Fish - Hamburg

08.03.2004 | 12:56

01.03.2004, Fabrik

Der hünenhafte, charismatische Schotte und ehemalige MARILLION-Sänger bat zum Konzert in die Hansestadt Hamburg und ca. 300 Fans, Freaks und FISH-Jünger kamen. Die Hamburger Fabrik war damit ungefähr zu einem Drittel ausgelastet. Alle, die dort waren, bekamen mit NEVER THE BRIDE eine Vorgruppe zu sehen und zu hören, die ihren Job mehr als achtbar erledigte. Warum die Band aus England von ihrem Merchandiser vor dem Konzert im kurzen Gespräch mit uns als "rock and blues band" beschrieben wurde, ist mir jedoch schleierhaft. Den Blues hatten die zwei Damen und drei Herren wohl auf der Insel vergessen. Aber sie haben das Haus gewaltig gerockt... Frontfrau Nicky erinnerte nicht nur einmal stark an Melissa Etheridge. So steigerten sich die Publikumsreaktionen von anfangs - typisch hanseatisch - zurückhaltend bzw. desinteressiert bis hin zu euphorischen (leider jedoch unerfüllten) Zugaberufen am Ende des mit 40 Minuten letztlich viel zu kurzen Sets. NEVER THE BRIDE rockt...!

Doch dann kamen der Onkel, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, und seine teilweise neue Mannschaft auf die Bühne und verzauberten die Anwesenden während der nächsten knapp zwei Stunden. Zunächst einmal überraschte der sonst so sympathisch redselige FISH mit der Tatsache, während der ersten vier Songs nicht mal ein "Guten Abend, Hammbürch" loszulassen. Die aktuelle FISH-CD "Field of Crows" ist momentan nur über das Internet und auf den Konzerten zu beziehen, und dazu noch zu leicht überhöhten Kursen. Im Handel erscheint das Teil erst Ende April, was vermutlich erklärt, warum ein Großteil des Publikums mit dem – allerdings qualitativ hochwertigen – neuen Material des Schotten (noch) nicht vertraut ist. Der etatmäßige Gitarrist Frank Usher musste aufgrund eines Trauerfalls vorübergehend den Tourtross verlassen und wurde von einem Wunderknaben namens Andy Trill ersetzt, der sich das gesamte und wahrlich nicht einfache Material des FISH-Sets in wenigen Tagen aneignete, und obendrein noch ein großartiges Konzert spielte. Dafür und vor allem für die Tatsache, dass die Setlist gegenüber den vorigen Konzerten mit Usher NICHT GEKÜRZT wurde! RESPEKT! Neben seinem langjährigem Keyboarder Tony Turell, dem ehemaligen BIG COUNTRY-Gitarristen Bruce Watson und Steve Vantsis am Bass gehören mittlerweile zwei recht junge Musiker zur neu formierten Band. Es sind an den Drums Windsor McGilvray (22) und an der zweiten Rhythmus-Gitarre sowie dem Background-Mikro Danny Gillan (21). Über Letzteren erzählt FISH in seinem typischen gebrochenen Deutsch eine Begebenheit vom Vorabend. Man war mit der Band auf der Reeperbahn, Danny eben zum ersten Mal und offenbar schwer beeindruckt... Und schließlich ist da ja noch Dannys Freundin zu Hause, und hätte ja keine Ahnung... von der Reeperbahn. Und überhaupt, Danny sei ja erst 21 und "so süß". Die Halle bog sich vor Lachen... Nur der arme Danny verstand natürlich kein Wort...

Das ganze Konzert war nach den letzten, doch etwas ruhigeren Platten des Meisters überraschend stark gitarrenlastig. Besonders 'Moving Targets' kam schon durch die eingangs verzerrten Vocals regelrecht aggressiv durch die Lautsprecher. Nach zahlreichen neuen Stücken wurde mit dem fantastischen 'Cliche' der erste FISH-Klassiker, und damit der erste echte Höhepunkt des Sets erreicht; frenetisch von Publikum gleichermaßen bejubelt und aufgesogen. Weiter ging es mit 'Innocent Party' und 'Vigil' sowie als Abschluss des regulären Sets mit Teilen des 'Plague Song', nämlich 'Raingods Dancing' und 'Wake Up Call Make It Happen'.

Moment…FISH? Richtig, da fehlt doch etwas! MARILLION! Ein FISH-Konzert ohne Stücke seiner früheren Band ist eher selten. Und so kamen wir heuer in den Genuss des einzigen (!) MARILLION-Songs des Abends, dem ganz ausgespielten 'Market Square Heroes', welcher in den Zugabenblock eingelassen war, der ansonsten nur aus einem Medley mit 'Fellini', 'Lucky', 'Internal Exile' und 'The Company' bestand. Damit wurde der offizielle Teil des Konzertes beendet. Na ja, zu Beginn des Medleys wurde dann auch noch 'Lavender' angespielt... circa drei Sekunden lang. Der ganze Zugabenblock und besonders natürlich 'MSH' waren der unbestrittene Höhepunkt dieses genialen Konzertes, auch wenn FISH stimmlich schon mal besser bzw. souveräner gewesen ist.

Nachdem trotz frenetischer Zugaberufe dann Hallenlicht und Beschallung bereits das unvermeidliche Ende des Konzertes dokumentieren, kommt der Mann, der sich selbst mit den Worten "They call me the Fish" beschreibt, nochmals auf die Bühne und entlässt das restlos begeisterte Hamburger Publikum mit 'Scattering Crows' vom neuen Album, welches nicht nur mich angenehm deutlich an ruhige Momente alter MARILLION erinnert, in den weiteren Abend...

Alles in Allem war es ein fantastischer Abend mit FISH in der Hauptrolle, wenn auch mit einigen ungewöhnlichen Umständen. So war die Band zwangsläufig nicht zu einhundert Prozent eingespielt, der Onkel nicht so redselig wie üblich und viele der Anwesenden kannten die neuen Stücke (noch) nicht. Auch der Sound war am Anfang nicht optimal, pegelte sich dann aber ein. Sowohl für mich als "normalen" FISH-Fan als auch für meinen Kumpel Nico, eher der Hardcore-Fangemeinde des Onkels zuzuordnen, und verantwortlich für einige Hintergrundinfos in diesem Bericht, gab es auf der Rückfahrt vom Konzert nur zwei Dinge: FISH hören und das tolle Konzert Revue passieren lassen...

Setlist:

The Field (Intro)
The Rookie
Moving Targets
Jungle Ride
The Perception Of Johnny Punter
Numbers
Zooclass
Old Crow
Cliché
Innocent Party
Vigil
Plague Song (Excerpts)
------
Medley :
Fellini
Lucky
Internal Exile
Market Square Heroes
The Company
------
Scattering Crows

Redakteur:
Martin Stark

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