BATTLE BEAST, DOMINUM und MAJESTICA - Nürnberg

02.12.2025 | 15:06

29.11.2025, Löwensaal

Powerfrau, Powertrain und ein paar Zombies...

Nach zwei Konzerten in der Ferne zieht es mich an diesem Samstag mal wieder in heimatliche Gefilde. Ein sattes Powermetal-Paket im Nürnberger Löwensaal wartet auch mich. Ich lasse mich überraschen, ob MAJESTICA, DOMINUM und BATTLE BEAST das heimische Publikum in Feierlaune bringen können. 

Der Mittelfranke ist im Allgemeinen ja eher ruhig und in sich gekehrt. "Basd scho" ist der typische Ausdruck, wenn ihm etwas richtig gut gefällt. Ich erreiche pünktlich den Parkplatz, schnaufe den steilen Weg zur Location hoch und motze in mich herein, dass die hier endlich mal einen Lift installieren könnten. 

Die Formalitäten gehen zügig über die Bühne und mir bleibt noch etwas Zeit für ein Kaltgetränk. Der Löwensaal wurde vor einiger Zeit renoviert und ich finde, die Arbeit hat sich absolut gelohnt. Irgendwie wirkt alles heller, freundlicher und die Aufteilung wurde wohl neu gestaltet.

Die Halle ist voll und ich zwänge mich durch die Menge zum Fotograben. Pünktlich um 19 Uhr erlischt das Licht und MAJESTICA eröffnet den metallischen Abend. Die Stage im Saal ist eigentlich recht groß. Durch die bereits vorhandenen Aufbauten für drei Bands bleiben dem schwedischen Quartett allerdings gefühlt 1,666 Quadratmeter, um sich zu bewegen. 

Wie schon auf dem Metalfest in Pilsen beginnt die Setliste mit 'Powertrain' vom gleichnamigen Album und ich freue mich, die Jungs um Mastermind, Sänger und Gitarrist Tommy Johansson wiederzusehen.

Doch nicht nur ich habe eine Menge Spaß. Die Crowd vor dem Wellenbrecher und auf dem Balkon geht ordentlich steil. Das Lied ist kaum verklungen, da höre ich die ersten "Noch Ein Bier"-Rufe aus der Menge. Tommy war neun Jahre Mitglied der Band SABATON, die Geschichte des Slogans dürfte allen Metalheads bekannt sein. Eins kann ich an dieser Stelle schon verraten, die Forderung nach dem Kaltgetränk wird zigfach über den ganzen Abend zu hören sein.

Auf SABATON-Songs verzichtet MAJESTICA, was ich sehr gut finde. Zum einen konnte ich vor wenigen Tagen das Konzert in München erleben, zum anderen hat Tommys Band mit drei veröffentlichten Alben genug eigenes Material zur Verfügung. Leider ist die Spielzeit heute auf 35 Minuten begrenzt und es stehen nur sechs Tracks auf der Setliste. Also geht es mit Vollgas durch die Songs, für lange Reden bleibt keine Zeit. 

Die Band macht das Beste aus der beengten Situation und zeigt sich in ordentlicher Spiellaune. Im Publikum herrscht entsprechende Bewegung, es wird gesungen und geklatscht. Mit 'Metal United' verabschieden sich die gar nicht allzu alten Schweden aus Mittelfranken unter großem Gejohle. Für mich ist der Gig definitiv zu kurz, doch ich sehe Licht am Ende des Tunnels. MAJESTICA wird im kommenden Jahr unter anderem auf einigen Festivals zu sehen sein. Ich habe mir schon einige Termine geblockt.

Es ist gut warm geworden in der Halle, Zeit für etwas Nikotin und Hopfen. Ich treffe viele Freunde und wir schnacken noch ein wenig. Plötzlich und unerwartet wird es dunkel im weiten Rund. Potzblitz, was bitte war das für eine kurze Umbaupause? Ich eile in den Graben, drücke auf den Auslöser und sehe nur schwarz. Verdammt! Objektivdeckel nicht abgenommen. Einmal mit Profis arbeiten... 

Nun gut, viel verpasse ich nicht, hat DOMINUM zumindest in den ersten Augenblicken eher eine suboptimale Ausleuchtung. Suboptimal ist jedoch keinesfalls die Stimmung, welche von der ersten Sekunde an herrscht. Die Band um Sänger Felix Heldt, alias Dr. Dead, stammt aus Nürnberg und hat somit ein Heimspiel. Im Gegensatz zum Auftritt auf dem Summer Breeze in diesem Jahr haben die Musiker deutlich weniger Entfaltungsmöglichkeiten. Immerhin wird dem heimischen Quartett mehr Platz zugestanden als MAJESTICA.

Der Liederreigen beginnt mit 'Danger Danger' vom 2023 veröffentlichten Album "Hey Living People". Wie üblich stehen auf der Stage einige Zombies an den Instrumenten. Dazu passen dann mit 'Killed By Life, 'The Dead Don't Die' und 'Frankenstein' die Tracks wie die berühmte Faust aufs Auge. Bis auf den an sein Drumset gebundenen Schlagzeuger Marcos Feminella ist der Rest der Band permanent in Bewegung. 

Ich packe meinen Kram zusammen und verfolge den Rest der Show vom Balkon aus. Es ist toll zu sehen, wie die Metalheads permanent in Bewegung sind. Das Ganze wird allerdings noch gesteigert, als DOMINUM die ersten Töne von SCORPIONS 'Rock You Like A Hurricane anstimmt. Jetzt gibt es endgültig keine Halten mehr. Die Bande unter mir ist außer Rand und Band, es wird Zeit für eine Verschnaufpause. 

Auch dafür hat die Nürnberger Zombie-Metal Band eine Nummer im Gepäck. Die Ballade 'We All Taste The Same' ist eine ironisch-makabre Metapher. Es ist egal, welche Hautfarbe du hast, woher du kommst, für Zombies schmecken alle Menschen gleich. Mit 'Immortalis Dominum' endet nach zehn Songs der durchaus gelungene Gig von DOMINUM. Die Temperatur ist ordentlich gestiegen, doch wir haben ja noch einen Headliner. Also kurz durchatmen, bevor es in den langen Endspurt geht.

BATTLE BEAST habe ich in meinem Leben schon sehr oft live gesehen, doch ich tue mich speziell mit dem in diesem Jahr veröffentlichten Album "Steelbound" schwer. Mir ist das irgendwie zu catchy, zu poppig, zu süß. Natürlich bin ich gespannt, wie die neuen Songs auf der Stage klingen. Live ist BATTLE BEAST eigentlich immer eine Bank. 

Zum orchestralen Intro von 'The Long Road' betritt als erstes Drummer Pyry Vikki seinen Arbeitsplatz. Ich erschrecke mich wie eigentlich immer, denn der Musiker hat eine extreme Ähnlichkeit mit DYNAZTY-Sänger Nils Molin. Ich werde recherchieren, ob die beiden in Wirklichkeit ein und dieselbe Person sind - sachdienliche Hinweise bitte an die Redaktion. Seine Mitmusiker folgen ihm auffällig und mit 'Straight To The Heart' von der 2017 veröffentlichten Langrille "Bringer of Pain" gibt es erst einmal einen älteren Track.

Sängerin Noora zeigt recht schnell, wo an diesem Abend der Hammer hängt. Im extravaganten Outfit stürmt sie die Bühne und ist sofort auf 100 Prozent. Mit einer Leichtigkeit erreicht sie die hohen Töne, als wäre es nichts. Deutlich tiefer singen die restlichen Musiker die Refrains als Backing Vocals mit, und auch die Metalheads erreichen bei weitem nicht diese enormen Höhen in den Liedern. Ich habe, wie bereits geschrieben, BATTLE BEAST schon sehr oft gesehen und auch über die Band berichtet. Noora habe ich als Powerfrau bezeichnet, sie Urgewalt genannt, ihr den Stempel Energiebündel aufgedrückt. Auch heute treffen diese Bezeichnungen auf die Frontfrau zu. Sie ist permanent in Bewegung und ich habe das Gefühl, dass die Dame heute singend einen Marathon absolviert.

Mit 'Last Goodbye' gibt es dann einen Track vom aktuellen Album. Doch zuvor gibt es erst einmal etwas zu feiern. Wir erfahren, dass Bassist Eero Sipilä Geburtstag hat. Nach einem Ständchen versucht der Musiker unter lauten "Noch Ein Bier"-Chören eine Flasche mit besagtem Getränk zu exxen und merkt schnell, dass das, im Gegensatz zu den üblichen Bechern, nicht so einfach ist. Doch zurück zur Musik. Noora trägt mittlerweile eine Sonnenbrille, als sie in den Song einsteigt und bringt den Song noch einmal deutlich rauher und kraftvoller ins Volk, als er auf der CD klingt. Ihr zugute kommt sicherlich auch der Umbau des Löwensaals, denn auch der Sound hat sich durch diese Maßnahme deutlich verbessert. Nun gut, insgesamt gibt es 7 Tracks vom neuen Album auf der 18 Songs umfassenden Setliste. 'Last Goodbye' klingt live für mich schon mal nicht schlecht.

Und die Metalfans vor dem Wellenbrecher? Die haben einfach einen riesigen Spaß und Bock zu feiern. Ich schaue mir wieder das Treiben vom Balkon aus an und bin angesichts der hervorragenden Stimmung begeistert. Keine Spur von mittelfränkischer Zurückhaltung, was sich natürlich bis auf die Stage auswirkt. Noora bedankt sich nicht nur einmal an diesem Abend bei ihren Fans. 

Ihre Mitmusiker scheinen ebenfalls bestens gelaunt zu sein. Track für Track geht es in hohem Tempo durch die Setliste und die Sängerin stellt fest, dass es in der Halle sehr heiß ist. Zeit also, etwas das Tempo heraus zu nehmen. Mit dem ELTON JOHN-Cover 'Can You Feel The Love Tonight' gibt es eine vom Bassisten gesungene Ballade und auch heute versucht sich der Musiker an der deutschen Version des Hits. Natürlich wird der ausverkaufte Löwensaal von 1500 Handylichtern erleuchtet. Doch zum Durchatmen bleibt nur wenig Zeit, munter werden Tracks aus den letzten viel Alben in die Menge geworfen.

Neben den neuen Liedern dürfen natürlich einiger Evergreens von BATTLE BEAST nicht fehlen. Zu 'Eden' ist dann kollektives ausrasten angesagt. Auch hier zeigt Noora wieder einmal, was in ihr steckt. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Die Frau ist mit ihrer Stimme einfach unglaublich. Sie haut ein "Edeeeeeeeeeeen" raus, dass einem Hören und Sehen vergeht. Natürlich schaffen es auch hier die Metalheads nicht, den Titel so lang und so hoch nachzusingen. Das ist wirklich großes Kino, was die Sängerin wieder einmal abliefert. Es gibt das übliche Singspiel mit dem Publikum, sieht alles gut aus, was ich da vom Balkon aus beobachte. Leider ist der Abend fast zu Ende, unter frenetischem Jubel verlässt die Band die Stage. Klar werden noch Zugaben gefordert. Ich lass mich überraschen, was da noch kommt.

Allzu lang dauert die Pause nicht und einige Musiker betreten die Bühne. Es gibt noch einmal das 'The Long Road'-Intro, diesmal allerdings nicht vom Band mit Orchestrierung, sondern live gespielt mit Gitarre und Keyboard. Da es auf Weihnachten zugeht, stehen Keyboarder Janne und Gitarrist Joona mit einer Lichterkette behangen auf der Stage. Letzterer hat mit der Beleuchtung ordentlich zu kämpfen, immer wieder fällt die Kette während des Spielens auf seine Saiten. Doch das ändert nichts daran, dass mir die Einleitung auch in dieser Version saugut gefällt. 

Dann gibt es ja auch noch das Geburtstagskind, welches ebenfalls eine Lichterkette und eine Torte mit Kerzen erhält. Jetzt schafft es Eero auch, die Flasche Bier in einem Zug auszutrinken. Er bedankt sich und es gibt noch einmal das Geburtstagsständchen. Mit 'King For A Day' und 'Wings Of Light' endet der Abend dann endgültig. Nicht nur ich verlasse zufrieden und nassgeschwitzt die Halle. Zum Glück geht es jetzt wegetechnisch steil bergab.

Text und Photo Credit: Andre Schnittker

BATTLE BEAST streamt alle Konzerte der laufenden Tour live. Die Show aus Nürnberg könnt Ihr Euch noch einmal auf YouTube anschauen.

Redakteur:
Andre Schnittker

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