Falconer/Doomsword - Münster/Breitefeld
19.01.2004 | 04:3213.01.2004, Live Arena
Montags Death Metal, dienstags dann epischer Power Metal - das könnte von mir aus die ganze Woche noch so weitergehen. Heute luden die Neulinge von AXENSTAR, die italienischen Epic Metaller DOOMSWORD und, als Headliner, FALCONER samt neuem Sänger ein. Diesem Ruf folgten leider nicht einmal ansatzweise so viele Leute wie dies gestern noch der Fall war, und so mussten sich die Bands mit höchstens 100 mehr oder weniger Langhaarigen vor der Bühne begnügen. Seufz...
Immerhin machte eine kleine besoffene Gruppe Lärm für mindestens zwanzig. Danke.
AXENSTAR hatten es schwer. Das lag mit Sicherheit nicht am eingängigen, wenn auch wenig eigenständigen Material der Band, sondern viel mehr daran, dass sich gerade mal drei (!) Leute vor die Bühne verirrt hatten. Und so schlecht waren die Schweden keineswegs. Die Songs vom Debut "Far From Heaven" kamen recht gut an, klangen ein wenig wie rockig angehauchte SONATA ARCTICA und konnten durch schön eingestreute, neoklassische Spielereien überzeugen. Leider waren die Klampfen im Gesamtbild etwas zu leise, was der Chose etwas an entscheidender Power raubte. Dafür konnte sich Sänger Magnus Winterwild am Keyboard beweisen, und die Tasten-Gitarren-Duelle waren wirklich schön anzuhören. Man merkte der jungen Band allerdings an allen Ecken und Enden die Unsicherheit an, mit der sie zu kämpfen hatte, wobei der geringe Publikums-Zuspruch dabei nicht wirklich vorteilhaft war. Ich wage es allerdings zu bezweifeln, dass sich die Band trotz guter Songs wie 'Infernal Angel', 'Blind Leading The Blind' oder 'Confess Thy Sins' irgendwann durchsetzen wird. Dazu fehlt es dem Material - bisher - an Eigenständigkeit und dem entscheidenden Kick. Und Euro-Melodic-Speed-Truppen aus Skandinavien gibt es auch nicht gerade wenige...
Dann kamen DOOMSWORD. Und wie. Die "Wikinger aus dem Süden" hatten das kleine Publikum sofort im Griff, boten eine absolut souveräne, mitreißende und energiegeladene Show und zeigten eindrucksvoll, wie pures Metall zu klingen hat.
Wer mit dem achtminütigen 'Heathen Assault' beginnt und dem ebenso überlangen 'The Doomsword' den Gig beendet, der hat eindeutig Eier in der Hose. Und das nicht zu knapp.
Die Jungs wussten genau, was sie taten, wie gut sie sind und überzeugten so mit einem selbstbewussten Auftritt samt coolem Stageacting. Sänger Deathmaster war der absolute Herrscher on stage, soff Bier stilecht aus seinem Trinkhorn und hatte ganz nebenbei noch einen absoluten Sahnetag erwischt was seine Sangesleistungen betraf. Ist der Mann auf Platte bereits eine Klasse für sich, so war die Leistung am Mikro an diesem Abend nicht mehr von dieser Welt. Wahre Höchstnoten verdienten sich außerdem Lead-Gitarrist Sacred Heart mit atemberaubenden Soli sowie Drummer Wrathlord, der mit etlichen Fills und einem sehr körperbetonten Spiel das Maximum aus seinem Instrument rausholte.
Äußerst beeindruckend fand ich den mächtigen Sound, den das Quintett wie einen akustischen Orkan entfesselte: Druckvoll, sehr differenziert, knallhart und furztrocken rauschten Kompositionen wie 'Sacred Metal', 'Resound The Horn: Odin's Hail', oder 'In The Battlefield' aus der P.A. Das war kein Vergleich zum teilweise etwas schwachbrüstigen Klang aus dem Studio, hier klangen DOOMSWORD endlich so, wie sie klingen müssen.
Das Publikum feierte die Helden frenetisch ab, und nach einer guten Dreiviertelstunde war dann leider auch schon Schluss mit den epischen Hymnen aus dem Stiefelland. Schade. DOOMSWORD boten einen grandiosen Gig, setzten das, wofür ihre Musik steht, perfekt um und zeigten vor allem, wie interessant man eher traditionelles Material darbieten kann. Richtig geil.
Dass es FALCONER danach nicht einfach haben würden, war klar. Zum einen hätte an diesem Abend kaum eine Band das Niveau und die Stimmung von DOOMSWORD erreicht, zum anderen wurde das aktuelle Album "The Sceptre Of Deception" samt Neu-Vokalist Kristoffer Göbel nicht unbedingt unkritisch aufgenommen.
Die Schweden um Mastermind Stefan Weinerhall scherten sich aber darum herzlich wenig und legten mit 'Upon The Grave Of Guilt' vom Debut gleich sehr ordentlich los.
Positiv fiel dabei auf, dass Kristoffer wenig Probleme damit hatte, die Gesangsparts seines Vorgängers Mathias Blad zu intonieren. Der Gute verfügt natürlich über eine komplett andere Stimme samt Stimmlage, machte aber glücklicherweise nicht den Fehler, die älteren Songs 1:1 nachsingen zu wollen. Lediglich mit 'Mindtraveller' tat er sich keinen großen Gefalllen, zählt das Stück doch als Paradebeispiel für den Gesang von Blad - und hier konnte er nur verlieren. Des weiteren fiel auf, dass es mit 'The Coronation', 'Ravenhair' und dem Titelsong lediglich drei Songs von der aktuellen Scheibe zu hören gab - richtig gut gelungen war allerdings der Drei-Sänger-Auftritt bei 'The Sceptre Of Deception', insbesondere Deathmaster bereicherte das Stück mit seiner außergewöhnlichen Stimme.
Ansonsten gab es feines FALCONER-Standardmaterial wie 'Royal Galley', 'Decadence Of Dignity', 'A Quest For The Crown', 'Lord Of The Blacksmiths', 'Enter The Glade' und, zum Abschluss, das hymnische 'The Clarion Call' - sogar mitsamt Publikums-Chören. Wow.
Irgendwie wollte das Bühnen-Outfit der Schweden nicht so recht zur folkloristischen Musik passen: Weinerhall im Flammenhemd samt Kopftuch, Sänger Kristoffer in Jogginghose und Nike-Muskelshirt und Basser Peder "Mr. Spock" Johansson im spacigen Look - naja. Es mag zwar blöd erscheinen, sich über so etwas zu beschweren, aber das Ganze nahm der Musik dann doch etwas von der zauberhaften Mystik, die sie normalerweise auszeichnet.
Sei's drum, FALCONER boten einen sehr ordentlichen Auftritt, bei dem sich Göbel über große Strecken auszeichnen konnte, aber auch noch Defizite offenbarte.
Die Band ist aber auf jeden Fall auf dem richtigen Weg, und mit komplett auf den neuen Menschen am Mikro zugeschnittenem Material wird man in Zukunft mit Sicherheit auch weiterhin ein Wörtchen im etwas anders angehauchten Power-Metal-Zirkus mitreden können.
Unterm' Strich bleibt ein tolles Konzert mit den überragenden Gewinnern DOOMSWORD, die an diesem Abend einfach unschlagbar waren. AXENSTAR haben noch einiges zu lernen, und FALCONER müssen sich noch etwas an ihren neuen Sänger gewöhnen. Eine neue Garderobe wäre auch nicht verkehrt.
Wenn DOOMSWORD auf der Bühne immer derart herrschen, würde ich für solche geilen Auftritte sogar zum Keep It True fahren - und das will was heißen ;-)
Abgesehen davon ist es eine bodenlose Frechheit, zwei durchaus große Bands wie DOOMSWORD und FALCONER vor derart wenigen Leuten spielen zu lassen - bewegt doch endlich mal eure faulen Ärsche in die Live Arena!
- Redakteur:
- Rouven Dorn