LOUDNESS - Aschaffenburg

26.07.2010 | 16:01

24.07.2010, Colos-Saal

Legendenzeit im Colos-Saal.

Es ist über 25 Jahre her, dass ich Bekanntschaft mit den Superstars aus dem Land der aufgehenden Sonne machte. "Live Loud Alive" war das Live-Doppelalbum, das die Band auch in Europa auf die Metal-Landkarte brachte. Leider war es mir bislang nicht vergönnt gewesen, LOUDNESS auch live zu sehen, obwohl ich es immerhin schon mal geschafft hatte, vor der Halle in Shibuja, Tokio, zu stehen, wo sie spielten, aber keine Karte mehr bekam. Doch dann kommen sie plötzlich, sicherlich dank der beiden Festivalauftritte, auf eine kleine, feine Europatour. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, und so finde ich mich mit geschätzten 150 weiteren Zuschauern im meinem Lieblingsclub in Aschaffenburg ein, in dem die Band gastiert.

Vor der japanischen Legende dürfen aber die Deutschen MYSTIC PROPHECY ran und ihren Power Metal ins Rund schießen. Das letzte Album "Fireangel" hat mir gut gefallen, und live sind die Jungs eine Bank, wie sie auch heute wieder beweisen. Zwar scheinen die meisten Anwesenden mit der Band nicht vertraut zu sein, aber das eingängige Material macht es ihnen relativ einfach.

Die Bayern kommen auf die Bühne und legen gleich ordentlich los mit dem Opener des aktuellen Albums, 'Across The Gates Of Hell'. Schlag auf Schlag feuern MYSTIC PROPHECY Kracher ihrer letzten drei Veröffentlichungen in die Halle, und so langsam kommt Leben ins Publikum. Zwar geht nur eine Hand voll Headbanger vor der Bühne richtig mit, aber der aufrichtige Applaus kommt von fast allen Anwesenden. Das liegt sicher auch daran, dass Sänger Roberto Liapakis ziemlich viel Spaß in den Backen hat und damit irgendwie ansteckend wirkt. Die anderen Musiker nutzen die Größe der Bühne soweit möglich aus, wechseln die Positionen und posen, was das Zeug hält.

Klar, es werden heute Abend viele Klischees angewandt, und dass es bei den Bad Grönenbachern textlich auch eher, sagen wir, traditionell zugeht, ist bekannt. Aber Spaß macht es auf jeden Fall. Wie momentan groß in Mode wird auch des kürzlich verstorbenen Ronnie James Dio gedacht und eine Kurzversion von 'Heaven And Hell'  vorgetragen, die nach etwa zwei Minuten ein eher überraschendes Ende findet. Zum Abschluss gibt es dann noch eine Coverversion des BLACK SABBATH-Klassikers 'Paranoid', bei dem ich den Eindruck habe, als gebe Roberto einen ziemlich wilden Text von sich, der obendrein mit zahlreichen Wiederholungen glänzt, die ich vom Original nicht kenne.

Das Merchandise der Band ist zu sehr fanfreundlichen Preisen erhältlich, und ich hoffe, dass der Eine oder Andere zugegriffen hat. Nach dem heutigen Auftritt wäre es jedenfalls verdient gewesen.

Setlist:
Across The Gates Of Hell
Forces Of The Night
Demon's Blood
We Kill, You Die
To The Devil I Pray
Masters Of Sins
Sacrifice Me
Heaven And Hell
Savage Souls
Evil Empires
Paranoid

Dann ist es Zeit für LOUDNESS. Nach einer kurzen Umbaupause gehen die schon etwas in die Jahre gekommenen Japaner auf die Bühne und legen gleich mit 'Crazy Night' los.

Gitarrist Akira Takasaki ist in seiner Heimat ein Superstar, und in Japan spielen LOUDNESS sicher nie vor so wenigen Zuschauern, aber man muss zur Entschuldigung der Fans sagen, dass die meisten der 24 Studioalben der Band in Europa so gut wie nicht erhältlich sind. Und auch heute ändert sich daran nichts, denn am Merchandise-Stand gibt es keinen einzigen Tonträger zu kaufen. Stattdessen aber zwei mit fünfzehn Euro sehr günstige Tourshirts und zwei Waschlappen. Ja, genau, Waschlappen. Japaner eben.

Aber das macht wenig, da die Band heute keinen einzigen Song spielt, der nicht in den Achzigern entstanden ist. Die auch hier bekannten Alben werden mit ihren stärksten Songs gewürdigt, so dass man durchaus von einem Feuerwerk sprechen kann, dass die Band abbrennt. Ein weiterer Grund für die Songauswahl ist sicher auch, dass Sänger Minoru Niihara, der die Band bis 1988 am Mikrofon unterstützte, seit etwa zehn Jahren wieder mit von der Partie ist. Wurden anfangs der Tour noch zwei Tracks vom aktuellen Album "King Of Pain" gespielt, verzichtet die Band heute darauf. Stattdessen hat mit 'Ares Lament' beziehungsweise 'So Lonely', wie der Song in einer Neuaufnahme heißt, ein Highlight der Bandgeschichte den Weg in die Setlist gefunden.

Minoru steht auch im Zentrum des Auftritts und feuert das Publikum an, während er mit der bekannten Mischung aus hohem Kreischen und gelegentlichem knappen Verfehlen des rechten Tones großartige Metalsongs präsentiert. LOUDNESS waren eine der Bands, die den typischen japanischen Metalgesang geprägt haben, und das schlechte Englisch wurde ebenfalls ein Markenzeichen der Bands aus Nippon.

Auch heute sind alle Trademarks da und runden einen sehr überzeugenden Auftritt ab. Das Gitarrensolo des Meisters Takasaki ist zwar eher chaotisch denn mitreißend, aber ansonsten stimmt eigentlich alles. Und gelegentlich huscht sogar ein Lächeln über das Gesicht des einen oder anderen Musikers.

Nach 75 Minuten ist der Show leider bereits vorbei. Zwölf Songs haben LOUDNESS gespielt, da hätte man durchaus noch den einen oder anderen zugeben können. Aber dennoch fällt es mir schwer, wirklich zu mosern, denn so kam der Set völlig ohne Füller aus. Das ist ja auch nicht schlecht.

Setlist:
Crazy Night
Crazy Doctor
Esper
Heavy Chains
In The Mirror
Let It Go
Shadows Of War
So Lonely
Loudness
Black Star Oblivion
----
Like Hell
S.D.I.

Redakteur:
Frank Jaeger

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