METALLICA, FIVE FINGER DEATH PUNCH und ICE NINE KILLS - München
28.05.2024 | 13:2826.05.2024, Olympiastadion
Zweiter Tag des gigantischen METALLICA-Wochenendes in München. Finale.
Am Samstag war dann erst einmal entspannen, Englischer Garten und lecker essen angesagt. Den Pop-Up-Store oder die Ross-Halfin-Ausstellung schenken wir uns, nachdem uns die ersten Nachrichten von Wartezeiten bis zu 3,5 Stunden erreichen, da machen wir uns doch lieber zu einer ausgehfreundlichen Zeit auf den Weg zum Backstage. Das gesamte Areal ist heute fest in metallischer Hand. Alle Sitzgelegenheiten im Außenbereich sind belegt, überall läuft Heavy Metal und in der großen Halle spielt MY'TALLICA, die beste deutsche Tributeband von eben METALLICA. Das Backstage ist mit über tausend Leuten bis unter das Dach gefüllt und die Jungs räumen mächtig ab. Ich hatte zwar befürchtet, dass irgendwann eine gewisse Sättigung einsetzen würde, aber bisher ist das noch nicht der Fall. Ich treffe enorm viele Bekannte aus ganz Deutschland, sodass der Abend lang und feucht-fröhlich wird.
Der Sonntag startet erst einmal mit einem zünftigen Weißwurst-Frühstück im "Brez'n". Mit der richtigen Grundlage geht es auch schon wieder direkt zum Olympiazentrum. Heute brennt die Sonne, daher schleichen wir auch eher und verweilen in jedem zweiten schattigen Plätzchen. Heute ist sogar mal Zeit, ständig vorbeihuschende Freunde und lange nicht mehr gesehene Bekannte zu begrüßen, es ist fast wie ein Klassentreffen. Angekommen im Stadion, macht ICE NINE KILLS den Anfang und hat so ein bisschen das ARCHITECTS-Syndrom, sehr modern mit vielen Breakdowns und Subbässen. Das groovt tatsächlich ordentlich, zumal die Band auch ein bisschen für Unterhaltung sorgt, in dem sie immer mal wieder in die Rolle von Horrorikonen wie Jason, Freddy oder Michael schlüpfen. Kann man mal so machen.
Danach ist Zeit für FIVE FINGER DEATH PUNCH. Gefühlt das halbe Stadion wartet auf das Quintett aus Las Vegas, denn es ist bereits enorm voll, als die Band mit 'Lift Me Up' in ihr Set einsteigt. Doch die Herren haben mit Soundschwierigkeiten zu kämpfen, die Klampfen sind durchgehend zu leise, während ALLE Backinggesänge nicht zu hören sind. Sänger Ivan Moody ist immerhin laut und deutlich zu vernehmen, lässt sich aber sehr häufig von seinen Kollegen aushelfen und übernimmt streckenweise sogar nur Adlibs, was zu einigen Sound- und Stimmungslöchern führt. Ärgerlich. Die Setliste ist wenigstens in Ordnung. So sorgen treibende Kracher wie 'Under And Over It', 'Wash It All Away', 'Trouble' oder 'IOU' für zahlreiche zuckende und tanzende Menschen im Innenraum wie auch auf der Tribüne, während die ruhigen 'The Wrong Side Of Heaven' und das Cover 'House Of The Rising Sun' die ersten Publikumschöre fordern. Problem bei 5FDP ist, die Band wirkt enorm routiniert und steif auf der Bühne, sodass einzig Moody für Bewegung sorgt. Er rennt ständig im Kreis, springt und krabbelt seinen Mitmusikern durch die Beine, nur um sich noch die Zeit zu nehmen, während der Show etliche auf die Bühne fliegende Flaggen zu signieren. Auch ein cooler Move: 5FDP holt zwei Langzeit-Freunde aus dem Publikum auf die Bühne, die während eines kompletten Songs die Rundbühne nutzen dürfen. Insgesamt ordentlich, aber nicht überragend.
Dann heißt es wieder: 20:45 Uhr, Bühne frei für METALLICA. Und obwohl der AC/DC-Song und das Western-Intro bleiben, kribbelt es direkt wieder. Der Einmarsch ist dieses Mal etwas flotter und nicht mehr ganz so heroisch, bleibt trotzdem effektvoll. Sie starten mit 'Creeping Death' gleich ganz groß in den zweiten Tag. Was für eine Gefühlsexplosion! Auch hier passt der Sound leider nicht sofort, noch sind die Gitarren zu leise und James' Gesang ist kaum zu hören. Gut, dass achtzigtausend Kehlen jede Textzeile auswendig kennen und lauthals mitsingen. Das anschließende 'Harvester Of Sorrow' weckt tatsächlich auch die letzten müden Geister, während der Retro-Einstieg mit 'Hit The Lights' vervollständigt wird.
Leider spielen die Herrschaften diesen jedoch mehr als einen Zacken schneller, womit vor allem Lars und Kirk erhebliche Probleme zu haben scheinen. Das ist sowieso ein allgemeines Problem an beiden Tagen. METALLICA zockt den einen oder anderen Song oder Part einfach viel zu schnell. Dadurch wird es ruppig und punkig, aber nicht unbedingt besser. Beim folgenden 'Ride The Lightning', das sich alle Anwesenden aus dramaturgischen Gründen gerne bereits am Freitag gewünscht hätten, passt dann wieder alles. Überraschungssieger. Im Anschluss begehen die Herrschaften jedoch den gleichen Fehler wie am Freitag und packen viel zu viele neue und langatmige Songs in den Mittelteil.
'72 Seasons', 'If Darkness Had A Son', das enorm schwächelnde 'Inamorata' oder auch 'No Leaf Clover' drücken das Stimmungsbarometer spürbar. Das können auch Kirk und Rob mit ihrer Einlage (heute gibt es immerhin 'Rosamunde' in einer sehr eigenwilligen Version zu hören), das großartige 'Welcome Home (Sanitarium)' und das kultige 'The Call Of Ktulu' nicht herausreißen. Das bereits erwähnte Spielchen "Aufstehen und wieder hinsetzen" geht weiter - dieses Mal sogar mit der "ich geh mal Bier holen" oder "muss aufs Klo"-Variante. Am Freitag noch undenkbar.
Mit 'Moth Into Flame' und einer zu schnellen Version von 'Fight Fire With Fire' nimmt der Abend noch einmal Fahrt auf, ohne jedoch das bisherige Ekstaselevel wieder zu erreichen. Mit dem immens stimmungsvollen 'One' und 'Enter Sandman', das selbstverständlich in ohrenbetäubender Lautstärke von allen Anwesenden - ob auf den Tribünen oder im Innenraum - mitgegrölt wird, beschließen James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammett und Robert Trujillo kurz vor 23 Uhr das Wochenende dann jedoch mehr als standesgemäß. Vor allem der finale Song kracht heute mächtig und bringt das Olympiastadion noch einmal erheblich ins Wanken. Ein würdiger Abschluss. METALLICA ist und bleibt die größte Metalband der Welt, was sie an diesem Wochenende wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.
Ich wollte mich ja eigentlich nicht über die Setliste beschweren, denn recht machen, kann es METALLICA eh niemandem. Und dass die Jungs gerne auch Songs neueren Datums spielen wollen, ist allzu verständlich. Wer sich aber erlauben kann, Songs wie beispielsweise 'Blackened' (das nehme ich persönlich!), 'Through The Never' oder 'Battery' außen vor zu lassen, der darf sich über mein (kleines) Stirnrunzeln und meinen (kurz) erhobenen Zeigefinger nicht wundern.
Setliste: Creeping Death; Harvester Of Sorrow; Hit The Lights; Ride The Lightning; 72 Seasons; If Darkness Had A Son (+ Jam); Welcome Home (Sanitarium); Inamorata; The Call Of Ktulu; No Leaf Clover; Wherever I May Roam; Moth Into Flame; Fight Fire With Fire; Breadfan (Budgie Cover); One; Enter Sandman
Fazit: Ein tolles METALLICA-Wochenende. Ein spektakulärer Freitag, ein großartiger Sonntag. Grandioses Publikum. In der Beurteilung muss ich den Herrschaften schon auch zugestehen, dass es die ersten beiden Shows der Tour waren, sodass sie vielleicht noch ein paar Tage brauchen, um ihre absolute Bestform und die perfekte Setliste zu finden. Das Wetterspektakel und all seine Folgen waren auf jeden Fall sensationell und eigentlich schon jegliches Eintrittsgeld wert. Fantastischer Event.
Wer letztes Wochenende zeitlich verhindert war, hat die Möglichkeit, METALLICA, FIVE FINGER DEATH PUNCH, ICE NINE KILLS und UNPEOPLE in Österreich zu sehen.
Die Bands treten am 1. Juni auf dem RACINO ROCKS in der Nähe von Wien auf. Nur 20 Minuten von Wien entfernt, finden die Besucher eine ideale Open Air-Atmosphäre mit perfekter Infrastruktur, guten Verkehrsverbindungen und ausreichenden Parkplätzen. Das einzigartige Open Air-Gelände Racino in Ebreichsdorf bei Wien wird zum Zentrum des Metal-Genres. METALLICA ist mit einem exklusiven Österreich-Auftritt bei Racino Rocks am 1. Juni mit einer mehrstündigen Performance am Start, zu der rund 60.000 Besucher erwartet werden.
Details findet Ihr auf der Webseite des Veranstalters. Tickets bekommt Ihr bei TICKETMASTER.
[Chris Staubach]
Fotos: André Schnittker
- Redakteur:
- Chris Staubach