Earthshaker Fest 2005 - Geiselwind
24.08.2005 | 15:4821.07.2005, Autohof
MANOWAR Mega Fan Convention
Da es uns interessanter schien, jemanden von der MANOWAR-Convention berichten zu lassen, der dafür sein sauer verdientes Geld ausgegeben hat und mit der Erwartungshaltung eines großen Fans zu der Veranstaltung gegangen ist, als wenn ein Akkreditierter vom Team ein paar Eindrücke wiedergibt, hielten wir Ausschau nach jemandem, der bereit wäre, für uns seine persönlichen Beobachtungen von diesem Novum in der Metalszene (ja, KISS machen das auch, aber trotzdem) zu notieren und unseren Lesern mitzuteilen, ob sich der teure Spaß denn nun rentiert hat. Unser Leser Pascal Hellbrück hat sich freundlicherweise bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen:
Fanbericht zur Convention:
Vom 21. bis zum 23. Juli fand in Geiselwind parallel zum Earthshaker Fest 2005 die erste MANOWAR Mega Fan Convention statt. Im Vorfeld dazu wurde ich oft gefragt, warum ich an der Veranstaltung teilnehme. Immerhin betrug der Ticketpreis satte 50 Euro, was heutzutage nicht unbedingt billig ist. Zum einen, da ich vorher nie einen der ehemaligen Mitglieder wie Ross The Boss, Donnie Hamzik, David Shankle oder Rhino treffen konnte, und zweitens weil es ein kostenloses Shirt noch dazu geben sollte, was immerhin auch 15 Euro kostet, und eine "Battle Bag", was immer das auch sein sollte.
Nun aber zur Convention:
Im Vorfeld wurde Einiges im Internet angekündigt, wie eine spezielle Pressekonferenz mit allen aktuellen und ehemaligen Mitgliedern sowie Christopher Lee. Miss MANOWAR Contest, Longest Eric Adams Scream Contest, MANOWAR Karaoke etc...
Allerdings gab es nirgends einen Ablaufplan oder Sonstiges zu finden. Also gingen ich und mein Freund Alex am Vorabend der Convention zur Veranstaltungshalle der Con. Dort stand nur: Einlass um 9:00 Uhr vormittags. Gesagt - getan. Am Donnerstag Vormittag um 9:00 Uhr standen wir vor der Halle. Beim Einlass bekam jeder eine Nummer auf sein Con-Armband geschrieben, danach bekam man an einem Infopoint ein Programmheft. Zuvor fielen uns aber erst mal die total überteuerten Merchandiseartikel auf. Ein T-Shirt für 32 Euro, das kann doch nicht sein, da die Conteilnehmer verbilligte Artikel angeboten bekommen sollten. Beim Programmheft lesen kam die zweite böse Überaschung. Die Nummern, die man am Eingang erhalten hatte, wiesen jeden Conteilnehmer zu bestimmten Veranstaltungen mit der Band, wie zu den Guitar- oder Drum-Clinics der einzelnen Mitglieder oder zu Interviewsessions mit den Musikern. Die Gruppen waren immer 50 Leute groß. Da ich Nummer 11 besaß, durfte ich zu einem Gitarren-Workshop mit Karl Logan. Da ich Bassist bin, genau das Richtige für mich...
Aber zuvor sollte erst die Eröffnungsveranstaltung stattfinden. Diese wurde von den "Jomsvikings", einer Wikingertruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, authentische Wikingerkämpfe in Originalkostümen nachzustellen, eröffnet. War auch ganz in Ordnung. Danach kamen alle aktuellen und ehemaligen Bandmitglieder, inklusive HOLY HELL, der neuen Band von Rhino, auf die Bühne und die Con wurde von Joey DeMaio eröffnet.
Danach hatten wir den Gitarren-Workshop mit Karl Logan, der ziemlich unorganisiert ablief. Es kann doch nicht sein, dass der Gitarrist der lautesten Band der Welt einen solchen Workshop auf einem 15-Watt-Marshall-Amp abhält. Durch die Nummernzuteilung der Con-Teilnehmer befanden sich dann auch nur fünf Gitarristen im Publikum. Trotzdem hielt Karl das Seminar auch für Nichtgitarristen verständlich ab, so dass es unterm Strich doch sehr informativ war.
Dann schauten wir uns das MANOWAR-Museum an. Dort wurden überall in der Halle Items aus MANOWARs Geschichte ausgestellt, wie der legendäre, mit Blut unterschriebene Plattenvertrag, die Harleys der Band, eine Kurzbiografie, Fanfotos und Presseausschnitte. Allerdings keine Instrumente oder sonst etwas in dieser Art. Unterm Strich also alles eher dürftig.
Als Aktivitäten wurde ein Wikinger-Seminar angeboten, wo man mit den "Jomsvikings" mit Holzschwertern mittrainieren durfte. Es gab auch ein Hunting-and-Fishing-Seminar von Chester Moore, einem irren texanischen Jagdkollegen von Eric Adams. Sowie einen medizinischen Vortrag von Randy Kertz, der über die häufigsten Verletzungen bei Bassisten berichtete. Wer das eigentlich braucht, sei hier mal in Frage gestellt, da die meisten Fans ihre Idole treffen wollten und nicht deren Freunde und Bekannte. Am späten Nachmittag sah man deshalb auch die ersten langen Gesichter auf der Con, da sich viele Teilnehmer das dort alles anders vorgestellt hatten. Da waren tatsächlich Leute aus Finnland, Venezuela, Brasilien, Japan, Italien oder Spanien angereist um ihre Faves zu sehen - und dann diese Entäuschung.
Nächster Minuspunkt war der versprochene Soundcheck. Nach langem Warten ging es dann los zum Festivalgelände, dort warteten wir auch wieder 20 Minuten um eingelassen zu werden und als wir reinkamen, war nach fünf Minuten Schluß, na super.
Am nächsten Tag fand die groß angekündigte Presskonferenz statt, die aber leider maximal eine halbe Stunde dauerte und nicht sehr informativ war, da meist Joey seine altbekannten Sprüche vom Stapel ließ und Christopher Lee auch nicht da war.
Ein weiteres Lowlight war die Tombola. Hier wurde im Vorfeld angekündigt, dass man spezielle MANOWAR-Items aus den persönlichen Archiven der Band gewinnen kann, sowie eine Custom Made MANOWAR Harley Davidson. Ein Los dafür kostete zwei Euro. Nachdem Alex und ich uns ein Los zugelegt hatten, wurden wir doch tatsächlich ausgelost und sollten ein exklusives Fotoshooting mit der Band gewinnen. Nur leider verschwand diese zum angesetzten Termin, da sie noch einen Soundcheck hätte. Nur zu dumm, dass zur besagten Zeit GRAVE DIGGER dort auf der Bühne spielten. Für wie blöd kann man seine Fans nur halten? Allerdings wurde das Shooting nach massiven Fanbeschwerden am nächsten Tag nachgeholt. Aber in was für eine Art und Weise: Es gab 30 Gewinner und die mussten dann im 30-Sekunden-Takt in Fünfergruppen auf die Bühne, kurz grinsen und die Nächsten ranlassen. Übrigens wurde die Harley dann doch nicht unter den Conteilnehmern verlost, sondern unter den Käufern der "Hell on Earth Part IV"-DVD.
Zum weiteren Programm: Es wurde ein Preview von "Hell on Earth Part IV" abgehalten, allerdings konnte man die DVD nicht am Merchandise-Stand, dafür aber bei Händlern auf dem Festivalgelände kaufen. Es gab auch ein Fanforum, wo man nur meist keine Fans antreffen konnte. Desweiteren waren die einzelnen Wettbewerbe auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Beim Miss MANOWAR Contest wäre wohl am liebsten die Hälfte der männlichen Zuschauer aus der Halle gerannt. Da haben wir auf dem Festival weitaus hübschere Damen gesehen. Allerdings waren der Bier-Contest und der längste Eric Adams Schrei dagegen sehr amüsant, wobei Letzterer vom Meister himself moderiert wurde.
Eigentlich wollte ich dann am letzten Tag drei Stunden vor Ende der Con noch ein paar Fotos von den Ausstellungsstücken machen, aber die wurden schon um die Mittagszeit eingepackt. Der größte Unsinn waren aber die Autogrammstunden von HOLY HELL, wovon insgesamt drei abgehalten wurden. Da die Band mich mit ihrer Performance Donnerstag Nacht mehr gelangweilt als begeistert hatte, schaute ich mir das Ganze nur von der Seite aus an. Bei den Sessions gab es weder Promo-CDs noch Poster. Dort kamen dann ca. drei Fans an und ließen sich auf einem weißen Blatt Papier Autogramme geben. Das darf doch nicht wahr sein, dachte ich. Aber dies war nur ein weiterer Beweis für die schlechte Organisation dieser Con. Genauso, dass ein Mann wie Ken Kelly, der die MANOWAR-Cover zeichnet, auf diese Con kommt und keine Artbooks oder Poster zum Signieren mitbringt.
Fazit:
Diese Convention hinterlässt bei mir einen bitteren Nachgeschmack. 50 Euro waren dafür einfach überteuert. Positiv war wirklich, dass die alten Bandmitglieder sich während der Tage fast permanent unters Publikum mischten, Autogramme gaben und Fotos von sich und Fans machen ließen, wie zum Beispiel Ross The Boss, der sehr freundlich und nett war.
So eine Con kann halt auch nicht funktionieren, wenn ich parallel zur Convention eine Jahrhundertshow vorbereite. Entweder mache ich eine Sache richtig, oder ich lass es bleiben. Das hier würde ich nämlich schon fast als Fanverarsche oder Abzocke bezeichnen, da vor allem die Helfer total überfordert waren. Es waren nun mal einfach viel zu wenige. Deshalb war die Organisation die totale Katastrophe, was sich in endlosen Wartezeiten auswirkte.
Die "Battle Bag" war dann der Höhepunkt, dabei handelte es sich um eine MANOWAR-Einkaufsplastiktüte, gefüllt mit einem dreifarbigen T-Shirt, einer 'Dawn Of Battle'-Maxi-CD, einem Aufnäher, einer "HOE4"-Promo-DVD, einem "HOE3"-Poster, einer Autogrammkarte und einem Pin oder Feuerzeug.
Für mich persönlich kann ich nur eines sagen, nämlich dass ich nicht mehr auf eine solche Con fahren werde. Für mich hat die Band ihren alten Spirit sowieso seit "Warriors Of The World" verloren. Allerdings gab es dort so fanatische Fans, die so manowarbekloppt waren, dass es an Teilnehmern für die nächste Con nicht mangeln wird. Denn die wird laut Joey DeMaio auf jeden Fall stattfinden.
(Pascal Hellbrück)
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle