Wir, die Szene: Der Brandenburger Szenefotograf Peter Seipke
27.02.2019 | 22:31Peter Seipke, Jahrgang 1968, lebt in einer der östlichsten Städte Deutschlands, in Guben direkt an der polnischen Grenze. Er entdeckte den Metal in jungen Jahren für sich und hat ihn so verinnerlicht, dass es ihm irgendwann zu wenig war, nur über Konzerte und Begegnungen zu erzählen. So entstand die Idee, Portraitreihen zu beginnen, die Musiker und Rock- oder Metalfans in sehr privaten Momenten zeigen. Über diese wunderbaren Bilderserien, die immer auch Seipkes ganz persönliche Geschichten mitbringen, über den eigenen Film-Nachwuchs, ganz intime Momente und prägende Power-Pop-Alben haben wir mit ihm gesprochen.
Hallo Peter, wie geht es Dir? Was war denn Dein letztes Konzerterlebnis? Oder Dein erstes in diesem Jahr?
Mir geht es blendend, ich habe viel zu tun, noch einiges Liegengebliebenes aufzuarbeiten, aber ich fühle mich gut dabei, auch weil ich seit einem Vierteljahr jobbedingt nun jeden Tag mehr Zeit für mich habe. Gerade vor ein paar Tagen war ich mit meiner Frau bei BEHEMOTH in Berlin - ohne zu fotografieren - und fand das Konzert musikalisch top, hatte aber auch bei ein, zwei Choreografie-Einlagen der Band so meine "Bauchschmerzen".
Typisch für die Band, oder? Du bist viel unterwegs, wie unschwer zu erkennen ist! Wie organisierst Du Dir diesen Aufwand? Planst Du bereits lange vor, oder springst Du auch mal spontan auf und fährst zu einer Mucke?
(Lacht.) Ich glaube, es gibt gaaaanz viel Menschen in der Szene, auch in meinem Umfeld, die wirklich viel unterwegs sind (wenn sie es hier lesen, wissen sie wer gemeint ist). Als Fotograf habe ich das Privileg, bei der Arbeit Musik hören zu können, was Videografen oder Musikern meist vergönnt ist. Ich bin tatsächlich gern zu Hause und arbeite an meinen Projekten. Um die Projekte zu realisieren, muss ich selbstredend auch meinen Arsch bewegen, also irgendwo hinfahren. Meist ist alles, was ich unternehme, im Voraus geplant, Konzerte, wie auch Fototermine. Ich glaube, ich bin nicht sehr spontan, was das angeht. (Zwinkert.)
Selbstportrait Peter Seipke. (Foto(c) Peter Seipke)
Ha, das kenne ich, zunehmend. Ist Fotografie neben der großen Leidenschaft auch Dein Haubtberuf? Oder wo kommst Du beruflich eigentlich her?
Ich bin Handwerker, genauer Heizungs-Installateur, ich muss das machen, denn ich brauche das Geld, um das zu machen, was mir wirklich wichtig ist. (Lächelt.) Das trifft es schon ganz gut. Ich bin, glaube ich, nicht der Typ, mich als "Selbstständiger" ständig um Fotoaufträge kümmern zu müssen. Ich bin Musikfreak und liebe Fotografie. Ich komme mit der Situation, wie ich sie habe, gut zurecht, und wäre es nicht so, würde ich etwas daran ändern.
Du lebst immer schon in Guben, direkt an der polnische Grenze. Bist Du oft auch "drüben" oder erstreckt sich Dein Freundeskreis auch auf polnische Musiker, Veranstalter oder Fotografen?
Ja, und ja. Mein Freundeskreis und ich kennen jetzt über die Jahre doch schon einige polnische Metalfans und Musiker, mit einigen verbindet uns eine sehr lange Freundschaft. Wir besuchen gern deren Konzerte, einige kommen gern auf unser Neiße Metal Meeting, welches wir nun schon das fünfte Mal in 2018 ausgetragen haben. (Anmerkung: Dies ist der Link zum Neiße Metal Meeting.)
Was ist dein Eindruck von der polnischen Metal-Szene?
Sehr gesund, es ist manchmal ein ziemlich krasser Unterschied, ob du ein Konzert in Gubin auf der polnischen Seite oder in Guben auf der deutschen Seite der Oder besuchst. Die Fans in Polen - so war sehr oft unser Eindruck - sind im Vergleich deutlich zahlreicher, enthusiastischer und, nun ja, auch jünger.
Oh, das ist überraschend zu hören. Woran das wohl liegt? Was ist denn mit der regionalen, brandenburgischen Metal- und Rockszene? Hast Du das Gefühl, dass sie wächst, schrumpft, sich verändert hat, oder stagniert? Läden wie das Muggefugg oder Zum Faulen August in Cottbus, das Gesellschaftshaus Schleicher in "Hütte" oder das Kulturhaus in Lübbenau sind Inseln, die mir so spontan einfallen. Hast Du denn noch Tipps, wo sich die vernetzte Szene trifft?
Die Anlaufpunkte, die du nennst, sind gerade für mich auch jene, die von mir am meisten frequentiert werden. Das "Gahlen Mosht" ist das Festival für die Lausitz und deren Fans - sehr undergroundig, extrem familiär, dennoch nach außen offen.
Ich habe derzeit nicht das Gefühl, mir große Sorgen über die Szene in der Lausitz machen zu müssen, außer vielleicht in meiner Heimatstadt. Ich selbst fühle mich eher der Metal-Szene in Cottbus zugehörig, welche ich als eine tolle Schnittmenge aus älteren und jungen Fans wahrnehme und aus der sich die meisten meiner Bekanntschaften speisen.
Das ist sehr schön, wie ich finde. Da bietet sich natürlich an, über Deine tollen Bilder-Serien zu sprechen, beiden liegen sehr interessante Ideen zu Grunde: Zum einen das "durchgerockt-Fotoprojekt" - wo Bands und Musiker von Dir direkt nach dem Konzert abgelichtet und eingefangen werden. Da sind ungeschönte Wahrheiten dabei: Man bemerkt zum einen die Energie und Leidenschaft der Musiker, aber auch, dass Du direkt nach der Verausgabung in die privatesten Ebenen eindringst. Macht diese Gratwanderung den Reiz aus? Haben Bands auch schon abgelehnt? Aus welchen Gründen?
Max von TORMENTOR, Erstes Foto der Reihe "Gesichter einer Szene". (Foto (c) Peter Seipke)
Unbedingt, das sehe ich da als Trigger, als Reiz! Wenn ich mich recht erinnere, hat bisher keine von mir befragte Band "Nein!" gesagt. Eher bin ich nicht in ihre Nähe gekommen. Es gibt aber immer Leute, die Festivals und Konzerte veranstalten, mit denen ich vorher Kontakt aufnehme, die mir diese Freiheiten einräumen, wofür ich sehr dankbar bin. Ohne sie funktioniert das höchstens bei Underground-Gigs.
Fragst Du die Bands vorher oder "überfällst" Du die Musiker?
Ich frage die Bands. Allerdings unmittelbar nach dem Konzert. In dem Moment überfalle ich sie, das stimmt. Es kostet mich übrigens IMMER sehr viel Überwindung, weil ich mich schon als "Fremdkörper" im Backstage sehe. Ich muss dann natürlich warten, weil die Bands die Bühne frei machen müssen für die Nächsten, oder weil sie generell ihren Kram erst mal sortieren wollen. Das ist für mich gerade dann eine persönliche Gratwanderung, weil eigentlich sollte ich bei meinen Freunden sein, ein Bier trinken und das Konzert auswerten. (Grinst.) Aber alle Bands waren immer sehr zuvorkommend, wenn ich kurz in zwei Sätzen umrissen habe, worum es geht. Es ist schon geil, aber ich frage mich sehr oft, was mache ich hier eigentlich? (Lacht laut.)
FATES WARNING nach dem Gig zu fotografieren, ist bis heute mein absolutes Highlight und mir immer noch unbegreiflich, wie ich das angestellt habe. Ok, auf dem Konzert war ich allein, da musste zumindest niemand auf mich warten. (Grinst.)
Dabei sind sehr schöne Momentaufnahmen von Dir festgehalten worden, wie ich finde. Und dieses "Fremdkörper im Backstage"-Gefühl kenne ich auch sehr gut. Umso besser, wenn sich die Musiker als entspannte Typen herausstellen. Zum zweiten müssen wir jetzt natürlich unbedingt auf "Gesichter einer Szene" eingehen, Deine Schwarz-Weiß-Foto-Reihe, die seit 2015 nun bereits über 70 Portraits verinnnerlicht hat. Das aktuellste Portrait zum Beispiel zeigt den Neubrandenburger Danilo, einen Metalfan, der die Nummer 73 in Deiner Reihe ist. Du beschreibst umfassend die Hintergründe, Beziehungen, Freundschaften oder Szenen vor und während der Entstehungen der Fotos. Warum? Sprechen die Fotos nicht für sich? Was ist Dein Antrieb, diese Episoden zu schreiben?
Ich schreibe gern. (Lächelt.) Sicher möchte jeder Fotograf, im Idealfall, dass seine Fotos für sich sprechen. Mag sein, dass die Fotos in der Serie das auch leisten könnten, das war aber nicht mein Ansatz. Ich wollte zunächst ein Foto und einen kurzen Steckbrief dazu veröffentlichen, merkte aber schnell, dass mir das zu wenig ist. Man kann das noch ganz gut auf meiner Website sehen: Die ersten drei, glaube ich, waren sehr kurz gehalten. Ich hatte 2015 schon lange nicht mehr redaktionell, oder für den Freundeskreis Sachen geschrieben und es juckte mich dann wieder. So wurden die Steckbriefe - also, wie ist mein Gegenüber zum Metal gekommen - ausführlicher.
Du hast mal redaktionell geschrieben, das ist den Texten anzumerken. Mir ging es so, dass ich in die Geschichten oftmals sehr eingetaucht bin. Die Fotos haben die Worte zumeist noch passend bebildert und mich immer wieder andere Blicke darauf werfen lassen. Insofern sehr gelungen! War das denn auch so ein wenig Dein Hintergrund, so zu arbeiten und vorzugehen? Oder willst Du auch irgendwie Deine eigenen Erinnerungen vor allem "festhalten"?
Danke. Aufzuschreiben, wie das Fotografieren selbst abgelaufen ist, ist in der Tat ein Ding. Meine Erinnerungen zu erhalten, oder auch die des Porträtierten, aber auch ein Mittel zum Zweck. Durch diese Berichte, so erfuhr ich oft, haben sich einige erst getraut, Kontakt mit mir aufzunehmen, weil das Geschriebene ihnen eine Vorstellung davon gab, wie ich arbeite, was in diesen ein, zwei Stunden des Beisammenseins abgeht. Denn, es ist ja auch so, dass ich so zirka ein Drittel der Porträtierten vorher gar nicht kannte, ich mit vielen aber heute eine freundschaftliche Beziehung pflege.
Die Band ARROGANZ nach einem Auftritt. Aus der Fotoserie "durchgerockt" (Foto (c) Peter Seipke)
Das ist ja ein toller Effekt des Projekts! Aus der Anonymität der Szene hin zu Freundschaften. Da kommt mir ein Gedanke: Privatfernsehen, Privatradios, das "soziale" Internet zerren ja immer mehr und tiefgehender Privatheit und Intimität in die Öffentlichkeit. Wie siehst Du da Deinen Ansatz, die Leute, die Du portraitierst, auch ein wenig zu "veröffentlichen"? Welchen Wert kann das für uns "User", Betrachter, Leser denn haben?
Ich bin selbst sehr differenziert, was das Thema angeht, ich überlege für mich schon sehr genau, was ich bereit bin mit der Öffentlichkeit zu teilen. Das steht den von mir fotografierten Fans natürlich auch zu. Ich lasse mir beglaubigen, wozu sich der-/diejenige bemüßigt fühlt, seine Geschichte nach außen zu tragen. Niemand muss bei mir echte Angaben machen. Jeder kann heißen, wie er möchte, kann so alt sein, wie er wünscht. Das Foto ist echt, das schon, die Angaben prüfe ich nicht. Ich muss allerdings sagen, bisher hat mir noch niemand verweigert, einen Post auf Facebook zu machen. Womit ich durchaus leben könnte!
Nix zu veröffentlichen, widerspräche freilich dem Sinn des Projekts. Ich möchte ja, dass es eine Öffentlichkeit gibt, nicht nur innerhalb der Metal-Szene, sondern eben auch für Menschen, die von außen darauf blicken, damit sie einen Eindruck bekommen, welche so verschiedenen Personen den Metal-Fan ausmachen. Wir haben in der Serie mittlerweile fast alles: Frauen, Männer, Junge, Alte, Arbeiter, Lebenskünstler, Akademiker - und das aus dem einzigen Grund, weil es überall im gesellschaftlichem Leben Heavy-Metal-Fans unterschiedlicher Couleur gibt. Diese unsere Szene selbst ist so unterschiedlich und dennoch fühlen wir uns verbunden, seit Jahrzehnten ist das so, und es kommen ständig neue Anhänger dazu. Klar, wir sind gern unter uns, aber ich glaube, es gibt ein Interesse, von vielen, die Szene nach außen verständlicher zu machen. Dazu möchte ich beitragen.
Peter, das hast Du aber schön umschrieben, was die Metal-Szene seit Jahrzehnten wirklich ausmacht. Austausch, Vielseitigkeit, Medien. Apropos Medien, apropos Film: Dein Sohn Moritz dreht Filme, welcher Art sind diese denn?
Begonnen hat Moritz als Youtuber, der Spiele spielte, kommentierte und aufzeichnete. Irgendwann kam die kreative Ader bei ihm durch und er begann mit einer Serie an selbst gedrehten Kurzfilmen, die sich um ein fiktives Computergame drehen. Die mittlerweile vier Folgen von "Captivated" sind immer aufwändiger geworden, am Ende war die gesamte Familie involviert, wobei Moritz' Bruder Max (von der Band TORMENTOR) hauptsächlich für den Soundtrack zuständig war, ich hingegen technisch bei den Aufnahmen half und letztlich ein echte Rolle spielen musste, durfte. (Lacht.)
Dieser Tage veröffentlichte Moritz eine zwanzigminütige Doku über den Stahlwerk/Heavy Hour-Moderator Jakob Kranz. Die Idee kam Moritz, da er sich mittlerweile selbst in der Musik- und Metalszene zu Hause fühlt, und ihm gerade Jakob mit seiner Sendung sehr viel musikalischen Input gebracht hat.
Portrait Sasi Scott. (Foto (c) Peter Seipke)
Weil wir gerade so persönlich geworden sind, zu Dir mal ein wenig näher: Du bist Jahrgang 1968, bist Du auch in Guben aufgewachsen?
Ja, geboren und aufgewachsen. Allerdings sehe ich mich nicht als Lokal-Patriot, oder sowas, ich wohne hier, nicht mehr, nicht weniger. Klar, ich organisiere mit meinem Freund Evil zusammen das "Neiße Metal Meeting", damit hier in Sachen Metal wenigstes etwas läuft. Letztlich ist Guben für mich eine Stadt wie jede andere. Ja, ich habe hier meine Kindheit verbracht und finde es ganz gut einfach so an Orte zu gehen, wo ich als Kind mal war, aber ich verkläre das deshalb nicht.
Wie bist Du denn zum Metal gekommen? Der berühmte ältere Bruder, dem Du dann die AC/DC-Alben geklaut hast?
Der war es nicht, obschon das erste Album, welches mich als Kid in harter Musik triggerte, die Amiga-Pressung von "Highway To Hell" war. Dann wurde ich aber Popper und hörte mit Hingabe gute Popmusik (ja manchmal auch Schrottmusik). Zum Metal gekommen bin ich über meinen besten Freund, der es irgendwann leid war, immer nur TEARS FOR FEARS beim Bier bei mir zu hören. Durch ihn kam SAXON in mein Leben. Das war so 1986/87.
Muss ja kein Schrott sein, der Pop, aber schön, dass Du so weit aufgestellt bist. Die typischen "peinlichsten heimlichsten Pop-Platten" nicht wahr? Wobei TEARS FOR FEARS schon großartige Musik fabriziert haben, wie auch ich finde. "Higway To Hell" in der Amiga-Fassung scheint für uns Ostheranwachsende echt eine gemeinsame traumatische Erfahrung zu sein, im positiven Sinne. Interessant, wie sich die Wege gleichen.
Da gibt es dieses Buch "Heavy Metal in der DDR" - da passt Deine musikalische Biographie und wie Du das beschreibst, genau hinein! Interessant. Und auweia! Wenn Du mir fünf Bands mit dem größten Einfluss auf Dein Werden und Wachsen nennen müsstest, welche wären diese dann?
TEARS FOR FEARS
SAXON
METALLICA
KING'S X
KATE BUSH
...das sind so Stationen aus über drei Dekaden und kann später mal anders aussehen. Drei der Bands werden sicher immer dabei sein. (Lacht.)
Ich rate mal: TEARS FOR FEARS, SAXON und mmh. KING'S X? Gibt es denn dieses berühmte "Erweckungsalbum" plus "Erweckungsmoment" für Dich?
Wenn es im Bereich Heavy Metal zu verorten sein soll: SAXON – "The Eagle Has Landed", ansonsten tatsächlich "Songs From The Big Chair" von TEARS FOR FEARS. Bei diesem Album habe ich viel über "Musik" gelernt.
Superteil, haben meine älteren Schwestern hoch und runter gehört. Sag mal, wie geht es denn weiter mit Deinen Fotoprojekten? Ein Ende in Sicht?
Ganz klar nein. Ich bin auch wirklich sehr froh, dass ich meine Projekte habe, bin froh, dass sie in der Szene so gut angenommen werden. Ich möchte sie unbedingt weiter führen. Gerade bei "Gesichter einer Szene" sehe ich noch viel Potential, es gibt sooo viele interessante Fans überall!
Drei Daumen hoch dafür! Gesetzt dem wahrscheinlichen Fall, weitere Szeneristen (Musiker und Konsumenten) werden hier auf Deine Ideen aufmerksam und möchten Teile davon werden. Ginge das für Dich in Ordnung? Wie könnten Sie Dich erreichen?
Der direkteste Weg ist über meine Website (Popper-Fotografie), da gibt es ein Kontaktformular, oder auch direkt eine E-Mail-Adresse im Impressum. Auch Facebook ist möglich. Generell antworte ich innerhalb weniger Stunden.
Sagen wir noch mal Fünf: Was wünschst Du Dir für die nächsten fünf Jahre? Welche fünf Bands musst Du noch unbedingt sehen und fotografieren? Die Geschichten welcher fünf Menschen aus der Szene sollten wir noch auf Deiner Webseite popper-fotografie.de lesen können?
Ich suche immer mal nach neuen Ideen für Fotoprojekte. Es gibt unheimlich viele talentierte Fotografen. Die meisten, so wie ich, sind Menschen, deren Leidenschaft das ist. Aber am Ende stehen viele von uns vor denselben großen Bands, im selben Fotograben, bei den gleichen drei Songs und machen häufig aus ähnlichen Perspektiven ähnliche Fotos. Technisch sicher gut, aber austauschbar. Ich möchte wirklich niemanden zu nahe treten, aber ich gehe ab davon.
Ich habe mich in vielen Fotogräben ausgetobt. Heute ist mir wichtig, gerade nicht mehr aus dem Fotograben zu fotografieren, sondern von dort aus, wo die Fans stehen, bangen, tanzen. Und ich bin da auch ganz frei heraus: Ich suche auch deshalb nach neuen Ansätzen, um mich abzuheben. Im Sinne von etwas zu zeigen, was in der Art nicht oft zu sehen ist.
Deshalb bin ich auch nicht mehr so hinterher, wenn es darum geht, die ganz "großen Bands" zu fotografieren. Ich gehe stattdessen viel öfter in die Underground-Gigs, mache dort Fotos und habe später meist eine sehr dankbare Nachricht im Postfach.
Das ist etwas, was ich dick unterschreibe...
Wen ich noch sehen muss? Na zum Beispiel: TEARS FOR FEARS (das sollte am 16.02.19 auch passiert sein), SADE, KING'S X, HARAKIRI FOR THE SKY.
Fünf Menschen für "Gesicher einer Szene"? (Grübelt kurz.) Ich halte es ja nach wie vor so, dass sich bei mir jeder Fan melden kann, niemand muss Musiker sein, oder anderweitig bekannt sein. Natürlich strecke ich hier und da mal selbst meine Fühler nach der einen oder anderen Persönlichkeit aus, sollte es dann mal klappen, freue ich mich darüber. (Lacht.)
Die Band DEATHRONATION. (Foto (c) Peter Seipke)
Peter, danke für dieses sehr anregende und interessante Gespräch, es hat mir viel Vergnügen bereitet. Hier noch mein Aufruf: Wer sich berufen fühlt, Teil eines Projekts von Peter zu werden, der sei nicht schüchtern. Und Dir, Peter, wünsche ich alles Gute mit Deinen Ideen und Deiner Energie - vielleicht sehen wir uns mal auf eine Brandenburger Brause!
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben