TWYSTER: Interview mit Oliver Emde
01.01.1970 | 01:00TWYSTER, eine melodische Hard Rock Band mit Frauengesang, machen sich auf, in diesem Monat ihr Major-Debut vorzulegen. Grund genug, diese junge Band vorzustellen und sie zu interviewen, oder?
Georg:
TWYSTER wird den wenigsten unserer Leser ein Begriff sein. Erzähl doch bitte etwas über euch und eure Geschichte.
Oliver:
Also vor 16 Jahren hab ich selbst mit den ersten Bands angefangen. So 1995 habe ich zusammen mit unseren Gitarristen Ralf und Christian nen Cut gemacht. Wir haben mit Koko und Andres neue Leute kennengelernt und TWYSTER gegründet. Seitdem spielen wir zusammen. Wobei Ralf kurz später ausgestiegen ist. Wir hatten recht professionelle Ansprüche an uns und wollten auch etwas erreichen. Wir haben dann 1997 unsere erste CD "Zipper Jars" aufgenommen. Von der CD sind übrigens "Don´t Break The Silence" und "The Cloven Hoof" auf unserer neuen CD "Lunatic Siren". Die CD-Präsentation war dann auch unser erstes gemeinsames Konzert. Durch das reine Spielen wirst du im Ruhrgebiet sowieso nicht ne dicke Nummer. Von daher dachten wir, dass wir es einfach einmal anders herum probieren. Die Leute gehen halt auch nicht unbedingt auf jede Band, die spielt. Wir haben dann ein professionelles Studio gewählt und unsere erste CD aufgenommen. Hinterher hat es doch recht dünn geklungen, von daher waren wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Die üblichen Anlaufschwierigkeiten, die Bands in der Größe halt haben. 1999 haben wir dann eine EP aufgenommen. Von der haben wir wieder zwei Songs ("High Noon" und "Two Wild Hearts") rüberretten können. Und natürlich haben wir versucht, damit an einen Plattenvertrag zu kommen. Wir haben das immer recht professionell gemacht. Ich habe das Glück, in einer Druckerei zu arbeiten und so hatten wir immer vierfarbige Plakate, Flyer und Booklets. Aber richtig los ging es erst als wir zu den MIDAS TWINS kamen. Wir hatten davor zwar schon ein paar gute Auftritte, z.B. auf der POP KOM und eine Headliner-Position auf einem Open Air in Österreich. Aber nachdem wir 2001 bei den MIDAS TWINS unser neues Demo aufgenommen hatten, ging es erst so richtig los. Und schlussendlich hat uns Massacre unter Vertrag genommen. Von der EP sind alle Songs auf die CD gekommen. Das waren "Twyster", "Thunderland" und die Covernummer "The Sun Always Shine On TV". Der alte Gassenhauer von AHA, den kennt eigentlich jeder. Wir machen ja meiner Meinung nach Easy Listening Heavy Metal und da musste man einfach etwas aus den Achtzigern machen. Mir persönlich ist es nicht wichtig, dass einer aus dem Konzert geht und sagt: "Der Bassist hat es aber drauf". Mir ist es da wichtiger, wenn sie eine Melodie mitnehmen, die drei Tage nicht aus dem Kopf geht.
Dann haben wir ja die Tour mit den TRACEELORDS gespielt, aber leider konnte Christian die Tour aus Terminschwierigkeiten nicht mitspielen. Ich musste in zehn Minuten einen Ersatz finden. Daraufhin habe ich natürlich meinen alten Wegbegleiter Ralf gefragt, ob er nicht einspringen könnte. Und das tat er auch. Seitdem ist er auch wieder voll bei uns dabei.
Georg:
Stehst du dann auf so 80-er-Sachen?
Oliver:
Ja, auf jeden Fall. Die Achtziger haben mich, was die Musik angeht, geprägt. Wir hätten jetzt fast die Möglichkeit gehabt, mit BONFIRE zu spielen. Aber das hat sich aus Terminschwierigkeiten zerschlagen. Das wär für mich natürlich etwas ganz Großes gewesen. Die Band kenne ich ja noch aus den Achtzigern und hab die alten Sachen noch auf Vinyl im Schrank stehen. Aber die Achtziger sind schon wichtig.
Georg:
Was sind dann deine musikalischen Vorbilder?
Oliver:
HELLOWEEN. Aufgewachsen bin ich eigentlich mit AC/DC und IRON MAIDEN. Das waren so die ersten Pferde, die mich gezogen haben. Danach gings mehr in die melodische Power Metal Ecke. Gerade HELLOWEEN und GAMMA RAY.
Bei uns in der Band hat jeder einen anderen Musikgeschmack. Aber das hat nie zu Problemen geführt, bei dem was wir machen. Wir waren uns immer einig, wie die Songs klingen sollten. Und die Geschmäcker gehen bei uns weit auseinander. Das fängt bei Betroffenenmusik wie NIRVANA an und geht bis hin zu GAMMA RAY, IRON SAVIOR oder BLIND GUARDIAN. Aber bei unseren eigenen Nummern steht jedes Bandmitglied dahinter.
Georg:
Inwieweit hat euch DORO beeinflusst? Gerade der Gesang erinnert doch schon etwas an sie.
Oliver:
Das nehme ich jetzt als Kompliment. DORO ist für mich die First Lady und da wird es sicher für mich auch keine andere geben. Die Songs habe ich eigentlich alle selbst geschrieben. Bis auf zwei, aber die sind nicht auf dem neuen Album. Und in der Zeit, als ich die Songs geschrieben habe, wurde ich eher von anderen Sachen beeinflusst. Wenn die Musik dadurch beeinflusst wurde, dann eher unbewusst. Wobei die Stimme von Koko schon etwas an DORO erinnert. Koko kommt eher aus dem Mittelaltergesang. Sie hat früher mit einer Mittelalter-Band rumgezogen. Durch die Produktion in Hagen klingt ihre Stimme vielleicht noch etwas ähnlicher. Aber ich finde das durchaus positiv. Ich mag DORO, und mit ihr verglichen zu werden, empfinde ich nicht als schlimm. Ich halte das eher für ein Kompliment.
Georg:
Wie seid ihr auf den Namen TWYSTER gekommen und was bedeutet er für dich?
Oliver:
Als ich vor Jahren im Death Valley in den USA war, habe ich einige kleinere Dirt Devils gesehen. Diese kleinen Luftwirbel. Das war schon beeindruckend wie die sich trotz einer Größe von etwa einem halben Meter durch die Äcker gefräst haben. Wir mögen diese Naturgewalt und diese Form. Letztendlich steht aber TWYSTER für absolute Erneuerung. Da, wo er vorbeigefegt ist, steht nichts mehr. Alles was danach kommt, ist neu. Und natürlich kann man schön mit dem Ypselon im Namen spielen.
Georg:
Ihr habt ja früher den Namen BLAZON gehabt.
Oliver:
Ja, das war die Band, in der ich zusammen mit Ralf vor TWYSTER gespielt habe. Ralf war ja bei der Gründung von TWYSTER dabei, aber dann haben sich einige Sachen in seinem Leben verändert und wir haben uns entschieden, getrennter Wege zu gehen. Manchmal ist das besser. Aber ihm hat TWYSTER gefehlt. Er kam dann immer auf unsere Konzerte und ich bin froh, ihn seit der Tour mit THE TRACEELORDS wieder an Bord zu haben. Auf der CD ist er allerdings nicht zu hören. Das hat nur Christian eingespielt.
Georg:
Wie war die Tour für euch?
Oliver:
Es kamen so im Schnitt 80 bis 100 Leute. Aber das war für uns schon großes Kino. Wir sind mit einem zweistöckigen Nightliner durch Deutschland gereist. Das hatte keiner von uns bisher gesehen. TRACEELORDS waren supernett zu uns. Wir haben so einen Spaß gehabt und ich glaube, wir konnten ihnen jeden Abend einen geilen Support hinlegen und sie mussten nur noch vollstrecken. Das war schon klasse. Wenn man die Läden so sieht. Das Rockhaus Amber in Villingen Schwenningen zum Beispiel. Das sieht aus wie die kleinste Kneipe, aber das war der geilste Abend auf der Tour. Das war gerammelt voll bis unter die Latten und eine wahnsinnige Stimmung. Im Herbst werden wir da wieder spielen. Da haben wir ja noch eine kleine Tour. Aber auch der Gig in Hannover war phantastisch. Eine riesen Bühne mit Stegen und Podesten und die Mixer hatten den totalen Plan. Das waren Vollprofis.
Im Vorfeld hatten wir natürlich etwas Sorgen. Wenn man so die Magazine liest, gibt es ja die abenteuerlichsten Sachen für Support-Bands zu erleben. Aber bei uns war das von vorne bis hinten super. Wahrscheinlich werden wir das im nächsten Jahr wieder machen.
Georg:
Und jetzt musst du natürlich noch meine Lieblingsfrage beantworten. Wie stehst du zum Internet und zu Online-Magazinen?
Oliver:
Also ich bin sehr positiv zum Internet eingestellt. Vor dem Deal mit Massacre haben wir uns bei den Internet-Labels eingeklingt. So Firmen wie Peoplesound und NewChallenge. Wir denken eh, dass dem Internet die Zukunft gehört. Die Homepage mach ich auch selber und bring ca. einmal die Woche etwas Neues. Und im Zuge der Veröffentlichung unserer CD habe ich auch schon einige Online-Magazine gefunden. Ist halt auch der einfachste und schnellste Weg, an Informationen heranzukommen.
Georg:
Und wie stehst du als Mitglied einer kleineren Band zu der MP3-Geschichte?
Oliver:
Du meinst das Herunterladen von Songs aus dem Internet? Das finde ich superscheiße. Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich noch keinen einzigen Song aus dem Internet heruntergeladen habe. Wenn ich eine CD haben muss, dann kaufe ich sie mir, und ich finde es so scheiße, wenn die Songs aus dem Netz gezogen werden. Die CDs werden dadurch nur immer teurer. Ich kann schon verstehen, wenn die Leute das machen. Die CDs sind ja jetzt schon sehr teuer. Aber das ist ein Teufelskreis. Das ist eine Schraube die sich immer weiter nach oben dreht. Und am Ende der Spirale bekommen so kleine Bands wie wir keine Chance mehr, weil kein Geld dafür da ist. Eigentlich sollte die Musikindustrie so langsam merken, dass sie hier umdenken muss und vielleicht mal mit den Preisen nach unten geht. Wenn du dir zwei super CDs im Monat kaufen willst, bist du schon mit 80 Mark dabei, das ist schon heftig. Von daher kann ich das auch nachvollziehen. Aber an sich finde ich das Runterladen nicht richtig. Gut, ich kauf mir auch nicht jeden Monat zehn CDs, von daher stellt sich für mich auch das finanzielle Problem nicht.
Georg:
Ich denke, für eine junge Band bieten die MP3s auch eine Chance.
Oliver:
Ja, das haben wir auch gemacht. Wir haben von den alten CDs einzelne Tracks zum Download ins Netz gestellt. Aber nur solche, die nicht auf der neuen CD drauf sind um rechtliche Probleme zu vermeiden. Ich denke so ist das auch in Ordnung. Es geht mehr um das Runterladen von kompletten Alben. Ich denke da machen wir uns gegenseitig den Markt kaputt. Und da tragen die Firmen mit ihren hohen Preisen sicherlich dazu bei. Aber ich wüsste da jetzt auch kein Rezept, das sicher helfen würde. Da haben sich andere schon den Kopf zerbrochen.
Georg:
Okay, dann bedanke ich mich für das nette Interview und möchte dich um deine letzten Worte bitten.
Oliver:
Meine letzten Worte.
Georg:
Also deine letzten Worte in diesem Interview. Nicht deine letzten Worte überhaupt.
Oliver:
[lacht] Also meine letzen Worte sind getreu unserem Motto: Ein Donnerwetter aus dem Ruhrgebiet.
- Redakteur:
- Georg Weihrauch