In Extremo/Krieger - Mannheim

15.01.2007 | 08:46

11.12.2006, Maimarktclub

Wie fast jedes Jahr im Dezember ist es auch dieses Jahr wieder so weit: Die Spielleute sind in der Stadt. Dieses Mal sind die Erwartungen aber noch etwas höher, denn schließlich ist die Tour als "Zehn-Jahre-Jubiläumstour" angekündigt worden. Das scheint die Massen allerdings schon etwas mobilisiert zu haben, denn vor dem Einlass ist es schon ordentlich voll. Das hat aber leider auch zur Folge, dass es nur sehr, sehr langsam am Einlass vorangeht - noch so eine Konstante.

So, erst mal muss man aber die Vorband überstehen. Die letztjährige Supportband RULERS OF THE PLANET waren jetzt nicht so wirklich der Hit, so dass man auf die diesjährigen Anheizer KRIEGER schon etwas gespannt sein darf. Doch auch hier ändert sich wenig zum letzten Jahr: Die Dresdner bieten einen beliebigen und wenig inspirierenden Mix aus RAMMSTEIN und anderen "Neue Deutsche Härte"-Bands und ernten nur wenig Applaus, geschweige denn Begeisterungsstürme. Textzeilen wie "Manchmal geh ich in mich, aber niemand ist da!" treffen die Stimmung recht passend. Außerdem merkt man den Jungs die Unerfahrenheit auf der Bühne deutlich an, denn auch auf Ansagen oder einen Funken Bühnenpräsenz wartet man vergeblich. Na ja, nach 35 Minuten sind dann die letzten Töne verklungen, und man kann sich auf IN EXTREMO freuen.

Punkt 21 Uhr lichtet sich dann der Vorhang, und "Das letzte Einhorn" steht alleine vor einem Vorhang mit einem "X" und beginnt mit einer akustischen Version von 'Spielmann'. Nach ein paar Akkorden geht dann dieser Vorhang auch mit einem großen Knall auf und präsentiert die ganze Bühne, die wie ein Schiff gestaltet ist. Dann ist es natürlich auch der akustische Teil vorbei, und es geht richtig los. Das Publikum ist sofort mit dabei, und die Stimmung steigt spürbar an. Das ist auch kein Wunder, denn der Maimarktclub ist mittlerweile proppenvoll. Mit 'Nur ihr allein' folgt auch gleich der nächste Kracher, der lauthals mitgesungen wird. Dass IN EXTREMO schon "alte Hasen" sind, spürt man bei jeder Geste und jedem Ton. Die Show stimmt, die Pyros sind sehr akzentuiert eingesetzt, und die Ansagen von Micha/"Das letzte Einhorn" passen einfach. Er macht seine Scherze mit dem Publikum - "Sind wir heute in Mannheim?" - und reagiert auch auf Zurufe.

Die Setlist ist ausgewogen, auch wenn der letzte Output fast komplett vertreten ist. Mit 'Kein Sturm' gibt es sogar etwas ganz Neues zu hören, denn dieser Song wird auf dem nächsten Album vertreten sein. Die Töne sitzen alle, und der Sound ist ausgesprochen gut. Respekt auch für Dr. Pymonte, der seine geschätzten hundert verschiedenen Instrumente auch mit 40 Grad Fieber (!) perfekt beherrscht.

Was soll man noch groß sagen? Seit der letzten Tour gab es kein neues Album, das Material ist also durchgehend bekannt. Die Stimmung bleibt die ganze Zeit über ausgelassen: Da feiern Punks neben Girlies und Kuttenträger neben Familienvätern samt Anhang. Die meisten Songs werden durchgehend mitgesungen, wobei manche Songs wie 'Spielmannsfluch' natürlich besonders laut gegrölt werden. Hier muss der sympathische Frontmann mit einem "Das Lied ist zu Ende!" sogar eingreifen, weil die Fans nicht aufhören wollen, den Refrain zu singen - super! Als die Band dann nach 'Liam' die Bühne verlässt, weiß jeder, dass sicher noch nicht Schluss ist, und mit 'Poc Vecem', 'Rotes Haar' und 'Villeman Og Magnhild', das mit brennenden Drumsticks gespielt wird, wird die Menge dann auch noch gebührend für ihr Ausharren belohnt. So ist dann nach zwei Stunden Spielzeit um Punkt 23 Uhr Schluss.

Fazit: Der Gig war mal wieder tadellos und hat richtig Spaß gemacht. Allerdings hatte ich mir bei einer "Zehn-Jahre-Jubiläumstour" etwas ganz Besonderes erhofft, was aber nicht eingetreten ist. Aber warum soll man andererseits etwas ändern, das so gut ist?

Setliste:
Spielmann
Nur ihr allein
Der Wind
Macht und Dummheit
Küss Mich
Erdbeermund
Kein Sturm
Singapur
Spielmannsfluch
Ave Maria
Omnia Sol Temperat
Hiemali Tempore
Horizont
Alte Liebe
Raue See
Mein rasend Herz
Krummavisur
Liam
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Poc Vecem
Rotes Haar
Villeman Og Magnhild

Redakteur:
Martin Schneider

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