Metal Live Friday - Stuttgart

13.01.2007 | 00:26

29.12.2006, LKA

In der von POWERMETAL.de und metal.de organisierten Konzertreihe "Metal Live Friday", die alle zwei Monate am jeweils letzten Freitag das LKA in Stuttgart heimsucht, wird heute ordentlich die Death/Thrash-Keule geschwungen: Neben den hessischen Power-Thrashern CIRCLE OF TYRANTS um Redaktions-Kollege Alex Straka spielen auch die technischen Todesblei-Vertreter SUBCONSCIOUS und die Thrasher DAVIDIAN in dieser wirklich schönen Location auf. Aus Hessen begeben sich demzufolge auch einige Redaktions-Kollegen auf eine kleine Irrfahrt quer durch die Baden-Württembergische Landeshauptstadt, um gerade noch rechtzeitig zum Aufritt des Tyrannen-Kreises im LKA einzutreffen.

Viel Gutes wurde mir zuvor über die Live-Qualitäten der CIRCLE OF TYRANTS berichtet, aber irgendwie hat bisher niemand die größte Stärke des Fünfers erwähnt: verdammt gute Nerven. Oder wie sonst lässt sich erklären, dass keiner der vier Instrumentalisten sich auch nur für eine Sekunde aus dem Konzept zu bringen lassen scheint, wenn der hyperaktive Fronter Holger ihm überfallartig das Mikro vor die Nase hält (so geschehen bei Bassist Jörg), hinterhältig in die Seiten pfuscht (Gitarrist Heiko), auf Tuchfühlung gehend Luftgitarre spielt (Gitarrist Volki) oder liebevoll hinter den Ohren krault (Schlagzeuger Alex)? Technisch haben es die Jungs allemal drauf, und lieber Alex: Daran, dass du dich angeblich derbe verzockt hast (Wann? Wo?), war bestimmt nur Holgers Kraulattacke schuld ... Neben drei bisher unveröffentlichten Tracks (darunter die heftige Geschwindigkeits-Dampfwalze 'Nothing Hurts') gibt es reichlich Stoff vom "Deamocracy"-Album, welches auch einem nicht gerade Thrash-Fan wie mir dank seiner immer wieder geschickt eingestreuten melodischen Parts zu gefallen weiß. Besonders stark kommen das leidenschaftliche 'Deamonicus' (mit tollen Wechseln zwischen klaren und rauen Vocals), die völlig unpeinliche Bandhymne 'Circle Of Tyrants' sowie Holgers Exorzismus-Performance zu 'Promissum Diaboli'. In dem noch recht spärlichen gefüllten Club erweisen sich die Hessen jedenfalls als guter und kurzweiliger Opener, der sowohl musikalisch als auch in Sachen Bühnen-Performance nicht hinter den Großen des Genres zurückstecken muss.
[Elke Huber]

Setlist:
Mouth Of Madness
Virus
Everyday
Deamonicus
Circle Of Tyrants
Nothing Hurts
Promissum Diaboli
For Those Allowed To Rot
One By One
The Intensive Embrace Of A Cooled Off Sun

SUBCONSCIOUS kannte ich bisher nur auf Platte. Da klingen die Jungs zwar schon arg cool, konnten mich aber nicht zu einhundert Prozent vom Hockerchen reißen. Mag daran gelegen haben, dass die Chose auf Konserve viel zu sehr nach DEATH und Plagiat klingt. Davon livehaftig dann keine Spur - ich hoffe mal, Chefin Elke kann es verzeihen, dass ich ziemlich mitten im Gespräch nach unten vor die Bühne geflitzt bin, aber das hier ist einfach zu genial, um verpasst zu werden.
Natürlich hat das Quartett schon einmal Chuck und Co. gehört, insbesondere die Schlussphase mit "The Sound Of Perserverance" schießt mir bei der Beschallung mit Technik-Death-Schmankerln wie 'Soulless' oder 'Obedience' durch den Kopf. Aber nicht nur DEATH kennen sie, sondern ganz offensichtlich auch ATHEIST. Die Kompositionen - insbesondere neueren Datums - sind teilweise derart gaga verbreakt und verworren, dass mein Frickelherz gleich drei Purzelbäume auf einmal schlägt. Ohauerha, so geil hab' ich das nicht erwartet! Schräge Takte kloppen die Jungs wahrscheinlich schon früh morgens am Tisch, und besonders die Betonungswechsel scheinen es ihnen angetan zu haben. Das hier sind eindeutig keine Lehrlinge mehr, das ist technisches Todesblei der obersten Güteklasse. Spätestens als eine Coverversion angekündigt wird und die ersten Klänge vom 'Ytse Jam' erklingen, ist klar, dass wir es hier nicht mit einer typischen Truppe zu tun haben - oder hätte sonst jemand erwartet, dass frickelig veranlagte Todesbleigießer mal eben so DREAM THEATER nachspielen? Und das noch so beeindruckend wie auf "When Dream And Day Unite". Nur mit besserem Sound. Selbst als eine Klampfe zum Schluss des Instrumentals hin ausfällt, macht das noch einen Heidenspaß. Leute, eure neue Scheibe wird der Hammer. Da bin ich mir nach diesem Hammergig sicher. Unbedingt mal anchecken!
[Rouven Dorn]

Setlist:
Sceptic
State Of Neglect
Soulless
Ytse Jam
Mankind Killing Machine
Obedience
Navigation Obtain
All Edged Authority
Impervious View

Schwabenbonus hin, Schwabenbonus her: DAVIDIAN hatten unberechtigterweise den Headlinerposten inne. Man kann über den alten Sänger streiten, aber was bitteschön hat es für einen Sinn, einen Hardcorewürfel mit einem Mikro zu bewaffnen, um Thrash-Songs mit ordentlicher SLAYER-Schlagseite der bangwütigen Menge vor den Latz zu knallen? Als ob das nicht genug wäre, wirken die Ansagen von Dave Hopkins (eben jener Brüllwürfel) komisch aufgesetzt. Dabei stampft er wie ein Michelinmännchen mit Koffeinüberschuss von der einen Bühnenhälfte zur anderen. Hier und da werden ein paar Frickelparts eingebaut, aber im Großen und Ganzen haben wir es mit stumpfen Thrash Metal zu tun, der eher zum kollektiven Gähnen einlädt. Da ist es schon fast bezeichnend, dass mit dem MACHINE HEAD-Cover 'Davidian' zum ersten und einzigen Mal so was wie Euphorie im Publikum zu spüren ist.

Ein eher dürftiger Gig, der wieder einmal ohrensichtlich wiederlegt, dass ein schwaches Glied in der Kette das komplette Songgerüst über den Haufen wirft. Im Februar wollen die Jungs mit Andy Claasen im Studio Eins ein neues Album aufnehmen. Wenn die Jungs keine Quantensprünge im Songwriting hinlegen, dann bin ich dazu geneigt davon auszugehen, dass sauschlechte Songs von einem sehr guten Produzenten hochgepäppelt werden. Oder anders ausgedrückt: Rost bleibt Rost! Ob mit oder ohne neuem Lack.
[Tolga Karabagli]

Setlist:
Revenge Be Mine
Let Us Rise
Entertainment
The Face You'll Never See
Davidian (MACHINE HEAD-Cover)
Follow
Judas Cross
Religious Exploitation
Feelings Of Anger

Randnotizen:

Tja, was soll ich sagen? Irgendwie sind die TYRANTS geboren, um sich für manche Menschen unvergesslich ins Gedächtnis zu brennen. Holger und ich marschieren gegen 2.30 Uhr gen Koje, der Rest wird um 5.30 Uhr aus dem LKA gekehrt. Völlig sturzbesoffen kommt unser Gitarrero Volki auf die Idee, noch ein Bier zu schlucken und dabei ein wenig glasig in die Glotze zu stieren. Die Mistkrücke funzt aber nicht, worauf der Volkator auf die Idee kommt, an der Rezeption anzufragen, ob die noch ein Verbindungskabel vom Receiver zum Fernseher hätten (wie du auf die Idee kamst verstehe ich immer noch nicht). Als klein Hase bemerkt, dass morgens um diese Uhrzeit kein Radio- und Fernsehtechniker an der Rezeption auf klatschvoll gesoffene Hessen wartet, eiert der Gute wieder die drei Stockwerke in Richtung Zimmer, um zu merken, dass er die Tür zugezogen hatte, der Schlüssel aber innen liegt. Wat nun? Guter Rat is teuer ... aber kein wirkliches Problem für "Fulkey". Wieder runter ins Foyer und längs auf die Couch gepflezt.

So weit, so gut: Als Holger und ich am nächsten Morgen zum Essen gehen, spricht mich die immer noch leicht eingeschüchterte Hotelfachfrau in ihrem doch schon leicht greisen Alter an, ob ich derjenige welche bin, den sie heute morgen aus dem Foyer gescheucht hat? Zusammen mit mir das Zimmer gesucht hat, weil besagtes Subjekt nicht mehr sprechen konnte? Dabei zig Zimmer geöffnet hat, was einige derb angepisste Hotelgäste zur Folge hatte? "Nee", sag ich, "aber wie sah der denn aus"? Groß, Glatze ... passt ja auf mich ... dicke Plautze ... ahh, Volki ... oder Volli ...?
[Alex Straka]

Redakteur:
Elke Huber

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