Demon - Ludwigsburg

28.10.2007 | 21:36

24.10.2007, Rockfabrik

Nach bald dreißig Jahren im Geschäft hat die aus der NWoBHM-Phase stammende britische Rock-Institution DEMON angekündigt, dass nun mit dem Touren Schluss sein solle, weshalb die 2007er-Tour dazu diene, sich vom deutschen Publikum zu verabschieden. Das ist natürlich schade, aber wenn man bedenkt, dass - von einigen Hochburgen in Süddeutschland abgesehen - bei den letzten Gastspielen häufig recht wenig Publikum sich bemüßigt fühlte, zu erscheinen, auch irgendwie verständlich. Dann sollen die gestandenen und überaus sympathischen Musiker um den charismatischen Frontmann Dave Hill doch lieber einige gut besuchte Festivals im Jahr spielen und sich ansonsten auf die Studioarbeit konzentrieren. Dennoch, mit mindestens einem weinenden Auge sehe ich dem Abschied von DEMON doch entgegen. Doch das ist ein Grund mehr, jetzt erst recht nach Ludwigsburg zu pilgern, und das gleich mit knapp zwei Generationen von Fans im Gepäck. Die Reisegruppe, die sich nämlich heute in Ulm aufmacht, um den Dämonen zu huldigen, umfasst sechs Leute von 15 bis 39, und trifft dort auf doch recht zahlreiche Gleichgesinnte, die den Abend im Club 2 zu einem sehr gemütlichen, familiären und zumindest für mich unvergesslichen Erlebnis machen, bei welchem uns die Engländer zwei Anheizer mit gebracht haben, die ihre Sache alles andere als schlecht machen:

Den Anfang machen die Jungs von TRI STATE CORNER, die aus der Kölner Gegend stammen und deren Mitglieder ihre Wurzeln in dreierlei Ländern haben, was den Namen der Band erklärt. Diese Länder sind Deutschland, Polen und Griechenland, wobei seit Kurzem der griechische Anteil von bisher zwei Fünfteln auf nunmehr drei Fünftel angestiegen ist, weil der ehemalige RAGE-Drummer Christos Efthimiadis inzwischen die Stöcke schwingt. Das griechische Element tritt auch musikalisch deutlich zu Tage, ist es doch das hellenische Saiteninstrument Bouzouki von Klampfer Ioannis, das der Musik TRI STATE CORNERs eine ganz besondere Note verleiht. Das bringt auch das Publikum zu dieser frühen Stunde ganz ordentlich in Stimmung, auch wenn der in Deutschland typische "Sicherheitsabstand für Vorgruppen" leider nicht unterschritten wird. Musikalisch ist neben dem dezenten griechischen Einschlag sehr melodischer, groovender und eingängiger Rock angesagt, der durch Luckys sehr angenehme Stimme und seine gut gelaunten Ansagen das Eis recht schnell zum Tauen bringt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich die Band mit dieser positiven Ausstrahlung und der durchaus originellen Musik auch heute Abend etliche neue Freunde gemacht hat, und freue mich einstweilen auf das voraussichtlich im Februar erscheinende Debütalbum, während ich mich bis dahin mit der frisch erstandenen EP vertröste.

Die recht jungen Recken von HEADRUSH kommen aus England und sind dem Vernehmen nach gute Kumpels des Headliners, so dass sie mit einer guten Portion Selbstvertrauen die Bühne erklimmen und dort auch ordentlich abgehen. Der rifforientierte Rock hat einiges von AC/DC, aber auch von britischen Hardrockern wie WAYSTED oder U.F.O., dazu kommt ein Schuss amerikanischer Glam-Metal aus den Achtzigern und ein kleines bisschen NWoBHM. Fertig ist eine ziemlich energische Rock-Melange, die durch die raue, kreischende Röhre des recht schmächtigen Frontmannes Andy Law das passende Aushängeschild erhält. Auch HEADRUSH können mit Krachern wie etwa 'Livin' In A Fantasy' oder 'Saviour' punkten, und vor allem die rechte Bühnenhälfte mit Gitarrist Dave Leese und Basser Tom Shaw gibt auch in Sachen energetisches Auftreten so ziemlich alles, während Klampfer Chris Khosa sich vor allem durch seine Leads in den Mittelpunkt spielt. Der gut gelaunte Rock der Briten heizt also die Bude entsprechend vor, bevor es Zeit ist, dem Headliner zu huldigen.

Kaum haben die Dämonen die Bühne betreten, ist es dann auch schon Schluss mit Sicherheitsabstand. Der Platz vor der Bühne ist - etwas zum Leidwesen des Fotografen - ruckzuck gerammelt voll, doch genau so muss es sein, wenn sich eine Legende verabschiedet. Gleich zu Beginn entschuldigt sich unser aller Dave Hill mit leicht heiserer Stimme dafür, dass er heute nicht ganz so fit sei, was man ihm aber beim Singen gottlob nicht anmerkt. So steht einer tollen Rockparty nichts mehr im Wege, und mit einem Dreifachschlag, bestehend aus 'Wonderland', 'Blackheath' und dem eher selten gespielten 'Commercial Dynamite', stellen die Engländer die Zeichen auch gleich auf Sturm. Da die Setlist heute krankheitsbedingt nicht ganz so lang werden würde, wird es kaum einen verwundern, wenn sich mit Ausnahme des starken Titelstücks des noch aktuellen Albums ein Klassiker an den anderen reiht, so dass der geneigte Fan gar nicht erst zum Durchatmen kommt. Ganz gleich ob Uraltklassiker wie 'Under The Spell', 'Sign Of The Madman' oder 'Don't Break The Circle' angestimmt werden, oder sich die Truppe den etwas progressiveren Werken wie dem immer wieder endlos genialen 'Rememberance Day' oder dem von Dave Hill psychopathisch wie eh und je dargebotenen 'Life On The Wire' widmet: Hier passt einfach alles, und man merkt allen Beteiligten, allen voran aber dem stets lässigen Basser Andy Dale und dem etwas aufgedrehten Klampfer David Cotterill an, dass sie Spaß bei der Sache haben. Auch Drummer Neill Ogden, Keyboarder Frazza und der kräftig solierende Gitarrist Ray Walmsley geben alles, so dass die frenetisch geforderten Zugaben 'Night Of The Demon' und 'Into The Nightmare' die Bude noch mal ordentlich zum Kochen bringen. Trotz weiterer, nicht enden wollender Zugabe-Forderungen ist damit leider viel zu früh Schluss, was wir definitiv nicht auf Unlust seitens der Band zurück führen wollen, sondern einfach darauf, dass sich Dave Hill wohl noch für den morgen anstehenden letzten Gig der Tour ein wenig schonen muss. Ein bisschen kurz ist es also, das vermutlich letzte Konzert von DEMON in der Ludwigsburger Rofa, wo dereinst das tolle Livealbum "One Helluva Night" entstand, doch definitiv trotzdem so genial, wie der Dämon eigentlich immer war und bei Festivals hoffentlich auch noch lange sein wird.

Setlist:
Wonderland
Blackheath
Commercial Dynamite
Under The Spell
Rememberance Day
The Sign Of The Madman
Standing On The Edge
Life On The Wire
Don't Break The Circle
---
Night Of The Demon
Into The Nightmare

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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