SUMMER BREEZE 2025 - Dinkelsbühl

16.09.2025 | 14:57

14.08.2025, Flugplatz Sinbronn

Unser jährlicher Ausflug zu unseren Freunden in Dinkelsbühl. Auf dem Acker von Sinbronn - vier Tage Metal und mehrere Kilometer Bühnenwechsel!

Samstag

Der letzte Tag kündigt sich wieder mit leichtem Sonnenschein an, aber es ist angenehm kühl geworden. Eigentlich perfektes Festivalwetter, es sei denn. man steckt in ulkigen Kostümen.

Frank: Der frühe Metal-paläontologische Exkurs auf der Main Stage namens HEAVYSAURUS lockt uns schon früh auf das Gelände. Alle Jungmetaller vereinigen sich zusammen mit Eltern und Junggebliebenen (*hüstel*) gegen Mittag zur gemeinsamen "Metal für Kids"-Feier.

Übrigens: Zu diesem Auftritt gibt es für 14,99 Euro ein besonderes Ticket für Erziehungsberechtigte der Mini-Metalheads. Damit kann ein Erwachsener zwischen 11 und 14 Uhr das Gelände vor der Main Stage betreten, für den Nachwuchs zwischen sieben und zwölf ist der Eintritt frei. Das bedeutet HEAVYSAURUS und DOMINUM, anschließend noch das Familienkonzert von RANDALE auf der Campsite. Ich wüsste gerne, wie viele Familien sich diesen Ausflug gegönnt haben. Das ist für die Kids sicher ein Erlebnis. In diesem Jahr reinschnuppern und dann für 2026 Tickets kaufen, wenn es gefallen hat. Super-Idee.

Die deutschen Mummenschanzer sind mittlerweile auch eine echte Bank und ziehen eine gehörige Crowd vor die Bühne. Natürlich gehören auch ein paar platte, aber lustige Ansagen dazu. Beispiel gefällig? Bei der Bandvorstellung nennt Sänger Mr. Heavysaurus alle Musiker, dann erwartet er, dass er selbst angesagt wird. Das geschieht auch mit den Worten: "Gesang - er!". Alle lachen, der Sänger gibt sich entrüstet und mault, so ginge es nicht, dann würde er es eben selbst machen, und sagt: "Am Gesang - ich!". Die Kids prusten und ich finde es auch lustig.

Dann gibt es noch ein paar Ausschnitte aus Klassikern von EUROPE, METALLICA, JOURNEY und nach vierzig Minuten ist der Spaß vorbei. Das ist aber dir richtige Länge für die Kinder, die von dem ganzen Drumherum natürlich auch abgelenkt sind und jetzt mit den Erzeugern einen Rundgang über das Gelände machen. Wie muss das wirken? Das ist wahrscheinlich ein Erlebnis irgendwo zwischen Zoo und Geisterbahn, aber eben auch ein gelebtes Miteinander voller Toleranz und Spaß. Ich glaube, besser kann man die Jugend gar nicht rockbar machen.

Masken raus, Klassenarbeit. DOMINUM darf direkt nach den Dino-Rockern auf der Main Stage ran und erzählt uns etwas über Untote und Zombies.

Die deutschen Metaller gehören auch in die Abteilung Show Metal, zwar mit etwas weniger Rummel-Rock, aber als Auftakt der Reihe. Zu HAMMER KING und WIND ROSE passt DOMINUM doch gut in den heutigen Tag.

Natürlich sind auch die Lieder der Franken eingängig und mit schönen Mitsingchören garniert, das Untotenkonzept noch nicht überstrapaziert und überhaupt um diese Zeit etwas Melodisches nicht übel. Dass man auch ein Faible für Coverversionen hat, zeigt sich, als es den SCORPIONS an den Kragen geht.

Ich fand die Coverversionen des Debütalbums "Hey Living People" besser, ich finde, bei 'Rock You Like A Hurricane' hat man sich auf Konserve schon verhoben und live gefällt mir der Gesang noch weniger. Aber es gibt Schlimmeres.

Kevin: Auch am Samstag brennt die überdimensionale Glühbirne am Himmel, als ich mich kurz nach dem Mittag in Richtung T-Stage geschleppt habe, um mit 3 INCHES OF BLOOD eine Band zu sehen, die schon seit langer Zeit auf meiner "Must-See"-Liste steht, gerade nachdem sich die kanadische Formation 2015 aufgelöst hat und sich 2023 wieder zusammengefunden hat. Klar, ein Großteil des Publikum geht vor allem bei 'Deadly Sinners' steil und dürfte gerade bei diesem Song beträchtliche Transpirationswasserfälle auf den hiesigen Rücken der Meute ausgelöst haben. Doch ich ertappe mich immer wieder bei Songs wie 'Leather Lord' oder 'Destroy The Orcs' diebisch vor mich hinzugrinsen, da gerade Frontsirene Cam Pipes die ganz engen Hosen eingepackt hat und die schwindelerregenden Töne mit erstaunlicher Sicherheit trifft. Flankiert von dem Geschrei von Gitarrist Justin Hagberg präsentiert sich 3 INCHES OF BLOOD mit viel Spaß in den Backen. Beschlossen wird dieses mittagliche Highlight mit 'The Goatriders Horde' und ich muss mir anschließend direkt die erste Abkühlung einverleiben.

Katharina: Langsam laufen die Mitglieder von ANNISOKAY zu 'Into the Abyss' ein und positionieren sich vor dem Backdrop, das um das Schlagzeug herum mit Monitoren bestückt ist.

Zu ihrem dritten Lied 'Never Enough' laufen passend zu dem Lied im Hintergrund Sequenzen, die auch die Texte zum Refrain passend anzeigen, sowie das Gegrowle, das ich nicht verstehe. Sehr praktisch. Auch bei den anderen Liedern ist die Show auf dem Backdrop super abgestimmt und verleiht jedem Lied ein eigenes Flair. Zu meiner Freude spielt die Band 'Ultraviolett' und 'Calamity', zwei meiner Lieblingslieder.

Weil wir auf dem SUMMER BREEZE so toll sind, wird mit uns sogar ein One-Take zu ihrem noch nicht releasten Song 'My Effigy' aufgenommen, bei dem laut mitgesungen wird, da die Bildschirme das Publikum bei den Lyrics unterstützen. Als letztes Lied läuft wie immer 'STFU' bei dem im Hintergrund Naturkatastrophen-Aufnahmen und News der letzten paar Jahre zu sehen sind, wie Waldbrände und Überschwemmungen. Wie immer ist der Auftritt der Metalcore-Band super und auch wenn ich gerne 'The Tragedy' gehört hätte, so freue ich mich nächstes Mal noch mehr, wenn sie es wieder spielen.

Frank: Ich höre auch ein paar Töne und freue mich, dass es Ann gut geht, aber es zieht mich dann doch rüber zur T-Stage. ANGELUS APATRIDA wird das Geschehen mit einer Dreiviertelstunde Thrash auflockern. Und man weiß ja: Thrash geht immer. Die Spanier beweisen dass eindrucksvoll, gleich zu Beginn geht die schnelle Riff-Reise los und sorgt für fliegende, lange Haare. Die Band wechselt das Tempo geschickt und ist sehr unterhaltsam, aber der Auftritt zeigt mir auch wieder, warum ich sie live gut ansehen kann, aber kein Album im Regal stehen habe: Mir fehlen die Hooks. Das ist alles schön, solange es läuft, aber im Anschluss daran habe ich nichts mehr im Ohr. Trotzdem: Schaue ich immer gerne an.

Jetzt gibt es Kontrastprogramm, ich gehe mal rüber zu FIDDLER'S GREEN. Die Folkrocker feiern auch schon ihr 35-jähriges Jubiläum und schleudern uns irische Weisen entgegen, in denen es zumeist in der Hauptsache um Alkohol geht, und wenn mal nicht, dann wenigstens noch nebenbei. Slainthe!

Das ist ja sonst nicht unbedingt mein Ding. Wenn es zu platt wird, wie in 'Bottoms Up', bin ich auch eher abgetörnt, aber sobald die "Fiddle" erklingt, das Ganze ordentlich Fahrt aufnimmt und der Sound der grünen Insel über mich walzt, muss ich einfach mittanzen. Ja, die Erlangener gehen eigentlich immer und auf der Bühne ist auch ordentlich etwas los, die Burschen leben auch nach so langer Zeit noch den irischen Musiktraum. Toll.

Ich sagte ja, Kontrastprogramm, denn "VADER is the name, Death Metal is the game".

Die Polen sind eine echte Extreme-Metal-Institution in unserem östlichen Nachbarland und lärmen bereits seit über vier Jahrzehnten herum, davon mehr als dreißig Jahre auch auf Tonträger.

Die Jungs kenne ich tatsächlich nur dem Namen nach, aber das ändern die Vier jetzt. Ich erwarte, dass man mir ein paar fetzige Songs um die Ohren haut und genau das bekomme ich auch, zumindest zu Beginn, dann aber bringt die Band Abwechslung ins Spiel. Die vier Musiker lassen ihre Musik sprechen, keine ewigen Ansagen, keine Show, dafür scharfes Riffing, schwarze T-Shirts und lange Haare. Klassisch.

Neben der zeitlosen Metalmode höre ich auch manchmal deutlich klassische Metaleinflüsse, dazwischen aber immer wieder ordentliche Geschwindigkeitsabfahrten.

Mittendrin gibt es ein symphonisches Intro vom Band, das versteht man wahrscheinlich nur, wenn man die Musik kennt. Der folgende Song ist wieder ein echter Brecher, der dann von einem Groover abgelöst wird. Das ist ein sehr cooles Stück, auch wenn ich überhaupt keine Ahnung habe, wie das Lied heißt. Zu verstehen ist Sänger Piotr Wiwczarek sowieso nicht, da muss ich mir keine Mühe geben.

Zum Ende des Sets gibt es nochmal Speed und Doppel-Basstrommel für die Nackenmuskulatur, bis der Imperiale Marsch aus Star Wars die Dreiviertelstunde polnischen Death Metal beendet.

Wir sind wieder beim Mummenschanz, diesmal mit dem Namen WIND ROSE.

Eigentlich ist die Grundidee ja witzig, eine Band tut so, als bestände sie aus Fantasy-Zwergen, aber das läuft sich bereits nach einer recht kurzen Weile tot und außerdem würde ich dann mal etwas musikalisch Passendes erwarten.

Was wäre das bei Zwergen? Doom, Sludge, aber doch nicht solch jubilierendes Trallala! So klingen maximal Metal-Elfen, aber TWILIGHT FORCE gibt es schon.

Nein, melodischer Epic Metal und Folkeinflüsse empfinde ich genauso als fehl am Platze wie die beiden dünnen Saitenstreichler.

DAS sollen Zwerge sein? Kriegen die nichts zu essen? Das kann auch der passend proportionierte Sänger mit seinen Space-Marine-Schulterstücken nicht rausreißen.

Ansonsten möchte ich die Jungs aus genannten Gründen doof finden und ich werde auch sicher kein Fan, aber davon abgesehen ist dieser Kirmesmetal auch nicht schlechter als das, was uns andere Bands, die heute in Promotexten als Power Metal bezeichnet werden, üblicherweise kredenzen.

Natürlich gibt es spät im Set das unvermeidliche Cover 'Diggy Diggy Hole', bei dem zahlreiche aufblasbare Hacken hochgehalten werden. Witzig? Ja. Von allen mitgegrölt? Ja. Gut? Ich glaub, ich geh jetzt.

Wenn es schon Death Metal sein soll, dann bitte solchen. OMNIUM GATHERUM steht nun auf meinem Plan, aber bis auf Sänger Jukka Pelkonens Growls hat man der reinen Todeslehre abgeschworen.

Auch das Label bezeichnet sie als Progressive Death Metal, aber man könnte es auch umdrehen und leicht progressiven Heavy Metal mit Growls nennen. Auf jeden Fall gefällt mir das Dargebotene sehr gut.

Der permanente Keyboarder, der nicht einfach nur eine kleine Nebenrolle spielt, macht die Lieder rund und sorgt dafür, dass die beiden Gitarristen den frickeligen Freiraum haben, auch mal ein paar im Death Metal eher unübliche Eskapaden zu intonieren.

Mit sechs Leuten auf der Bühne ist auch immer etwas los.

Natürlich ist vor allem Jukka der Blickfang, aber Markus Vanhala, Bandleader und letztes verbleibendes Gründungsmitglied, übrigens vor beinahe drei Jahrzehnten, stellt sich gerne in Pose.

Mit dem großartigen 'New Dynamic' endet ein starker Gig, der gerne auch noch länger hätte gehen dürfen.

Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass ich mir den Tarja-Auftritt ansehen würde, aber OMNIUM GATHERUM hat gewonnen, ich bin lieber hier geblieben.

Kevin: Die Ankündigung, dass TARJA auf dem SUMMER BREEZE mit ihrem ehemaligen NIGHTWISH-Kumpanen Marko Hietala auftreten wird, hat bei mir schon Monate im Voraus für eine gewisse Vorfreude gesorgt.

Gerade nach dem grandiosen 'Left On Mars' seines aktuellen Soloalbums wurde doch sehr stark der Spirit der Tarja-Phase von NIGHTWISH beschworen. Doch auf meinem Weg zur Mainstage macht sich immer mehr Nervosität breit, die dann auch ein wenig bestätigt wurde.

TARJA taucht mit ihrer Band auf der Bühne auf... und spielt erstmal munter Songs ihres Solorepertoires. Bis auf das tolle 'I Walk Alone' will da bei mir absolut gar nichts hängen bleiben, wirkt das Material doch recht beliebig und ziellos.

Als nach der Hälfte dann allerdings Marko auftaucht und beide Arm in Arm am Bühnenrand stehen, ist das einfach ein toller Moment. Leider verpassen sie es auch hier, eben erwähntes 'Left On Mars' zu spielen.

Was jedoch über jeden Zweifel erhaben ist, ist das Zusammenspiel der beiden Stimmen und gerade TARJA beeindruckt mich da immer wieder mit ihrem Charisma und ihrer Stimmgewalt.

Versöhnlich stimmt mich dann am Ende das noch großartige vorgetragene Cover von 'I Wish I Had An Angel', was auch das Publikum entsprechend anerkennend abgefeiert. Hier wird viel Potenzial verschenkt, aber dennoch hat es mich unheimlich glücklich gemacht, diese beiden Ausnahmesänger wieder vereint zu sehen.

Andre: Hey Kevin, Du glücklicher! Immerhin konntest du BEIDE sehen. Ich musste nach meinen drei obligatorischen Fotosongs schon weiter zu einer anderen Bühne ziehen. So ist das leider bei Bandüberschneidungen auf einem Festival. Für mich ist das Ganze irgendwie eine Mogelpackung und ich denke, die Stimmung wäre anfangs deutlich besser gewesen, wenn der NIGHTWISH-Klassiker eher gespielt werden würde.

Frank: In Bezug auf HAMMER KING scheiden sich in unserer Redaktion ja die Geister, wie wir seit der Gruppentherapie zum neuen Werk "Make Metal Royal Again" feststellen mussten. Konziliant wie ich bin, haben für mich beide Seiten recht, denn auf Konserve höre ich die Hammerkönige auch nicht, dazu ist es mir zu plakativ, ich nehme meinen Metal gerne ernster.

Aber auf der Bühne wird die Musik visuell unterstützt und erhält dadurch eine weitere Facette, die das Ganze deutlich erträglicher macht und durch Übertreibung eine humoristische Note hinzufügt. So erscheint zwischen den Songs eine altertümlich gekleidete "Maid" und bringt dem durstigen Adligen am Mikrofon einen Kelch.

Dieser verkörpert sehr schön den witzigen Ansatz der Band, trägt er doch einen königlichen Umhang zu einer Jeans mit Löchern, als Hermelin in Kombination mit kniefreier Hose.

Entweder ist der Herr Titan Fox V - ja, klar, dämliche Pseudonyme sind bei HAMMER KING natürlich Pflicht, das gehört absolut dazu! - ein ziemlich armer Ritter oder er ist seiner Zeit einige Jahrhunderte voraus und hat mal nebenbei die Designer-Jeans erfunden.

Ansonsten ist die Bühnenkleidung dezent, der Aufbau mit vier Kerzenständern auch nicht gerade übertrieben, obwohl übertreiben eigentlich passen würde, aber natürlich ist die Wera nicht für überbordende Showelemente geeignet.

So spielt man sich durch sechs Lieder in dreißig Minuten, darunter die Hälfte vom aktuellen Album inklusive 'Schlaf Kaiser schlaf', das von einer erheblichen Anzahl der Anwesenden mitgesungen wird, mir dann aber doch zu weit ins Alberne vorrückt.

Man bietet Unterhaltung, die auch nicht schlechter ist als bei geistesverwandten Bands wie WAR KINGS, ALL FOR METAL, GRAILKNIGHTS oder TWILIGHT FORCE. Musikalisch finde ich HAMMER KING im Vergleich etwas schwächer als die Genannten, aber ich bin in dieser Szene nicht besonders heimisch. Ich mag meinen Metal, siehe oben, gerne ernst.

Genau parallel zu den Vintage-Deathern SUFFOCATION haben wir Termine für Interviews und Social-Media-Content mit anderen Künstlern, sodass wir zu viert inklusive beider Fotografen hinter den Kulissen wandeln. Das ist einerseits schade, denn ich habe SUFFOCATION noch nie gesehen, andererseits habe ich bereits meine Dosis Death Metal für diese Woche inhaliert. Sorry, Jungs, nächstes Mal werde ich mir euren technischen Death ansehen. Versprochen.

Kevin: Geht es eigentlich nur mir so, dass ich BATTLE BEAST gefühlt ständig mit BEAST IN BLACK verwechsel? Es mag auch den Temperaturen geschuldet sein, dass mir im Laufe der vier Tage öfter als notwendig dieser Lapsus passiert ist.

So langsam verabschiedet sich auch der Lorenz am Himmel das letzte Mal von der SUMMER BREEZE-Meute und in diesem stimmungsvollen Ambiente erklimmt die finnische Spaßkombo die steilen Stiegen der Mainstage.

Natürlich ist das alles cheesy wie sonst was, gerade 'Sweet True Lies' dürfte bei so manchen Puristen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Aber es macht einfach nur höllisch viel Spaß!

Sänger Yannis Papadopoulos stiehlt den anderen dabei fast komplett die Show, mit welcher Präzision er jede erdenkliche Tonlage meistert ist Wahnsinn.

Nur die augenkrebsgrüne Gitarre von Kasperi Heikkinen dürfte einen nachhaltigeren Eindruck auf der Netzhaut hinterlassen haben.

Wenn bei 'Power Of The Beast' dann die Eurodance-Einflüsse übernehmen, ist die Party endgültig am Eskalieren.

Dabei kann BEAST IN BLACK mit mörderisch schiebenden Nummern wie 'Blade Runner' oder 'End Of The World' auch ganz andere Seiten aufziehen.

Es ist bunt, es ist eingängig und genau das trifft einen Nerv beim Publikum.

Normalerweise renne ich bei derartiger Musik fast immer panisch davon, aber BEAST IN BLACK macht das so unterhaltsam, ich kann gar nicht anders als diese Band gut zu finden. Hoppa!

Frank: Oh je, in Kassel ist der Bekleidungsnotstand ausgebrochen! Da sehe ich gleich Rot! Wer APRIL ART kennt, weiß schon Bescheid.

Die Kasseler Band tritt in roter Bühnenkleidung auf und Sängerin Lisa-Marie Watz hat davon kein Stück zuviel an. Nun, Sie kann sich das leisten, ihr könnt froh sein, dass ich mich nicht für ein ähnliches Outfit entschieden habe!

Aber zurück zur Wera, denn die Band spielt in sommerlicher Palmendekoration eine Mischung aus Alternative Rock, etwas Metal und einem ordentlichen Schuss Popmelodien, die mitreißt und das nicht nur wegen der nimmermüden Frontfrau, die auch eine größere Bühne sicher mit ihrer Präsenz ausgefüllt hätte. Die in roten Overalls steckenden Instrumentalisten posen ebenfalls herum und runden einen sehr ansprechenden Auftritt ab, bei dem die Band von einer beachtlichen Menge gefeiert wird. Nachher mal eben etwas 'Master Of Puppets' einzustreuen, gehört wohl zum guten Ton, das machen in diesem Jahr mehrere Bands, aber hier zeigt es metallische Verbundenheit, wenn man auch vom Thrashsound der Kalifornier sehr weit entfernt ist.

Warum ich zu BREAKDOWN OF SANITY gehen muss, erschließt sich mir nicht, aber hey, so ist es eben. Dass die Schweizer mit ihrem Metalcore meine Vorlieben nur am Rande treffen, ist zwar klar, aber das heißt ja nicht, dass man nicht versuchen kann, unvoreingenommen an den Auftritt heranzugehen.

Tatsächlich gibt es gleich im Opener Licht und Schatten. Zuerst das Negative: Die Breakparts finde ich wenig spannend. Aber dann gibt es starke Gitarrenparts mit echtem Wiedererkennungswert! Danach bekomme ich aber etwas auf die Zwölf, die Berner wissen nämlich auch, wie man mit hoher Geschwindigkeit in den Death Metal springt. Ich bleibe eine Viertelstunde, danach habe ich allerdings genug, gleich muss ich rüber zum Headliner, da zieht BREAKDOWN OF SANITY jetzt leider den Kürzeren.

Ich bin kein ausgewiesender MACHINE HEAD-Fan, obwohl ich natürlich mit dem Werk der Band durchaus vertraut bin. Leider finde ich die Nu-Metal-Einflüsse häufig störend, obwohl ich nach dem Debüt "Burn My Eyes" auch kurzzeitig ziemlich angetan war. Aber irgendwann fehlte mir die Abwechslung, immer nur hart und brüllig war und ist mir zu monoton, ohne dass ich die Lieder jeweils für sich schlecht gefunden hätte. Immerhin habe ich fünf Alben im heimischen Regal stehen, aber häufig wandern die nicht in meinen CD-Schacht.

So stehe ich mal wieder vor Rob Flynn und seinen Mannen, zum ersten Mal nach dreißig Jahren. Böse wie ich bin, freue ich mich hauptsächlich auf 'Davidian', aber bei neunzig Minuten Spielzeit werde ich darauf sicher eine ganze Weile warten müssen. Unsere Fotografen waren alle darauf erpicht, MACHINE HEAD zu fotografieren, ich habe sie aufgezogen, weswegen, da gäbe es doch vor allem einen langhaarigen, bärtigen Typen, der einen Aktionsradius von zwanzig Zentimetern hätte.

Damit liege ich nicht völlig falsch, denn neben der Gitarre ist Rob auch für den Gesang zuständig, sodass er sich nicht allzu weit vom Mikrofonständer entfernen kann. Aber für die heftigen Attacken reicht auch die Lichtshow, wie soll man beim Headbangen noch mitbekommen, was da auf der Bühne abgeht?

Die Setliste ist ausgesprochen abwechslungsreich, obwohl ich die neueren Sachen nicht kenne, habe ich bei etwa der Hälfte der Stücke ein Deja-Vu, es geht tatsächlich einmal quer durch die Discographie. Super, das bemängele ich ja sonst gerne, dass Bands ihre mittlere Phase, also alles zwischen den ersten beiden und den neuesten beiden Alben, ignorieren. MACHINE HEAD greift mit beiden Händen in die elf Alben und scheint nahezu von jedem etwas auf die Bühne zu bringen. Okay, ein bisschen eintönig finde ich das Gebotene auf Dauer schon, aber der Sound ist gut, Rob grinst sogar mal und am Ende bekomme ich auch mein 'Davidian'. Eigentlich ein guter Auftritt vor einem gut gefüllten Infield, das der Band verdienten Applaus spendiert.

Wir biegen langsam auf die Zielgerade ein, aber einen persönlichen Höhepunkt erwarte ich noch.

Auf dem Weg zur T-Stage ballert mir ABBIE FALLS noch etwas derben Death Metal ins Gesicht, ich wundere mich kurz, sieht es doch so aus, als hätte Sänger der Tschechischen Band keine Hose an.

Ist aber nur dem Licht geschuldet, ich schlurfe weiter zur T-Stage.

Pünktlich treffe ich ein, die Iren PRIMORDIAL habe ich nämlich noch nie live gesehen.

Die Musik der Band zeichnet sich vor allem durch ihre Intensität aus und natürlich auf der Bühne durch den wilden Sänger Alan Averill, der bemalt über die Bühne derwischt, wild brüllt, schreit, singt, irre blickt und überhaupt zumeist einen durchgeknallten Eindruck macht. Zumindest, wenn er nicht gerade das Publikum zum Klatschen animiert, dann wirkt er tatsächlich normal.

Musikalisch kann man die frühen Extreme-Metal-Einflüsse durchaus hören, aber auch die progressive Seite der Band ist oft gegenwärtig.

Etwas störend ist das Feuerwerk von der Hauptbühne am Ende des MACHINE Head-Gigs, aber Alan überspielt das gekonnt mit einem "Are you with us? Slainthe, you fucking C**nts!" Ja, nun, okay, spiel lieber weiter. In der Stunde Spielzeit bringt die Band sechs oder sieben Stücke unter, für mehr reicht es nicht, PRIMORDIAL mag es lang, aber das muss für diesen Stil so sein. Ein emotional mitnehmendes Erlebnis.

Andre: Auch für mich biegt das SUMMER BREEZE 2025 auf die Zielgerade ein. Ohne ein Fazit vorweg zu nehmen kann ich jetzt schon sagen, dass es wieder mal eine tolle Veranstaltung ist. Der heutige Samstag hat ein paar Highlights für mich auf der Running Order und ich beschließe, mit KISSIN' DYNAMITE das Festival zu beenden.

Die Band hat im vergangenen Jahr das Album "Back With A Bang" veröffentlicht, auf dem heute mit fünf Songs der Fokus liegt. Mit dem Titeltrack geht's dann auch direkt in die Vollen. KISSIN' DYNAMITE ist zurück, obwohl die Band nie weg war.

Während ich vorne versuche, ein paar gute Motive einzufangen, rasten hinter mir die Metalheads völlig aus. Die Band ist seit jeher ein Garant für gute Liveshows. Das liegt unter anderem an Sänger Hannes Braun, welcher eine wahre Rampensau ist. Doch auch der Rest der Band bekommt genug Gelegenheiten, sich auf der Stage auszutoben.

Elf Tracks bekommt die Metalmeute heute auf die Ohren. Neben den neuen Liedern gibt es ein komprimiertes Best Of von KISSIN' DYNAMITE. 'I've Got the Fire', vom 2018 veröffentlichten Longplayer "Ecstasy", darf ebenso wenig fehlen wie 'Not The End Of The Road', das aus dem gleichnamigen Album aus dem Jahr 2022 stammt.

Die Stimmung steigert sich ins Unermessliche, als Hannes singend ein Schlauchboot besteigt und über die Crowd surft. Wieder mal ein tolles Konzert und ein toller Abschluss eines gelungenen Festivals für mich. Im Sinne des letzten Songs 'Raise Your Glass' erhebe ich meinen mit Bier gefüllten Plastikbecher und übergebe an Frank, welcher sich noch eine Band anschaut.

Frank: Bevor ich das tue, muss ich aber noch eine Frage stellen: Was ist denn mit Hannes' Haaren passiert? Im Dezember sah das irgendwie, ja, geordneter aus, oder irre ich mich da? Momentan vermute ich Nester von etwa einem halben Dutzend Singvögelpärchen in der Matte. Das macht den Auftritt und die Musik keinen Deut schlechter, aber ich bin anfangs durchaus abgelenkt. Ansonsten kann ich auf unseren Bericht vom ROCK OUT-Festival verweisen, das ist noch nicht lange her und der Auftritt unterscheidet sich nicht allzu sehr.

Und zum Schluss, bin ja nicht dumm, schau ich mich bei CYTOTOXIN um. Ich habe die Band vor ein paar Jahren schon einmal hier gesehen mit ihrer radioaktiven Death-Metal-Show. Wenig überraschend ist mir das auch diesmal zu brutal, auch wenn die Gitarristenfinger übers Griffbrett flitzen, Sänger Seabastian Grihm ist einfach ein Monstergurgler und haut unglaubliche Geräusche aus seiner Kehle.

Es gibt tatsächlich noch Leute, die die Kraft für eine solche Show aufbringen. Ich bin beeindruckt und fühle mich alt. Einfach nur alt. Ich gehe jetzt und überlasse den Chemnitzern die Aufgabe, die Wera schon mal für den Abbau locker zu ballern. Noch eine Portion Melodie, ich gehe nochmal zurück zu KISSIN' DYNAMITE und dann lassen wir das SBOA 2025 Geschichte werden.

Kevin: Einige Running Order-Entscheidungen sind heuer eine mittlere Katastrophe. Als langjähriger Reitermaniac muss ich dann doch arg schlucken, dass DIE APOKALYPTISCHEN REITER tatsächlich den letzten Slot auf der Mainstage erhalten haben. Blasphemie! Gerade wenn ein spezielles Set zum 30-jährigen Bestehen angekündigt ist.

Um ein Uhr morgens am... ja, eigentlich am Abreisetag, das ist schon sportlich. Aber was tut man nicht alles. So wühle ich mich so weit nach vorn wie möglich und warte voll freudiger Erwartung auf die vier Bringer des Untergangs. Es geht 'Volle Kraft' nach vorn und nach den ersten Songs muss ich einen Realitätscheck durchführen, ob wirklich der letzte Festivaltag angebrochen ist.

Es vergeht kein Song, in dem nicht dutzende Crowdsurfer sowohl Grabenschlampen als auch Restpublikum aufs Maximalste fordern. Gerade wenn man bei 'Vier Reiter stehen bereit' inbrünstig mitgrölen will, donnert der nächste Surfer zielsicher in die malträtierte Nackenmuskulatur.

Nach dem neuen Song 'Rache an der Wirklichkeit', der direkt für Entzückung bei mir sorgt, habe ich genug und ich kämpfe mich einige Reihen weiter nach hinten. Und wie sollte es auch sein: Auf dem Weg in die vermeintliche Sicherheit tobt noch ein Circlepit, der mir den Rest gibt.

Scheinbar haben die ganzen Feierbestien die guten AAA-Batterien regelrecht in einem Stück verspeist. Am Rande des apokalyptischen Wahnsinns genieße ich noch 'Nach der Ebbe' und den Gnadenschuss 'Reitermania', bevor ich mich abgekämpft aber glücklich von diesjährigen SUMMER BREEZE verabschieden muss.

Damit ist das SUMMER BREEZE 2025 für das POWERRMETAL-Team Geschichte. Kaputt nach vier Tagen mit jeweils mehr als zwölf Stunden Musik und Rumgerenne brauche ich auf jeden Fall eine Pause. Trotzdem war es wieder klasse. Neben den zusätzlichen Santäranlagen ist auch die elektronische Einlasskontrolle zu loben und dass man jetzt überall bargeldlos bezahlt, macht die Versorgung viel schneller. Ein rundum gelungenes Festival. Ich empfehle allen, die beim nächsten Mal dabei sein wollen, zügig ein Ticket für 2026 zu kaufen. Es wird sicher wieder ausverkauft werden. Man sieht sich dort!

Denn, wie wir ja alle wissen, nach dem SUMMER BREEZE 2025 ist vor dem SUMMER BREEZE 2026!



Texte: Frank Jaeger, Katharina Jaeger, Andre Schnittker, Noah-Manuel Heim, Kevin Hunger, Manuel Schmitt 
Photo Credits: Andre Schnittker, Noah-Manuel Heim

Redakteur:
Frank Jaeger

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