INFECTED AUTHORIAH, PAINSTYLE - Lichtenfels
06.06.2019 | 19:5610.05.2019, Paunchy Cats
Eine Bands feiert die Rückkehr auf die Bühne nach über einem Jahrzehnt, während die andere nach fast der gleichen Zeit ihren letzten Gig spielt.
Obwohl ich erst kürzlich zum Ragnarök Festival in Lichtenfels war, verschlägt es mich jetzt schon wieder dahin. Diesmal allerdings nicht in die Stadthalle, sondern ins Paunchy Cats, eine Bar, in welcher auch Livekonzerte stattfinden. Bisher war ich dort noch nie und bin deshalb schon sehr gespannt, was mich erwartet. Weil aus den Anzeigen in Facebook nicht eindeutig hervorging, ob 20 Uhr nun Einlass oder Beginn ist, mache ich mich zeitig auf den Weg und treffe bereits gegen halb acht am Paunchy Cats ein. Außer mir sind bisher nur die beiden Bands anwesend, nach einer Weile treffen dann aber auch schon die ersten Besucher ein. Das Paunchy Cats ist sehr interessant eingerichtet, es hat etwas von einem Irish Pub, an den Wänden hängen außerdem viele Poster und Bilder von mehr oder weniger bekannten Musikern, von denen einige sogar schon hier aufgetreten sind. Außerdem gibt es einen DJ-Bereich, in dem der Chef höchstpersönlich hinter den Plattentellern steht und die Gäste mit Schätzchen aus seiner umfangreichen Vinyl-Sammlung beschallt. Bis die erste Band spielt, dauert es auch noch eine Weile, bis dahin treffen auch immer mehr Gäste im Paunchy Cats ein. So langsam aber sicher füllt sich der Laden.
Als erste Band des Abends steht heute PAINSTYLE auf dem Programm. Die Truppe existiert schon seit sehr langer Zeit, lag allerdings seit über zehn Jahren quasi auf Eis, da leider kein vollständiges Lineup vorhanden war. Wie mir einige Musiker der Band mitteilten, existieren wohl auch schon viele fertige Songs, die es jedoch noch nie über die Schwelle des Proberaums hinausgeschafft haben. Das wird sich heute ändern, denn seit einigen Monaten ist PAINSTYLE wieder zu einer vollständigen Band angewachsen und wird heute exklusiv im Paunchy Cats im Lichtenfels die erste Show seit über einem Jahrzehnt spielen. Gehört habe ich von PAINSTYLE bisher noch gar nichts, aber meine Erwartungen sind entsprechend hoch, da ich erfahren habe, dass die Songs wohl teilweise recht schwer zu spielen sind und sich deshalb auch die Suche nach geeigneten Musikern so lange hingezogen hat. Immerhin ist mir bekannt, dass die Band zumindest grob im Death Metal einzuordnen ist, wobei auch noch einige andere Einflüsse im Sound vorhanden sind.
Als PAINSTYLE endlich losbrettert, sind außer mir noch so einige andere Gäste etwas überrascht, denn die Jungs servieren dem Publikum im Paunchy Cats eine deftige Portion Todesblei mit einer Durchschlagskraft, die wohl die wenigsten erwartet hätten. Die Songs sind schnell, hart und bewegen sich jederzeit auf einem sehr hohen technischen Level. Ein herrliches Geprügel! Etwas aufgeregt sind die Musiker bestimmt, denn während der ersten Songs sind sie bezüglich Bühnenperformance noch ziemlich zurückhaltend, aber mit der Zeit tauen sie sichtlich immer mehr auf. Wohl auch, weil sich die Fans ebenfalls nicht lumpen lassen und von Beginn an jeden Track mit lautem Jubel feiern. Willkommen zurück auf der Bühne kann man da nur sagen, denn nur für den Proberaum ist dieses feine Geklöppel ehrlich gesagt viel zu schade. Auch die Zuschauer können gar nicht genug bekommen und fordern trotz der mittlerweile immensen Hitze vor der Bühne nach mehr. Nach 'In Black Despair' ist dann leider doch Schluss und PAINSTYLE holt sich zum letzten Mal an diesem Abend den Applaus der begeisterten Zuschauer ab.
Setliste: Intro; Bitter End; Broken People; Wreck; Morphine Prayers; Nothing; Release; The Mirror; Deadlock; Deathtrip; Painstorm; Into The Abbyss; In Black Despair
Beim heutigen Headliner INFECTED AUTHORIAH könnten die Umstände nicht gegensätzlicher sein, denn die Band gibt heute nach über zehn Jahren im zweiten Anlauf ihr Abschiedskonzert (der erste Versuch musste abgesagt werden). Witzig, dass die 2008 gegründete Truppe damit ungefähr genau so lange aktiv war wie der Vorgänger PAINSTYLE pausiert hat. Musikalisch ist INFECTED AUTHORIAH eher im Thrash Metal verwurzelt, doch auch der Sound der Lichtenfelser ist von diversen Einflüssen geprägt. Obwohl sicherlich ein kleines bisschen Melancholie dabei ist, immerhin ist das heute der letzte Auftritt, macht die Band einen eher fröhlichen Eindruck. Vor allem Sänger Christopher ist zwischen den Songs immer für einen Spaß gut und sorgt im Publikum für gute Laune und strahlende Gesichter. Die Musik trifft nicht ganz so meinen Geschmack wie die des Vorgängers, aber Stimmung können die Lichtenfelser ebenfalls verbreiten, und zwar nicht zu knapp. Es sind wohl in der Pause noch einige Zuschauer eingetroffen, denn das Paunchy Cats ist jetzt bis hinten dicht gefüllt und die Temperatur direkt vor der Bühne wird gefühlt auch immer höher.
Was die Bühnenshow betrifft, hat sich INFECTED AUTHORIAH einige interessante Elemente einfallen lassen. So kommt beispielsweise in einem Song eine Bohrmaschine zum Einsatz, mit der Gitarre gespielt wird. Lustigerweise klingt das gar nicht mal schlecht, auch bei den Zuschauern kommen solche Einlagen natürlich sehr gut an. Dabei hätte die Band solche Spielereien gar nicht nötig, denn die Show macht auch so ordentlich Laune. Bis ganz zum Schluss kann ich mir den Auftritt allerdings nicht anschauen, da ich dringend frische Luft benötige, denn vor der Bühne sind die Temperaturen mittlerweile auf saunaähnlichem Niveau, so dass mir die Brühe nur so herunterläuft. Das Ende der Show bekomme ich leider nicht mit, aber ich habe genug gesehen um zu sagen, dass INFECTED AUTHORIAH zum Abschied nochmal einen richtig amtlichen Auftritt hingelegt hat. Auch wenn mir musikalisch PAINSTYLE besser gefallen hat, die Unterhaltung hat auf jeden Fall gestimmt. Ich bin mir fast sicher, dass wir die Musiker auch wieder in irgendeiner Form auf der Bühne sehen wird. Bis dahin: macht’s gut!
Setliste: Leave You Alone; Death Or Freedom; Rage; Final Drop; Just A Way To Hate Somebody; Fucking Hostile; Enem(I); Deliverance; Dead Man’s Song; Dear Beer; Redneck; Last Days On Earth; Infections; Cowboys From Hell (PANTERA-Cover); Shadows In Me
Damit geht ein ungewöhnlicher, aber sehr geiler, Konzertabend im Paunchy Cats in Lichtenfels zu Ende, der sowohl eine Rückkehr auf die Bühne nach über zehn Jahren und einen Abschied nach etwa der gleichen Zeit von derselben gesehen hat. Vor allem PAINSTYLE konnte mich extrem begeistern, musikalisch einfach das absolute Brett. Hoffentlich sieht man die Jungs bald mal wieder irgendwo live, denn das war schon ziemlich stark was die heute abgeliefert haben. Nicht mehr sehen wird man hingegen INFECTED AUTHORIAH, denn das eben war der Abschiedsgig. Viel besser kann man wohl nicht abtreten, als in seiner Heimatstadt vor vollem Haus und mit einem starken Auftritt. Im Paunchy Cats geht es jetzt noch weiter, mit Musik aus der Konserve und dem einen oder anderen Kaltgetränk. Sehr cooler Laden übrigens, da werde ich bei Gelegenheit unbedingt mal wieder reinschauen.
- Redakteur:
- Hermann Wunner