MEGADETH/DIAMOND HEAD - Köln

20.02.2005 | 10:53

19.02.2005, Live Music Hall

Solche Konzerte liebe ich ja: Da schreibt der Veranstalter, dass um 19 Uhr Einlass und um 20 Uhr Beginn ist, und als wir dann um 19.15 Uhr in die Live Music Hall einmarschieren, sind DIAMOND HEAD schon voll im Gange. Scheiße auch, denn auf diese Truppe hatte ich mich echt gefreut, bekam aber glücklicherweise noch eine gute halbe Stunde der ehemaligen NWoBHM-Helden mit. Und diese hatte es wirklich in sich, denn DIAMOND HEAD rockten wirklich ordentlich und konzentrierten sich im ersten Teil auf die Spätphase mit den eher hardrock-betonten Nummern, welche die Fans mit dem üblichen Höflichkeitsapplaus quittierten. Dabei stellten DIAMOND HEAD auch einige Songs ihres neuen Albums "All Will Be Revealed" vor, bei denen sich der neue Sänger Nick Tart auch dementsprechend ins Zeug legte. Doch auch Gitarrist Brian Tatler fegte ab und zu von einer Ecke zur anderen und tat es seinen bewegungsfreudigen, jungen Kollegen gleich. Die Höhepunkt der Show waren am Ende natürlich 'Helpless' und 'Am I Evil', bei denen Nick jedoch die Emotionen ein wenig vermissen ließ, obwohl sich die Fans merklich über die Klassiker von "Lightning To The Nations" freuten. Gerade bei 'Helpless' versagte Nick völlig, was angesichts des gerade anhaltenden Stimmungshochs unverständlich war. Trotzdem, gute Show und ein tolles Comeback, welches den verkorksten Auftritt auf dem Wacken Open Air wieder fast vergessen machen konnte.

Eine halbe Stunde wurde in der Live Music Hall umgebaut, und schon beim Soundcheck konnte man spüren, dass es heute laut werden würde, sehr laut sogar. Ein Glück für all diejenigen, die mit Ohropax angereist waren – und Pech für mich, der spät am Abend mit einem lauten Piepen im Ohr nach Hause fahren musste.
Wie auch immer, um 20.15 Uhr enterten die neuen MEGADETH die Bühne und ließen sich nicht lange bitten. Ganze sechs Songs spielten die Jungs am Stück durch, ohne dass man sich irgendwie ans Publikum wandte. Straff zogen Mustaine und Co. Ihr Programm durch und waren sichtlich bemüht, so viele Songs wie nur möglich in ihr Set unterzubringen. Und nach anfänglichen Soundproblemen beim Opener 'Blackmail The Universe' rafften sich MEGADETH zu einer wahren Demonstration amerikanischer Thrash-Metal-Kunst auf. 'Set The World Afire', 'Skin O’ My Teeth' und vor allem 'Wake Up Dead' zeigten, dass Dave Mustaine und sein neuer Sidekick Glenn Drover heutzutage zu den besten Gitarren-Gespannen auf der ganzen Welt zu zählen sind. Vor allem Mustaine trotzte seiner vor drei Jahren diagnostizierten Verletzung und übte sich als Flitzefinger bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
Dann, nach 'In My Darkest Hour', widmete sich der rothaarige Frontmann zum ersten Mal seinen Fans und bedankte sich artig für den ausverkauften Saal (bei eBay gingen die Tickets im Voraus für über 80€ an den Mann), versprach, ein ganz spezielles Set an diesem Abend zu spielen und kündigte an, sich mit weiteren Ansagen zurückzuhalten und stattdessen die Musik sprechen zu lassen. Lautstarker Beifall bestätigte ihn, und als er dann 'She-Wolf' anstimmte, hatte er die ganze Halle auf seiner Seite; manche sangen sogar das geniale Solo zum Ende hin mit. Geil!
Kurze Zeit später forderte Mustaine dann alle Anwesenden zum Mitsingen auf, und es war klar, was jetzt kommen sollte: 'A Tout Le Monde', gesungen aus 1500 Kehlen. Gänsehaut. Anschließend ein weiterer besonderer Moment: Dave verliert einige Worte über seinen verstorbenen Freund Dimebag Darrell und widmet ihm 'Of Mice And Man', bei dem sich die Band gerade beim anfänglichen Chor als echte Einheit präsentiert, eine Eigenschaft, die man bei MEGADETH schon lange nicht mehr bewundern konnte.
Langsam bewegte man sich dann aber auch schon auf das grandiose Finale hin, denn obwohl die Jungs sich vor allem auf ältere Stücke konzentrierten, hob man sich die meisten Klassiker doch bis zum Ende auf, so zum Beispiel ein astrein und fehlerfrei dargebotenes 'Hangar 18', ein sehr tight gespieltes 'Sweating Bullets' sowie das unvermeidliche und wiederum vom Publikum begleitete 'Symphony Of Destruction'. Mustaine hatte sichtlich Spaß an seiner Performance und den Reaktionen der Fans und ließ sich schließlich zu einem 'Paranoid'-Cover hinreißen, gefolgt von einer kurzen Rede über Bon Scott, der an diesem Tag genau vor 25 Jahren verstorben ist, und anschließendem 'Problem Child'-Cover.
Als Abschluss gab es dann noch 'Peace Sells…' und einen kurzen Ausflug zu 'Mechanix' bevor dann vorerst Schicht war. Doch eine Zugabe durfte es noch sein, und nachdem er sich erneut bei seinen Fans bedankt hatte, läutete er mit den Worten "This is my guitar, this is me and this is holy wars" das Finale ein.
Was soll ich noch sagen, dieses Konzert war das mit Abstand Beste in diesem noch jungen Jahr und es wird sehr schwer sein, diese enorme Energieleistung – immerhin schredderten Mustaine und seine Kollegen tatsächlich die angekündigten zwei Stunden – noch zu toppen. MEGADETH werden noch auf einigen Festivals diesen Sommer zu sehen sein, vielleicht ist dies sogar die letzte Chance, die Band noch mal live zu sehen, denn die Zukunft ist weiter ungewiss. Sollten sich MEGADETH aber auch in nächster Zeit so geil präsentieren wie an diesem Abend in Köln und auch weitere Alben wie "The System Has Failed" einspielen, dann wird man sich noch auf Einiges gefasst machen können – aber das bleibt ersten Aussagen zufolge ja leider erst einmal nur Wunschdenken.

Redakteur:
Björn Backes

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