APOCALYPTICA - Plays Metallica Vol. 2 - Dresden

19.10.2024 | 23:33

12.10.2024, Alter Schlachthof

Finnische Sauna einmal anders.

Die finnischen Cello-Virtuosen von APOCALYPTICA sind wieder einmal in Dresden zu Gast. Dieses Mal unter dem Motto "Plays Metallica Vol. 2", dem ein gleichnamiges Album vorausging, welches im Juni auf den Markt kam und in den hausinternen Kritiken mit Lob überschüttet worden ist. Doch kann es auch dem Live-Test standhalten? Das gilt es heute Abend zu klären!

Doch bevor es soweit ist, steht THE RAVEN AGE als Support auf der Bühne. Dummerweise wird der Gig THE RAVEN AGE der Band um zirka 15 Minuten vorverlegt, ohne dass es darauf im Vorfeld einen Hinweis gibt. Noch am Freitag hieß es, dass es 20:00 Uhr losgehen soll. Als wir eintreffen und die Band bereits spielt, ist der Saal mehr als nur gut gefüllt. Kein Wunder, denn die Veranstaltung ist ausverkauft. Das bekannteste Bandmitglied ist Gitarrist George Harris, der Sohn des IRON MAIDEN-Bassisten Steve Harris. Doch irgendwelche Starallüren sucht man hier vergebens und so zocken sich die Herrschaften in guter Laune durch ihr Set. Etwas bitter ist das für die Fans, die es nicht rechtzeitig geschafft haben und einen Teil des Gigs verpassen. Sänger Matt James avanciert zumindest nach jedem Song zum Entertainer und stachelt die Menge an. 'No Man's Land' ist der erste Song, den wir dann so richtig mitbekommen und zu dem wir die Jungs einigermaßen erleben können. Denn rund um die beiden Eingangstüren steht eine Traube an Menschen, was ein Durchkommen schwer macht. Den Besuchern im Saal gefällt der Gig und sie bedanken sich mit viel Applaus. In den gut 45 Minuten Spielzeit werden unter anderem noch 'The Journey' oder das ältere 'Fleur De Lis' gespielt. Alles in allem ein schicker Gig und da wir den leider "nur so halb" erleben konnten, besteht hier zwingender Handlungsbedarf für einen erneuten Konzertbesuch von THE RAVEN AGE.

Nach einer gut halbstündigen Umbaupause wird es langsam ernst für die Finnen von APOCALYPTICA. Noch ist die Bühne mit einem großen, weißen Vorhang verdeckt. Als das Licht gegen 21:00 Uhr erlischt, kennt der Jubel in der Halle keine Grenzen mehr und es ist bereits jetzt schon mehr als warm. 'The Ecstasy Of Gold', APOCALYPTICAvom italienischen Komponisten Ennio Morricone, ist nicht nur das Intro von METALLICA, sondern auch das heutige von APOCALYPTICA. Die Menge tobt, als endlich der Vorhang fällt und die drei Finnen mit ihrem neuen Schlagzeuger die Bühne betreten. Bestens gelaunt legen sie ordentlich mit 'Ride The Lightning' los. Und bereits hier wird einem schon bewusst, dass es nicht nur ein "einfaches" Covern der Songs ist. Nein, jedem METALLICA-Song wird eine persönliche Note eingehaucht. Für den Gesang ist heute das Publikum zuständig. Das macht auch ordentlich mit. Ist ja klar, wenn man so nett von den Musikern darum gebeten wird. Das Ganze wird im Anschluss bei 'Enter Sandman' im Kollektiv vollzogen und die Stimmung ist jetzt schon am Kochen. So dauert es nicht lange, bis die ersten Besucher den Saal völlig überhitzt verlassen müssen und im Foyer stehen. Sie hatten sich das Konzert sicherlich anders vorgesellt. Tja, aber was will man machen, wenn der Kreislauf schlapp macht? Trotz der hohen Halle steht die Luft im Saale und Frischluft scheint Mangelware zu sein. Ziemlich grenzwertig das Ganze. Doch zurück zum Konzert. Der Großteil der Anwesenden kommt mit den Gegebenheiten zurecht und erlebt ein sensationelles Konzert. Wie die Berserker bearbeiten die Drei ihre Cellos und holen damit jeden Ton auf das Beste heraus. Die Tatsache, dass klassische Instrumente gerade diverse Metalsongs auf das Feinste zerlegen und in Grund und Boden spielen, spricht für die Liga, in der wir uns gerade befinden. Für weit aufstehende Münder ist aber keine Zeit, denn schließlich will ja ordentlich mitgesungen werden. Die LED-Show im Hintergrund der Bühne ist schick, wirkt aber nie übertrieben und fügt sich perfekt in das Szenario ein. Einzig das Schlagzeug übertönt hier und da den Sound des Trios etwas zu stark. Das ist zwar Meckern auf hohem Niveau, doch schmälert teilweise den Hörgenuss. Trotzdem ist das vielen von der Sache her gerade egal, denn viel Zeit zum Sinnieren bleibt nicht, da die Band ihren Songkoffer ordentlich gepackt hat und die Fans mit 'For Whom The Bell Tolls' oder 'Battery' erfreut. Etwas Zeit zum Verschnaufen liefert 'The Call Of Ktulu'. Dazu wird auf der Leinwand im Hintergrund ein Bild des ehemaligen Bassisten Cliff Burton gezeigt.

Flotter geht es danach mit 'St. Anger' weiter. Das gefällt den Fans wohl besser als das Original?! Zumindest wird es am Ende ordentlich gefeiert. Respekt, meine Herren, für diesen Mut! 'Master Of Puppets' wird einzigartig intoniert und es wird fleißig mitgesungen. Was für ein Fest! Das kann nur noch von einem Song überboten APOCALYPTICAwerden, nämlich von 'Nothig Else Matters'. Dieser erklingt im Anschluss und mit den ersten drei Tönen geht ein unglaubliches Raunen durch den Saal. Wer jetzt noch keine Gänsehaut hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Den Song mit geschlossen Augen zu genießen, das ist wohl die beste Variante, denn unzählige Handys versperren jetzt eh jegliche Sicht nach vorn auf die Bühne. So wiegt man sich lieber im Takt der Musik und lässt sich treiben. Dieses Erlebnis ist zehn Mal mehr wert als ein verwackeltes Handyvideo. Doch viel Zeit für Träumereien bleibt nicht, denn APOCALYPTICA holt zum finalen Schlag in Form von 'Seek & Destroy' aus. Jetzt ist noch einmal die Nackenmuskulatur gefragt und auf und vor der Bühne wird mitgesungen. Band und Publikum verschmelzen quasi zu einer Masse und irgendwie fühlt es sich an, als ob ein jeder Teil der Darbietung ist. Was für ein grandioser Abschluss des Abends! Die Fans feiern ihre Band und diese verschwindet erst einmal von der Bühne.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Menge noch eine Zugabe einfordert. Dennoch verlassen bereits jetzt APOCALYPTICAauffällig viele Besucher den Saal. Glück für die, die bis jetzt an den Eingängen ausharren mussten. Jetzt können auch sie endlich noch ein Stück vom Konzert erhaschen. Der METALLICA-Klassiker 'One' wird als Zugabe kredenzt. Verfeinert wird er mit Sequenzen und Samples aus dem Originalvideo. Die Performance ist einfach genial und so geht die Meute noch einmal ordentlich mit, ehe die letzten Töne verstummen. Die Musiker genießen den Applaus und lassen sich gebührend feiern. Das haben sie sich mehr als verdient. Natürlich darf auch nicht das obligatorische Bandfoto von der Bühne fehlen.
Eicca Toppinen übernimmt im Anschluss die Verabschiedung und bedankt sich noch einmal bei den Besuchern. Eine sehr nette Geste, die heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Okay, etwas Werbung in eigener Sache darf natürlich auch nicht fehlen, doch das fällt nicht wirklich plump aus. So trennen sich nun die Wege von Band und Publikum. Der Großteil geht mit zufriedenen Gesichtern nach Hause. Das Trio hat eindrucksvoll seine Live-Qualitäten unter Beweis gestellt. Zugegeben, hätte ich nicht gedacht, dass einige Songs auf der Bühne so wirklich zünden. Doch das taten sie wahrhaftig und haben ein ganzes Feuerwerk ausgelöst. Damit ist auch das anfangs erwähnte Lob der Platte durch den Gig eindrucksvoll bestätigt worden.

 

Bericht und Fotos: Swen Reuter

Redakteur:
Swen Reuter

Login

Neu registrieren