End Of Green - Stuttgart
11.06.2003 | 11:3431.05.2003, Röhre
"Wir kommen extra aus Nürnberg, um END OF GREEN zu sehen!" - erstaunlich, was für einen treuen Fanpulk sich die Schwaben bereits erspielt haben. Da nehmen Anhänger gar eine Fahrt von über 200 km auf sich, um der CD-Release-Party anlässlich von "Last Night On Earth" beizuwohnen, alle Achtung. Doch auch das in und um Stuttgart angesiedelte Volk ließ sich nicht lange bitten, sodass im Endeffekt eine hübsche Schar an Musikbegeisterten die Röhre bevölkerte, bereit für einen stilistisch abwechslungsreichen Abend, gestaltet von UNDERTOW, den Surprise-Gästen THE GLOOM BALLET GRAVE DANCERS und natürlich END OF GREEN.
UNDERTOW
Nachdem ihre CD-Präsentation in Heidenheim wegen nächtlicher Ruhestörung durch die Polizei jäh unterbrochen wurde, durften die Ellwangener kurzfristig auf das Billing der CD-Release-Party der Label-Kollegen von END OF GREEN rutschen. Musikalisch passte man zwar nicht optimal zu den Gothic-/Doom-/Alternative-Klängen des Abends, doch das sollte sich nicht als Hindernis herausstellen. Mit dem amtlichen Hammer "34ce" im Gepäck rockten UNDERTOW - selbige lassen sich stilistisch grob als eine Schnittmenge aus CROWBAR, MACHINE HEAD und alten LIFE OF AGONY definieren - kräftig los und mähten mit mächtigen Riffmonstern alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Mit drei Musikern war die doch relativ große Bühne der Röhre Stuttgart nicht wirklich gefüllt, dafür nutze gerade Basser Tom den Platz auf seiner Seite reichlich aus, um sie mit Leben zu füllen. Sänger Joschi dagegen war durch das Mirko wesentlich stärker auf seinen Platz gefesselt, so dass die rechte Seite weitgehend von Leere dominiert wurde. Das hindert den Rezensenten jedoch nicht daran, den Jungs auch in punkto Bühnenshow gute Noten zu attestieren. Einzig das breite Schwäbisch während der Ansagen machte einigen Zuhörern zu schaffen.
[Georg]
THE GLOOM BALLET GRAVE DANCERS
Mit THE GLOOM BALLET GRAVE DANCERS stand im Anschluss eine kleine Sensation ins Haus, handelte es sich bei selbiger Pseudonyms-Truppe doch um niemand geringeren als die Doomster von JACK FROST. Wer Band und Geschichte kennt weiß, dass sich die Österreicher im Dezember 2002 aufgelöst haben – als gute Kumpels von END OF GREEN kramten Phred Finster, Mournful Morales, Collossos Rossos und Gary Gloom für deren Release-Party die Instrumente jedoch nochmal raus.
Und verlernt haben sie nichts, aber auch rein gar nichts: Angefangen vom einleitenden SAINT VITUS-Cover 'Born Too Late' über eigene bleischwere Doomrocker der Marke 'You Are The Cancer' oder 'One Hundred Percent Pain' bis hin zum Gastgeber-Cover 'Motor' verwandelte sich die Röhre in eine finstere Endzeit-Höhle voll schleppender Riffs und dunklen Grabesgesängen. Die in schaurigem grün gehaltene Lightshow machte dazu optisch einiges her und verstärkte noch den Eindruck, man würde in den Reihen eines TYPE O NEGATIVE-Konzerts verweilen, erinnerte man sound- und stimmgewaltig doch nicht selten an den Vierer aus Brooklyn.
Bei einer derart perfekt auf kraftstrotzende Gitarren und unheilsschwangere Atmosphäre abgestimmten Show konnte auch in Sachen Publikum gar nichts mehr schief gehen, und tatsächlich, die Leute - unter denen sich bestimmt nicht nur JACK FROST-Fans befanden - feierten die Schwerstmetaller heftig ab und konnten am Ende des Sets durch lautstarken Zuspruch gar zwei Zugaben lockermachen.
Klasse Stimmung, feines Programm - mit Abstand der beste Gig des Abends.
[Kathy]
Setlist THE GLOOM BALLET GRAVE DANCERS:
Born Too Late (SAINT VITUS-Cover)
You Are The Cancer
It All Means Nothing To Me
One Hundred Percent Pain
Some You
In Gloom
Queen
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Motor (END OF GREEN-Cover)
Sink
END OF GREEN
Sie mögen eine noch so begnadete Düster-Kapelle sein, aber on stage hauen mich END OF GREEN auch nach mehrmaligem Genuss immer noch nicht vom Hocker. Im Gegenteil, so konnte ich auch heute mit fortschreitender Setlist ein herzhaftes Gähnen nicht unterdrücken. Zu unspektakulär, zu gleichförmig, zu langatmig das Ganze, Kunststück, wenn sich live gut 80% der Stücke identisch anhören. Es ist mir nach wie vor schleierhaft, wie man Songs, die auf CD so vor melancholischem Leben und geistreichem Goth Rock sprühen, bei einem Konzert derartig die Seele rauben kann..., aber zurück zum abendlichen Geschehen. Wollmützchen-Huber (böse Zungen behaupten, die Kopfbedeckung diene allein dem Kaschieren von beginnendem Haarausfall) schien hinter seinem Mikrofon in entrückten Schwermuts-Sphären zu schweben, tat seine sangliche Pflicht aber ganz ordentlich und paffte dabei eine Kippe nach der anderen weg - wer war gleich noch mal Ville Valo? Als krasses Gegenteil dazu präsentierte sich Gitarrist Michael Setzer, der sichtlich begeistert und mit strahlendem Lächeln sein Instrument bearbeitete, ganz das Kind im Bonbonladen. Verdenken konnte man es dem guten Mann aber auch nicht, ging die mittlerweile proppenvolle Röhre doch zu den "Songs For A Dying World" und Stücken der gefeierten "Last Night On Earth" bombenmäßig ab, sogar derartig, dass in regelmäßigen Abständen Crowdsurfer über die emporgestreckten Hände des Publikums schwappten.
Mag der Gig für meinen Geschmack fad gewesen sein, für einen Großteil der Anwesenden war er das definitiv nicht, Lautstärkepegel und Applaus sprachen Bände, sowohl während der regulären Show als auch bei den Zugaben. Und obwohl ich persönlich dann doch lieber Bands wie SENTENCED vorziehe, muss ich abschließend sagen: Der Erfolg sei END OF GREEN gegönnt, auch, wenn's live wirklich berauschender aussehen könnte.
[Kathy]
Setlist END OF GREEN:
Eternity
Tormented Sundown
Motor
Away
Evergreen
Only One
Godsick
Dying In Moments
Demons
Death In Veins
Everywhere
Highway 69
Sleep
Tragedy Insane
Melancoholic
Emptiness/Lost Control
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Left
I Hate
- Redakteur:
- Kathy Schütte