ANNIHILATOR - Essen

12.11.2013 | 20:32

29.10.2013, Turock

Ausverkauftes Haus, ein tolles Album im Gepäck, ein wie immer bestens aufgelegter Jeff Waters und eine thrash-wütig tobende Menge im Herzen des Ruhrgebietes. Die Rahmenbedingungen sind bestens, der Abend kann beginnen, ANNIHILATOR bittet zum Tanz.

"Feast", das neue Album der Kanadier, heimste überwiegend positive Kritiken ein und wurde dementsprechend auch von der hiesigen Fangemeinde gefeiert. Und die versammelt sich heute Abend zu Hauf im Essener Turock, das in Anbetracht der Kapazität beinah aus den Angeln bricht. Fast ausverkauftes Haus also, doch friedlich, schiedlich verläuft der Abend. Es wird getrunken, es wird gelacht und ab etwa Viertel vor Neun wird dann auch die Supportband endlich auf die heiligen Bretter gelassen.

THE GENERALS heißt diese und versucht mit aller Vehemenz, das Essener Publikum mit ihrer rustikalen Mixtur aus Rock ’n’ Roll und Death Metal aus der Reserve zu locken. Das allerdings klappt nur bedingt, sodass bei anfänglichen Stücken wie 'Dig To Graves', 'Stand Up Straight' und 'Blood For Blood' der Funke nicht so recht überspringen mag. Nett anzuhören ist die Truppe um Frontbrüller Hednar allemal, doch wäre eine weitere Thrash-Institution am heutigen Abend bei den zahlreichen Zuschauern womöglich besser angekommen. Sei’s drum, einige Wenige vor der Bühne haben ebenso wie die Schweden selbst sichtlich ihren Spaß, obwohl man in Punkto Bühnenaktivität eher steif als verspielt wirkt. Dementsprechend werden gute bis sehr gute Ansätze ('Hunger' und 'Consulting With The Sinner') eher verhalten wahrgenommen. Zuguterletzt hämmern die Jungs 'Blessing In Disguise' sowie 'Evil Transcents' in die hungrige Meute und verlassen schließlich eher unscheinbar die Bühne.

In der Zwischenzeit wächst hingegen die Vorfreude auf die Thrash-Veteranen. "Feast", das im August das Licht der Welt erblickte, konnte als gelungen und die bisherigen Gigs als erfolgreich eingestuft werden. Jeff Waters und Konsorten scheinen den Verkehrsunfall, der sich wenige Tage zuvor ereignete, gut überstanden zu haben.

ANNIHILATOR entert schließlich, wenn auch mit erheblicher Verspätung, unter Beifall und Applaus die Bühne des Turock und feuert ein Inferno seinesgleichen ab. Gleich mit den ersten Evergreens 'Alison Hell' und 'WTYD' machen Waters, Padden und Co. klar, wohin der Thrash-Hase heute läuft. Der Sound ist satt und druckvoll, Padden ist abermals sehr gut bei Stimme und Grimassenakrobat Waters hüpft wie ein wildes Känguruh umher. Es macht von der ersten Sekunde an erheblichen Spaß, Band und die vor der Bühne ausrastende und headbangende Menge zu beobachten. Dabei trübt auch die verkorkste Lichtshow die Stimmung nicht im Geringsten. Mit 'Reduced To Ash', 'Set The World On Fire' und 'Refresh The Demon' geht es derweil eher klassisch im Programm weiter und mit 'Never Neverland' wird im Anschluss jener Track geboten, den ich bei der letzten ANNIHILATOR-Deutschlandtour des Öfteren schmerzlich vermisst habe.

Man sieht, dass Jeff gleich zu Beginn nichts anbrennen lässt und einen Klassiker nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt. Das gesamte Turock liegt ANNIHILATOR vor Begeisterung zu Füßen, das verneigenswerte Best-Of der Jungs wird herzlich angenommen. Weiter im Text heizen 'The Fun Palace', 'Fiasco' sowie 'Bliss' und 'I Am In Command' dem Ruhrgebiet mehr als ein, die Stimmung scheint zu Beginn auf dem absoluten Thrash-Zenit zu schweben. Dass Waters aus dem charmanten Grinsen nicht mehr heraus kommt, braucht keinerlei weitere Erwähnung. Wer soviel Spielfreude mit seinen Kameraden an den Tag legt wie er, braucht sich an Abenden wie heute über die Unterstützung seiner deutschen Fans keine Sorgen zu machen. Nach einem gelungenen Medley aus 'Phoenix Rising', 'Sounds Good To Me' und 'Snake In The Grass' startet ANNIHILATOR die Darbietung neuer Stücke. Hier werden vor allem das schmissige 'Deadlock', 'No Way Out' und 'Smear Campaign' dankbar, aber eher neugierig als ausgelassen, aufgenommen. Die Jungs heimsen auch im Anschluss einen Siegeszug ein: Die Setliste ist mehr als schmackhaft, die Band agil und mit einem tollen Sound und dieser tosenden, zum Teil auch moshenden Menge vor der Bühne, kann man eigentlich nichts falsch machen.

Im Zugabenteil ziehen Waters und Co. schließlich mit 'King Of The Kill' und dem fantastischen 'Phantasmagoria' alle Register und geben speziell den Headbangern ausreichend Futter. Nach proppevollen zwei Stunden entlässt ANNIHILATOR eben jene in letztendlich den wohlverdienten Feierabend. Unter Zurufen und massivem Beifall macht es die Band ihnen gleich und ist sichtlich froh, solch einen geglückten Abend erwischt zu haben.

Jeff ist ein Urgestein, wirkt aber noch ungeheuer vital und liefert einmal mehr das ab, was er wohl am besten kann. ANNIHILATOR ist live, und das hat man auch im Sommer auf einigen Festivals erlebt, eine Macht und sollte von jedem wahrgenommen werden, der auch nur entfernt etwas mit schmissigem Power-Thrash-Metal anfangen kann. Jenen wird Hören und Sehen vergehen, wenn die Nordamerikaner auch nur annähernd die heutige Leistung wieder abrufen können. Ich bedanke mich für einen schweißtreibenden, aber bärenstarken Auftritt in einer bestens geeigneten Location.

Zudem danke ich rechtherzlich Jörg Litges von lautundinfarbe.de für die außerordentlich guten Fotos.

Redakteur:
Marcel Rapp

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