Keep It True X - Lauda-Königshofen
06.05.2008 | 08:0704.04.2008, Tauberfrankenhalle
Das Keep-It-True-Festival ist nicht nur für sein traditionell ausgerichtetes Billing mit alten Klassiker-Bands und Newcomern bekannt, sondern auch für seine oftmals sehr starken Opener-Bands. So sorgten in den vergangenen Jahren Combos wie POWERVICE oder auch IGNITOR für mächtig Furore. Beim zehnten Keep-It-True-Festival obliegt es der griechisch-italienischen Formation BATTLEROAR, das Publikum auf Touren zu bringen. Wenige Wochen vor Beginn des Festivals war die Band zur Stelle, um PHANTOM X im Billing zu ersetzen, die aufgrund einer Operation von Sänger Kevin Goocher nicht auftreten konnten.
Eine beachtliche Anzahl von Fans tummelt sich vor der Bühne, als BATTLEROAR loslegen. Und von der ersten Sekunde an springt der Funke auf das Publikum über. Sänger Marco Congoreggi kommt ungemein sympathisch rüber, und er intoniert Stücke wie 'Egyptian Doom', die erste Band-Single 'Swordbrothers' (sehr stark!) oder auch das neue Stück 'Hyrkanian Blades' voller Hingabe. Das Publikum ist bester Laune. BATTLEROAR sollten mit diesem Auftritt einige Fans hinzugewonnen haben. Leider ist der Gig nach vierzig Minuten schon am Ende angelangt, und ich kann ohne Übertreibung festhalten, dass BATTLEROAR eine richtig gute Performance hingelegt haben.
[Martin Loga]
Nach dem doch recht triumphalen Einstieg der hellenischen Epiker, die manche Anwesende gar als besten KIT-Opener aller Zeiten preisen, haben es die noch sehr jungen Mexikaner von STRIKEMASTER entsprechend schwer, das Stimmungsniveau konstant hochzuhalten, was schließlich auch nicht ganz gelingt. Das liegt zum einen daran, dass die Unerfahrenheit der Truppe sich doch sehr stark in der unscheinbaren und zurückhaltenden Bühnenpräsenz zeigt, und zum anderen daran, dass der Thrash Metal, von wenigen Kultbands abgesehen, für viele KIT-Gänger doch eher geduldetes Beiwerk darstellt als eine wirkliche Herzensangelegenheit. So erhalten die Jungs für ihren solide heruntergeprügelten Knüppelsound der Marke "frühe SLAYER treffen auf die Rumpelversion früher MEGADETH" von der großen Mehrzahl der Anwesenden leider nicht viel mehr als den obligatorischen Höflichkeitsapplaus, auch wenn sich einige unentwegte Dreschflegelfetischisten in den ersten Reihen mit Wonne die Rübe abschrauben lassen.
Schade eigentlich, dass die Band nicht den Opener geben darf, sondern nach einer Band ran muss, die beim KIT-Publikum doch schon einen sehr etablierten Status einnimmt, denn ich finde sowohl den Stil als auch das Songmaterial der jungen Musiker aus dem Land der Maya und Azteken alles andere als übel. Allerdings werden so essentielle Dinge wie Abwechslung und Charisma leider noch recht klein geschrieben, so dass es verständlich ist, dass eine Band wie STRIKEMASTER in diesem hochkarätigen Billing ein Mauerblümchen-Dasein fristen muss. Trotzdem: Wenn die Mexikaner auf diesen Anfang aufbauen, dann sollten sie auf jeden Fall einen Fuß in die Türe zur europäischen Metalszene bekommen.
[Rüdiger Stehle]
Setlist:
Thrashing The Blind School
Suicidal License
STC (Street Criminals)
OMD (Orgiastic Mental Decadence)
Merciless Machine
Inflexible Steel
Ritual Killings
Up For The Massacre
Prophetic Chemical Death
Nach der kurzweiligen, nett anzusehenden Performance der Mexikaner folgt mit MERCILESS DEATH untypischerweise gleich die nächste Thrash-Band im Billing. Während STRIKEMASTER in ihren Songs immerhin eine gewisse Variabilität an den Tag legen, regiert bei MERCILESS DEATH fast permanent ein gleichförmig klingender Highspeed-Vorschlaghammer. Das Trio ist heute ohne Schlagzeuger Cesar Torres am Start, der krankheitsbedingt in den USA bleiben muss. Stattdessen wird die Band von einem bullig wirkenden Mann mit feuerrotem Irokesen-Schnitt hinter der Schießbude unterstützt.
Spielerisch macht das Trio an und für sich Druck, aber das Songmaterial von MERCILESS DEATH wirkt aus meiner Sicht ermüdend - dergestalt, dass sich die Stücke zu sehr ähneln. Hinzu kommen etliche spielerische Ungenauigkeiten, die besonders bei Gitarrist Dan Holder mit seinen unpräzisen Gitarrensoli zu verbuchen sind. Die Rohheit und Vehemenz, mit der Thrash-Bolzen wie 'Deathwarriors' oder 'The Gate' intoniert werden, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Songs mit Hit-Qualitäten einfach im Set fehlen. Insofern ist die Performance dieses Trios in der Kategorie "nett, muss man aber nicht gesehen haben" zu verbuchen.
[Martin Loga]
Setlist:
The Abyss
Evil Darkness
Slaughterlord
Deadly Assault
Tombs Of The Dead
Deathwarriors
Tormented Fate
The Gate
Realm Of Terror
Summoning Of The Ancient Ones
Burn In Hell
Act Of Violence
Ready To Kill
Es gibt wohl kaum eine Achtziger-Metal-Band, die das Keep-It-True-Publikum nicht kennt, aber die US-Thrasher SENTINEL BEAST gehören sicher selbst hier noch zu den Unbekannteren. Dass sie nur ein einziges reguläres Album veröffentlicht haben und sich auflösten, als ihr Basser zu FLOTSAM & JETSAM wechselte, ist dabei sicherlich nicht ausschlaggebend, stattdessen wohl die Tatsache, dass die Wurzeln eher im Thrash als im US Power Metal zu suchen sind. Das Besondere an SENTINEL BEAST ist Frontröhre Debbie Gunn, die das Album eingeschrien hatte und nach Intermezzi mit ZNÖWHITE und ICE AGE nun wieder mit dem Biest unterwegs ist, allerdings als einziges Originalmitglied. Kein Wunder nach der Wenigkeit von 22 Jahren.
Jedenfalls ist die Begeisterung anfänglich noch recht verhalten, da die meisten wohl nicht recht wissen, was sie erwarten dürfen. Und als die etwas rundliche kleine Frau auf die Bühne kommt und offensichtlich irgendwie zur Band gehört, werden die allgemeinen Fragezeichen noch größer. Bis, ja, bis sie anfängt zu singen. Das hat nichts von den Träller-Ischen des modernen und kommerziell erfolgreichen Metal: Debbie, die schon früher höchstens noch von Dawn Crosby (DETENTE) geschlagen wurde, was das Brüllen betrifft, macht immer noch keine Gefangenen.
Zum Auftakt lässt die Band mit 'Depths Of Death' gleich eine Granate los, und nun gehen auch die vorderen Reihen amtlich ab. Der röhrenden Frontfrau wird aber bereits jetzt, wie auch während des Rests des Gigs, gehörig die Schau gestohlen: Basser Atomica X (selten blödes Pseudonym übrigens) ist permanent in Bewegung und untermalt jeden Song mit heftigem Bangen. Na ja, der ist ja mit seinen neunzehn Jahren noch jung - wie auch der Rest der Band altersmäßig locker Debbies Nachwuchs sein könnte.
Die Setlist besteht natürlich hauptsächlich aus Songs des 1986er Albums, aber auch ein neuer Track namens 'Forbidden Territories' und ein Song, der es bislang nur zu Demo-Ehren gebracht hatte, runden den recht kurzen Set ab, der mit der Coverversion von IRON MAIDENs Meisterstück 'Phantom Of The Opera' und der folgenden Bandhymne 'Sentinel Beast' seinen Höhepunkt hat. Vor allem die Speed-Version des MAIDEN-Klassikers sorgt für Freude im Publikum. Und als SENTINEL BEAST nach nur 35 Minuten die Bühne verlassen, sieht man zahlreiche zufriedene Gesichter.
[Frank Jäger]
Setlist:
Depths Of Death
Mourir
Dogs Of War
Corpse
Forbidden Territories
Phantom Of The Opera (IRON MAIDEN-Cover)
Sentinel Beast
Evil Is The Night
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Tonight (alter Demo-Song)
Ich war bestimmt nicht der Einzige, der sich mächtig auf METAL INQUISITOR gefreut hatte, die live immer ordentlich was los machen. Dieses Mal hatten die Jungs allerdings gehöriges Pech, denn kurz vor der Show erkrankte Frontmann El Rojo so schwer, dass er einfach nicht auf die Bühne konnte. Kneifen war für den Rest der Mannschaft natürlich nicht drin, somit studierte die Band noch am Tag zuvor einige Songs mit Gitarrist Blumi am Mikro ein. Dem Guten ist die ganze Situation dem Augenschein nach nicht wirklich geheuer, doch er schlägt sich wirklich sehr tapfer. Folglich hat der Set eine leicht chaotische Note, was allerdings sehr sympathisch und ehrlich rüberkommt. Gassenhauer wie 'Run For Your Life' oder 'Daze Of Avalon' vom genialen Debüt-Album "The Apparition" sorgen für schüttelnde Matten und gute Laune im Publikum. Leider muss ich mich dabei mit einem mächtig angetrunkenen Wikinger herumschlagen, der ständig neben mir oder manchmal auch auf mich umfällt, bis wir ihn schließlich mit vereinten Kräften Richtung Sanitäter-Kabine geschafft haben. METAL INQUISITOR bekommen währenddessen noch tatkräftige Unterstützung am Mikro. Die NWoBHM-Veteranen Jess Cox (TYGERS OF PAN TANG) und Brian Ross (SATAN, BLITZKRIEG) entern die Bühne und leihen den dezimierten Koblenzer Inquisitoren ihre Stimmen zu JUDAS PRIESTs 'Invader' und dem SATAN-Klassiker 'Trial By Fire'. Insgesamt ist es ein unterhaltsamer Gig. Respekt an METAL INQUISITOR, dass sie das Ding so durchgezogen haben.
[Martin van der Laan]
Wie METAL INQUISITOR waren auch ATTACKER schon einmal zu Gast beim Keep It True. Und vor vier Jahren konnten sie mit einem sehr guten Auftritt absolut überzeugen, so dass die Erwartungen nicht ganz gering waren. Aber die Band um Noch-Sänger Bob Mitchell sollte auch dieses Mal nicht enttäuschen.
Angekündigt war eine besondere "Battle At Helm's Deep"-Show, und tatsächlich spielen ATTACKER ihr großartiges Debüt-Album heute komplett. Sie steigen mit dem Opener 'The Hermit' in den Set ein, und mit 'The Wrath Of Nevermore' und 'Disciple' lassen sie gleich noch zwei Songs folgen, ehe Bob Mitchell das Publikum begrüßt. Zu diesem Augenblick haben die US-Amerikaner die Fans bereits im Griff, und vor der Bühne herrscht eine hervorragende Stimmung. Das ändert sich natürlich auch im weiteren Verlauf des Auftritts nicht. Im Gegenteil: Bei Songs wie 'Slayer's Blade', 'Kick Your Face' oder 'Dance Of The Crazies' geht es im Publikum erst richtig ab.
Nach etwa vierzig Minuten sind ATTACKER mit "Battle At Helm's Deep" durch - länger ist diese Scheibe eben nicht -, und es bleibt festzustellen: Live überzeugen die Songs noch viel mehr als auf CD, was zum einen natürlich an der Band liegt, zum anderen aber auch daran, dass ATTACKER einen richtig guten, druckvollen Sound erwischt haben.
Ein bisschen Zeit bleibt den US-Amerikanern noch, so dass sie von ihren anderen drei Scheiben auch noch jeweils einen Song spielen können. Den Anfang macht dabei der Titelsong des Comeback-Albums "Soultaker", gefolgt von 'Revelations Of Evil' vom Zweitling "The Second Coming" und 'I Am Sinn' vom immer noch aktuellen 2006er Output "The Unknown". Die Stimmung ist auch bei diesen Stücken ganz ausgezeichnet, und so werden ATTACKER lautstark abgefeiert. Und als sie dann zum krönenden Abschluss auch noch den SAXON-Kracher 'Denim & Leather' zum Besten geben, kennen die Fans vor der Bühne sowieso kein Halten mehr. Ganz große Klasse! Oder um es mit einem leider nicht gespielten ATTACKER-Song zu sagen: This is power!
[Martin Schaich]
Setlist:
The Hermit
The Wrath Of Nevermore
Disciple
Downfall
Slayer's Blade
Battle At Helm's Deep
Kick Your Face
Dance Of The Crazies
(Call On) The Attacker
Soul Taker
Revelations Of Evil
I Am Sinn
Denim & Leather
Im Vorfeld war für mich der OMEN-Gig das mit der größten Spannung erwartete Ereignis des Jubiläumsfestivals. Zunächst ging jeder davon aus, dass der sympathische Kevin Goocher erneut mit Kenny Powell über den Atlantik schippern würde, um den europäischen Fans einzuheizen, bis diesem eine anstehende Hüftoperation einen Strich durch die Rechnung machte. Dann hieß es kurzzeitig, dass Matt Storey, der mal in Demotagen für OMEN gesungen hatte, wieder an Bord sei und zusammen mit Steve Wittig und Jody Henry die Besetzung so original machen würde, wie ein OMEN-Line-up nach J.D. Kimballs Tod noch sein kann. Da es jedoch zumeist anders kommt, als man denkt, gab es doch wieder das eine oder andere Problemchen, so dass es neben den Herren Powell und Wittig nun Bassist Scott Clute und ASKA-Sänger George Call sind, die in Königshofen auf die Bühne steigen.
Und so leid es mir für den guten Kevin tut, muss ich doch sagen, dass schon nach wenigen Tönen klar ist, dass George Call seinen Job so dermaßen optimal macht, dass sich im Publikum kollektives Staunen breitmacht und der Rezensent nicht als Einziger meint, des Herren Kimballs stimmliche Reinkarnation bei der Arbeit bewundern zu dürfen. So bringen die Herrschaften aus Texas die alten Klassiker derart authentisch und kraftvoll unter das Bangervolk, dass die ganze Halle mitsingt und sich in eine riesige Euphorie steigert. Hin und wieder fehlt es zwar ein bisschen an der so genannten Tightness, doch was will man erwarten, wenn eine Band noch so neu zusammengewürfelt ist? Kenny Powell ist auf seine Weise trotzdem ein Gitarren-Magier wie kein Zweiter, und wenn Hymnen wie 'Ruby Eyes', 'The Axeman' oder 'In The Arena' so energisch und überzeugend dargeboten werden, wie es heute in der Tauber-Franken-Halle der Fall ist, dann gibt es einfach kein Halten mehr. Der einzige neue Song 'Voices' ist zwar wirklich nicht schlecht, zeigt aber andererseits auch deutlich, dass die alten Hits eben so übermächtig sind, dass sich die Band mächtig anstrengen muss, um mit dem nächsten Album auch nur ansatzweise an die alten Ruhmestaten herankommen zu können.
Doch darum geht es ja heute gar nicht. Denn mit 'Battle Cry', 'Teeth Of The Hydra' und 'Die By The Blade' hämmert die Band zum Schluss noch mal ganz unmissverständlich die Erkenntnis ins Volk, dass es eingängigere und zwingendere Hymnen im True-Metal-Underground nur selten gegeben hat, und lässt einen Triumphzug enden, an den ich mich auf jeden Fall noch lange erinnern werde. Trotz der unbestreitbaren Genialität der noch folgenden Truppen wird OMEN - ich nehme es an dieser Stelle vorweg - mein persönlicher Freitags-Headliner bleiben, und auch in Sachen Publikumszuspruch ist bei OMEN der Höhepunkt erreicht.
[Rüdiger Stehle]
Setlist:
The Curse
Dragon's Breath
Warning Of Danger
Death Rider
Ruby Eyes Of The Serpent
Don't Fear The Night
Voices
The Axeman
In The Arena
Gitarrensolo
Battle Cry
Teeth Of The Hydra
Die By The Blade
Die Ankündigung, dass HELSTAR heute ihr komplettes "Remnants Of War"-Album spielen würden, sorgte bei mir im Vorfeld dieses Metal-Gipfeltreffens für eine tagelange Dauer-Erektion. Okay, wenn sie "Nosferatu" von vorne bis hinten durchgespielt hätten, wäre mein Glück noch vollkommener gewesen. Aber egal, endlich mal wieder James Rivera höchstpersönlich zu erleben, ist immer ein Geschenk des Himmels, egal, welche Songs zum Zug kommen. Und die kleinwüchsigen Texaner enttäuschen all die hohen Erwartungen nicht, sondern liefern eine umwerfende Glanzleistung ab. James singt wie der verdammte Metal-Gott, der er nun mal ist, Larry Barragan und Robert Trevino an den Äxten operieren mit mustergültiger Power und Perfektion, Jerry Abarca beweist einmal mehr, dass er ein begnadeter Bassist ist. Das Publikum frisst James aus der Hand und geht ab wie die berühmte Katze von Familie Schmidt. Spätestens bei 'Evil Reign', 'Destroyer' und 'Suicidal Nightmare' (Aaaaarrrgghhh!!!) bin ich im Paradies angekommen, so unglaublich geil ist das. Nach 'Angel Of Death' gibt es mit 'The King Is Dead' von "Distant Thunder" gleich weiter auf die Zwölf, bevor mit 'Tormentor' der erste neue Song vorgestellt wird, den viele schon von der vor kurzem veröffentlichten "Sins Of The Past"-Scheibe kennen. Auch live zeigt es sich, dass sich das brandaktuelle Material keineswegs hinter den alten Klassikern verstecken muss. Langsam wird der Hunger auf das kommende HELSTAR-Studio-Album unerträglich. 'Dracula's Castle' nimmt die Fans quasi als Kontrastprogramm mit in die ganz frühen Tage der Band zum legendären Debüt-Album "Burning Star". 'Caress Of The Dead' kommt auch zum Zuge, das meiner Meinung nach noch etwas bessere der beiden neuen Lieder. 'Run With The Pack' bringt die Stimmung im Saal in die Nähe des Siedepunktes und beim abschließenden Überklassiker 'Baptized In Blood' gibt es überhaupt kein Halten mehr. Soooo genial!!
Für mich sind HELSTAR jedenfalls zusammen mit HEATHEN und JAG PANZER die Gewinner dieser Keep-It-True-Ausgabe. Zudem haben sich die Jungs offenbar verdammt wohl gefühlt in Lauda-Königshofen, den gesamten Rest des Festivals sieht man sie breit grinsend, rumalbernd, fotografierend, Bier trinkend und mit den Besuchern quatschend durch den Saal flanieren.
[Martin van der Laan]
Nach einer existenziellen OMEN-Erfahrung und einem überragenden HELSTAR-Gig liegt die Messlatte für TITAN FORCE an diesem Abend in schwindelerregenden Höhen. Aber die Flores-Brüder auf der einen Seite und Harry 'The Tyrant' Conklin auf der anderen Seite - so viel kann man schon vorwegnehmen - werden trotz des fulminanten "Vorprogramms" ihrer Headliner-Rolle durchaus gerecht. Doch der Reihe nach:
Kurz vor Mitternacht betreten TITAN FORCE die Bühne, um mit 'Small Price To Pay' und 'Winner/Loser' in ihrer unnachahmlichen Art loszulegen. Mario, John und Stefan Flores sowie John McDaniel spielen quasi perfekt zusammen, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten, und Harry Conklin ist wie üblich in bestechender Form (hat eigentlich schon mal jemand den "Tyrant" erlebt, als er einen schlechten Tag hatte?). Doch Harry ist nicht nur gesanglich gut drauf, nein, er macht auch seine Späße mit dem Publikum und sorgt damit erst recht für gute Laune bei den Fans. Diese feiern TITAN FORCE auch lautstark ab - selbst wenn manche Songs wie das anschließende 'Darkness' nicht bei allen bekannt sind. Das ändert sich danach aber schnell wieder, denn es folgen die ersten drei Songs vom Debütalbum: 'Chase Your Dreams', 'Master Of Disguise' und 'Lord Desire'. Das Publikum geht hier wieder begeistert mit und hat sichtlich Spaß - auch wenn sich langsam, aber sicher schon bei manchem etwas Müdigkeit breit macht. Doch Harry bezieht das gesamte Publikum - auch diejenigen, die sich inzwischen auf die Empore zurückgezogen haben - immer wieder ins Geschehen ein und mobilisiert dadurch auch die letzten Kräfte. Und Songs wie 'Wings Of Rage' oder das geniale 'Eyes Of The Young' tun ja auch das ihre dazu.
Nach dem kurzen Instrumental 'Will O' The Wisp' und 'Only The Strong' - ja, TITAN FORCE packen an diesem Abend auch immer wieder einen Demo-Song aus - geht es mit dem "Winner/Loser"-Doppel 'Fields Of Valor'/'Shadow Of A Promise' weiter, bevor Harry seine Mitmusiker vorstellt. Dies ist meistens ein Anzeichen, dass ein Auftritt allmählich dem Ende zugeht, und so ist es auch heute. Mit einem weiteren Demo-Song ('Bright Red') sowie 'Fool On The Run' kommen TITAN FORCE zum Schluss, doch zufrieden geben wollen sich die Fans damit natürlich noch nicht. Und so fordern sie lautstark nach einer Zugabe, die es dann selbstverständlich auch noch gibt. Doch soweit ist es noch nicht, denn zunächst kommt der Veranstalter Oliver Weinsheimer auf die Bühne, um für den "Tyrant" ein Geburtstagsständchen anzustimmen. Das hört sich dann zwar nicht unbedingt gut an, aber immerhin ist es laut und "true", und Harry scheint es zu gefallen. Noch mehr freut er sich aber über das Geschenk von Oliver, ein ganz individuelles Poster. Danach gibt es dann aber schließlich doch noch zwei Zugaben, nämlich 'New Age Rebels' sowie 'Blaze Of Glory', und dann ist der erste Festival-Tag auch schon vorbei.
Alles in allem ein grandioser Auftritt von TITAN FORCE - auch wenn die Band teilweise damit zu kämpfen hatte, dass ihre recht anspruchsvolle Musik zu so später Stunde nicht mehr bei allen auf offene Ohren stieß. Aber diejenigen, die sich darauf eingelassen haben, haben es sicherlich nicht bereut. Und ich stehe bestimmt nicht allein da, wenn ich sage: TITAN FORCE, kommt bald zurück nach Deutschland und bringt auch gleich noch ein neues Album mit!
[Martin Schaich]
Setlist:
Small Price To Pay
Winner/Loser
Darkness
Chase Your Dreams
Master Of Disguise
Lord Desire
Wings Of Rage
Eyes Of The Young
Will O' The Wisp
Only The Strong
Fields Of Valor
Shadow Of A Promise
Bright Red
Fool On The Run
New Age Rebels
Blaze Of Glory
- Redakteur:
- Martin Loga