KISSIN' DYNAMITE - Köln

16.01.2023 | 14:02

07.01.2023, Live Music Hall

Bester Stadionrock in der Halle

Was könnte es an einem Samstag Schöneres geben, als sich in der wohligen Live Music Hall zu Köln ein paar schmissige Rock-Töne zu geben? Richtig, während es draußen regnet und der triste Januar sein Unwesen treibt, steigt im Herzen Köln-Ehrenfelds die Rock-Party.

Mit LEAGUE OF DISTORTION und FORMOSA haben die Jungs von KISSIN' DYNAMITE zwei sehr verheißungsvolle Kapellen am Start und mit DYNAZTY sorgt der Special-Guest der aktuellen "Not The End Of The Road"-Tour für das gewisse Extra.

Während also das noch aktuelle und formidable KISSIN' DYNAMITE-Album herausgekramt und anschließend ins Auto gepackt wird, steigt die Vorfreude ob der Dinge, die heute im einst so legendären Kölner Stadtviertel Ehrenfeld steigen.

Da das Underground allerdings seine Pforten schließen musste, bleibt zumindest noch die von mir vor zehn Jahren beinah jedes Wochenende besuchte Live Music Hall inklusive der wohligen Erinnerungen an die Cowboys-From-Hell- und Rockgarden-Partys. Auch die 90er-Jahre-Themenabende waren nicht zu verachten, doch heute fegt der Rocksturm über das Rheinland und mit ihm haben sich stolze vier Bands angekündigt, um die Halle in Ehrenfeld zum Kochen zu bringen.

Der musikalische Abend beginnt um ca. 19 Uhr mit LEAGUE OF DISTORTION, der Zweitband von KISSIN' DYNAMITE-Gitarrist Jim Müller, schon vor sehr gut gefüllter Live Music Hall. Besagter Klampfer wird sehr gut vertreten und der Modern Metal der Truppe kommt fantastisch in Köln an.

Und obwohl die Mannschaft um EXIT EDEN-Frontfrau Anna Brunner erst Ende November ihr Debütalbum veröffentlichte, merkt das Publikum in jeder einzelnen Note die musikalische Reife des Quartetts.

Energisch, spielfreudig und mit Wucht prügeln die vier Musiker in knapp 30 Minuten die Halle zusammen und haben mit 'Wolf Or Lamb', 'It Hurts So Good' oder auch dem abschließenden 'L.O.D.'-Finale knackiges Songmaterial am Start.

Vor allem Anna ist ein absolutes Energiebündel und weiß die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen und nachdem sich beim Abschluss auch Jim kurz auf der Bühne blicken lässt, erntet LEAGUE OF DISTORTION auch den Applaus, den die Truppe nach diesem Auftritt verdient hat.

Nach angenehm kurzer Umbaupause geht es nahtlos mit FORMOSA aus Essen weiter und diesmal steht eine ordentliche Portion Hard Rock mit sattem Glam-Einschlag auf der Speisekarte. Weiterhin bleibt die Live Music Hall sehr gut gefüllt und obgleich es von den Temperaturen her etwas unangenehm wird, entschädigen ein satter Sound und eine 1A-Performance FORMOSAs. Generell ist die Bandauswahl am heutigen Tag extrem gut, weiß sich doch FORMOSA sehr spielfreudig und teils auch extravagant auf das einzustellen, was noch folgen wird.

'Fuck Up Your Liver', 'Sold My Soul' und 'Living On A Blade' als Opener machen Spaß und erinnern auch in Sachen Gesang dezent an MÖTLEY CRÜE und POISON. In Sachen Extravaganz steht FORMOSA dem Act zuvor in Nichts nach und weiß das Publikum zum Klatschen und Singen zu animieren. Abschließend hauen Sänger Nik Bird und seine trinkfesten Jungs mit der Powerballade 'Manic Lover' und 'Bad Boys' zwei richtig schmissige Ohrwürmer ins Publikum, um dann die Bühne für den vorletzten Beitrag des heutigen Abends freizumachen.

Um die Stimmung innerhalb des Publikums auch weiterhin oben zu halten, wird fix die Bühne umgebaut und das Intro für DYNAZTY angeworfen. Auf die Jungs aus Stockholm habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut, fand ich "The Dark Delight" sowie das aktuelle "Final Advent"-Album doch richtig klasse, das wunderbaren, kitschfreien Power Metal bot und inmitten des Hard Rocks und Modern Metal macht eine gewisse Note Kraftstahl doch ungemein viel Laune.

Und von besagtem 2022er Album hauen die Schweden mit 'Power Of Will', 'Natural Born Killer' und 'Yours' auch ordentliches, abwechslungsreiches Futter in die Menge, die der Band aus der Hand frisst. Die Stimmung ist bestens, der Sound eine Wucht, die Bühnenperformance DYNAZTYs extrem vital und mit 'Firesign' und 'Presence Of Mind' gibt es auch etwas älteres Material, was extrem gut ankommt.

Da macht selbst das Schlagzeugsolo von Georg Egg Laune, das dem Auftritt der Mannschaft um Nils Molin auch einen gewissen Punch gibt. Und weil sich Köln von seiner besten Seite zeigt, kommt DYNAZTY nach 'Heartless Madness' gar nicht drum herum, mit dem "Titanic Mass"-Hit 'The Human Paradox' noch einen tollen Zugabensong zu spielen. Ein toller Auftritt, der Lust auf mehr macht und den Jungs definitiv noch einige Fans hinzugewonnen hat.

Und jetzt geht es richtig ab, die Live Music Hall platzt aus beinah allen Nähten und die Vorfreude kennt kein Halten mehr. Allein das Bühnenbild ist eine Wucht: eine mehrstufige Erhöhung, ein mit LEDs behangener Strommast, das Artwork des aktuellen "Not The End Of The Road"-Albums – die Rockparty kann starten und KISSIN' DYNAMITE kommen. Und während die Nebelmaschinen mächtig Dampf machen, erklingen die ersten Töne von 'No One Dies A Virgin'. Die Band ist auf der Bühne, die Halle tobt, es wird gejubelt und gesungen, hach, wie ist das schön!

Und obwohl wir uns im tristen Januarwetter in einer Halle befinden, versprühen die vier Jungs mit ihrem Frontmann Hannes ein sonnendurchflutetes Stadionfeeling, das dank 'I've Got The Fire', dem Glam-Rocker 'Sex Is War' und dem beinah schon unverschämt catchigen Ohrwurm 'Only The Dead' ins Unermessliche geht. Die Jungs wissen, wie man die Partystimmung aus jedem einzelnen Zuschauer herauskitzelt und sind selbst ein ungemein eingespieltes Team: Jeder Ton, jeder Schritt, jede Pose sitzt wie eine Eins – obwohl KISSIN' DYNAMITE die Live-Erfahrung der ganz Großen haben könnte, versprüht man einen ungemeinen Spielwitz; es ist eine Freude, den Jungs beim Rocken zuzugucken. Und die Euphorie des Publikums entlockt Hannes sogar ein dreifaches "Kölle Alaaf".

Die Karnevalshochburg weiß auch zu rocken. Natürlich steht mit 'What Goes Up' und dem Ende hin dem tollen Titelstück das noch aktuelle Album im Vordergrund, doch mit 'Living In The Fastlane' und dem 2010er Rocker 'Love Me Hate Me' werden auch die etwas älteren Stücke der Schwaben in Grund und Boden gefeiert.

Daran merkt man allerdings auch, wie gut sich die "Not The End Of The Road"-Tracks in das Songgefüge KISSIN' DYNAMITEs bereits integriert haben, wie text- und feiersicher die komplette Live Music Hall doch sein kann.

Bei der Pianoballade mit Hannes an den Tasten stellt sich zwischenzeitlich eine leichte Gänsehaut ein, ein auch für den Sänger sehr bewegender und emotionaler Moment, ehe das Gitarrenduo Andre und Jim beim folgenden 'Yoko Ono'/'Ecstasy'-Duo wieder in die Saiten hauen.

Es ist meine erste Show, die ich mit Sebastian Berg an den Drums sehe und ich ziehe den Hut, wie gut er doch auch zum Rest der Bande passt. Und als dann nach 'I Will Be King' die heimliche Lieblingsnummer von Jakob Ehmke und mir zum Besten gegeben wird, singe auch ich laut 'DNA' mit. Wer hätte das gedacht. Zusammen mit einem fabelhaften Sound, den tollen Lichteffekten, die je nach Stimmung variieren und den Songs das gewisse Extra verleihen, sowie einer bombensicheren Auswahl an Hits ist die Spielfreude der fünf Schwaben die Kirsche auf dem Eisbecher des Stadionrocks.

Leider ist das Konzert nach 'Coming Home' und dem wunderbaren 'Flying Colours', bei dem auch die allerletzten Kräfte gebündelt werden, auch schon vorbei. Doch nach solch einer schweißtreibenden Show, bei dem sich auch die Kölner von ihrer feierwütigen Seite gezeigt haben, dürfen wir KISSIN' DYNAMITE unter tosendem Applaus in den wohlverdienten Feierabend entlassen.

Was war das doch für ein toller Abend. Vier fantastisch aufgelegte Bands, eine ohnehin sehr erinnerungsträchtige Location, ein Publikum, das aus dem Feiern, Klatschen, Singen und Rocken kaum mehr rauskam und viele neue Ohrwürmer als Giveaways sorgen für einen Konzertabend nach Maß. Auch wenn uns außerhalb der Mauern der ausverkauften Live Music Hall wieder der triste, kalte und nasse Alltag erwartet, haben uns LEAGUE OF DISTORTION und FORMOSA mächtig eingeheizt, sich DYNAZTY mit starkem Kraftstahl von der besten Seite gezeigt und KISSIN' DYNAMITE schlichtweg die Rocksau von der Leine gelassen. Vielen Dank meine Damen und Herren für diesen tollen Abend!

Redakteur:
Marcel Rapp

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