Fear Factory, Devin Townsend - Hamburg
20.11.2001 | 12:1618.11.2001, Markthalle
Das ursprüngliche Package dieser Tour umfasste neben FEAR FACTORY und DEVIN TOWNSEND auch noch GODFLESH und RAGING SPEEDHORN, die allerdings beide aus mir bisher unbekannten Gründen nicht spielten. Ersatz gab es nicht und ermäßigten Eintritt auch nicht. So mussten die Fans 45,- DM für zwei Bands berappen. Das ist schon nah an der Schmerzgrenze. Ob sich die Investition lohnen würde, sollten die folgenden Stunden zeigen.
Die Markthalle ist für Konzerte dieser Größenordnung schlicht perfekt. Ein großer Vorraum mit Bar und freundlichem, schnellem Personal, sowie diversen Sitzgelegenheiten und eine geräumige Halle, die eine Art Innenraum hat, von wo aus breite Stufen bis in die hinteren Ecken gehen. Dies hat den Vorteil, dass auch kleine Leute eine gute Sicht auf die Bühne haben. Die Kapazität dürfte bei ca. 1.000 Leuten liegen. Heute ist die Markthalle gut gefüllt, aber nicht so voll wie ich es angesichts der Popularität von FEAR FACTORY erwartet hatte. Etwa 700 Fans dürften anwesend gewesen sein.
Um 20.50 betritt dann DEVIN TOWNSEND mit seiner STRAPPING YOUNG LAD-Band auf die Bühne und spricht ein paar entschuldigende Worte wegen dem Ausfall von GODFLESH. RAGING SPEEDHORN werden komplett verschwiegen.
Was dann kommt, kann man dann nur mit einem Wort passend beschreiben: Inferno!!!!
Die erste halbe Stunde spielt DEVIN TOWNSEND ausschließlich Songs von STRAPPING YOUNG LAD, die einfach alles wegblasen, was ich bislang gesehen habe. Gene Hoglan verprügelt dabei sein Drumkit auf eine tänzelnde, gar leichte Art und Weise, dass man meint, er würde über sein Schlagzeug fliegen. Mir fliegt dabei diverse Male die Kinnlade auf die Füße, denn so was habe ich noch nie gesehen. Und dieser Sound!! Unglaublich differenziert und in äußerst angenehmer Lautstärke kommen Songs wie "Heavy As A Really Heavy Thing" aus den Boxen geschossen. Heraussticht dabei natürlich der ultrafette Drumsound, der einen glatt umhaut. Hammer!!
Neben dem unglaublichen Gene Hoglan brilliert der charismatische Devin mit fiesen Riffs, großer Stimme und seinem debilen Grinsen, welches er dauerhaft aufsetzt. Doch auch der Rest der SYL-Crew weiß mit geilen Riffs und unglaublichem Rotationsbanging zu überzeugen. Wahnsinn!!!
Danach gönnt Devin der bereits erschöpften Meute eine kurze Pause und bringt "Seventh Wave" vom "Ocean Machine/Biomech"-Werk und "Earth Day" vom aktuellen Silberling "Terria". Dem einzigen Song des aktuellen Albums an diesem Abend. Bei diesen Songs wirkt Gene Hoglan fast unterbeschäftigt, sind sie doch eher sphärisch und ruhig. Aber mit "Namaste" vom "Physicist"-Album gibt es noch mal voll auf die Zwölf. Mit einem weiteren Song von SYL verabschiedet sich DEVIN TOWNSEND dann nach 50 Minuten von der Bühne und dürfen trotz lauter 'Zugabe'-Rufe nicht noch einmal wieder kommen. Schade.
Für diesen Gig gibt es nur einen würdigen Abschlusssatz: Yeah! Yeah! Geil! Geil! ;-)
Danach konnten FEAR FACTORY – zumindest bei mir – nur noch verlieren. Denn so gut können sie in meinen Augen einfach nicht sein. Mit "What You Become" starteten Burton und seine Mitstreiter erwartungsgemäß in den Gig. Sofort verwandelt sich der Innenraum in einen hüpfenden und pogenden Pit. Der Sound ist perfekt, nur etwas lauter als bei DEVIN TOWNSEND, aber immer noch nicht zu laut. Geil!
FEAR FACTORY wissen genau, was ihre Fans erwarten und so reihen sie einen Knaller an den nächsten. "Self Bias Resistor", "Demanufacture", "Damage", "Digimortal", "Linchpin", "Edgecrusher" usw. Schwache Songs gibt es nicht, aber Schwächen sind deutlich auszumachen. Das größte Manko ist sicherlich, dass Burton C. Bell live die Gesangspassagen nicht hinbekommt und des öfteren mal neben der Spur liegt. Zudem fehlt den Songs live die so unglaublich kühle, mechanische Atmosphäre, die wohl einfach live nicht reproduzierbar ist. Auch ist Dino nicht wirklich der beste Gitarrist des Planeten, aber die Songs verlangen das ja auch nicht wirklich. Großartig ist Raymond Herrera hinterm Drumkit und hätte ich vorher nicht Gene Hoglan gesehen, hätte er mich unglaublich beeindruckt. Doch auch so war er deutlich der Pluspunkt der Band. Die Masse schien das alles wenig bis gar nicht zu interessieren, denn die sang, moshte, hüpfte und pogte was das Zeug hält. Das war stellenweise auch sehr nett anzusehen, wie bei der Blondine vor mir, die unentwegt ihre seeehr langen Haare schüttelte. ;-)
Was die Fans dann aber doch interessierte, war die Tatsache, dass die Band nach dem obligatorischen "Replica" die Bühne verließ. Nach knapp einer Stunde Spielzeit wohlgemerkt!! Aber es kommt noch besser.... Es ging sofort das Licht an und es kam Musik vom Band, was sehr deutlich zeigte, dass es auch keine Zugaben geben würde. 60 Minuten für 45,- DM?? Also ich halte das für eine bodenlose Frechheit!! Und wenn mir die Band erzählen will, dass ihre Gigs so viel Energie kosten, dann sollen sie mal zu OOMPH! gehen, wo Dero das doppelte Pensum eines Herr Bell 90 Minuten lang durchzieht. So geht es nicht!
Wer also zu den noch kommenden Gigs latschen will, sollte sich das gut überlegen, ob er/sie bereit ist viel Geld für wenig Konzert zu zahlen. DEVIN TOWNSEND ist allerdings jede Mark wert.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk