BLOODYWOOD, CALVA LOUISE und DEMONIC RESURRECTION - München
13.03.2025 | 23:1212.03.2025, Backstage
Mit indischer Hitze wird München ordentlich eingeheizt.
Es ist ein typischer durchwachsener Frühlingstag mit Sonne, Wolken und etwas Regen in München. Gut, dass BLOODYWOOD an diesem Mittwoch einen Besuch abstattet, um mit indischer Wärme so richtig einzuheizen. Seit ihrem Auftritt auf dem Wacken Open Air 2019 gehört die Gruppe zu den Hypes in der Metal-Szene. Die bayerische Landeshauptstadt besucht sie im Rahmen ihrer aktuellen Release-Tour zu ihrem zweiten Longplayer "Nu Delhi", welcher zwei Tage nach dem Auftritt am 14.03.2025 erscheint.
Im ausverkauften Backstage geht der Abend zunächst mit den beiden Support-Acts los. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bis zur Bekanntgabe der Bands noch nie etwas von CALVA LOUISE und DEMONIC RESURRECTION gehört habe. DEMONIC RESURRECTION darf eröffnen und stammt genau wie BLOODYWOOD aus Indien, ist jedoch schon deutlich länger im Geschäft als der heutige Hauptakt.
Die Gruppe spielt Musik in Richtung Blackened Death Metal. Ich muss offen zugeben, dass Genres in dieser Richtung noch nie meine Baustelle waren. Aber die eingestreuten Thrash-Riffs und melodischen Parts erfreuen zumindest in der Live-Darbietung auch mein Herz. Vor allem tritt die Band unglaublich sympathisch auf. Das Quartett erzählt die kleine Anekdote, dass sie seit 25 Jahren Musik machen, außer dem Drummer, der mit seinen 22 Lenzen damals noch nicht geboren war. Außerdem amüsieren sich die Bandmitglieder, dass man sie gewarnt habe, nicht mit BLOODYWOOD auf Tour zu gehen. Ihre Musik sei zu hart für das BLOODYWOOD-Publikum. Das Publikum verneint dies heute Abend jedoch aus voller Kehle. Denn DEMONIC RESURRECTION kommt richtig gut an. Es ist ein überraschend starker Auftritt.
Danach folgt CALVA LOUISE, deren Musik nur schwer zu greifen ist. Das ganze siedelt sich irgendwo zwischen Modern Metal, Metalcore, Elektro und Hyperpop an. Hartes und vor allem gutes Riffing wechselt das Trio aus Venezuela, Neuseeland und Frankreich mit Klavierpassagen und unglaublich vielen Effekten ab. Die Gruppe macht dabei überhaupt keinen Hehl daraus, dass alles durch prominent auf der Bühne platzierte Effektgeräte gejagt wird und sowohl beim Klargesang als auch beim Screaming massig Hall auf der Stimme von Sängerin Jess Allanic liegt. Es ist modern, es ist grenzüberschreitend, es ist gewöhnungsbedürftig und macht am Ende doch irgendwie Sinn.
Während ich bei den ersten Songs noch denke, ob nicht DEMONIC RESURRECTION stimmungstechnisch besser direkt vor BLOODYWOOD hätte spielen sollen, ändert sich dies mit der Zeit. Urplötzlich ist man irgendwie in der Musik drin. Nicht nur mir scheint es so zu gehen, sondern vielen anderen ebenfalls. Je länger CALVA LOUISE spielt, desto besser wird die Stimmung. Die Gruppe erarbeitet sich ihre Zuhörer von vorne bis hinten, um am Ende das Backstage komplett auf die eigene Seite zu ziehen. Dazu trägt auch der Tourmanager bei. Er feiert Geburtstag und wird in einem Einkaufswagen ganz lässig einmal über die Stage geschoben, während alle ein Ständchen zum Besten geben.Nach den obligatorischen 30 Minuten Umbaupause kommt um 21:30 Uhr endlich BLOODYWOOD auf die Bühne. Es geht sofort in die vollen, 'DANA DAN' macht direkt ordentlich Stimmung. Mit ihrer Formation, zu fünft nebeneinander direkt vorne an der Bühnenkante zu stehen und zu performen, strahlt die Band eine starke Präsenz aus. Der anschließende Titeltrak des kommenden Albums, 'Nu Delhi', ist den meisten im Backstage bereits bekannt und das folgende 'Aaj' sowieso. Die Stimmung ist ausgelassen und prächtig. BLOODYWOOD scheint in München eine richtige Fanbase zu besitzen, die gemeinsam mit der Gruppe ordentlich Gas gibt. Unterstützt wird dies durch die nach fast jedem Song vorkommende und etwas arg routiniert wirkende Aufforderung an das Publikum, laut zu schreien.
BLOODYWOOD bietet eine Mischung aus ihren beiden Alben und spielt vor allem die Hits sowie die drei Singles des kommenden Longplayers. Lediglich 'Halla Bol' ist noch nicht veröffentlicht worden und bildet den Abschluss des Hauptteils. Coverversionen, die die Gruppe gerne zur Beginn ihrer Karriere performt hat, bleiben leider außen vor. Interessanterweise wird auch das Feature mit BABYMETAL 'Bekhauf' gespielt. Es ist schon etwas merkwürdig, die Stimmen von BABYMETAL einfach nur vom Band zu hören.
Zwischen den Tracks bleibt die Gruppe durch passende und durchaus ausführliche Ansagen ihrer in den Songs artikulierten gesellschaftskritischen Linie treu. Vor 'Jee Veerey' geht es schließlich um die Bedeutung der Angst für den Menschen. Dass das Publikum ausgerechnet beim einzigen halbwegs ruhigen Song mit einer eher philosophischen Message das Rudern anfängt, zeigt, dass alle eigentlich auf Party eingestellt sind. Mich wundert das Verhalten in dem Moment ein wenig, geißel mich innerlich aber gleichzeitig für diese Szene-Polizei-Gedanken. Nach lediglich acht Songs endet der Hauptteil. Es folgt mit 'Gaddar' noch eine Zugabe, die das Publikum kräftig abfeiert. Selbst in den letzten Reihen wird getanzt. Es ist der Stimmungshöhepunkt des Abends!
Damit geht ein richtig gutes Konzert zu Ende. BLOODYWOOD weiß, wie eine Location zum Kochen gebracht wird. Einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass der Auftritt nur 60 Minuten gedauert hat. Diese waren zwar voller Energie und Kraft, aber ein oder zwei Songs mehr hätten es schon sein dürfen.
Fotocredit: Dominik Feldmann
- Redakteur:
- Dominik Feldmann