NORTHLANE, NOVELISTS und TEN56. - München
12.10.2024 | 12:3505.10.2024, Strom
Dreifaches Core-Spektakel im Club.
Heute geht es wieder nach München ins Back... Ah nein! Heute bin ich gar nicht in meiner Standard-Konzert-Adresse in München, sondern im kleinen Club "Strom" nahe der U-Bahn-Station Poccistraße, die ich verlasse, um erstmal eine gute Viertelstunde unter leichtem Nieselregen auf den Einlass zu warten. Ins "Strom" hat es mich getrieben, um einem dreifaches Core-Spektakel von NORTHLANE, NOVELISTS und TEN56. beizuwohnen. Vor etwas über einem Jahr war ich schonmal hier, damals machte WE CAME AS ROMANS hier Halt und konnten einen phänomenalen Auftritt mit grandioser Stimmung (und viel Schwitzen) bieten. Können NORTHLANE und Konsorten da mithalten?
TEN56. macht den Anfang und brüllt den Club erstmal eine halbe Stunde lang in Grund und Boden. Begleitet werden die Franzosen von Dunkelheit und dem übermäßigen Einsatz des Stroboskoplichts. Mein Fall sind die Jungs nicht, da hilft es auch nicht, dass Sänger Aaron Matts im zweiten Lied Gesellschaft von einem anderen Sänger mit oranger Mütze bekommt. Wer das ist, kann ich leider nicht herausfinden. Auf der Bühne ist einiges geboten, Bandmitglieder headbangen und der Sänger rennt umher. Im Publikum gibt es bereits die erste Pit, den Münchnern scheint es also, im Gegensatz zu mir, zu gefallen. Aaron ruft für einen Song sogar zu einer reinen "Girl Pit", also einer Pit mit nur Mädels auf. Die Idee gefällt mir, so können sich auch zurückhaltendere Frauen ins Getümmel wagen, ohne Angst zu haben, von einem 2-Meter-Riesen umgerannt zu werden. Nach dem kurzen Auftritt baut die Band selbst ab und das ziemlich schnell – da können sich andere Touren gerne eine Scheibe von abschneiden. Nach etwa einer Viertelstunde steht schon die nächste Band auf der Bühne.
Setliste: Saiko; Diazepam; ICU; Yenta; GOOD MORNING; Traumadoll; Boy; Kimo
NOVELISTS aus Frankreich trennte sich Anfang 2023 vom Sänger des letzten Albums "Déjà Vu", Tobias Rische. Er wird bald durch Camille Contreras ersetzt und mit der neuen Sängerin veröffentlicht die Band mehrere Singles und die EP "Okapi". Ein Album mit der neuen Sängerin Camille ist jedoch noch nicht erschienen, weshalb die Band auf gerade einmal 17 Minuten Songmaterial mit ihr zurückgreifen kann. Für den Rest des Auftritts muss NOVELISTS sich also beim letzten Album bedienen und ein Lied von diesem, 'Lost Cause', macht auch gleich den Anfang. Camille schlägt sich ganz gut, die Songs machen auch mit ihr Spaß. Ihre Stimme gefällt mir gut und kann unter anderem deshalb bei mir punkten, weil auch viel Klargesang Teil der Lieder ist und weniger Rumgebrülle. Im Vergleich zur Vorband ist dafür etwas weniger los auf der Bühne, es wird auch natürlich auch posiert, geheadbangt und die Gitarristen tauschen hin und wieder ihre Positionen rechts und links. Einmal kommen beide Gitarristen zusammen auf eine Seite und greifen die Akkorde des jeweils anderen. Solche Spielereien lockern den Auftritt auf und sorgen dafür, dass es trotz des allgemein niedrigeren Energielevels des gesamten Auftritts immer etwas zu sehen gibt.
'Mourning The Dawn' bildet ein Highlight des Auftritts, hierfür schnappt die Sängerin sich auch eine Gitarre und spielt diese und singt. Im Publikum gibt es eine kleine Pit und die Stimmung bleibt gut. Nach einer halben Stunde endet der Auftritt der zweiten Franzosen und die Band steht am Merchstand für Fans zur Verfügung.
Setliste: Lost Cause; Prisoner; Do You Really Wanna Know?; Terrorist; Heretic; Mourning the Dawn; Smoke Signals; Turn It Up (Keyboard Warriors Social Club)
Wieder dauert der Umbau nur knapp über 15 Minuten, bis der Headliner NORTHLANE auf der Bühne steht. Die Australier liefern eine gekonnte Show ab und die Stimmung im Publikum bleibt top! Das Publikum grölt mit, hüpft in und neben der Pit in der Mitte, wie bei den vorherigen Auftritten gibt es jetzt sogar Crowdsurfing. Der erste Crowdsurfer überrascht die Band und Sänger Marcus Bridge muss ihn eigenhändig auf die Bühne hieven, denn im "Strom" gibt es keinen Graben. Für die Folgenden übernimmt das ein Mitglied der Crew. Marcus zeigt sich sonst auch aktiv auf der Bühne, zumindest dann, wenn er nicht am Mikrofonständer steht. Zwischen den Songs richtet er das Wort an das Publikum und schürt die Laune weiter an. Im Kopf bleibt mir dabei vor allem "Show me what you got", das scheint der Spruch der ganzen Tour zu sein, Camille hat das vorhin auch schon gesagt. Mein Blick schwenkt jedoch oft weg vom Sänger, nach links. Dort steht Jon Deiley, der Bass spielt und ein Launchpad mit bunt leuchtenden Tasten bedient. Damit ist er wohl noch nicht ausgelastet, denn er wirft sich in Posen und manchmal springt er sogar mitsamt Bass in die Höhe. Josh Smith an der Gitarre schüttelt den Kopf und wirft sich in ein paar Posen, bleibt wie Schlagzeuger Nic Pettersen jedoch eher im Hintergrund. Musikalisch liefert die Band auch ab, mich stört nur der etwas verwaschene Mix, in dem Marcus Stimme leider untergeht. Vielleicht habe ich aber auch einfach einen blöden Platz im Club erwischt, an dem der Mix nun mal nicht gut ist. Nach gut zwei Dritteln des Auftritts muss ich leider gehen – Ich bin heute mit der Deutschen Bahn unterwegs und der letzte Zug fährt schon um elf.
Setliste: Carbonized; Intuition; Miasma; 4D; Talking Heads; Kraft; Bloodline; Dante; Echo Chamber; Clarity; Ra / Worldeater / Dispossession / Jinn; Solar; Mirror’s Edge; Afterimage; Clockwork; Nova; Citizen
Die "Mirror's Edge"-Tour ist für mich ein voller Erfolg, NOVELISTS und NORTHLANE sind beide sehenswert, der Opener TEN56. erfüllt seine Funktion des Aufwärmens des Publikums und die Stimmung im "Strom" ist super! Das zuvor genannte WE CAME AS ROMANS-Konzert können sie jedoch nicht schlagen, da war die Stimmung einfach noch ein bisschen besser. Nur die deutsche Bahn macht mir dann noch einen Strich durch den schönen Abend, da der Zug über zwei Stunden Verspätung bekommt, indem er ewiglich an einer S-Bahn-Haltestelle knapp außerhalb Münchens steht, während Fahrgäste medizinisch versorgt werden und die Polizei die Umstände nach einer Schlägerei im Zug aufklären muss. Dann fahre ich in Zukunft halt doch wieder mit dem Auto, während das Oktoberfest in München stattfindet.
Bericht und Fotos: Noah-Manuel Heim
- Redakteur:
- Noah-Manuel Heim