ANY GIVEN DAY, OF VIRTUE und DOOMCRUSHER - Stuttgart

29.02.2024 | 15:58

09.02.2024, Wizemann (Halle)

ANY GIVEN DAY macht im Rahmen der "Limitless-Tour" Halt in Stuttgart.

DOOMCRUSHER StuttgartDen geneigten Hörer erwartet heute, am Freitag nach dem "Schmutzigen Donnerstag", ein etwas anderes buntes Treiben im Wizemann. Glücklicherweise ist die Fahrt in die Schwabenmetropole planmäßig verlaufen, denn unmittelbar nach meinem Eintreffen gegen 19.30 Uhr in der großen Halle auf dem Wizemann-Areal, erklimmt DOOMCRUSHER schon die Bühne und legt somit mal locker dreißig Minuten zu früh los.

Über die Formation war im Vorfeld nicht viel in Erfahrung zu bringen. Lediglich, dass hinter DOOMCRUSHER einige bekannte Namen stecken. Die Band setzt sich zusammen aus ANY GIVEN DAY-Gitarrist Andy Posdziech, RAGE-Gitarrist Jean Bormann, Sänger Marv Kinkel, Bassist Rob Lee und Silas Fischer an den Drums. Außer der im Januar 2024 veröffentlichen Single 'Breakout', gibt es veröffentlichungstechnisch nichts weiter Zählbares zu vermelden. Stilistisch würde ich das Material mal in der Schublade Industrial/Metalcore einordnen.

Dank der Nähe zum Headliner durch Gitarrist Andy Posdziech, nutzt man die Gunst der Stunde und springt mit auf die Tour auf. Warum auch nicht, hat man hier doch die Chance, sich gleich einmal vor einem größeren Publikum zu präsentieren und Eigenwerbung zu betreiben. Da ich leider keine Setliste auf der Bühne ausmachen kann und mir bis auf 'Breakout' auch keine weiteren Titel bekannt sind, ist es nicht gerade leicht, etwas über die Songs zu schreiben.

Das dargebotene Material knallt mächtig und ist nichts für Freunde der leichten Unterhaltung. Tief in rotes und blaues Licht getaucht und von dichtem Nebel umhüllt, schafft es DOOMCRUSHER, das Publikum recht schnell in seinen Bann zu ziehen. Trotz der dargebotenen Härte gelingt es der Band immer wieder, einprägsame Hooks und Melodien in ihre Songs einzuarbeiten, die den Wiedererkennungswert der Kompositionen erhöhen.

DOOMCRUSHER StuttgartSänger Marv erinnert mich optisch ein wenig an KORN-Frontmann Jonathan Davies und ist ähnlich agil unterwegs, während das Gitarrenduo amtlich vor sich hin schreddert. Gerade auf der rechten Bühnenseite ist Jean Bormann sehr präsent, da er nicht nur die Leadgitarre spielt, sondern auch die zweiten Gesangsparts übernimmt und immer wieder propellerartig die Matte kreisen lässt. Mich haben DOOMCRUSHER auf jeden Fall schon einmal angefixt und ich bin reichlich auf das Debütalbum gespannt. Schauen wir mal, wann der Silberling das Licht der Welt erblickt. Leider habe ich später keine Zeit, um mich am Merchandise-Stand einzufinden und mit einigen Bandmitgliedern noch ein wenig zu plaudern.

OF VIRTUE StuttgartNach einer kurzen Umbaupause legt OF VIRTUE ähnlich kraftvoll los. Anders als DOOMCRUSHER kann man die US-Amerikaner allerdings schon als alte Hasen bezeichnen. Immerhin existiert die Band schon seit 2008 und kann bisher vier Alben vorweisen, wobei gerade mit dem 2023er Output "Omen" erstmalig der große Wurf gelungen ist. Von der Geschwindigkeit her ist man eher im mittleren Tempobereich unterwegs und nimmt immer wieder gekonnt das Tempo raus. Erstaunlicherweise serviert man am heutigen Abend nur Songs vom letzten Album. Der guten Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch, denn auch das Publikum scheint mit dem neuen Material bestens vertraut zu sein.

Für alle - die wie ich - mit OF VIRTUE bisher noch nicht allzu viele Berührungspunkte hatten, hier noch ein kurzer Überblick: OF VIRTUE stammt aus Lansing, Michigan. Den Vorturner am Mikrofon macht Tyler Ennis, der seit 2017 in der Band ist und dessen Stimmvolumen von geschmeidig ('Sober') bis hin zu brachial ('A.N.X.I.E.T.Y.') reicht. Die Gitarren teilen sich die beiden Gründungsmitglieder Damon Tate und Michael Valadez, wobei Erstgenannter auch für die Backing Vocals zuständig ist. Die Felle gerbt zu guter Letzt seit 2021 Ryan Trinh. Wer aufgepasst hat, wir den Bass vermissen. Zumindest live kommt man ohne aus, dann werden halt die Gitarren tiefer gestimmt.

OF VIRTUE StuttgartDie Darbietung gefällt mir sehr gut und gerade Stücke wie der Opener 'Cut Me Open', das folgende 'Cold Blooded' oder die Übernummer 'Sinner' ragen noch einmal besonders hervor. In einem Interview zum letzten Album habe ich gelesen, dass die Band mittlerweile gelernt hat, gute Songs zu schreiben, was ich nach dem heutigen Abend durchaus bestätigen kann. Vor allem Songs, die durchaus auch live gut funktionieren.

Setliste: Cut Me Open; Cold Blooded; Sober; A.N.X.I.E.T.Y.; True Colors; Sinner; Hypocrite; Cannibals

ANY GIVEN DAY StuttgartPünktlich um 21:15 Uhr starten die Mannen von ANY GIVEN DAY ihren Siegeszug! Neider warfen der Band zuletzt Kommerz oder gar ein Abdriften in die Pop-Musik vor. Absoluter Bullshit! Wie so oft, muss man sich den Neid auch erst einmal erarbeiten. Alle Hater sollen erst einmal versuchen, das zu erreichen, was die Gelsenkirchner bisher erreicht haben. Über Jahre hat sich ANY GIVEN DAY mühevoll die Anerkennung erspielt und sich wortwörtlich den Arsch abgespielt. Jetzt wo es dran geht, den Erfolg einzufahren, wirft man der Band Kommerzialisierung vor? Passend zu dem Thema startet der Abend kraftvoll mit 'Get That Done', dem Opener des letzten Albums "Limitless", gefolgt von 'Never Surrender'. Schlagartig steigt die Temperatur im Wizemann. Sänger Dennis Diehl leitet immer wieder das Publikum an, mitzumachen. Zahlreiche Mosh- und Circlepits bilden sich im Publikum, das in bester Feierlaune ist. Keiner der Anwesenden kann sich dem Bann entziehen und die ersten Crowdsurfer begeben sich auf die Reise in Richtung Bühne.

ANY GIVEN DAY StuttgartGlücklicherweise war der Vorverkauf in Stuttgart so gut, dass schon nach wenigen Wochen die Veranstaltung vom kleinen Club in die größere Halle verlegt wurde, die am heutigen Abend zwar nicht ganz ausverkauft, jedoch gut voll ist. Wer jetzt nicht unbedingt Teil einer "Wall Of Death" werden will, zieht sich am besten ins hintere Hallendrittel zurück. Zeit zum Verschnaufen bleibt wenig, denn der rechte Fuß bleibt konstant auf dem Gaspedal und man bekommt zahlreiche Bretter, wie etwa 'Endurance' oder 'Never Say Die', um die Ohren gehauen. Etwas Abwechslung bietet die Unplugged-Umsetzung von 'Home Is Where The Heart Is' und das in Wild-West-Manier dargebotene 'Come Whatever May', bei dem die Band mit Cowboyhüten auf die Bühne kommt, wie auch schon im Videoclip.

ANY GIVEN DAY StuttgartZu 'H.A.T.E.' das ursprünglich von ANY GIVEN DAY und ANNISOKAY gemeinsam eingespielt wurde, kommt zusätzlich DOOMCRUSHER-Sänger Marv mit auf die Bühne, um sich mit Dennis die Gesangsparts zu teilen. Auch hier eine gelungene Umsetzung. Das Finale läuten 'Savior', 'Arise' (ohne TRIVIUMs Matthew K. Heafy) und 'Diamonds' (leider auch ohne RIHANNA) ein.

Wer ANY GIVEN DAY auf dieser Tour verpasst hat, kann nur hoffen die Jungs auf irgendeinem Festival zu sehen, den man hat sonst wirklich was verpasst!

Setliste: Get That Done; Never Surrender; Limitless; Endurance; Levels; Loveless; Best Time; Unbreakable; Never Say Die; Lonewolf; Home Is Where The Heart Is (Unplugged-Set); Come Whatever May; Apocalypse; H.A.T.E. (feat. Marv / DOOMCRUSHER); Savior; Arise; Diamonds (RIHANNA Cover)

Redakteur:
Frank Hameister

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