CANNIBAL CORPSE, MUNICIPAL WASTE, IMMOLATION, SCHIZOPHRENIA - Frankfurt am Main

31.10.2024 | 11:16

20.10.2024, Batschkapp

Voll auf die Zwölf!

Schon seit Tagen kribbelte es im Bauch bei dem Gedanken an das heute anstehende Konzert, so groß war die Vorfreude. Ein wahres Feinschmeckerbuffet für jeden Death- und Thrash-Metal-Fan! Schaut man sich die Namen einmal an, so sieht man auf den ersten Blick mindestens drei Headliner, doch eins könnt ihr mir glauben, im Laufe des Abends sollte sich herausstellen, dass es eigentlich vier Headliner sind!

Doch fangen wir mal von ganz vorne an. Es ist Sonntag und das Wetter zeigt sich von seiner herbstlichen Seite, was aber heute absolut keine Rolle spielen soll, denn heute zählt wirklich nur das, was auf der Bühne passiert! Wir haben ein Programm vollgepackt mit feinstem Thrash und Death Metal vor uns und dürfen uns auf SCHIZOPHRENIA, IMMOLATION, MUNICIPAL WASTE und CANNIBAL CORPSE freuen! Wenn das mal kein Wahnsinnspaket ist, dann weiß ich ja auch nicht mehr.

Es geht frühzeitig los, heute mit der Bahn, um rechtzeitig zum Einlass vor Ort zu sein. Was auch wirklich gut klappt, es fällt mal kein Zug aus und es gibt keine Verspätungen. Wir kommen also pünktlich an der Frankfurter Batschkapp an, wo sich schon eine beachtliche Menge an Gästen eingefunden hat, die Getränkestände vor der Location sind mehr als gut besucht, und die aufgestellten Bierzeltgarnituren sind voll besetzt. Am Eingang sieht man auch schon vermehrt Gäste in der Schlange zur Einlasskontrolle stehen. Wir beschließen direkt zur Einlasskontrolle zu gehen, um uns noch gute Plätze sichern zu können. Drinnen angekommen heißt es, Jacken abgeben, Toilette, Theke und dann ab zum Merch. Am Merchstand angekommen, stellen wir fest, dass bei drei von vier Bands viele Shirts bereits ausverkauft oder nur noch in Übergrößen erhältlich sind. Gut, es ist der letzte Abend der Tour, da kann das schon mal vorkommen. Trotzdem wird jeder von uns fündig und es wird sich direkt mit neuem Merch eingedeckt, um der Gefahr zu entgehen, dass auch die letzten coolen Shirts ausverkauft sein werden.

 

Während wir noch am Merchstand anstehen, fängt SCHIZOPHRENIA auf der Bühne bereits an, mächtig Lärm zu machen. Die vier Belgier haben sich vor einem riesigen schwarzen Backdrop mit ihrem Bandlogo positioniert und heizen der Batschkapp mit ihrem Thrash/Death so richtig ein. Hier stimmt einfach alles. Der Sound ist wirklich gut, die Jungs zeigen sich bewegungsfreudig und motiviert, auf der Bühne ist Bewegung und die Soli werden mit voller Inbrunst präsentiert. Auch die Ansagen zwischen den Songs kommen super sympathisch und energetisch rüber, was auch das Publikum dazu animiert ordentlich mitzugehen. Songs wie 'Structure Of Death', 'Inside The Walls Of Madness' oder auch 'Necrophiliac' ballern mächtig aus den Boxen und machen mächtig Spaß. Ein besonderes Highlight ist das SLAYER-Cover 'Black Magic', bei dem sich SCHIZOPHRENIA den CANNIBAL CORPSE-Gitarristen Rob Barrett zur Verstärkung auf die Bühne holt. Eine coole Aktion!

Als die Belgier sich von der Menge verabschieden, gibt es ordentlich Applaus und einige Jubelrufe, verdient finde ich. Ganz starker Auftritt, da supportet man doch gerne durch den Kauf eines Shirts und eines Patches.

 

Als die Band die Bühne verlässt, geht das Licht an und die Crew beginnt rasch mit den Umbauarbeiten, nun hat man Zeit kurz durchzuatmen. Bei mir stellt sich die Frage, ob jetzt MUNICIPAL WASTE oder IMMOLATION als Nächstes spielt. Es stellt sich durch den Austausch des Backdrops heraus, dass nun IMMOLATION dran ist, was mich ein wenig überrascht, aber am Ende ist die Reihenfolge bei solchen Hochkarätern egal.

Ich freue mich wirklich riesig auf die New Yorker, eine Band, die ich sehr schätze und die generell zu meinen Favoriten gehört. Letztes Jahr konnte sie mich auf dem "Party.San" live überzeugen und ich bin gespannt, wie das Ganze in einer deutlich kleineren Location als Clubshow rüberkommen wird. Dann ist es endlich soweit, Licht aus, Intro an und ab geht die wilde Fahrt: Es ertönt 'An Act Of God' und bei mir entsteht direkt Gänsehaut und ich fange an zu grinsen, diese Band ist einfach genial. Der Sound ist wunderbar klar und jedes Instrument als auch die Vocals kommen sehr gut definiert rüber, gleichzeitig aber auch mit ordentlich Wucht. Ross Dolans Bass bringt die Batschkapp ordentlich zum Beben und auch seine Growls fahren durch Mark und Bein, während seine Kollegen an den Gitarren mitgrooven und ihre technischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Musik von IMMOLATION mag nicht jeden Death-Metal-Fan abholen, ist auch nicht immer einfach zugänglich, doch mich begeistert das Zusammenspiel aus Groove, Härte und eben diesen ganzen technischen Nuancen. Und all das präsentiert der Vierer auch an diesem Abend wieder einmal eindrucksvoll. Persönliche Highlights sind unter anderem 'The Distorting Light', 'The Age Of No Light', 'When The Jackals Come' oder auch 'Noose Of Thorns'.

Die Stimmung während des Auftritts ist auch durchweg gut, das Publikum geht ordentlich mit und auch die Reaktionen nach den einzelnen Songs zeigen, dass ich nicht der Einzige bin, der das Ganze zu genießen scheint. Da ich jetzt den direkten Vergleich zwischen Festival und Clubshow habe, kann ich behaupten, dass IMMOLATION definitiv beides kann. Die Band bringt eine unheimliche Energie rüber und im Club kommt das Ganze sogar noch etwas intensiver rüber aufgrund der Nähe zu den Musikern und des kleineren Publikums. Der letzte Song 'Into Everlasting Fire' ist eine wahre Abrissbirne und eignet sich wunderbar dazu, sich vom Publikum zu verabschieden. Das hat nochmal ordentlich geknallt, ein richtig guter Auftritt!

 

Nun dauert der Umbau etwas länger und wir bekommen erneut die Zeit für eine kleine Verschnaufpause, bevor es mit einem echten Kontrastprogramm weitergeht. Von finsterem, technischem und groovigem Death Metal geht es jetzt zu old-schooligem Thrash Metal über. MUNICIPAL WASTE betritt die Bühne und macht von Anfang an klar, dass jetzt noch einmal so richtig Party angesagt ist, Thrash Party, mit viel Moshpit, Circle Pit und Bier.

Nach dem Opener kommt direkt die Ansage, dass die Band sich vor dem Konzert dazu entschlossen hat, die komplette Toursetlist über den Haufen zu werfen und dass sie backstage eine komplett neue Setlist geschrieben hat, mit vielen Songs, die sie live schon lange nicht mehr gespielt hat, was beim Publikum sehr gut ankommt. Ich bin leider mit dem Songmaterial der Band nicht wirklich vertraut, sie ist eine Hausnummer in der Thraswelt, hat ein gutes Standing in der Szene und ich habe auch schon das ein oder andere Mal reingehört, kenne mich aber nicht wirklich mit dem Material aus. Doch das, was wir an diesem Abend präsentiert bekommen, ist ein astreines, fettes und vor allem spaßiges Thrash-Metal-Brett vom Allerfeinsten! Es mag der letzte Abend der Tour sein, doch das merkt man der Band nicht an, auf der Bühne wird umhergerannt und gesprungen, es wird geheadbangt und das Publikum zum Moshen animiert. Die Moshpits reißen während des Auftritts nicht ab und ca. in der Mitte des Sets kommt die Aufforderung zu einer Wall of Death. Und natürlich lässt das Publikum sich das nicht nehmen: Es teilt sich in zwei Hälften und wartet auf das Zeichen von Sänger Tony. Als das Zeichen kommt, knallt es so richtig und es fliegen die Haare, Bierbecher und auch der ein oder andere Zuschauer durch die Gegend. Was für eine Thrashparty, eine wirklich coole Nummer, eine Menge Spaß und auch die Musik überzeugt. Nach dem Gig dann wieder einmal so ein "Aha-Moment", denn das hat solchen Spaß gemacht, MUNICIPAL WASTE muss künftig öfter gehört werden!

Nun ist die Stimmung ganz oben angekommen, die Temperatur in der Batschkapp ist hoch, das Publikum ist nicht nur angeheizt, sondern vollends auf Betriebstemperatur und MUNICIPAL WASTE wird unter tosendem Beifall verabschiedet.

 

Die Voraussetzungen könnten besser nicht sein für einen Headliner. Die Umbauarbeiten dauern jetzt recht lange, was die unfassbare Vorfreude aber nicht schmälert. Es kribbelt im Bauch, ein klassischer Fanmoment, könnte man sagen. Aufregung und Vorfreude summieren sich und man kann es kaum erwarten, dass die Death-Metal-Legende endlich auf die Bühne kommt, um uns allen eine heftige Death-Metal-Abreibung zu verpassen.

Als das Licht ausgeht, die Drums besetzt sind und Basser Alex sowie Gitrarrist Rob bereits die Bühne betreten haben, kommt Mr. George "Corpsegrinder" Fisher langsamen Schrittes um die Ecke, blickt das Publikum mit einem finsteren Blick an, stellt sich vorne an den Rand der Bühne und beginnt zu den fetten Riffs von 'Blood Blind' seine mächtige Mähne zu schütteln. Krachender, fetter, lauter, aber eben auch richtig guter Sound schallt uns aus den Boxen entgegen, so muss das sein! Viel geredet wird in der ersten Hälfte des Sets nicht, es wird lediglich mal ein Schluck Wasser getrunken, um im Anschluss direkt den nächsten Song anzugrowlen. Aber wie soll es auch anders sein, das ist eine CANNIBAL CORPSE-Show, hier gibt es nicht viel zu sehen, keine Showeinlagen oder dergleichen, nur Death Metal und das in seiner klassischen Form. Und ganz ehrlich, das ist auch gut so, hier geht's einfach um die Musik. Eigentlich könnte ich jetzt die komplette Setlist aufzählen und jeder Song wäre ein Treffer. Es werden Nummern aus der jüngeren Bandgeschichte gespielt wie 'Blood Blind', 'Chaos Horrific', 'Inhumane Harvest', aber auch altes Songmaterial wie 'Fucked With A Knife','The Wretched Spawn', 'Pit Of Zombies' oder auch 'Staring Through The Eyes Of The Dead'. Da ist für jeden was dabei, sowohl für Fans der ersten Stunde als auch für die jüngeren Fans. Bemerkenswert ist das exzessive Headbanging des Corpsegrinders; klar, das ist eines seiner Markenzeichen, wenn man so will und dieser gewaltige muskulöse Nacken kommt ja nicht von irgendwoher. Dazu passend trägt Herr Fisher das "Respect The Neck"-Shirt. Schon ziemlich lässig, das muss man schon sagen.

Etwa in der Mitte des Sets wird großzügig Wasser im Publikum verteilt, welches von der Bühne aus ins Publikum geschmissen wird, eine wirklich nette Geste! Ein paar witzige Sprüche und der ein oder andere Scherz seitens des Corpsegrinders dürfen natürlich auch nicht fehlen, denn wer eine Flasche Wasser fallen lässt und nicht richtig fängt, wird darauf hingewiesen, dass er das nochmal üben soll, sonst gibt es keine Belohnung! Als jemand aus dem Publikum eine Flasche Wasser fängt und fragt, was er nun bekommt, greift der Herr Fisher in seine Hosentasche, öffnet seine Hand und sagt: "Hier ist deine Belohnung!" und growlt aus vollster Kehle: "Nichts!" Ja, so macht das doch Spaß, eine volle Breitseite Death Metal, mal ein kleiner Spaß zwischendurch. Das ganze Set über zocken die Kannibalen inbrünstig und gekonnt durch; klar, wenn man schon so lange dabei ist, gehört man selbstverständlich zu den Routiniers. Und dennoch macht das Zusehen und Zuhören großen Spaß, immer wieder beeindruckend der Basser Alex Webster, der seine wahnsinnigen Skills am Bass unter Beweis stellt und ein herrlich infernalisches Bassgefrickel der Extraklasse zum Besten gibt, Weltklasse! Insgesamt eine wirklich gute Performance, an der ich persönlich nichts auszusetzen habe! Das Set wird mit 'Stripped, Raped And Strangled' beendet und nachdem das Licht wieder angeht und alle bis auf George von der Bühne verschwunden sind, werden noch ein paar Dinge an die Fans verschenkt. Der Corpsegrinder zieht seine Stiefel aus und wirft diese ins Publikum, es werden Drumsticks und Setlisten verteilt und zu guter Letzt spielt der gute George zur Musik aus den Boxen auf seinen Handtüchern Gitarre, um diese dann am Ende auch noch ins Publikum zu werfen und sich zu verabschieden. Was für ein toller Konzertabend! Da nimmt man so einiges an schönen Erinnerungen mit nach Hause. Vier Bands, vier tolle Auftritte, eine fantastische Stimmung seitens des Publikums, was will man eigentlich mehr? Mit großer Sicherheit eines der besten Liveerlebnisse 2024!

 

Vielen Dank an Sven Ceder von Lux Eterna für die Fotos aus Heidelberg sowie Jasmin "Jassy" Pabst für die Fotos aus Frankfurt.

Redakteur:
Kevin Kleine

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