APOCALYPTICA und THE RAVEN AGE - München

13.10.2024 | 08:25

08.10.2024, Tonhalle

Ein Abend im Zeichen der Four Horsemen.

Es ist gerade einmal etwas über 1 1/2 Jahre her, dass APOCALYPTICA in München gastierte. Vielleicht ist es der verhältnismäßig kurze Abstand zwischen den beiden Gigs der Finnen, dass die Tonhalle im Vergleich zum letzten Jahr nicht ausverkauft ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die letzte Tour eine Doppel-Headliner-Tour mit EPICA war, was von den Namen her natürlich ein recht großes Package gewesen ist. Möglicherweise sind jedoch einfach ALICE COOPER und DORO schuld, die parallel in der Olympiahalle spielen. Doch das Cello-Trio plus neuem Schlagzeuger - von Mikko Sirén trennte man sich Anfang des Jahres - hat einen guten Grund wieder in der bayerischen Landeshauptstadt aufzutreten. Immerhin erschien dieses Jahr ihre neue Platte "Plays Metallica Vol. 2".

Bevor die Cello-Metaller die Bühne entern, tritt THE RAVEN AGE als Support auf. Die Band um George Harris, Sohn von IRON-MAIDEN-Legende Steve Harris, präsentiert modernen und melodischen Metal, der teilweise leichte Einflüsse vom Metalcore aufweist. Der Schwerpunkt der Setliste besteht erwartungsgemäß aus Songs von ihrem aktuellen und im Jahr 2023 erschienenen Album "Blood Omen". Vor allem die erste Hälfte des 45-minütigen Gigs wirkt etwas ruhiger und gedämpfter. Letztes Jahr als Support von IRON MAIDEN ist deutlich mehr Druck auf dem Kessel gewesen. Doch hinten raus zeigt die Band, dass sie ordentlich Gas geben kann und den Wechsel zwischen atmosphärisch-ruhigen Passagen und ordentlich Krach spielend beherrscht.

Gegen 21 Uhr kommt APOCALYPTICA auf die Bühne. Als Intro erklingt der Ennio-Morricone-Klassiker 'The Ecstasy Of Gold', der schon seit den 1980er Jahren das Intro von METALLICA bildet. Die Marschrichtung des Abends ist somit vorgegeben. Mit 'Ride The Lightning' gibt es dann direkt den Opener ihres aktuellen Longplayers zu hören. Die Umsetzung des Metallica-Klassikers ist ein absoluter Brecher und bringt sofort Stimmung, die vom anschließenden 'Enter Sandmann' noch getoppt wird. "Exit light / Enter night / Take my hand / We're off to never-never land", schallt es aus den gut 2.000 anwesenden Kehlen. Die Textsicherheit des Publikums ist gegeben. Sie wird auch den ganzen Abend über benötigt. Denn APOCALYPTICA hat im Vergleich zur letzten Tour keinen Sänger dabei und spielt sich durch die verschiedenen Metallica-Cover, die die Band auf diversen Alben veröffentlicht hat, sei es auf "Plays Metallica", "Plays Metallica Vol. 2" oder den Covern, die sich durchaus auf ihren anderen Alben wie "Inquisition Symphony" befinden.

Dass dabei Songs wie 'Master Of Puppets' oder 'Seek & Destroy' frenetisch gefeiert und durch das Publikum zur instrumentalen Begleitung von APOCALYPTICA besungen werden, ist eine Selbstverständlichkeit. Denn APOCALYPTICA spielt die Songs der großen Metal-Heroen nicht nur nach, sondern macht schon immer ihr eigenes Ding draus. So wirkt 'Battery' sogar noch einmal viel zerstörerischer, als da eh schon brachiale Original. Auch 'Nothing Else Matters' erhält einen anderen und fantastischen Vibe. Während zu dem Song auf Metallica-Konzerten Pärchen und angetrunkene Freunde sich in den Armen liegen und mitgrölen, lauscht das APOCALYPTICA-Publikum gebannt den ruhigen instrumentalen Tönen der Cellos. Es herrscht fast eine andächtige Stille bis es im Refrain aus allen herausbricht und mitgesungen wird. Überraschenderweise landet mit 'St. Anger' sogar ein Song im Set, der bei METALLICA-Fans nur bedingt beliebt ist. Hier beweisen die Cello-Metaller eindeutig Mut und ernten dafür sehr lauten Applaus.

Auch wenn das Tourmotto "Plays Metallica Vol. 2". ist, ist es etwas schade, dass die Finnen ausschließlich METALLICA-Cover spielen. Denn ihre Diskographie ist eigentlich viel zu groß und viel zu gut, um nicht auch eigene Klassiker wie 'Grace', 'Somewhere Around Nothing' oder Songs wie 'En Route To Mayhem' von ihrem bockstarken vorletzten Album "Cell-0" zu spielen.

Doch der Stimmung tut dies keinen Abbruch. Vor allem hat APOCALYPTICA einen emotionalen Höhepunkt in petto, mit dem nicht zu rechnen war. Bei gefühlt jedem Konzertbesucher stellen sich in diesem Moment die Nackenhaare auf und der ein oder andere bekommt sogar feuchte Augen. Als sie 'The Call Of Ktulu' intonieren, wird die originale Bass-Spur von Cliff Burton eingespielt und auf den Videoleinwänden wird das Konterfeit des legendären Metallica-Bassisten eingeblendet. Metal-Herz, was willst du mehr?

80 Minuten lang gibt APOCALYPTICA Vollgas. Verschnaufpausen gibt es bis auf 'Nothing Else Matters' und 'The Call of Ktulu' keine. So endet das Konzert passenderweise und ausnahmsweise mal nicht mit ihrer Edvard-Grieg-Interpretation 'The Hall Of The Mountain King', sondern mit METALLICAS großem Klassiker 'One'. Im rasend schnellen Endpart zeigt das Quartett noch einmal, welche dystopisch und zerstörerische Kraft Cellos haben können. Vollkommen zufrieden verlassen die Fans die Tonhalle in München. Auch wenn die beiden letzten Konzerte zeitlich dicht beieinander liegen, ist es doch schon zu sehen, dass sich APOCALYPTICA etwas vollkommen anderes hat einfallen lassen. Lediglich drei Songs aus der Setliste wurden auch letztes Jahr gespielt. Bei der Abwechslung kommt man doch gerne wieder. Wir sehen uns bei nächsten Gig in München!

Photo Credit: Andre Schnittker

Redakteur:
Dominik Feldmann

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