Death In The West Tour 2011 - Koblenz, Limburg und Siegen
24.11.2011 | 14:2826.08.2011,
Drei Gigs - da kann doch nichts schiefgehen, oder? Falsch! Und dabei sind schlecht-gelaunte Soundtechniker, Konkurrenzveranstaltungen und fehlende Drummer nur die Spitze des Eisberges.
Perfektes Wetter für ein Konzert. Zumindest wenn es In-Door stattfinden soll, denn für Rheinland-Pfalz gibt es heute eine Unwetterwarnung und der Weg zur Location macht nur bedingt Spaß. Bei heftigem Regen ist es wirklich bedauernswert, dass die eigentliche Lokalität, der Koblenzer Jam Club, wegen eines defekten Sicherungskasten gewechselt werden musste. Denn dort hätte man direkt am Gebäude parken können. So muss man etwas außerhalb parken und den einen Kilometer langen Weg in Richtung Sansibar, die in der Innenstadt zu finden ist, auf sich nehmen.
Befürchtungen, dass man um fast 21 Uhr schon einiges vom Gig verpasst hätte, sind unbegründet. Denn das Konzert, das um 19 Uhr die Tore öffnen sollte, konnte aufgrund akuter Abwesenheit des Besitzers erst mit fast dreistündiger Verzögerung starten. Dass das so manchem Besucher zu lange dauert, ist fast zu erwarten. So verlassen auch einige Metaller das Venue schon vor den ersten harten Klängen. Denn die musikalische Beschallung im Bar-Bereich hat mit Metal nicht das geringste zu tun, sondern fällt wohl eher unter die Kategorien Indie, Pop und Lounge.
Trotzdem muss man dem Sansibar-Team danken, dass sie so kurzfristig eingestiegen sind, damit der Gig noch stattfinden kann. Ein anderes Problem konnte allerdings nicht gelöst werden. Bis zuletzt wurde versucht dem Drummer der türkischen Band BURIAL INVOCATION ein Visum für Deutschland zu besorgen, aber der deutsche Amtsschimmel ließ sich nicht erweichen. Auch Optionen wie Drum-Computer oder Ersatzschlagzeuger erwiesen sich als nicht annehmbar und die Musiker aus Ankara verzichteten das komplette Wochenende auf ihre Gigs. Was gewissen Unmut bei den anderen Bands auslöst.
Eine Band, die sich nicht die Stimmung vermiesen lässt, sind die belgischen Jungs von GOAT VOMIT. Die Crust-Death-Metaller wirbeln auf beziehungsweise vor der Bühne herum. Denn auf den wenigen Quadratmetern ist kaum mehr als für ein Schlagzeug und die übrige Technik Platz. Sänger Julien wirkt wie LG Petrov und weist denselben Hang zur Selbstzerstörung auf. Er benimmt sich wie eine verrückte Frontsau und wirkt nach dem Auftritt wie ein Marathonläufer nach einem 42-Kilometer-Rennen im Hochsommer.
Auch DEATHRONATION aus Nürnberg ziehen alle Register und wirken mit all ihren Nieten und oberkörperfreien Outfits wie eine War-Metal-Band. Der Sound ist eine Mischung aus Death Metal der alten Schule verbunden mit der Energie, die man von rotzigen Black Metal Bands á la IMPIETY und SACROFAGO her kennt. Die Setlist beinhaltet dabei viele Songs von der neuen EP "Exorchrism", was sich als gute Entscheidung erweist, da es die Besucher fast geschlossen mitreisst.
Die zum Co-Headliner aufgestiegenen Holländer FUNERAL WHORE sind ähnlich wie BURIAL INVOCATION ohne Drummer angereist, da ihr Schlagzeuger einen Trauerfall in der Familie zu beklagen hat und verständlicherweise andere Sorgen als die drei Auftritte in Deutschland hatte. Aber dennoch zieht man den Auftritt durch und nutzt als Live-Schießbude einen Drum-Computer. Das funktioniert besser als gedacht, auch wenn der kalte elektronische Sound natürlich nicht einen richtigen Drummer ersetzen kann. Aber spätestens, als der Rausschmeißer und GRAVE-Tribut 'Into The Grave' gespielt wird, ist auch der letzte Besucher überzeugt und man feiert die Niederländer ab.
Interessante Randnotiz in der Pause: Der Clubbesitzer schleppt mehrere Gießkannen auf die Terrasse der Lokalität, um seine Pflanzen im strömenden Regen (!) zu gießen. Ebenso wischt das Clubpersonal auch mal gerne während der Auftritte durchs Publikum, was bei dem Mosh-Faktor in der ersten Reihe schon mal gefährlich werden kann.
Zurück zur Musik: OBSCURE INFINITY sind auf einmal der Headliner und können sich nicht verkneifen, einen kleinen Seitenhieb in Richtung BURIAL INVOCATION abzulassen, in dem Sänger Jules den Türken zynisch dafür dankt, dass sie nicht gespielt haben.
Ob nun mit oder ohne Osmanen: Wie immer zocken die Westerwälder ein Wahnsinns-Brett. In bester Spiellaune spielt man ältere Hits der ersten Demo wie 'Sacrifical Ritual' oder auch 'Maniac Destroyer', aber ebenso auch ganz neue Songs wie 'Absurd Existence' und 'Sign Of The Nightsky', das eines der besten Gitarrensolos beinhaltet, was man in Sachen deutschem Death Metal finden kann. Auch zu den Highlights zählen die Coverversionen von 'Evil Dead' und 'To Asgard We Fly', die gebührend gewürdigt werden.
Nach dem Konzert lassen die Bands dann den Abend im Jam Club - wo wie gesagt die Show eigentlich hätte stattfinden sollen - bei Bier, BBQ und guter Stimmung ausklingen, bevor es am Samstag auf den Weg Richtung Limburg geht.
- Redakteur:
- Adrian Wagner