LACRIMOSA und [SOON] - Berlin

30.09.2025 | 15:18

28.09.2025, Columbia Theater

Intim und gefühlvoll. Auch das kann Berlin.

Im März dieses Jahres erschien mit "Lament" das neue Album von LACRIMOSA, es bildet den Abschluss der "Sturm-Trilogie". Natürlich sollte das Werk den Fans live vorgestellt werden. Zuerst folgte eine ausgiebige Tour durch Südamerika, die sehr erfolgreich war. Im Herbst stehen nun die Deutschland-Gigs an, welche von POWERMETAL.de präsentiert werden. 

Rund eine Woche vor dem Tourauftakt in Hamburg ereilte die Fans eine sehr schlechte Nachricht. Anne Nurmi, die Keyboarderin und Gesangspartnerin von Tilo Wolff, ist schwer erkrankt und kann leider nicht bei dieser Tour dabei sein. Eine Absage der Konzertreihe war keine Option, mit Lara, der Nichte von Tilo, konnte kurzfristig eine Vertretung gefunden werden.

Bei all diesen Umständen fand der Musiker auch noch Zeit, kurzfristig den Song 'Metamorphobia' zu veröffentlichen. Diesen hatte er gemeinsam mit Anne in Südamerika den Fans vorgestellt, und erst kürzlich haben ihn die beiden aufgenommen. Er sollte ebenfalls bei den Deutschlandkonzerten erklingen.

So groß die Vorfreude auf das Konzert von LACRIMOSA auch ist, so begleitet uns Wehmut auf dem Weg in das Columbia Theater in Berlin. Irgendwie ist es eine komische Gefühlsmischung, die sich hoffentlich nicht zu sehr auf die Stimmung des Abends legt.

Doch bevor es soweit ist, sind zuerst die Dark-Rocker von [SOON] an der Reihe, um den Besuchern im Saal ordentlich einzuheizen. 

Das tun sie auch ab der ersten Minute. Die Jungs legen gut gelaunt los, um die Besucher in der Hauptstadt auf Betriebstemperatur zu bringen. Los geht die knackige Fahrt mit 'Dead-End-Street' und in den ersten Reihen wird gleich ordentlich mitgemacht.

Sänger Eric gefällt das sehr gut und er zockt sich mit seinen Hamburger Jungs durch das Set. Die Band ist ja auch schon ziemlich lange im Geschäft, doch ihr Gig wirkt deswegen nicht routiniert. Im Publikum kommen Songs wie beispielsweise 'Estrangement' oder 'Empty Promises' wunderbar an. 

So erntet die Formation nach 'Attemps To Deceive' ordentlich Applaus, denn nach gut einer halben Stunde ist der Auftritt auch schon wieder zu Ende. Doch in Berlin sollten trotz der Kürze einige neue Fans dazugekommen sein. Natürlich ist der Saal noch nicht zu voll, denn 19:00 Uhr Beginn ist doch recht früh. Aber alle die da sind, haben eine gute Zeit und so soll es ja auch sein!

Setliste: Dead-End-Street; Our Isolation; Estrangement; All I Wanted; Empty Promises; Desperate; Attemps To Deceive

Langsam wird es im Saal ziemlich voll. Die Besucher stehen dicht gedrängt im ausverkauften Columbia-Theater und warten gespannt auf LACRIMOSA. Als kurz vor 20:00 Uhr die Lichter im Saal erlöschen und das Intro erklingt, gibt es in kein Halten mehr. Den Musikern weht ein wahrer Begeisterungssturm in die Nasen, der es in sich hat. 

Gestartet wird mit 'Avalon' vom aktuellen "Lament"-Album, und Tilo Wolff begrüßt seine Anhänger standesgemäß und stellt auch gleich seine Nichte Lara vor, die ja die Vertretung von Anne übernommen hat. Ihm ist der Umstand während des Konzertes durchaus anzumerken, doch er versucht, es so gut es geht zu kaschieren. Die Besucher unterstützen die Band mit viel Beifall und lauten LACRIMOSA!-Rufen. Natürlich wird auch ordentlich mitgesungen! 

Die Band insgesamt harmoniert wunderbar auf der Bühne, trotz der recht engen Verhältnisse. So ist die gesamte Show ein schon fast intimes Konzert, was natürlich auch seinen Reiz hat. Weiter geht es mit einigen Klassikern aus der Bandgeschichte. 'Lichtgestalt', eines meiner persönlichen Lieblingsstücke, erklingt dabei auch. Immer wieder greift der Sänger selbst zur Gitarre und als er sie nach einem Song wegstellt, muss er selbst lachen, denn beim darauffolgenden Stück braucht er sie ja schon wieder. Seine Fans sind ebenfalls darüber amüsiert und nehmen es ihm natürlich nicht krumm.

Insgesamt ist die Stimmung meist sehr ausgelassen und jeder Song wird regelrecht aufgesogen. Einige sind ab und an den Tränen nahe und so ist der Gig eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. 'Ich verlasse heut' dein Herz' sorgt genauso für Gänsehautmomente wie 'Lament'. Von der Sache her ist es egal, ob ein aktueller oder älterer LACRIMOSA-Track erklingt oder nicht. Denn jeder erzählt seine eigene Geschichte und da spielt das Alter keine Rolle. Doch jeder hat seine eigene Lieblingssongs.

Meine Wünsche werden sogar heute erfüllt! Zumindest was das Album "Lament" betrifft. 'Du bist alles was ich will' ist einfach ein genialer Track und entfaltet Live vorgetragen eine grandiose Stimmung. Das ich damit nicht alleine bin, dass hatte mir Tilo bereits im Interview verraten. Denn dieser Song sollte unbedingt auf der Bühne erklingen. Genauso wie 'Punk & Pomerol'. Hier wird es inhaltlich sozialkritisch und musikalisch sehr punkig. Er selbst springt auf der Bühne umher und das Publikum tut es ihm gleich - also das Springen. 

Viel zu schnell vergeht die Zeit und als mit 'Stolzes Herz' das reguläre Ende verkündet wird, ist zu spüren wie kurzweilig der Abend gewesen ist. Noch einmal können die Besucher lautstark mitsingen und die Musik genießen. Am Ende verabschieden sich die Musiker von ihren Fans und natürlich wird nach einer Zugabe gerufen.

Die gibt es in Form von 'Flamme im Wind' vom Album "Satura" aus dem Jahre 1993 und dem grandiosen 'Memoria', welches das aktuelle Album "Lament" und auch gleichzeitig die "Sturm-Trilogie" beendet. Letzterer Song ist schon auf dem Album ein exzellenter Geniestreich gewesen. Doch auf der Bühne entfaltet er noch einmal eine ganz andere und intensivere Atmosphäre. Einfach nur Wahnsinn!

Die Fans sind aus dem Häuschen und überhäufen die Band mit ihrem Beifall. Diese verabschiedet sich erneut und verlässt die Bühne. Soll es das doch schon gewesen sein? Natürlich nicht! Denn es dauert nicht lange und die Bandmitglieder werden wieder auf der Bühne gesichtet. Als der Frontmann erscheint, gibt es kein Halten mehr und alle freuen sich über das große Finale in Form von 'Schakal', ein Song, der von der gleichnamigen EP aus dem Jahr 1994 stammt.

Es war die erste Veröffentlichung, wo Anne mitgewirkt hat. Eine sehr tolle Geste, noch einmal an sie an diesem Abend zu erinnern. Die Tatsache, dass der Song vom Alter her quasi ein Oldie ist, verdrängen wir mal lieber und genießen die Musik. Wie war das gleich? Wir werden schließlich nicht älter! Als die letzten Töne verklingen, geben die Fans noch einmal alles und bedanken sich bei LACRIMOSA mit einem herzlichen und langanhaltenden Applaus.

Damit geht ein wunderbarer Abend in Berlin zu Ende. Die zu Beginn erwähnte komische Gefühlsmischung ist zwar ein wenig präsent, doch die Band und vor allem der Sänger schafft es, dass das Publikum das Konzert unbeschwert genießen kann. So bleibt an dieser Stelle nur noch zu sagen, dass wir Anne die besten Genesungswünsche senden und uns auf weitere tolle und intensive Konzerte von LACRIMOSA freuen!

Setliste: Intro: LACRIMOSA Theme; Avalon; Der Morgen danach; Alles Lüge; Lichtgestalt; Ich verlasse heut' dein Herz; Kelch der Liebe; Lament; Du bist alles was ich will; Vermächtnis der Sonne; Rote Sinfonie; Punk & Pomerol; Stolzes Herz; Zugaben 1: Flamme im Wind; Memoria; Zugabe 2: Schakal

Text und Photo Credit: Swen Reuter

Redakteur:
Swen Reuter

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