Metric - Berlin
30.11.2006 | 15:5122.10.2006, Lido
Jeder, der behauptet auf ein METRIC-Konzert zu gehen, weil er die Musik toll findet, ist ein schamloser Lügner. Auf METRIC-Konzerte geht man, weil man Emily Haines schwitzen sehen möchte. Diese Frau ist purer Sex und der Grund für heraushängende Zungen der KonzertbesucherInnen. Ganz nebenbei machen METRIC auch tolle Musik, in ihrer Heimat Kanada sind sie quasi Superstars, die schon im Vorprogramm der ROLLING STONES ihre Hits zum Besten gaben. Aber wen interessieren schon solche Nebensächlichkeiten ...
Als Vorband stehen "Hallo, wir sind PROFESSION REPORTER aus Koblenz" auf dem Programm. Musikalisch kann man PROFESSION REPORTER irgendwo im breiten Feld des Indie-Rock einordnen. Live klingen sie etwas schwammig, eine Gitarre weniger hätte es auch getan. Die Songs sind gut, aber für meinen Geschmack nicht wirklich herausragend. Dafür räumt der Sänger den Preis für die schönste Johnny Ramone-Frisur ab. Die Jungs haben es mit dem METRIC-süchtigen Publikum nicht ganz einfach, beantworten aber geduldig alle aufkommenden Fragen. "Wie heißt Ihr eigentlich?" - "PROFESSION REPORTER. Und wie heißt Du?" Statt einer Antwort schallt es "Geh mal zum Friseur!" zurück. So viel Herzlichkeit gibt es nur in Berlin.
Die Umbaupause dauert wiedermal viel zu lange, ewig wird noch am Gitarrenverstärker gefummelt, bis endlich, vom Publikum bejubelt, Joules, Jimmy, Josh und Emily sich anschicken, den Saal zum Kochen zu bringen.
Die ersten Songs sind noch eher seicht, doch bei 'Patriarch On A Vespa' flippt Emily so richtig aus. Erwähnte ich schon, dass die Frau der pure Sex ist? Sie kickt ihre Füße in die Luft und hüpft über die Bühne wie ein hyperaktiver Flummi. Anneke van Giersbergen ist Valium dagegen. Was bei Metalbands Geschwindigkeit und Präzision ist, ist bei METRIC Leidenschaft.
Könnte man kurz die Augen von Emily und ihrem Keyboard losreißen, sähe man, dass die drei Jungs von METRIC mindestens ebenso leidenschaftlich zu Werke gehen. Joules ist hinter den Drums leider unsichtbar, macht aber gut Druck. Jimmy ist etwas schüchtern, dafür gewohnt melodiös. Josh rockt mit geschlossenen Augen und befingert seinen Bass wie eine Geliebte. Eigentlich optimale Voraussetzungen, um sich so richtig gehen zu lassen.
Leider ist der Saal zu groß oder die Fans sind zu träge. Es wird halt nur lauwarm. METRIC machen ihre Sache sehr gut, aber selbst mit Smash-Hits wie 'Monster Hospital' oder 'Dead Disco' lässt sich das Publikum nicht aus der Reserve locken. Mir zuckt es in den Beinen und ich möchte ständig loshüpfen, doch um mich herum stehen alle wie angewurzelt und wippen nur zaghaft mit, statt zu stagediven.
Als Fazit kann man sagen, dass das Konzert gut war, aber nicht an den legendären Auftritt im Magnet-Club heranreicht. Zehn Songs inklusive Zugabe sind leider auch viel zu kurz - und das bewegungsgehemmte Publikum war auch nicht gerade die Stimmungsrakete. Dafür gab es mit 'Rock Me Now' einen neuen Song zu hören, der schon sehr neugierig auf die nächste Platte macht.
Setlist:
Empty
Ending Start
Poster Of A Girl
Patriarch On A Vespa
Handshakes
The Police And The Private
Rock Me Now
Combat Baby
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Monster Hospital
Dead Disco
- Redakteur:
- Thomas Mellenthin