KREATOR, DIMMU BORGIR, HATEBREED, BLOODBATH - Leipzig

04.01.2019 | 16:40

14.12.2018, Haus Auensee

Kurz vor Weihnachten hat Nuclear Blast den Fans nochmal ein richtig interessantes Konzertpaket geschnürt. Im Rahmen der "European Apocalyse"-Tour machen sich in diesem Winter KREATOR, DIMMU BORGIR, HATEBREED und BLOODBATH auf, um diverse Städte in ganz Europa in Schutt und Asche zu legen.

Ein sehr abwechslungsreiches Lineup, wie ich finde, da versteht es sich fast von selbst, dass ich mir dieses Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen darf. Und dann noch ein Termin in Leipzig an einem Freitag, perfekt! Aufgrund des ungewohnt frühen Beginns um 18 Uhr bleibt mir nach der Arbeit gerade noch Zeit, um mich umzuziehen, dann muss ich auch schon los. Natürlich ist an einem Freitagnachmittag auf der Autobahn auch so einiges los, aber ich schaffe es trotzdem just in time ins Haus Auensee in Leipzig und komme gerade noch dazu, meine Kamera für den heutigen Einsatz vorzubereiten, dann geht auch schon das Licht aus und ich eile in den Fotograben.

Den Anfang macht heute BLOODBATH, worauf ich mich im Vorfeld bereits sehr gefreut habe, denn eine kernige Ladung Death Metal ist nie verkehrt als Einstieg ins Wochenende. Die Jungs wollen dem Publikum natürlich ihr aktuelles Album "The Arrow Of Satan Is Drawn" vorstellen, welches in diesem Jahr erschienen ist, weshalb sie gleich mit 'Fleischmann' loslegen. Obwohl der Sound richtig gut ist, und die Songs gefallen, will der Funke nicht so recht überspringen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass der Auftritt mit angezogener Handbremse stattfindet. Klar, von einem Opener darf man keine aufwändige Lichtshow erwarten, aber die Musiker wirken an diesem Tag einfach nicht besonders motiviert. Frontmann Nick Holmes wirkt besonders träge und gibt den Bewegungslegastheniker, indem er sich so gut wie gar nicht vom Fleck rührt. Gelegentlich mal eine Handbewegung oder ein leichtes Kopfnicken, das war es dann schon. Vielleicht hat er eine harte Nacht hinter sich oder das Bier am Vorabend hat besonders gut geschmeckt, man weiß es nicht. Während ich noch darüber sinniere, ist der Auftritt auch fast schon wieder vorbei, denn Nick kündigt das letzte Lied 'Eaten' an. Übrigens seine einzige Ansage an diesem Abend. Letztendlich bin ich sogar froh, dass die Show nur 30 Minuten gedauert hat, denn in dieser Form will ich BLOODBATH einfach nicht sehen. Da ist deutlich mehr drin. Vom Publikum gibt es zwar Anstandsapplaus, aber so richtig mitreißend war das jetzt nicht.

Setliste: Fleischmann; Let The Stillborn Come To Me; So You Die; Bloodicide; Outnumbering The Day; Chainsaw Lullaby; Eaten

Der Weg nach draußen gestaltet sich schwierig, denn das Haus Auensee ist bereits ziemlich voll. An der Bar sehe ich, dass es Motivbecher gibt, von DIMMU BORGIR und KREATOR. Einige Fans sind auch schon fleißig am Horten und haben bereits fünf oder mehr Becher gebunkert. Bei der nächsten Band habe ich keine Ahnung, was mich erwartet, denn bis auf einige Lieder kenne ich von HATEBREED rein gar nichts und live habe ich die Truppe auch noch nicht erlebt. Aber ich lasse mich natürlich gerne überraschen.

Das Licht erlischt und HATEBREED stürmt um Punkt 19 Uhr auf die Bühne. Bereits nach wenigen Takten des Openers 'To The Threshold' ist klar, dass es jetzt etwas actionreicher zugeht als vorhin bei BLOODBATH. Man merkt der Band absolut an, dass sie Bock hat zu performen und dem Leipziger Publikum eine geile Show bieten möchte. Und es dauert auch nicht lange, bis die Energie, welche die Jungs an den Tag legen, auch auf das Publikum abfärbt. Schnell entstehen erste Pits und die Stimmung wird mit jedem Song ausgelassener. Sänger Jamey heizt die Menge noch zusätzlich an, indem er erzählt, dass er unbedingt in Leipzig auftreten wollte, was natürlich mit großem Jubel quittiert wird. Eine besonders aufwändige Bühnendeko oder Lichteffekte braucht HATEBREED nicht, aber gewaltig Arsch treten können die Jungs, das muss man ihnen lassen. Der Auftritt ist somit das genaue Gegenteil zu BLOODBATH, was aber sicher niemanden in der Halle stören dürfte.

Auch die ersten Crowdsurfer machen sich so langsam auf den Weg und es werden immer mehr. Es befinden sich sogar recht viele textsichere Fans im Publikum, was Jamey sichtlich erfreut. Ich muss schon sagen, obwohl Hardcore jetzt nicht wirklich meine Baustelle ist, bin ich sehr angetan von dem, was HATEBREED da aufs Parkett zaubert. Der Funktion des Anheizers wird die Band in jeder Sekunde gerecht, man merkt einfach, dass die Jungs das nicht erst seit gestern machen. Die Zeit vergeht auch rasend schnell und schon kündigt Jamey den letzten Song 'Destroy Everything' an. Vorher muss er allerdings dem Publikum noch ein letztes Mal mitteilen, dass es "fucking amazing" ist, womit er auf jeden Fall Recht hat, aber dieses Kompliment kann man für diesen geilen Auftritt mit bestem Gewissen zurückgeben. Was für ein Adrenalinrausch, der leider nach einer Dreiviertelstunde schon wieder vorbei ist. Hoffentlich hat BLOODBATH den Auftritt hinter der Bühne auch verfolgt, dann haben sie mal gesehen, wie es gemacht wird. Aber wahrscheinlich waren sie schon unter der Dusche damit beschäftigt, sich die Schminke abzuwaschen.

Setliste: To The Threshold; A.D.; Looking Down The Barrel Of Today; Smash Your Enemies; Last Breath; Filth; As Diehard As They Come; Beholder Of Justice; This Is Now; Doomsayer; Perseverance; I Will Be Heard; Destroy Everything

Nach draußen gehe ich diesmal nicht, denn es ist schon ein ziemliches Gedränge im Haus Auensee, das wohl ziemlich ausverkauft sein dürfte. Vor der Bühne komme ich mit einigen anderen Gästen ins Gespräch und ehe man sich versieht, ist die Umbauzeit auch schon wieder vorüber.

Das Licht erlischt, dichter Nebel zieht auf und zu den Klängen des Intros von 'The Unveiling' betritt DIMMU BORGIR ziemlich theatralisch die Bühne. Die üppigen Scheinwerfer werden jetzt zum ersten Mal an diesem Abend komplett genutzt, in Verbindung mit dem Bühnenbild und den Bandmitgliedern, die alle Kapuzenmäntel tragen, ist das schon ein gewaltiger optischer Eindruck, der hier entsteht. Die aktuelle Scheibe von DIMMU BORGIR hat ja einige Jahre auf sich warten lassen und hat mich ehrlich gesagt auch nicht komplett vom Hocker gerissen, mehr als das Prädikat "ganz ordentlich" kann ich der Platte einfach nicht geben. Das bekommt allerdings kein Album der Norweger von mir, welches nach dem Überwerk "Enthrone Darkness Triumphant" erschienen ist. Wirklich enttäuscht hat aber auch keine Scheibe, das muss man ebenfalls anerkennen. Die Show hingegen ist mitreißend von Beginn an, allein die tollen Lichteffekte und der viele Nebel sorgen für eine gewaltige Atmosphäre. Zudem agiert das Keyboard viel mehr im Hintergrund als auf Platte, was den Songs deutlich mehr Härte verleiht. Die theatralische Bühnenshow der Musiker ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Fotografen, die übrigens sehr zahlreich anwesend sind heute. Auch mir sind einige richtig geile Schnappschüsse gelungen, wie ihr sehen könnt.

Ich kann gar nicht genau sagen, ob es während des Auftritts Pits gibt oder nicht, die optischen Eindrücke sind einfach zu überwältigend, als dass man seinen Blick von der Bühne abwenden könnte. Ein Orchester hat diese Band absolut nicht nötig, das ist auch ohne schon ganz großes Kino. DIMMU BORGIR ist sichtlich gut drauf und auch das Publikum wird nicht müde, nach jedem Lied ausgiebig zu applaudieren. Für mich ist dieser Auftritt sogar noch deutlich mitreißender als der von HATEBREED zuvor, denn musikalisch ist das schon eher meine Richtung. Viel besser kann man diese Musik wohl nicht auf die Bühne bringen, ein mehr als würdiger erster Headliner des Abends. Nach 70 Minuten Spielzeit wird dann leider schon der letzte Song angekündigt, aber der ist nochmal ein ganz besonderes Schmankerl. Es gibt 'Mourning Palace', einen der besten Songs, den DIMMU BORGIR je geschrieben hat, zumindest meiner Meinung nach. Und wohl auch nach der des Lieblingsrappers der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BUSHIDO), der sich unter anderem bei diesem Lied dreist bedient hat und Teile daraus in eigenen Songs verwurstet hat. Ein echter Gangster eben. Einen besseren Abschluss als 'Mourning Palace' hätte DIMMU BORGIR fast nicht finden können, der perfekte Rausschmeißer nach einem granatenstarken und visuell sehr beeindruckenden Auftritt. Das muss KREATOR jetzt erst mal toppen.

Setliste: The Unveiling; Interdimensional Summit; The Chosen Legacy; The Serpentine Offering; Gateways; Dimmu Borgir; Council Of Wolves And Snakes; Puritania; Indoctrination; Progenies Of The Great Apocalypse; Mourning Palace

Die Ruhrpott-Thrasher haben offenbar auch so einiges geplant, denn während des Umbaus wird ein großes Tuch vor der Bühne aufgehängt, so dass man nicht sehen kann, was dahinter passiert. Sehr geheimnisvoll, da bin ich mal gespannt. Dann kämpfe ich mich eben doch mal nach hinten durch und statte dem Merch einen Besuch ab. Neben den üblichen Tourshirts gibt es von KREATOR und DIMMU BORGIR auch Shirts mit dem Rückenaufdruck "The European Apocalypse – 14.12.18 - Leipzig, Germany". Eine sehr coole Idee, da nehme ich mir doch gleich eines von KREATOR mit, da ich bei dem von DIMMU BORGIR die Vorderseite nicht ganz so ansprechend finde. Jetzt schnell noch die Nikotinsucht befriedigen und dann wieder ab ins Getümmel vor die Bühne.

Als das Licht ausgeht, wird klar, was es mit dem mysteriösen Tuch auf sich hat. Über einen Beamer wird ein mehrminütiges und recht mystisches Video auf dieses projiziert, das von ebenso mystischer Musik unterlegt ist. Nach einigen Minuten wird folgender Text eingeblendet: "Leipzig... get ready to be destroyed". Es folgt ein lauter Knall und bunte Papierschnipsel rieseln von der Decke herab, auch ein eindrucksvoller Anblick. Dann fällt das Tuch herab und KREATOR betritt unter lautem Beifall die Bühne. Mit 'Enemy Of God' wird der tobenden Menge gleich ordentlich eingeheizt, mit 'Hail To The Hordes' von der aktuellen Scheibe "Gods Of Violence" geht es ebenso heftig weiter. Die Lichtshow ist jetzt nicht so spektakulär wie zuvor bei DIMMU BORGIR, dafür zieht KREATOR jedoch andere Register. Es geht immerhin fast ebenso neblig zu und bei einigen Liedern gibt es sogar kurze Feuersalven aus dem Boden. Selbst aus mehreren Metern Abstand spürt man die Wärme des Feuers noch sehr deutlich, wie wird sich das wohl auf der Bühne anfühlen? Mille und seine Jungs geben wirklich alles, sie spulen sozusagen ihr reguläres Programm ab. Und das ist keinesfalls negativ gemeint, denn jede KREATOR-Show, der ich bisher beiwohnen durfte, war einfach Abriss pur. Die europäische Apokalypse in Leipzig stellt da keine Ausnahme dar.

Am dominantesten ist natürlich "Gods Of Violence" in der Setliste vertreten, auf meinen Lieblingssong dieses Albums ('Totalitarian Terror') warte ich jedoch heute leider vergebens. Wirklich schlimm ist das allerdings nicht, denn 'Satan Is Real' und vor allem 'Fallen Brother' wissen ebenso zu gefallen. Natürlich hat KREATOR auch wieder die eine oder andere klassische Abrissbirne im Gepäck, so schwingt Mille beispielsweise auch am heutigen Abend wieder standesgemäß die 'Flag Of Hate'. Ein genialer Song, der einfach immer wieder geil ist. Als Mille mit einer eindeutigen Handbewegung zum Pit aufruft, lässt sich das Leipziger Publikum natürlich nicht lange bitten. Die Stimmung ist geil, die Leute haben mindestens genauso viel Bock wie die Band und das Haus Auensee ist mittlerweile der reinste Hexenkessel. Ein besonderes Lob muss ich an dieser Stelle mal Gitarrist Sami aussprechen, der so ganz nebenbei noch bei WALTARI und BARREN EARTH die Saiten zupft. Der Mann ist richtig klasse, hoffentlich bleibt er KREATOR (und den beiden anderen Bands natürlich auch) noch möglichst lange erhalten. Lass den auf keinen Fall gehen Mille, hörst Du?

Als KREATOR dann nach 'Hordes Of Chaos' von der Bühne geht, ist eigentlich jedem Anwesenden klar, dass dies noch nicht das Ende gewesen sein kann. Denn ein bestimmter Song fehlt noch, ohne den darf keine KREATOR-Show enden. Die lauten "Zugabe" Rufe bleiben natürlich nicht ungehört und so erscheint die Band noch einmal und heizt der Menge vorerst mit 'Violent Revolution' nochmals ein. Und dann kommt er: 'Pleasure To Kill'. Einen besseren Arschtritt kann ich mir fast nicht vorstellen, Band und Publikum geben nochmal alles. Danach ist dann aber wirklich Schluss und KREATOR wird mit gewaltigem Applaus aus Leipzig verabschiedet. Eine sehr intensive Show haben Mille und seine Jungs da wieder einmal abgeliefert. Das macht auch den leider etwas schwächeren Auftritt von BLOODBATH schon fast vergessen.

Setliste: Enemy Of God; Hail To The Hordes; Awakening Of The Gods; People Of The Lie; Gods Of Violence; Satan Is Real; Mars Mantra; Phantom Antichrist; Fallen Brother; Flag Of Hate; Phobia; Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite); The Patriarch; Violent Revolution; Pleasure To Kill

So geht mal wieder ein sehr geiler Konzertabend in Leipzig zu Ende, besser kann man einen Freitagabend kurz vor Weihnachten eigentlich fast nicht verbringen. Großes Lob an Nuclear Blast, die ein wirklich geiles Package zusammengestellt haben. Der Eintrittspreist geht auch absolut in Ordnung, selbst wenn nur einer der beiden Headliner dabei gewesen wäre, hätte es sich definitiv gelohnt. Mit HATEBREED habe ich eine sehr positive Überraschung erlebt, die Jungs würde ich mir jederzeit wieder anschauen. Aber auch DIMMU BORGIR und KREATOR haben eine Wahnsinnsshow abgeliefert und sich als absolut würdige Headliner präsentiert. Auch BLOODBATH würde ich noch eine Chance geben, denn einen schlechten Tag kann ja schließlich jeder mal haben.

Redakteur:
Hermann Wunner

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