit bestehen THIS ENDING auch auf den Bühnen sehen zu können, denn ein Death-Metal-Feuerwerk ist garantiert!
Walter:
Kann ich mir vorstellen. Beim Gedanken an die von dir genannte Konstellation wird wohl so manchem Metalhead der Sabber aus dem Mund träufeln. Mmmmhhh, lecker. Rülps.
So, jetzt aber weiter im Stoff. Wie seid ihr denn bei Metal Blade unter Verrag gekommen? Angeblich habt ihr es gar nirgendwo anders versucht?
Leo:
Das hat sich ganz einfach ergeben. Fredrik kennt alle Bezugspersonen dort und jeder beim Label kennt ihn durch AMON AMARTH. Auf Grund seiner Erzählungen wussten wir sehr genau, dass dieses Label das Richtige für THIS ENDING sein würde und offenbar kam unser Songmaterial auch sehr gut bei ihnen an, weshalb es gar nicht weiter notwendig war, sich nach Alternativen umzusehen. Klar hat uns der Kontakt über Fredrik geholfen, aber im Endeffekt waren es dennoch unsere Songs, die uns den Deal einbrachten.
Auch was die bisherigen Pressereaktionen betrifft, bin ich ebenfalls geradezu euphorisch und weiß, dass Metal Blade offenbar beste Promoarbeit geleistet haben, denn wir haben vom Label auch bereits einige Rückmeldungen erhalten und die waren allesamt sehr positiv. Es scheint vor allem in Deutschland riesige Nachfrage an THIS ENDING zu bestehen.
Walter:
Das wundert mich jetzt aber nicht sonderlich, denn Metal wird kaum wo anders auf dieser Erde derart geschätzt wie in Germany. Und auch im Hause Metal Blade beweist man ja nicht zum ersten Mal Geschmack. Einzig beim Info-Blättchen zu eurem Album haben die Herren ein winzige Kleinigkeit vergessen: Das Thema Produktion wird darauf nämlich nicht erwähnt.
Leo:
Das liegt wohl daran, dass wir unser Album in Eigenregie aufgenommen und auch produziert haben. Der wichtigste Mann im Studio dafür war sicher Linus. Er hat das perfekte Gefühl dafür, wie man Songs möglichst atmosphärisch und druckvoll aufnimmt, so dass der Zuhörer förmlich weggeblasen wird. Ursprünglich hatten wir einige Songs mehr aufgenommen, doch wir haben uns für die stärksten zehn entscheiden, die auf "Inside The Machine" verewigt wurden. Wir wussten von Anfang der eigentlichen Produktion an genau, welche Songs auf das Album kommen werden und wie welcher Song klingen sollte, das machte die Sache natürlich wesentlich einfacher.
Walter:
Die Songs an sich sind nicht nur Hämmer und sehr druckvoll aufgenommen worden, sondern wirken auch so, als ob ihr die Reihenfolge von Anfang an fixiert hättet. Besteht denn etwa ein konzeptioneller Hintergrund?
Leo:
Irgendwie schon, denn ein gewisser Zusammenhang, den man unter dem Begriff "die dunkle Seite der Menschheit" zusammenfassen kann, ist gegeben. Marten und ich haben mit Ausnahme des von Jesper geschriebenen Textes zu 'Nailed Down' alle Lyrics geschrieben und uns dabei auch thematisch sehr gut ergänzt. Das zentrale Thema der Scheibe ist der unbändige Wille des Menschen über andere Lebewesen zu herrschen, zu regieren, zu dominieren, aber auch Leben zu zerstören. Wir blicken auf "Inside The Machine", wie der Titel es verheißt, in die Menschheitsmaschinerie und kommen zum Schluss, dass die Menschheit alles, was sich ihr in den Weg stellt, zu zerstören versucht und im Endeffekt sich dabei wohl selbst ausrotten wird.
Walter:
Na super. Da lasst uns das irdische Leben solange genießen, zum Beispiel mit feinsten Metal-Klängen wie jenen von THIS ENDING. Was inspiriert Musiker zu solchen Themen?
Leo:
Die Erde, die Menschheit an sich und nicht zuletzt unsere eigene Erfahrung. Unser Album enthält keinerlei Fiktion, sondern basiert im Prinzip auf der Realität. Es besteht kein Grund mehr, irgendwelche grausigen Horror-Szenarien zu erfinden.
Walter:
Uaaarrrghhh, zu hülf, zu hülf. Ganz so desolat sehe ich den Zustand der Menschheit im Moment aber noch nicht.
Passend zum geschilderten Szenario lässt auch das Cover nicht unbedingt was Positives erwarten.
Leo:
Das Cover zeigt einen Menschen, der mit einer Maschine verbunden ist, jedoch nicht dazu im Stande ist in irgendeiner Form zu handeln. Die Idee dahinter ist generell jene, dass zwar der Mensch als Individuum ein intelligentes Wesen ist, als Gesamtheit jedoch zu einer Maschinerie verkommen ist, die weder Herz noch Seele hat und sich im Prinzip nur noch daran orientiert, noch mächtiger zu werden, egal auf welche Art und Weise. Der Entwurf und auch das fertige Cover stammen übrigens von mir. Wer mehr von meinen Kunstwerken sehen möchten, checkt am besten http://www.deadart.se an.
Walter:
Ein sehr imposantes Motiv übrigens, das die Scheibe ziert und perfekt zu den auch nicht gerade einfühlsamen Klängen von "Inside The Machine" passt. Hoffen wir das Beste für diese Band, die sich anno 2006 stärker denn je präsentiert, damit wir auch livehaftig in den Genuss von den auf diesem Album enthaltenen Death-Metal-Perlen kommen.
- Redakteur:
- Walter Scheurer