In Strict Confidence - Leipzig

24.02.2004 | 13:03

20.02.2004, Werk II

„Den oftmals religiösen Anklängen der Band angemessen hatte der Herr auch im Falle des Konzertes von IN STRICT CONFIDENCE in der Markthalle vor die Entlohnung das Jammertal gestellt, welches es zu durchschreiten galt. Diesmal weniger apokalyptisch als teilweise in der heiligen Schrift, nicht minder verheerend jedoch in der Auswirkung auf das leidgeplagte Individuum. Mit anderen Worten: PZYCHOBITCH waren als Vorgruppe angekündigt.“

Soweit mein geschätzter Kollege Thorbjörn Spieß in seinem Konzertbericht über PZYCHOBITCH und IN STRICT CONFIDENCE in der Hamburger Markthalle. Brillanter und vor allen Dingen treffender hätte ich nicht zusammenfassen können, was die Vorgruppe auch in Leipzig auftischte.
„Warning! This Bitch Bites!“ war plakativ auf dem Shirt der Frontfrau zu lesen und machte im Zusammenhang mit dem Bandnamen unmissverständlich klar, wie das Image der Band ausgerichtet ist. Lasziv räkelte sich die Sängerin auf der Bühne und mir drängte sich derweil die Frage auf, ob diese Performance nur am Geschmack des weiblichen Publikums gänzlich vorbei ging. Der mehr als mäßige Applaus nach jedem Titel und die immer länger werdenden Schlangen an der Bar gaben meiner Annahme allerdings recht – wirklich anziehend fand diesen Auftritt anscheinend nur eine äußerst schmale Minderheit.
Als ob das optische Empfinden nicht schon genug malträtiert wurde, nein, auch die musikalische Darbietung konnte da nichts rausreißen. Eine ewig gleiche und durchgehend nervig wummernde Bassdrum unterlegte ausnahmslos jeden Song und auch die nicht wesentlich angenehmer wirkende Stimme der „PZYCHOBITCH“ fräste sich unaufhaltsam durch die Köpfe der Anwesenden.
Ich muss gestehen, dass ich von dieser Combo zuvor noch nicht einen Song bewusst gehört hatte und somit möchte ich nicht anzweifeln, dass die Songs auf CD eventuell mehr hermachen. Nach diesem Auftritt hatte zumindest ich keine gesteigerte Lust mehr darauf in ein Album von PZYCHOBITCH auch nur reinzuhören.

Bei entspannend ruhiger Musik wurde nun auf der Bühne fleißig gewerkelt, um alles für den Auftritt von IN STRICT CONFIDENCE herzurichten. Dank eines eingespielten Teams waren die Umbauarbeiten auch recht schnell abgeschlossen, die Halle A des Werk 2 hatte sich mittlerweile gut gefüllt und kaum hatte ich mich zum Fotografieren am Bühnenrand platziert begann auch schon das atmosphärische Intro. Mit „Kiss Your Shadow“ wurde Leipzig offiziell begrüßt und die Wahl, das Konzert mit einem Klassiker zu eröffnen, war eine gute. Von Beginn an war somit beste Stimmung garantiert, lange Aufwärmzeiten waren nicht vorgesehen. Ohne große Umschweife ging es weiter mit „Prediction“, bevor mit „Seven Lives“ das erste Stück vom aktuellen Album „Holy“ angestimmt wurde.
Den ersten Höhepunkt der Show bot ganz sicher das wunderschöne „Engelsstaub“, das vom begeisterten Publikum frenetisch bejubelt und mitgegrölt wurde. Sängerin Nadine Stelzer gesellte sich zu diesem Song mit auf die Bühne, ihre Stimme konnte der Akustik der alten Fabrikhalle jedoch nicht standhalten. Anders als beim Konzert in Hamburg wurde ihr Solosong Song „Au Milieu Des Anges“ in Leipzig ausgespart – hinsichtlich der örtlichen Gegebenheiten war das sicherlich die richtige Entscheidung.

Fortgesetzt wurde das Programm mit fünf „Holy“- Songs am Stück. Das Highlight in diesem Block war ganz sicher „Babylon“, das live um Längen brachialer und somit meiner Meinung nach auch wesentlich besser dasteht als in der Ursprungsversion. Das reguläre Set wurde daraufhin mit dem Song beschlossen, ohne den IN STRICT CONFIDENCE wohl nie mehr von der Bühne gelassen werden – das „Zauberschloss“ brachte auch an diesem Abend wieder Frauenherzen zum Schmelzen.

Da Leipzig, nach Angaben Dennis Ostermanns, die Stadt ist, die von IN STRICT CONFIDENCE in den vergangen Jahren am Häufigsten besucht wurde, war natürlich klar, dass jetzt noch lange nicht Schluss sein konnte. Mit „Eye Of Heaven“ stimmte man die erste Zugabe an, verschwand allerdings nach „Hidden Thoughts“ und diverser Lobeshymnen auf ein zugegebenermaßen grandioses Publikum, sogleich wieder hinter der Bühne. Verwirrung machte sich breit. Kommen sie jetzt noch mal zurück oder war es das jetzt schon? Die ersten bildeten bereits eine Schlange vor der Garderobe, andere machten sich direkt auf den Heimweg. Der Grossteil allerdings harrte weiterhin aus und bekam zur Belohnung noch ein Dreierpack, bestehend aus „Become An Angel“, „Herzattacke“ und dem wunderschönen und altbekannten „Industrial Love“ geboten. Bei „Herzattacke“ wäre wohl jeder ernsthafte Securitymitarbeiter einer selbigen nahe gewesen, denn ein begeisterter Fan war gleich so überwältigt, dass es ihn auf die Bühne zog um sich dort zu Herrn Ostermann hinter das Mikrofon zu klemmen. Dennis nahm den Zwischenfall aber ganz gelassen und nach wenigen Takten war die ungeplante Tanzeinlage auch schon freiwillig wieder beendet.

Gegen Mitternacht löste sich die Gesellschaft im Werk 2 so langsam auf. Die einen machten sich auf den Weg, um im Darkflower die offizielle Aftershowparty zu begehen, die anderen fuhren nach einem begeisternden, wenn auch mit ca. 17 Euro recht teuren, Konzertabend gen Heimat. IN STRICT CONFIDENCE jedenfalls hatten bewiesen, dass sie den Kritikern, die anhand der letzten beiden Alben „Mistrust The Angels“ und „Holy“ den Beginn des Untergangs der Band prophezeiten, gut gefüllte Konzerthallen und eine begeisterte Anhängerschar entgegenzusetzen haben.


Setlist IN STRICT CONFIDENCE:
01. Intro
02. Kiss Your Shadow
03. Prediction
04. Seven Lies
05. Engelsstaub
06. Emergency
07. Babylon
08. Another Night
09. Heal Me
10. Closing Eyes
11. Zauberschloss
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12. Eye Of Heaven
13. Hidden Thoughts
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14. Become An Angel
15. Herattacke
16. Industrial Love

Freya Diepenbrock
http://www.gothicparadise.de

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