KoRn - München
27.08.2002 | 08:3720.08.2002, Zenith
Lange habe ich auf den Moment gewartet und lange hat es gedauert, bis ich mir meine Götter endlich live anschauen konnte. Nachdem ich 2000 den Gig in Böblingen verschlafen hatte und mir dafür mehrmals in den Arsch biss, freute ich mich jetzt um so mehr 200 km nach München zu gurken. Auch interessierten mich dann die wirklich unverschämten Kartenpreise von 40 Euro (was sich aber später wirklich gelohnt hat!) nicht mehr und diese 2 1/2 Stunden Autofahrt wurden nicht zur Tortur, sondern ehr ein Freudenfest, gefolgt Angespanntheit, wiederum gefolgt von Übelkeit und totalem Trübsinn.
In München angelangt verlagerten sich all diese Emotionen dann in ein schlichtes gespannt sein, wie das nun mal vor jede Konzert Gang und Gebe ist.
So schlendert man dann, um etwas das Gelände zu besichtigen, am Einlass vorbei, über Parkplätze und vorbei an Toiletten. Bei diesem Gang begegnete uns ab und zu ein Mann, der in Kartons massenweiße Süßigkeiten, die für niemand anderen als KORN bestimmt waren, zum Backstage-Eingang schleppte. Diesem Anblick zufolge rechnete man jetzt schon fast damit, 5 übergewichtigen Kerlen, die lustlos und ausgetreten auf der Bühne stehen, zu begegnen. Das traf aber nicht im Geringsten zu!
Auch wunderte man sich über amerikanisches Geschrei, das direkt über einem sein müsste, denkt sich aber nichts weiter dabei. Irgendwann merkte auch ich, dass die Jungs von KORN, um genauer zu sein Munky und Head zu einem der oberen Fenster rausalberten und schon jetzt Plektrons (oder irgendetwas anderes) verteilten, was aber außer uns nicht wirklich viele Fans bemerkten. Dieser Anblick erinnerte nur zu gut an zig Szenen der “Deuce“-DVD oder dem “Who Then Now“-Video und mit diesen Bildfetzen im Kopf schlenderte ich in die Halle. Dort gab es mit der TRUST COMPANY blumige, moderne Gitarren, die teilweiße sogar sehr fett kamen, und anfangs leicht feminin klingendem Gesang auf die Nase. Die Jungs gaben sich Mühe und legten eine gute Show hin. Aber im Prinzip wartete (bis auf ein paar PUDDLE OF MUDD-Girlies) die ganze Halle auf KORN, NUR auf KORN!
Nach der TRUST COMPANY betraten PUDDLE OD MUDD die Bühne und ich zerbreche mir heute noch den Kopf darüber, wie man eine, für diesen Posten so unwürdige Band an diesen Platz setzen konnte... Eine dahergelaufenen, hochgepushte Band, die für ihren Erfolg sogut wie gar nicht kämpfen musste, sondern nur einem Fred Durst ihr Demo in die Hand drücken und ganz nebenbei auch noch langweilige, aber gut vermarktbare Mädchenmucke machen. So was darf KORN, die Könige des NeoMetals, co-headlinen. Für mich war und ist das kaum zu fassen.
Da ich weder Respekt vor PUDDLE OF MUDD, noch Interesse an ihrer Musik hatte schaute ich mir die Jungs aus der Ferne, also vor dem Damenklo sitzend, an.
PUDDLE OF MUDD spielten über eine Stunde so vor sich hin, was mir sehr schnell zum Hals raushing, ich langsam anfing mich zu langweilen und heilfroh war, als dann endlich die Bühne geräumt wurde.
Mit diesem Moment begann es in der Halle unruhiger zu werden und ich hatte schon fast Probleme mir einen Platz vor der Bühne zu erkämpfen. Auf der Bühne wurde mehr denn je geschraubt und umgebaut, vieles jedoch hinter vorgezogenem Vorhang. In der Luft lag eine Spannung, die mit jedem Stück, das man von KORN zu sehen bekam zu explodieren schien. So zum Beispiel als man Jonathan Davis’, von Giger kreierten, Mikroständer auf die Bühne brachte. Ein sehr stylisches Ding!
Nach einer halbstündigen Umbaupause sah man dann die Jungs von KoRn auf die Bühne marschieren, die Halle wurde vollkommen von KORN-Rufen ausgefüllt und das Licht erlosch.
Der Vorhang lüftete sich, das Intro von “Here To Stay” war bereits zu hören, die 5 Jungs kamen angelatscht und schnallten sich ihre Instrumente um. Als ich nach einer Weile, um genauer zu sein als "Here To Stay" wirklich begann, realisiert hatte, dass das wirklich KORN waren, fand ich mich in einer ausgelassenen Euphorie wieder. Wahrhaftig, das waren also KORN, die Götter des NeoMetal und die absoluten Herrscher über eben dieses Genre. Und genau so zeigten sie sich: Allesamt sehr edel, Davis mit langem, schwarzen Rock (wie gewohnt), so verdammt nah und doch so fern.
Im Hintergrund waren ringsum Leinwände gespannt, auf dem Teile des “Here To Stay”-Videos und wirre Szenen, die teilweiße aus der neu erschienen Deuce-DVD stammten, projiziert wurden. Im ersten Moment war man von Reizen überflutet, auf die man gar nicht alle eingehen konnte. Die ersten Klänge von “Here To Stay” hatten den Zenith in einen Pogo verwandelt, Fieldy’s Bass durchdrang Mark und Bein, die Gitarren von Munky und Head waren zum Besten aufeinander abgestimmt, die Drums von David kamen klar und kräftig und Jonathan steckte auch hier so verflucht viele Emotionen und Intensität in seine Songs und ließ eine ganze Halle weinen. KORN boten ein gnadenloses Set, mit einem gnadenlosen und guten Sound. KORN rollten wütend und donnernd über die Masse hinweg, ohne Rücksicht auf Verluste.
“Here To Stay” wurde gefolgt von “Twist” und “Good God“. Spätestens hier war der Punkt erreicht, an dem heftigst Mitgeschrieen und Gejumpt wurde, was mit “A.D.I.D.A.S.”, “Dead Bodies Everywhere”, “Blind”, “Divine”, “Faget”, “Falling Away From Me”, “Make Me Bad“/“One“(METALLICA-Cover)/“Justin“, Freak On A Leash”, “Somebody Someone“, einem verdammt emotionales “Kill You” und mit “Thoughtless” und “Embrace” (und somit nur 3 Nummern aus der aktuellen “Untouchables“) kein Ende nahm und eine wunderbare Zusammenstellung der 5 KORN-Alben wiedergab. Die Zugabe bestand aus “Shoots And Ladders”, bei dem Jon sein Kilt und den heißgeliebten Dudelsack auspackte, was mehr als geil war und an sehr alte Zeiten erinnerte, und “Got The Life”, bei dem ein üppiger Glitzerschnippselregen, den KORN sichtlich geil fanden, niederging. Bevor die Jungs die Bühne verließen wurden noch allerhand Sachen in die Menge geworfen, dann war wirklich Finish.
KORN zeigten Spaß und Gefühl bei diesem Auftritt, was mich doch ziemlich beruhigte.
Munky warf fast nach jedem Song massig Plektrons und Wasserflaschen ins Publikum, Jon redete für seine Verhältnisse relativ viel, obwohl es immer noch wenig war, David kloppte seine Felle bis zum geht nicht mehr und Head und Fieldy hörte ich nur, konnte aber kaum was von den beiden sehen.
KORN hatten eine perfekte Sphäre in den Raum gelegt, ihren eigenen Flair, so können sich NUR KORN anfühlen. Auch an Spielfreude und Fannähe fehlte es nicht. Ein verdammt geiler Gig, der mir mehr zugesetzt hat als ich dachte und wohl noch sehr lange in meinem Kopf umher schwirren wird...
KORN müssen nichts mehr beweißen, denn keiner kann mehr die Qualität dieser Band abstreiten. Würde es jemand wagen, so wäre es eine Lüge. KORN werden immer Könige bleiben...
Du kannst KORN nicht analysieren, sondern nur absorbieren.
(Clive Barker)
- Redakteur:
- Dani Schmötzer