MTV Headbangers Ball - Hamburg
09.12.2018 | 20:1604.12.2018, Markthalle
Das volle Brett in der Hansestadt.
Die Markthalle in Hamburg ist eine Institution, wenn es um Rock- und Metalkonzerte geht. Am heutigen 4. Dezember lädt sie im Rahmen der MTV Headbangers Tour alle Fans des klassischen Oldschool Thrashmetal zu einer großen Party ein. Das Package verspricht das volle Pfund: SUICIDAL ANGELS, DEATH ANGEL, SODOM und EXODUS. Um 18:30Uhr entern SUICIDAL ANGELS aus Griechenland die Bühne. Die Halle ist bereits recht gut gefüllt und die Engel lassen keinen Zweifel aufkommen, dass sie ein geeigneter Opener für die dann folgenden drei altgedienten Bands sind.
Ein messerscharfes Riff folgt auf das nächste und es dauert nicht lange, bis der erste Moshpit aufgemacht wird. Sichtlich gut aufgelegt schaffen es die Griechen spielend, die Meute anzuheizen. Der Mann am Mischpult meint es heute mit allen Bands gut, denn er serviert uns einen gnadenlosen Sound, den diese Musik auch verdient. Die ANGELS nutzen perfekt ihre 30 Minuten Spielzeit und können voller Stolz die Bühne verlassen, denn sie haben den Abend gebührend eröffnet.
Der nächste Act ist eine Band aus Kalifornien, genauer gesagt aus der Bay Area. Man könnte auch sagen, die Wiege des amerikanischen Thrash Metal: DEATH ANGEL. Diese Band hat es über die Jahrzehnte geschafft, eine treue Fangemeinde aufzubauen und zu halten. Locker kommen die Jungs aus San Francisco auf die Bühne gestiefelt und lassen von der ersten Minute keinen Zweifel: Heute Abend werden keine Gefangenen gemacht! Sie spielen ihre ganze Erfahrung und Coolness aus. Sofort übernimmt Sänger Mark Osegueda das Kommando, rennt wie von einer Tarantel gestochen über die Bühne. Seine Kollegen an den Saiteninstrumenten sind auch ständig unterwegs und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass hier eine sehr erfahrene Band auf den Brettern steht. Natürlich sind auch hier während des Sets mehrere Moshpits sowie die Wall of Death zu sehen. Neben der Action weiß DEATH ANGEL auch musikalisch zu überzeugen. Sauber gespielte Soli, fette extrem schnelle Double Bass und ein stimmlich überzeugender Gesang. Es werden übrigens heute Abend hauptsächlich ältere Stücke gespielt, was wiederum viele der älteren Fans besonders freut. Diese Power müssen die noch folgenden Bands erst einmal toppen! DEATH ANGEL hat auf ganzer Linie überzeugt und das quittiert auch das Publikum mit viel Beifall.
SODOM darf als nächstes ran. Tom Angelripper präsentiert heute Abend nicht nur seine neue EP '"Partisan'", sondern auch seine neuen Mitstreiter, hat er doch jüngst alle, außer sich selbst, entlassen. Nun also mit zwei Gitarren, von denen ein alter Mitstreiter aus den 80ern wieder dabei ist: Frank Blackfire. Auch SODOM beschränkt sich heute Abend hauptsächlich auf alte Songs. Spieltechnisch liegen sie deutlich hinter DEATH ANGEL, was allerdings auch auf die neue Bandkonstellation zurückzuführen ist. Tom spricht genau dies in einer Ansage an und bittet um Verständnis. Dieser Tom trinkt übrigens während des Sets ausschließlich Mineralwasser! Tja, wir werden alle älter. Der aktivste Sodomist auf der Bühne ist eindeutig Frank Blackfire. Er lässt keine Situation aus, mit den Fans zu kommunizieren, mal mit Grimassen, aber auch mit seinem Getränk, welches er in hohem Bogen ins Publikum spuckt. Spielerisch weiß er durchaus zu überzeugen. Sein Mitstreiter steht fast die ganze Zeit auf einer Stelle und macht den Eindruck, dass er sich sehr auf sein Spiel konzentrieren muss. Spielerisch gut, leider aber etwas steif und uncool. Onkel Tom ist gewohnt cool und hat alles soweit im Griff. Als Urgestein der deutschen Thrash-Szene macht ihm so schnell keiner was vor. Songs wie "Agent Orange", Bombenhagel oder auch die neue EP lassen erkennen: SODOM is back! Die Maschinerie läuft noch etwas unrund, aber spätestens nach dieser Tour dürfte sich die Truppe eingespielt haben, um im nächsten Jahr auf diversen Festivals anzugreifen.
Das Highlight des Abends Ist ohne Zweifel EXODUS. Leider ohne Ikone Gary Holt, trotzdem nicht schlecht ersatzweise besetzt, erklimmen die Kalifornier die Bühne und starten furios. Der Saal bebt, es ist heiß wie in einer Sauna und spätestens jetzt ist jedem klar: Es ist Krieg! Ein blendend aufgelegter Steve Souza schreit sich die Seele aus dem Leib, beide Gitarristen duellieren sich in ultraschnellen Riffs und Soli und Drummer Tom Hunting wird wohl nach dem Gig neue Schuhsohlen brauchen, so schnell ist seine Double Bass. Auch EXODUS beschränkt sich auf ältere Songs, die frenetisch vom Publikum gefeierrt werden. Nahezu in jedem Song ist ein Moshpit auszumachen.Spielfreude, Spieltechnik, Sound und Songauswahl lassen diesen Auftritt zu einem Genuss werden. Gitarrist Lee Altus lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als er von einem vollen Bierbecher getroffen und seine Gitarre komplett mit Bier überzogen wird. Auch ich als Fotograf im Graben habe die eine oder andere Dusche bekommen. EXODUS stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass sie nach wie vor zur Spitze des Thrash Metal gehört. Eigenen Aussagen nach werden die Jungs nach dieser Tour erst einmal pausieren. Vielleicht kommt ja ein neues Album? Nach einer guten Stunde verlassen sie schweißgebadet und sichtlich zufrieden die Bühne.
Die fast ausverkaufte Markthalle hat vier wirklich hervorragende Bands präsentiert. Einen wirklichen Verlierer wie man es öfter bei Festivals erlebt, gibt es nicht. Alle Bands waren in bestechender Form, sehr gut gelaunt und wie die Fans in Feierlaune. Sicherlich stechen DEATH ANGEL und EXODUS heraus, was aber auch zu erwarten war. Insgesamt ein schöner Abend für Freunde des gepflegten Thrash Metals.
- Redakteur:
- Rainer Hentschke