FISH - Stuttgart
19.10.2024 | 18:3713.10.2024, Im Wizemann
Noch einmal stürme, noch einmal, lieber Freund!
Es ist die letzte Tour. Unter dieser Prämisse startet FISH seine "Road To The Isles"-Konzertrundreise, die ihn auch zu zahlreichen Gastspielen in Deutschland führt. Als Fan muss ich natürlich auch dabei sein, die Tickets habe ich bereits vor vielen Monaten gekauft. Deswegen gibt es auch keine Fotos des Auftritts, ohne Akkreditierung kein Photopass.
Das Im Wizemann in Stuttgart ist eine mittelgroße Location, maximal 1300 Personen haben Platz, es ist beinahe ausverkauft. Andere Auftritte sind es schon länger, aber auch insgesamt ist die Tour wohl ausgezeichnet besucht, und dass, obwohl die Karten meist zwischen 60 und 70 Euro liegen, mit ein paar kleinen Ausreißern nach oben und unten. Der Merch-Stand ist der erste Anlaufpunkt, ein Shirt der letzten Tour des großen Schotten ist ja irgendwie Pflicht. 35 Euro, auch ein mittlerer Preis. Mit dabei sind die ganzen Re-Releases der Studioalben auf dem eigenen Label, die auch durchaus Anklang finden. Alle Deluxe-Ausgaben sind eine Investition, aber sie sehen auch verdammt gut aus (und sind auf unserer Seite als Rezensionen zu finden).
FISH spielt heute ohne Vorband, es gibt nur den Hauptgang, dafür mit abwechselnder Setliste, denn die Band variiert jeden Abend aus etwas mehr als 30 Liedern, je nach Stimmung. So ist die Spannung groß, als exakt pünktlich um 20 Uhr das Licht verlischt und die Show beginnt. Der Opener könnte gar nicht besser gewählt werden, 'Vigil' ist auch das erste Lied auf dem Solo-Debüt des Schotten und obendrein einfach ein wunderschönes Stück. Nur liegt er mit seiner "voice in the crowd" falsch, es ist eher die Stimme der gesamten Menge, die zwar noch etwas warm werden muss, aber offensichtlich bereit ist, zu feiern. Für die nötige Betriebstemperatur sorgen 'Credo' und 'Big Wedge' gefolgt von 'Pipeline'.
Bislang war das eher ein gradliniger Auftritt, engagiert und gekonnt, aber ohne Überraschungen, auch wenn 'Pipeline' nicht zu den Standards seiner Setliste gehört. Aber FISH informiert das Publikum, dass die Lieder dieser Tour von ihm danach ausgewählt worden sind, was er gerne spielen möchte, weil es das letzte Mal sein wird. Damit leitet er über zu 'Shadowplay', von dem er sagt, dass er es vernachlässigt habe. Stimmt, wann hat er das Lied zuletzt in Deutschland gespielt? Vor dreißig Jahren? Ja, er hat es vernachlässigt, und zwar sträflich, es ist mein Lieblingslied von "Internal Exile".
FISH tritt heute mit einem Schal auf, ist sonst aber eher luftig gekleidet mit Karo-Hose, ich weiß aber nicht, welches Tartan das ist, da bin ich völlig blank. Er wirkt geerdet, entspannt, die Lieder werden etwas tiefer gespielt, sodass er seine Stimme schonen kann. Dadurch wirkt sie auch voller, sehr angenehm, und FISH versucht auch nicht, alle Lieder genauso zu präsentieren, wie sie auf den Alben sind. Gut so, solche wunderbaren Momente wie er sie mit der tollen Sängerin Elisabeth Troy Antwi in 'Just Good Friends' bietet, sind die Momente der Live-Musik, weswegen man die Halle dem Wohnzimmer vorziehen sollte. Antwi entpuppt sich während des Auftritts als herausragende Sängerin, die die kleinen Lücken, die der Zahn der Jahrzehnte in der guten Performance des Großen hinterlassen haben, gekonnt füllt, aber von FISH auch den Raum bekommt, mehr zu sein als nur Hintergrundgesang. Außerdem mit dabei sind Keyboarder Mickey Simmons, der schon 1990 mit ihm gearbeitet hat, und der langjährige Gitarrist Robin Boult. Dazu Bassist Steve Vantsis, der an "Weltschmerz" mitgewirkt hat, und Schlagzeuger Gavin Griffiths der walisischen Band PANIC ROOM, auch ein langjähriger Weggefährte FISHs.
Heute werden zwei Alben besonders bemüht, die ersten beiden Soloscheiben. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass "Weltschmerz" und "Feast Of Consequences" nur mit jeweils einem Lied geehrt werden, aber das kann beim nächsten Auftritt in Zürich schon ganz anders sein, zumindest bei "Feast", denn auf dieser Tour wird jeden Abend, zumindest war es bislang so, eine der beiden langen, mehrteiligen Suiten ausgepackt, entweder die 'High Wood Suite' oder 'Plague Of Ghosts' von dem 1999er "Raingods With Zippos". Heute Abend ist es letztere und ich sehe einige fragende Gesichter um mich herum. Klar, mit dem direkt davor gespielten 'Slàinthe Mhath' waren die meisten besser vertraut, aber vielleicht animiert es ja einige, die 3-CD-Version des Albums am Merch schnell noch einzupacken.
Und dann ist Schluss. Schluss? Tatsächlich, beinahe einhundert Minuten sind wie im Fluge vergangen! Aber noch ist der Abend nicht zu Ende, es gibt natürlich noch Zugaben, in denen weitere fünf Lieder gespielt werden, darunter auch mehrere MARILLION-Stücke. Das Publikum ist happy, 'Kayleigh' ist auch dabei, wobei ich lieber einen der anderen Songs gehört hätte, die auf dieser Tour bereits gespielt wurden. Aber mit dem großen Hit macht die Band natürlich nichts verkehrt. Mit 'Internal Exile' endet der Abend. Ja, tatsächlich, nicht mit 'The Company'. Auch das gehört auf dieser Tour dazu, jeder Abend ist anders, sogar die selbstverständlichen Lieder können zur Disposition stehen, sogar 'Kayleigh' ist nicht Pflicht.
Vorbei. Auch energisches Klatschen bringt die Band nach 135 Minuten nicht nochmal auf die Bühne, Musik wird eingeschaltet, das Saallicht auch. Mein letztes Konzert von FISH? Mal sehen, wo spielt er denn noch? In jedem Fall wird er nach dieser Tour Derek Dick sein, nicht mehr FISH. Sagt er. Ich hoffe, nicht.
Setliste: Vigil; Credo; Big Wedge; Pipeline; Shadowplay; Waverley Steps (End of the Line); Feast of Consequences; Just Good Friends; Slàinte Mhath; Plague of Ghosts, Part 1: Old Haunts; Plague of Ghosts, Part 2: Digging Deep; Plague of Ghosts, Part 3: Chocolate Frogs; Plague of Ghosts, Part 4: Waving at Stars; Plague of Ghosts, Part 5: Raingods Dancing; Plague of Ghosts, Part 6: Wake-up Call (Make It Happen); Zugabe 1: A Gentleman's Excuse Me; Kayleigh; Lavender; Heart of Lothian; Zugabe 2: Internal Exile
- Redakteur:
- Frank Jaeger