DROWNING POOL, THE NOCTURNAL AFFAIR und INMATE - Augsburg
10.08.2025 | 22:0608.08.2025, Kantine
Nu-Metal-Größen auf kleiner Bühne.
Es ist immer wieder schön in Augsubrg in die Kantine zu kommen und sich darüber zu freuen, dass das Booking der Location immer mal wieder überraschende Acts in diese Stadt holt. Nach den Punkrockern von ZEBRAHEAD im Juli verschlägt es mich daher schon zum zweiten Mal in diesem Jahr dorthin. Auf dem Programm steht die Nu-Metal-Legende DROWNING POOL, die zum ersten Mal seit neun Jahren eigene Headliner-Shows in Europa spielt.
Nachdem die Band LILIAC die gemeinsame Tour abgesagt hat, startet der Abend mit INMATE aus Slowenien. Das Quartett, welches ganz ohne Bassist auskommt, spielt eine Mischung aus modernem Metal und melodischem Metalcore. Während des circa 30-minütigen Gigs kommen regelmäßig Parallelen zu TRIVIUM zum Vorschein.
INMATE hat dabei den undankbarsten Job des Abends. Es ist der erste Freitag seit mehreren Wochen, an dem endlich wieder Sommerwetter herrscht, dazu ist in Augsburg ein Feiertag. Viele später noch erscheinende Gäste scheinen um 19 Uhr lieber im Biergarten zu sitzen. Doch die Kantine füllt sich zusehends und niemand geht wieder heraus. INMATE liefert ein wirklich gutes Konzert ab und kann mit der Mischung aus Härte und Eingängigkeit die Anwesenden überzeugen.
Es folgt mit THE NOCTURNAL AFFAIR eine Band aus Las Vegas, die erstmals nach Europa gekommen ist. Es handelt sich um eine noch relativ neu formierte Gruppe, die erst ein Album veröffentlicht hat. Das Quintett spielt melodischen Alternative Metal. Die Einflüsse von TYPE O NEGATIVE, DAVID BOWIE oder NINE INCH NAILS sind durchaus rauszuhören, wobei meistens die melodischen Parts überwiegen.
Obwohl das Publikum eigentlich wegen härterer Musik gekommen ist, findet THE NOCTURNAL AFFAIR großen Anklang, dazu trägt auch die starke Bühnenpräsenz bei. Vor allem die drei Saitenbespieler an Gitarren und Bass zeigen in Mimik und Gestik, dass sie jeden Ton, den sie hervorrufen, wirklich lieben.
Als kleiner Kontrast dazu strahlt Sänger Brendan Shane eine schöne Ruhe aus. Das ergänzt sich prima. Die Bandmitglieder erfreuen sich sichtlich an ihrer ersten Europa-Erfahrung, auch wenn sie sich unsicher sind, ob man hier tatsächlich den Mittelfinger zeigen darf. "Ja, verdammt. Darf man! Und es macht mittlerweile jede zweite Kapelle", möchte man ihnen am liebsten laut entgegegenrufen. Zum Abschluss spielt THE NOCTURNAL AFFAIR ihre neueste Single. Diese löst eine richtige Party aus. Denn der Song ist nichts anderes als eine Rock-Variante des Eurodance-Klassikers 'What Is Love' von HADDAYWAY. Dafür gibt es mächtigen Applaus.Während des anschließenden Wartens auf DROWNING POOL schießt mir mal wieder eine Was-wäre-wenn-Frage durch den Kopf. Was wäre gewesen, wenn Robb Flynn von MACHINE HEAD im Jahr 2002 tatsächlich bei DROWNING POOL engestiegen wäre, nachdem Ursprungssänger Dave Williams leider verstorben ist? Wie hätte sich DROWNING POOL entwickelt? Würden MACHINE HEAD noch existieren und wären Meisterwerke wie "The Blackening" überhaupt entstanden? Doch die Gedanken werden schnell beiseite gewischt. Das Intro in Form des KISS-Songs 'I Was Made For Loving You' erklingt. DROWNING POOL betritt die Bühne und beginnt direkt mit 'Sinner', dem Titeltrack ihres wohl bekanntesten Albums. Natürlich ist deswegen sofort Stimmung in der Bude. Der Moshpit wird allerdings erst zwei Songs später bei 'Step Up' eröffnet.
Etwas überraschend findet sich in der Setliste ein Cover von 'Rebell Yell' von BILLY IDOL wieder. Die dargebotene Variante ist härter als das Original und erfreut das Publikum zur Mitte des Konzertes richtig. So laut war es bis hierhin noch nicht.Ohne den ehemaligen DROWNING-POOL-Sängern Jason Jones und Jasen Moreno Unrecht tun zu wollen, aber es ist schon toll, dass Ryan McCombs wieder als Frontmann mit der Band unterwegs ist. Seine Stimme gibt der Musik einfach einen anderen Vibe. Das merkt man vor allem kurz vor Schluss und dem als Ballade startenden 'Tear Away'. Da liegen eine Menge Emotionen drin, während das Publikum die ganze Kantine mit seinen Handys beleuchten darf. Danach wird die Party direkt nach ganz oben geschraubt. 'Reminded' vom Debütalbum "Sinner" kennt einfach jeder. Natürlich kann DROWNING POOL dies zum Abschluss mit seinem Rausschmeißer toppen. Dafür kommt nur ein Lied in Frage: ihr Überhit 'Bodies'. Mehr Stimmung passt nicht in diesen kleinen Club und es ist einfach total cool, so einen Welthit live auf dieser kleinen Bühne in dieser international nicht gerade bekannten Stadt zu hören.
Mit diesem Knall lässt sich der Abend gut beenden, obwohl DROWNING POOL nur 55 Minuten gespielt hat. Das ist etwas schade. Der eine oder andere Song mehr wäre sicher noch drin gewesen, zumal es erst 21:45 Uhr ist. Erstaunlicherweise gehen die Zuschauer trotzdem mehr als zufrieden nach Hause. Der Besuch im schönen Augsburg hat sich mal wieder gelohnt!
Text und Foto Credit: Dominik Feldmann
- Redakteur:
- Dominik Feldmann