Feuertanz-Festival - Aalen/Wasseralfingen
26.06.2002 | 04:3610.06.2002, Alte Schmiede
Überraschungen sind immer wieder schön: Vor einigen Jahren kannte wohl noch kein Mensch das Summer Breeze Open Air, welches mittlerweile auf dem besten Weg ist, sich neben den drei großen Hard Union-Festivals zu einer festen Größe im Spätsommer zu entwickeln.
Mich würde es ehrlich gesagt nicht wundern, wenn das Feuertanz-Festival im nahegelegenen Aalen-Wasseralfingen in Zukunft eine Ähnliche Steigerung durchmachen würde. Selbstverständlich im kleineren Stile, ist klar - immerhin findet das Ganze in einer Halle statt.
Die Alte Schmiede erwies sich als idealer Veranstaltungsort: Angenehm groß, recht guter Sound und genügend Platz für einige Hundert Besucher. Die Security war durch die Bank weg nett und hilfsbereit - die Damen und Herren hatten glücklicherweise so gut wie nichts zu tun -, die Eintrittspreise sowie die Kosten für Speis' und Trank bewegten sich wahrlich im zivilen Bereich. Sehr angenehm war zudem, dass sogar Met ausgeschenkt wurde, welcher insbesondere innerhalb der anwesenden Redaktion für helle Begeisterungsstürme sorgte ;-).
Sogar einen kleinen Merchandise-Stand gab es in der Halle, Dixies in ausreichender Menge direkt vor dem Ausgang. Alles in Allem also ein Festival in Miniaturform; klein, aber fein.
Das Billing konnte sich ebenfalls sehen lassen: Zwar beschränkte man sich von der Auswahl her - gemäß des Namens - eher auf die mittelalterliche/düstere Ecke, aber mit Hochkarätern wie SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO war man eindeutig auf der Gewinnerseite. Schön zu sehen, dass sich auch unbekanntere Bands wie SLYDE oder FURBISHED FACE in Aalen einen Namen machen konnten.
Abgerundet wurde das Ganze durch artistische Auftritte nach den beiden Festivaltagen, wobei dem Namen des Festivals u.A. durch diverse Feuerspuckeinlagen nochmals Tribut gezollt wurde.
Ein großes Kompliment also an die Macher und die Bands - uns seht ihr im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder!
Freitag, 10.05.
THE BLUE SEASON
Den eher undankbaren Job der Festivaleröffnung hatten die Gothic-Retro-Rocker von THE BLUE SEASON am frühen Freitagabend inne. Die Göppinger, die sich leider vor einer mehr schlecht als recht gefüllten Halle behaupten mussten, ließen sich jedoch von diesen ungünstigen Umständen wenig beeindrucken und boten in den ihnen zustehenden 30 Minuten Spielzeit neben Songs der aktuellen Platte "Secede" wie "D.A." und "Dreamdancer" auch neueres, noch nicht auf Silberlingen vertretenes Futter in Form des eingängigen "I Travel" und "Forsaken". Vom Sound her gab es primär nichts zu meckern, Gitarre und Bass erfreuten sich eines zufriedenstellend druckvollen Klanges, einziger kleiner Schwachpunkt stellte der Gesang von Keyboarder Oliver Zillich da, der eine Spur zu leise von der PA wiedergegeben wurde. Und kaum dass das Sextett um Frontsängerin Natalie Pereira mit seiner Performance begonnen hatte, war sie auch schon wieder vorbei. Schade, dass nicht etwas mehr Publikum dem atmosphärischen Rock der Truppe eine Chance gegeben hat.
[Kathy]
FURBISHED FACE
Die Jungs von FURBISHED FACE waren ebenfalls nicht wirklich zu beneiden: In einem Billing, welches fast komplett aus der düsteren oder mittelalterlich angehauchten Ecke kam - selbstverständlich galt dieses auch für das Publikum -, dürfte es durchaus schwer sein, mit deftigem, progressiven Metal anzukommen. Aber denkste: Auch wenn die Halle zu dem Zeitpunkt des Auftritts noch nicht allzu gut gefüllt war, so kam das Quintett doch ziemlich gut beim Publikum an. Kein Wunder: Die Songs waren richtig mitreißend, von zu viel Gefrickel oder abgedrehtem Zeug konnte hier nicht die Rede sein. Obwohl die Band nur eine Klampfe zur Verfügung hatte - die ganz nebenbei auch noch vom Sänger bedient wurde -, kam gerade der Gitarrensound schön druckvoll rüber. Die Rhythmusfraktion war neben dem schönen mehrstimmigen Gesang eines der Highlights des Auftrittes, mit dem die junge Band sicherlich einige Fans mehr gewonnen haben dürfte.
Leider hatten FURBISHED FACE ähnlich wie THE BLUE SEASON nur eine ziemlich geringe Spielzeit, welche sie aber voll und ganz ausnutzten. Zumindest mich hat das Material, welches ich pauschal mal als Schnittmenge aus VANDEN PLAS und PAIN OF SALVATION einordnen würde, voll und ganz überzeugt.
Also: Gebt FURBISHED FACE auf dem Summer Breeze eine Chance, die Jungs haben es redlich verdient!
[Rouven]
BLOODFLOWERZ
Zu den Klängen eines Intros vom Band (wie übrigens fast jede Band an diesem Abend) traten nun die BLOODFLOWERZ auf die Bühne.
Die Musiker (2x Gitarre/Bass/Drums) sowie Sängerin Kirsten bevorzugten schlicht dunkle Bühnenoutfits, ließen also keinen optischen Schluss auf den zu erwartenden Sound zu.
Der Name allerdings ließ schon düsteres erwarten und tatsächlich spielte die Band Gothic Metal im Stile älterer THE GATHERING-Alben, allerdings weitaus weniger verspult und experimentierfreudig.
Das wäre ja noch nicht einmal schlimm, jedoch hatten die Jungs (und das Mädel) den klar schlechtesten Sound des Abends, was dazu führte, dass vor allem bei den Vocals die Höhen so extrem übersteuert wurden, dass es nur noch weh tat. Verbunden mit dem hölzernen Stageacting vor allem des Bassers (der zu seinen Backingvocals jeweils mit Anlauf ans Mikro hüpfte) und der immer wieder in Bangorgien ausbrechenden Sängerin sowie den nicht über den Genrestandard herauskommenden Songs hielt sich der Spaßfaktor somit in sehr überschaubaren Grenzen.
Sowieso, Spaß: Zumindest in ihren Ansagen versuchte die Sängerin, sich betont dunkel und düster zu geben, was zu unfreiwilliger, fast schmerzhafter Komik wie der Moderation "Stellt euch vor ihr seid so richtig glücklich..." -Pause- "...und dann kommt jemand und zerstört das einfach." führte. Erinnerte mich irgendwie an MARDUKs Beerdigungsschlampe.
Abschließend sei noch anzumerken, dass mir schleierhaft ist, wie man auf die weder songwichtigen noch sonderlich anspruchsvollen Keyboardparts und Samples nicht einfach verzichten oder sie live spielen konnte, statt mal wieder den Gastmusiker namens Tapedeck zu engagieren.
Alles in allem: Durchschnittskost mit schmerzhaft schlechtem Sound.
[Gastautor Philipp]
SCHANDMAUL
SCHANDMAUL waren einer der Höhepunkte des Freitags und machten neben SUBWAY TO SALLY am meisten Spaß, wobei die Jungs im Gegensatz zu SUBWAY eine fast schlichte Show abzogen. Sie überzeugten mit ihrer Natürlichkeit, und ich hätte nie gedacht, dass sie so abrocken würden.
SCHANDMAUL verstehen es, ihren mittelalterichen Folk-Rock - wobei die Schwerpunkte mehr auf Mittelalter und Folk als auf Rock liegen - überzeugend darzubieten, und widerlegen live die teils vorhandenen Schwächen ihrer Alben.
Am Sound konnte man diesmal nicht meckern, und mit einer umwerfenden Kraft von Dudelsäcken und vor allem den verdammt starken Tröten bliesen sie ihren Gig runter, bei dem mich vor allem Songs wie "Die letzte Tröte" oder "Der letzte Tanz" stauen ließen. Auch die Instrumentaleinlagen waren überwältigend, luden zum Tanz ein, und man hatte die Überlegung anzustellen, ob hier Gesang überhaupt nötig ist.
Gespielt wurden noch größtenteils Songs von der "Von Spitzbuben und anderen Halunken" wie z.B. "Die goldene Kette", "Herren der Winde", "Gebt Acht!". Aber auch die "Wahre Helden" wurde mit Songs wie z.B. "Teufelsweib" nicht übergangen.
SCHANDMAUL beherrschen ihr Handwerk. Klar ist aber, dass sie schon von den Lyrics her nicht so markant und prägnant sind wie z.B. SUBWAY oder IN EXTREMO, aber sie machen Spaß und dürften eine Bereicherung für jeden Mittelalterfreak sein!
[Dani]
SUBWAY TO SALLY
Wieder einmal SUBWAY TO SALLY, wieder einmal die obligatorische Frage: Muss man denn noch großartig über diese phänomenale Band berichten? Ja, muss man. Wenn man bei Powermetal.de schreibt ;-).
Prinzipiell überflüssig zu erwähnen, dass die Potsdamer das absolute Highlight am Freitag waren. Ich denke, da hätten die - überraschend guten und verdammt starken - SCHANDMAUL die Performance ihres Lebens abliefern können, selbst das wäre dann ein Kinderspiel für SUBWAY gewesen, die Stimmung und den Auftritt noch zu überbieten.
Erfreulicherweise konzentrierte sich die Band im Gegensatz zur Tour deutlich mehr auf das überragende "Hochzeit"-Album, von dem stapelweise Songs gespielt wurden. Neben "Henkersbraut", "Ohne Liebe", "Böses Erwachen" (im Zugabeteil) gab's selbstverständlich auch Evergreens wie "Die Hexe" oder "Mephisto", und auch "Herzblut" wurde mit "Veitstanz" oder "Kleid aus Rosen" gewürdigt.
Die Band legte - selbstverständlich - eine unbändige Spielfreude an den Tag, und Eric bewegte sich so viel, wie es die doch recht kleine Bühne zulassen wollte.
Bereits bei SCHANDMAUL war die Alte Schmiede recht gut gefüllt, doch bei SUBWAY TO SALLY stand sie nicht nur Kopf, sondern war auch fast komplett voll. Immer wieder erstaunlich, wie es Eric, Frau Schmidt und die restlichen Mannen verstehen, die versammelte Meute entweder zahm wie ein Lamm machen, oder sie in einen wilden, tanzenden und moshenden Pulk zu verwandeln.
Natürlich durfte die Band nicht ohne Zugabe verschwinden - es war Zeit für "Julia und die Räuber", welches die komplette Halle noch minutenlang nach dem Ende skandierte, was Eric mit einem netten "Hey, singt das morgen bei IN EXTREMO, die freuen sich bestimmt..." quittierte.
Fazit: Unglaublich stark wie immer - einfach unschlagbar.
[Rouven]
- Redakteur:
- Rouven Dorn