Death Angel - Eindhoven
23.07.2002 | 06:4213.07.2002, Effenaar
Für die diesjährige „Dynamo Open Air Pre Party“ hatten sich die Verantwortlichen etwas ganz Besonderes einfallen lassen, und mit DEATH ANGEL eine Band eingeladen, die schon seit über einem Jahrzehnt livehaftig nicht mehr in Europa zu sehen war. Wenngleich der Effenaar - Club in Eindhoven nicht ganz ausverkauft war (Fassungsvermögen ca. 650 Leute), war das Interesse an dieser Reunion doch so groß, dass viele eine lange Reise auf sich genommen hatten, um diesen bislang einzigartigen Clubgig beizuwohnen. Da bereits im Vorfeld angekündigt war, dass DEATH ANGEL erst um zwei Uhr nachts (!) die Bühne betreten, mußte natürlich ein Vorprogramm her, das mit DEAD SOUL TRIBE, ZIMMERS HOLE und SWARM nicht unterschiedlicher sein konnte.
DEAD SOUL TRIBE
Sänger Devon Graves dürfte den meisten noch unter dem alten Namen Buddy Lackey bekannt sein. Seine unnachahmliche Stimme hat der ehemalige PSYCHOTIC WALTZ - Sänger zum Glück behalten, ebenso wie sein Gespür für gefühlvolle Songs. Von denen gab es live reichlich zu hören, schließlich hatten DEAD SOUL TRIBE mit ihrem gleichnamigen Album eine famose Debüt - Scheibe im Gepäck, die es hier in Holland vorzustellen galt. So kamen dann solch wunderschöne Lieder wie beispielsweise „One Bullet“, „The Haunted“ oder „Into The Spiral Cathedral“ zum Einsatz, bei denen man in jeder Note das Herzblut, mit denen diese Stücke geschrieben wurden, pulsieren hörte. Für die im Publikum befindlichen PSYCHOTIC WALTZ - Fans wurde zum Schluß des Gigs auch noch „Locust“ zum Besten gegeben. Dass weitere PSYCHOTIC WALTZ - Songs gar nicht vermißt wurden, spricht da nur für die Klasse von DEAD SOUL TRIBE. Mir hat es auf jeden Fall außerordentlich gut gefallen...
Playlist :
Powertrip
Skeleton
Coming Down
The Haunted
Once
One Bullet
You
Locust (PSYCHOTIC WALTZ - Cover)
Into The Spiral Cathedral
ZIMMERS HOLE
Waren DEAD SOUL TRIBE noch etwas für Feinschmecker, so kamen nun die Metzger und Fleischer auf ihre Kosten. Derbe ist wohl noch eine nette Umschreibung für das, was ZIMMERS HOLE showmäßig auf der Bühne veranstalteten. An den Bühnenseiten hingen unappetitliche Leichenimitate an umgedrehten Kreuzen, der Mikroständer bestand aus einem Drittel Hand, einem Drittel Hirn und einem Drittel wasweißichfür Gedärme, und der Sänger war der Teufel persönlich. Stilecht mit zwei Hörnern, roter Haut, einem Schaumgummikörper und einem halben Meter langen Satanspimmel. Zwischendurch wurde auch schon mal Käse in die Menge geschmissen, mit der Bemerkung : „Heavy Metal Cheese ! We all need Heavy Metal Cheese !“.
Die spinnen, die Kanadier ! Bei all der Show geriet die Musik natürlich zur Nebensache. Und das konnte man angesichts der Grindcore - Metzeleien mit gelegentlichen Slayer, Metallica und S.O.D. Zitaten auch sehr gut verschmerzen. Eine dreiviertel Stunde ZIMMERS HOLE waren da schon mehr als genug...
SWARM
Bei SWARM spielen einige DEATH ANGEL-Mitglieder, so unter anderem auch Sänger Mark Osegueda. Wer gedacht hatte, daß SWARM nun in eine ähnliche Richtung tendieren, wurde enttäuscht. Mit Metal, geschweige denn Thrash hatte das Ganze nichts zu tun. Die rockige Mucke mit Funk-Einschlag war bestens geeignet, die Füße einschlafen zu lassen. Neee, nicht zu empfehlen...
DEATH ANGEL
Nun endlich war es soweit. Der Zeiger hatte die Zwei- Uhr- Marke schon überschritten, als das Intro ertönte, mit dem die Wiederkehr DEATH ANGELs eingeläutet wurde. Die Jungs betraten unter lautstarkem Beifall die Bühne und bretterten gleich „Seemingly Endless Time“ in die begeisterte Menge. Und da wurde mir schlagartig klar, daß es vielleicht doch keine so gute Idee war, ganz vorne zu stehen. Die Stagediver fackelten nicht lange und betraten schon nach wenigen Minuten die Bühne und hinter meinem Rücken entwickelte sich ganz flott ein beachtlicher Moshpit. Die Stimmung war also von Anfang an klasse. DEATH ANGEL trugen das ihre dazu bei und hämmerten gleich weiter mit Songs à la „Evil Priest“, „Voracious Souls“, „Mistress Of Pain“, „Bored“, „Thrashers“ und „Kill As One“. Fast das gesamte „The Ultra - Violence“ - Album kam zum Zuge. Lediglich die „Act III“ - Stücke „Veil Of Deception“ und „Room With A View“ sorgten für kurze Verschnaufpausen. Der Band selber merkte man an, dass es ihnen Spaß machte, die alten Kamellen zu zocken. Mark Osegueda konnte es jedenfalls nicht lassen, mehrmals regelrechte Dankeshymnen loszuwerden (an die Fans, die Niederlande, das Dynamo - Festival und und und). Unter anderem sagte er auch, dass der Auftritt auf dem Dynamo - Festival (der ein Tag später auf dem Programm stand) für ein Live - Album mitgeschnitten werden soll. Der Jubel bei unseren holländischen Fans war natürlich dementsprechend groß. Da von DEATH ANGEL wohl nichts Neues mehr in Zukunft zu erwarten ist, hatte das Konzert natürlich einen kleinen Nostalgiefaktor. Dennoch wurde bei dem Auftritt auch mal wieder deutlich, dass in unserer gegenwärtigen Szene eine Band wie DEATH ANGEL ganz klar fehlt. Denn so filigrane Thrasher findet man so gut wie gar nicht mehr. Als das Konzert auf ´s Ende zusteuerte, zollten DEATH ANGEL noch ihren Vorbildern von IRON MAIDEN Tribut und zockten „Wrathchild“ herunter, ehe dann ein Medley ( u.a. aus „Road Mutants“ und „Stop“ ) für den endgültigen Schluß sorgte. Nach knapp neunzig Minuten konnte das Fazit gezogen werden :
Geiler Gig einer geilen Band ! Mehr davon !
Gastautor Marco Rudde
- Redakteur:
- Christian Debes